Martin J. Krajnc schrieb:
Wie verlief bei Euch die "kameratechnische" Entwicklung?
Nachdem ich jetzt alle Beiträge aufmerksam gelesen habe und mir aufgefallen ist, wie viele Kameras und vor allem Objektive es gibt / gegeben hat, von denen ich noch nie etwas gehört oder gesehen habe, fühle ich mich inspiriert, auch meine "Entwicklung" mal aufzuführen und dabei einen ganz neuen Namen und Kameratyp in den Ring zu werfen.
Die ersten Anfänge waren mit vielen anderen "Fällen" vergleichbar, später wurde es dann aber etwas absonderlich, wie auch die Entwicklung meines Musikgeschmacks (nicht wahr, Martin?):
1966 war das Jahr meines ersten Schüleraustausches mit Châteaulin in der Bretagne, und zu diesem Anlaß bekam ich endlich den schon lange ersehnten Fotoapparat. Alle Welt hatte damals eine Kodak Instamatic, aber für mich mußte es damals schon etwas Spezielles sein, also wurde es eine Agfa Iso Rapid (weiter oben schon vorgestellt), die bei stehendem Objekt und guter Beleuchtung sogar ein paar ganz ansehnliche Fotos hat entstehen lassen.
Aber so richtig begeistert war ich auf die Dauer dann doch nicht. Daher habe ich mir
1968/69 für längere Zeit von meinem Schwager seine Agfa-irgendetwas-Klappkamera ausgeliehen, die wahlweise 4x4- oder 6x6-Negative belichten konnte. Die Ergebnisse waren durchweg sehr gut, bis auf die paar Bilder, bei denen ich mich von den vielen Markierungen auf dem Rollfilm habe verwirren lassen und dadurch teilweise überlappende Doppelbelichtungen produziert habe.
1969 habe ich mir (von meinem ersten bei der DSG verdienten Geld) auf Empfehlung hin bei Quelle eine Revue-Spiegelreflexkamera gekauft, die wohl eine Zenith aus der UdSSR war. Bei diesem Apparat ist mir in erster Linie in Erinnerung, daß man mit der Blendeneinstellung noch lange nichts eingestellt hatte, sondern immer noch einen separaten Ring am Objektiv nachdrehen mußte, was leider oft genug danebenging - was für ein Unfug. Diese Apparatur habe ich dann
1970 unterwegs in Multan (Pakistan) zwecks Geldbeschaffung gewinnbringend an einen örtlichen Fotohändler verkauft, was mir damals zwar weh getan hat, letztlich aber sicher eine gute Entscheidung war.
Als Ersatz habe ich daraufhin von meinem Indienfahrt-Kumpel seine Kleinbildkamera (die in Pakistan keiner haben wollte, den wenig geläufigen Namen habe ich vergessen) ausgeliehen, die einige merkwürdige Markierungen im Sucher hatte, welche ich einige Zeit nicht durchschaut und daher damit einigen Ausschuß in die Welt gesetzt habe.
Auf der Suche nach einer neuen Kamera habe ich mich an die sehr guten Ergebnisse der Rollfilmkamera meines Schwagers erinnert und mir daher testhalber für wenig Geld einen uralten Agfa-Apparat zugelegt, mit dem man 6x9-Negative erstellen konnte, aufgrund der Überlegung, daß für das Fotografieren von Eisenbahnfahrzeugen rechteckige Bilder prinzipiell besser geeignet sind als quadratische und ich mit noch größeren Negativen qualitativ noch eins draufsetzen könnte. Tja, leider habe ich mit dieser Kamera nie ein ansehnliches Foto zustande gebracht, aber das kann auch an mangelndem Elan meinerseits gelegen haben.
Also doch wieder Kleinbild. Durch meine damals beginnenden häufigen DDR-Einreisen war ich inspiriert, es einmal mit einer Praktica zu versuchen. So wurde es dann
1971 eine Praktica super TL, ein mechanisches Wunderwerk, allerdings in Köln gekauft und nicht mit "Schwarzgeld" in Dresden, was später immer wieder zu nervigen Eintragungen auf Zollerklärungen führte, um das gute Stück auch unbehelligt wieder ausführen zu können. Diese Kamera hat mir acht Jahre lang treue Dienste geleistet und vor allem das dauernd Herumgeschlepptwerden klaglos ertragen - bis dann eines Tages das Prisma endgültig gebrochen war. Manchmal hat es sich wieder "zurechtgerüttelt", aber auf die Dauer ging das so natürlich nicht.
1979 kam also der Ersatz in Gestalt einer weiteren Praktica super TL, allerdings in der weiterentwickelten (?), eckigeren Form. Bei diesem Exemplar fiel bald unangenehm auf, daß der Auslöser recht schwergängig war und oft viel zu spät reagierte, was zu etlichen Verwacklern führte.
Weil ich von dem ganzen Kleinbildmist zunehmend genervt war, habe ich mich nach Alternativen umgesehen und war eines Tages kurz davor, mir eine der riesigen, kiloschweren Pentax-6x7-Kameras zuzulegen, obwohl diese einen Koffer für sich allein benötigt hätte, was bei meinem dauernden Unterwegssein eher lästig gewesen wäre. Da fiel mir eines Tages im SPIEGEL eine recht unscheinbare Anzeige für eine mir bis dahin völlig unbekannte Kamera namens PLAUBEL auf, in der besonders auf den Klappmechanismus und die deswegen geringen äußeren Maße des Apparates hingewiesen wurde, so daß ich gleich dachte "Das wär doch was!"
Nach reiflicher Überlegung habe ich mir dann diese Kamera
Plaubel Makina 67 näher angesehen und Ende
1982 gekauft, zum "Schnäppchenpreis" von genau 1.876, - DM (zu diesem Preis in Euro bekommt man heutzutage nicht mal eine gebrauchte!)!
Und das war's, seitdem gab es keine Umorientierung und Neuanschaffung mehr, denn ich habe die für mich ideale Kamera gefunden, auch wenn
- sie kein Wechselobjektiv hat, aber durch Tele und Weitwinkel verzerrte Bilder kann ich sowieso nicht leiden;
- nach nur 10 Aufnahmen der Film gewechselt werden muß, aber sogar daran kann man sich gewöhnen - immerhin wird der Film genau so gespannt wie bei einer Kleinbildkamera und muß nicht händisch weiter"gescrollt" werden:
- sie seit etwa 1995 einen defekten Belichtungsmesser hat; selbst bei der Spezialfirma Arlüwa (die es mittlerweile anscheinend auch nicht mehr gibt) hätte man für die Reparatur ("vermutlich Kabel durchgescheuert") erst Spezialwerkzeug besorgen müssen, und das wäre dann etwas sehr teuer geworden, also fotografiere ich seitdem "nach Gefühl", und da ich immer den gleichen Film verwende (Fujicolor mit 400 ASA, weil ich auch jederzeit Innen- und Nachtaufnahmen machen möchte, mit 1/4 Sekunde aus der Hand, das geht alles!), funktioniert das erstaunlich gut.
Die einzige erforderliche Reparatur war bisher eine Gängigmachung des Scherenprinzips zur Entfernungseinstellung, auch so vor etwa 20 Jahren. Der dauernd strapazierte Balgen ist immer noch in bestem Zustand. Ganz neuerdings scheint allerdings mit der Schärfeneinstellung etwas nicht zu stimmen, wahrscheinlich liegt es wieder an der Scherenmechanik. Ich habe deswegen "kürzlich" in Hohenbudberg ein paar Testfotos gemacht, das Ergebnis weiß ich aber noch nicht, denn Entwickeln dauert ja immer ein bißchen....
Lothar Behlau, dem keine Digiknipse ins Haus kommt - stattdessen war ein neuer Plattenspieler erforderlich, der nur leider keine 78 Umdrehungen mehr kann
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:09:14:16:27:48.