Guten Abend allerseits,
am 11.06.1994 gab sich der ET 491 001 die Ehre und besuchte das Berliner Technikmuseum.
So richtig herumgesprochen hatte sich das wohl nicht, zumindest nicht im Bereich der Zuführung zum früheren Bw Anhalter Bahnhof. So kam es, dass auch nur sehr wenige Fotografen den Triebwagen samt V 60, ähh 346 am Stellwerk A(nhalter)g(üter)b(ahnhof) erwarteten. Über einen befreundeten Eisenbahner, der einen kannte, der was wusste, dass da was kommen könnte, bekam auch ich Wind von dieser Aktion und so ergab sich die für mich einmalige Gelegenheit, das Stellwerk Agb auch mal aus der Nähe zu inspizieren, denn bereits damals sprach man schon vom baldigen Betriebsende auf diesem markanten Gebäude, dass ja nun leider nicht mehr vorhanden ist.
Drehen wir also noch einmal die Uhr zurück. Wie gesagt, heute ist es 24 Jahre her und ganz in der Nähe rauschen heute die Züge (wieder) vorbei, was damals uns allen kaum vorstellbar erschien. Auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle führt mich heutzutage auch öfters der Weg am früheren Agb vorbei, auch davon soll noch etwas zu sehen sein am Schluß dieser Betrachtung.
Annäherung an das Agb vom Süden, hinter uns befindet sich die Monumentenbrücke:
Schon damals eine interessante Treppenkonstruktion:
Diese Perspektive dürfte manch Einem bekannt vorkommen, wurde doch hier in den 1930ern ein Bild aufgenommen, das später auch in einem Buch über das Signalwesen der Eisenbahn zu sehen war (im Hintergrund übrigens die Monumentenbrücke):
Und hier der entsprechende Blick ins Buch:
Nun war es an der Zeit, dieses "Relikt" des früheren Berliner Fernverkehrs von innen zu betrachten:
Da auf mich bereits als Kind das Thema Anhalter Bahnhof eine gewisse Mystik ausstrahlte, war dies hier quasi eine Zeitreise in die Zeit der alten Eisenbahn, auch wenn dies zum Großteil nur eine Illusion war:
Kaum war dieses Thema so halbwegs "verdaut" und gesättigt, stand schon das nächste einmalige Erlebnis vor der Tür - der gläserne Zug besuchte Berlin! Allein die Zuführung über die damals nicht elektrifizierte Strecke war seinerzeit schon ungewöhnlich - dass dieses Unikat auch noch das Technikmuseum besucht - dies wäre wenige Jahre zuvor undenkbar gewesen!
Ob wir nicht lieber auf der Drehscheibe Fotos machen wollten, als in dieser "Wildnis", wurden wir vom Rangierpersonal gefragt - wer wollte da schon nein sagen... also hoch auf die Lok und über das letzte Zuführungsgleis fuhren wir in Richtung Technikmuseum - die Yorckbrücken sind vor uns erkennbar:
Da steht er, als wäre es nie anders gewesen, nur die "106" - könnt Ihr die mal wegfahren?
Na bitte, geht doch:
Nach unzähligen Fahrzeugbewegungen und Drehscheibenfahrten durften die Fahrgäste wieder einsteigen und die 346 kuppelte wieder an, um den Triebwagen wieder "unter Draht" zu bringen - natürlich ging es wieder zum Agb:
Und dann war es Zeit für den Abschied - vom ET 491 und vom Agb:
Lange dauerte es nicht mehr, bis das Stellwerk außer Betrieb genommen wurde. Lange stand es noch verlassen dort und irgendwann begann auch dort das leider übliche Programm: Sachbeschädigung Brandstiftung, Verwahrlosung.
Auch wenn es Ideen gab, das Stellwerk zu restaurieren und einer Nutzung zuzuführen, scheiterte alles was auch
hier noch einmal nachzulesen ist.
Ein Blick in Richtung Monumentenstraße vom vergangenen Wochenende - die Signalmasten stehen noch als "Orientierungspunkt", daneben hat sich mittlerweile der "Flaschenhalspark" ausgebreitet, Eisenbahnarchäologen können hier noch stellenweise forschen, wie das Südgelände vor über 20 Jahren noch zu großen Teilen aussah:
Dies ist übrigens das Gleissperrsignal, welches vor dem Hauptsignal X ganz rechts stand, Vergleich siehe weiter oben:
Ich hoffe, Ihr habt den kleinen Ausflug genossen. Bis bald mal wieder grüßt
der (Nordbahn-)Micha