Liebe HiFo-Freunde,
bei den Vorbereitungen zu meinem Beitrag über den Ausflug Pfingsten 1968 nach Goslar [
www.drehscheibe-online.de] dämmerte es mir, dass ich 20 Jahre später wieder einen Pfingstausflug gemacht hatte, bei dem auch Dampfloks eine Rolle gespielt hatten und einige, für einen Beitrag vielleicht interessante Fotos entstanden waren. So habe ich also Negative durchsucht, bin fündig geworden, habe gescannt, ausgewählt und bearbeitet, so dass ich heute 8 Bilder präsentieren kann.
1988 war ich inzwischen längst Familienvater, und Familie Groß war an einem der Pfingstfeiertage, vermutlich Sonntag, den 22.5., von Köln aus Richtung Westerwald gestartet, d.h. zunächst Siegtal-aufwärts bis Betzdorf per DB-Eilzug. Ab Betzdorf verkehrte aus Anlass des Jubiläums „75 Jahre Westerwaldbahn“ ein Dampf-Sonderzug über Scheuerfeld und dann auf WEBA-Gleisen nach Bindweide, geführt von 38 1772 als Vorspannlok und 24 009 als Zuglok. Anhand dieser Reihenfolge habe ich das Datum nachträglich identifiziert; an den anderen Tagen vorher/nachher war die Reihenfolge m.E. anders herum. Sollte ich hier etwas verwechselt haben, bitte ich um Mitteilung.
Noch ein Wort zur aktuellen Lage da: Aufnahmen wie in diesem Beitrag wird man wohl nicht mehr machen können, weil der Güterverkehr (und damit der Gesamtverkehr) auf den Strecken der kreiseigenen Westerwaldbahn am 28.7.2017 aufgrund eines Beschlusses des Kreistags Altenkirchen endgültig eingestellt wurde, s. [
www.ak-kurier.de]. Meines Wissens hat sich aufgrund der Ausschreibung kein Betreiber gefunden, der die Infrastruktur weiter betreiben will.
Zurück zum 22.5.88: als erstes Foto präsentiere ich ein aus dem Zugfenster auf die Doppelbespannung gemachtes Bild, das verdeutlicht, dass die beiden Maschinen bei der Bergfahrt nach Bindweide ihre Mühe hatten:
Bild 1
38 1772, die letzte aktive DB-P 8, ist inzwischen als nicht betriebsfähige Museumslok im Privatbesitz und bei den Eisenbahnfreunden Hanau hinterstellt [
www.revisionsdaten.de]. 24 009 befindet sich gemäß [
www.eisenbahn-museumsfahrzeuge.com] als nicht betriebsfähige Museumslok bei der „Stiftung Dampflok 24 009“.
Nach Ankunft in Bindweide habe ich mich schnell in Richtung Betriebswerk begeben, weil da weitere Dampfloks standen: die beiden 1´C-Loks 74 1192 und die BLE 146 sollten den Anschlusssonderzug nach Weitefeld befördern. Die als „8470 Berlin“ in Betrieb gegangene, spätere 74 1192 hatte ihre letzten Betriebsjahre beim VEB Industriebahn Erfurt absolviert, wurde 1977 von der DGEG erworben und gehört heute der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum [
www.dampflokomotivarchiv.de].
Bild 2
Die 1942 gebaute, spätere BLE 146, unverkennbar eine „Elna 2“, war 1964 – 70 im Bestand der Butzbach – Licher Eisenbahn (BLE); seither gehört sie der DGEG, aktuell als nicht betriebsfähige Museumslok [
de.wikipedia.org].
Wenig später tauchte auch die P 8 meines Sonderzugs vor dem Lokschuppen auf. Beim nächsten Bild habe ich versucht, irgendwie nur die beiden Preußen (übrigens vom gleichen Baujahr 1915) aufs Bild zu bekommen – nun ja, es sind beide drauf, die T 12 aber nur halb, s. Bild 3.
Gegenüber dem Zustand 2 Jahre vorher, s. Bild 13 in [
www.drehscheibe-online.de] hat sich 38 1772 verändert, nach meinem subjektiven Urteil zu ihrem Vorteil: sowohl die Witte-Bleche als auch der Wannentender standen der P 8 für meinen Geschmack gut, auch, wenn beides nichts mit ihrem Ursprung zu tun hatte; es waren natürlich spätere DB-“Zutaten“! Allen, die die Lok aus ihrer letzten Betriebszeit in Tübingen und Rottweil nur mit preußischem Kastentender kennen, sei gesagt: den hat sie erst (wieder) bei ihrem Wechsel nach Tübingen 1967 erhalten, s. Text zu Bild 10 in [
www.drehscheibe-online.de].
Bild 3
Auf Bild 4 ist zu erkennen, weshalb 38 1772 neben dem Tenderlok-Gespann Aufstellung genommen hat: der gelbe Bagger hinten belädt den Tender mit Kohlen. Das Bild klebt auch im Großschen Familienalbum 1988; meine Bildunterschrift lautet „Dampfbetrieb wie vor 20 Jahren“. Nun ja, Hydraulikbagger als Bekohlungsanlage waren 1968 noch eher selten, ebenso wie weiß getünchte Wasserkräne – aber sonst passt es schon, meine ich. „KHK“ K. Henning Kurth hat in [
www.drehscheibe-online.de] dieselbe Situation von fast derselben Stelle aus aufgenommen; außerdem sind in seinem Beitrag Aufnahmen von dem erwähnten Anschlusssonderzug zu finden.
Bild 4
Wo die Zuglok 24 009 versorgt wurde, weiß ich nicht mehr; dokumentiert habe ich davon nichts. Beim nächsten Bild steht sie bereits für die Rückfahrt nach Betzdorf am Zug – da hier oben keine Drehscheibe existierte, natürlich Tender voraus, während 38 1772 dahin unterwegs ist. Und zwischen den beiden Dampfloks ist ein WEBA-V 26-Pärchen auszumachen, vermutlich die Loks 1 und 2.
Bild 5
Bei dieser Rückfahrt sind wir allerdings nicht mitgefahren; Talroller Tv reizten mich nicht. Auf der anderen Seite waren wir vorher noch nie im Westerwald gewandert. Und so haben wir beschlossen, von Bindweide aus durch die „Kroppacher Schweiz“ und vorbei am Kloster Marienstatt nach Hachenburg zu wandern, eine Tour, die die Mehrheit der Familie an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht hat, zumal der Schlussanstieg nach Hachenburg in der Sonne erfolgen musste! Mit Engelszungen musste ich meine 3 Lieben überreden, mir noch die letzten 100 m vom Eingang der Fußgängerzone bis zum Markt zu folgen. Sonst wäre ihnen nämlich der Eindruck von Bild 6 entgangen. Ich zeige dieses Bild hier, um ein klein wenig Werbung für dieses Ziel und die Anreise mit der Bahn zu machen; der Markt ist einfach einmalig!
Bild 6
Irgendwann stand dann die Rückfahrt an, die natürlich direkt ab Bf. Hachenburg erfolgte. Apropos direkt: wir fuhren mit der, wenn ich mich richtig erinnere, damals einzigen Direktverbindung von Hachenburg nach Köln Hbf, nämlich mit dem Eilzug Fankfurt – Limburg – Westerburg – Au – Köln, einem der bekannten „Heckeneilzüge“. Leider habe ich nur Kursbücher S 87 und W 88/89, aus denen die Zugnummer für S 88 nicht zweifelsfrei zu übertragen ist. Bild 7 zeigt die Einfahrt des Zuges in den Bf. Hachenburg.
Bild 7
. . . | Die Zuglok 216 142 war von ihrer Abnahme 1967 bis 72 im
Norden beheimatet (HH, HL), anschließend bis 89 (und da-
mit zum Aufnahmezeitpunkt) in Limburg und kam dann über
Gießen letztlich nach Kassel; die Z-Stellung erfolgte da am
30.1.01, die Ausmusterung erst gut 3 Jahre später, nämlich
am 28.5.04 [www.revisionsdaten.de].
Ich hatte oben nicht nur für das Städtchen Hachenburg sel-
ber, sondern auch für die Bahnanreise Werbung gemacht,
aus gutem Grund: anders als bei vielen anderen Mittelge-
birgs-Bahnstrecken verlässt diese Strecke, die Oberwester-
waldbahn, von Au kommend, sehr schnell das Tal, so dass
sich aus aus dem Zugfenster schon vor Altenkirchen recht
weite Blicke in die Landschaft eröffnen.
Bild 8 ist zwar nicht der ultimative Beweis für diese Fest-
stellung; Ihr dürft mir aber ruhig glauben, dass das so ist.
Ich weiß nicht mehr, wo das Bild aufgenommen ist, sicher
noch zwischen Hachenburg und Altenkirchen, d.h., solan-
ge die Lok noch als Zuglok fungierte; in Altenkirchen fand
und findet bei der Fahrt Richtung Au ein Richtungswechsel
statt.
Mit der Sonne stand ich bei der Tour wohl ein bisschen auf
Kriegsfuß; hier habe ich trotz des krassen Gegenlichts abge-
drückt, mit dem Ergebnis, dass außer dem Telegrafenmast
nicht viel zu erkennen ist. Aber genau der war seinerzeit ty-
pisches Merkmal jener Strecke, und sollte es auch noch et-
liche Jahre bleiben.
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Bild 8 |
So, das war ein kleiner Bericht über den Pfingstausflug 1988 von Familie Groß. Für mich war das eine tolle Kombination von Bahnnostalgie und Wanderung. Der Rest der Familie hat das irgendwie immer noch anders in Erinnerung!
Das meiste Dargestellte wird es wohl nie wieder geben, nämlich Nostalgiefahrten auf der Westerwaldbahn und Lok-bespannte Züge, die auf der Relation Frankfurt – Köln über Westerburg und Altenkirchen über den Westerwald fahren. Aus meiner Sicht ist aber wichtiger, dass zwischen Limburg und Au heute überhaupt noch Personenvekehr auf der Schiene stattfindet; unmittelbar nach dem unseligen Koch/Steinbrück-Papier [
www.ertragsteuerrecht.de] hätte das auch anders ausgehen können.
Jetzt wünsche ich Euch erstmal schöne Pfingstfeiertage!
Bis zum nächsten Mal
Klaus