1970 war ich unterwegs, um alle Privatbahnen in Nordwestdeutschland, die noch Personenverkehr hatten, zu befahren und so erst einmal kennenzulernen. Informationen hatte ich wenige, eigentlich nur das Kursbuch. Und so machte ich mich am 14.10.1970 auf den Weg zur
„Werne-Bockum-Höveler Eisenbahn (WBHE)“, die früher Kleinbahn Werne – Ermelinghof hieß und für die das Kursbuch zwei Zugpaare zwischen Werne-Ost und Bockum-Hövel auswies. Ich wollte das Morgenzugpaar, gegen 8 Uhr ab Werne-Ost mit Rückkehr gegen 10 Uhr, benutzen. Also auf mit DB-Zügen nach Werne, wohl ahnend, dass da ein etwas längerer Fußweg nach „Werne-Ost“ auf mich zukam. Aber diesen „Bahnhof“ kannte dort auf Nachfrage kein Mensch, ich fand dann aber am Gelände der Zechen Werne 1/2 einen Bahnsteig mit dem Schild „Werne - Bockum-Höveler Eisenbahn“. Etwas Zeit war noch bis zur Abfahrt und es war nicht uninteressant, den regen Grubenbahnverkehr (ausschließlich Dampflokbetrieb) anzuschauen. Aber etwas tat sich nicht: Ein Personenzug war weit und breit nicht zu sehen und nach etwa 2-3 Stunden brach ich die Warterei ab.
Erst später erfuhr ich, dass ich mit einem der gesehenen Güterzüge auf der Dampflok hätte mitfahren können, für ganze 50 Pfennig! Die als öffentliche Eisenbahn, zuletzt von der Ruhrkohle AG (RAG), betriebene WBHE ersparte sich bei den im Fahrplan ausgewiesenen Personenzügen (GmP) in der Regel die Mitnahme des einzigen vorhandenen Personenwagens Nr. 1, denn es fuhr (ausgenommen mal ein Eisenbahnfreund oder eine angemeldete Gruppe) sowieso niemand mit. Bei späteren Besuchen wusste ich das dann natürlich. Aber obwohl ich in den Folgejahren öfter mal kurz in Bockum-Hövel vorbeischaute, konnte ich nie ein Personenwagen im Zug eingestellt sehen.
Die Verhältnisse änderten sich mit der Umstellung auf Diesellokbetrieb (1975) und der Beschaffung eines altbrauchbaren Triebwagenanhängers von den Osthannoverschen Eisenbahnen AG (1977). Dann wurde der Personenwagen eigentlich immer mitgeführt, bis der Reiseverkehr schließlich am 15.11.1985 endete.
Auf die interessante Historie der WBHE möchte ich hier nicht weiter eingehen, da gibt es genügend Informationsquellen. Heute ist der Bergbau, mit dem die Geschichte der Bahn untrennbar verbunden ist, in der gesamten Region ja schon längst Vergangenheit. Die ursprünglich 12 km lange WBHE-Strecke besteht auch nur noch im Abschnitt von Bockum-Hövel (Übergang zur Staatsbahn) bis Stockum zur Versorgung des dortigen Kraftwerks “Gersteinwerk“ - aber das soll 2019 stillgelegt werden. Und die Zechen-Verbindungsbahnen, die von der 1975 stillgelegten Werner Zeche 1/2 auch Fahrten nach Kamen, Bönen und Unna-Königsborn ermöglichten, sind ebenfalls Geschichte.
Viel Spaß beim Betrachten einiger Fotos; Fortsetzungen folgen noch.
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Viele Grüße
Dieter
Lok 15 rangiert in Werne-Ost am Tor zur Zeche Werne 1/2, 14.10.1970
Lok 14 mit einem Kohlezug in Werne-Ost am 14.10.1970
Personenwagen 1; Werne-Ost am 09.11.1974
Lokschuppen auf dem Gelände der Zeche Werne 1/2 am 09.11.1974
Lok 15 war am 09.06.1972 mit einem Güterzug (der eigentlich ein GmP sein sollte) von Bockum-Hövel nach Werne-Ost unterwegs. Es wurden nicht nur Kohlen und Grubenbedarfe transportiert, auch einige sonstige Güterkunden waren an der Strecke vorhanden
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