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Ingolstadt 1892: Flankenfahrt

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 08.05.18 20:43

Augsburger Abendzeitung
Dienstag, 30. August 1892
Nr. 240
+* München, 29. Aug. Heute Früh 8 1/2 Uhr stieß in Ingolstadt=Zentralbahnhof auf den von München ankommenden und in der Einfahrt begriffenen Personenzug 7 eine Rangirmaschine seitlich auf, wobei Wagenwärter Ungerer getödtet, ein Postadjunkt, ein Postkondukteur, zwei Gendarmen und drei Schüblinge leicht verletzt wurden. Die beiden Lokomotiven und drei Wagen wurden erheblich beschädigt. Der Personenzug erhielt eine Verspätung von 1 1/2 Stunden. Untersuchung ist eingeleitet.

r. München, 29. Aug. Der Postadjunkt Röbl, welcher nebst einem Postkondukteur den Dienst in dem bei Ingolstadt verunglückten Postzuge zu versehen hatte, kam heute Nachmittag hier an, da er nur eine leichte Verletzung bei dem Zusammenstoß davontrug, während der im gleichen Waggon befindliche Postkondukteur gänzlich unverletzt blieb. Herr Rödl wird im Hause seiner Angehörigen sich verpflegen lassen und voraussichtlich nach Verlauf von wenigen Wochen wieder seinen Dienst antreten können. - Hiebei mag bemerkt werden, daß gerade die Postbeamten, welche den Bahnpostdienst zu versehen haben, sehr häufig bei Unglücksfällen auf der Eisenbahn betheiligt sind, da der Postwagen zumeist gleich nach dem Dienstwagen einrangirt ist. Der getödtete Wagenwärter Unger ist 37 Jahre alt und hinterläßt eine der Entbindung entgegensehende Frau, sowie vier Kinder.

Walter

Re: Ingolstadt 1892: Flankenfahrt

geschrieben von: Otwf (K)

Datum: 11.05.18 13:41

zwei Gendarmen und drei Schüblinge leicht verletzt wurden.

Schüblinge war in Süddeutschland wohl die Bezeichnung für "Abzuschiebende"! Also alle die Leute, die den Oberen unangenehm auffielen, wie Bettler, Sinti usw., denn neben den Bettlern, die den Weg ins bürgerliche Leben nicht mehr fanden, waren auch Schausteller, Seiltänzer, Marionettenspieler und Komödianten Außenseiter der Gesellschaft.

Edit: ein "zu" eingefügt bei Abzuschiebende.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:05:11:13:42:25.

Re: Ingolstadt 1892: Flankenfahrt

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 11.05.18 14:13

Hallo Otwf,

"Schüblinge war in Süddeutschland wohl die Bezeichnung für "Abzuschiebende"! Also alle die Leute, die den Oberen unangenehm auffielen, wie Bettler, Sinti usw., denn neben den Bettlern, die den Weg ins bürgerliche Leben nicht mehr fanden, waren auch Schausteller, Seiltänzer, Marionettenspieler und Komödianten Außenseiter der Gesellschaft."

das ist schlichtweg falsch. "Schüblinge" waren in Bayern Strafgefangene, die (oft mittelst Zug) von einer Strafanstalt (Zuchthaus, Gefängnis) in die andere oder zu/von einem Gerichtstermin transportiert wurden. Etwa um 1910 wurden von der K.Bay.Sts.B. sogar Personenwagen mit einem eingebauten sogenannten "Schubabteil" beschafft.

Gruß
Walter