Die meterspurige
Inselbahn Juist verband das Inseldorf mit dem weit im Watt an der Fahrrinne liegenden Schiffsanleger. Die 2,8 km lange Strecke verlief entlang der Wattseite der Insel relativ unspektakulär, aber markant dann die 0,8 km lange Pfahljochstrecke von der Insel zum Anleger - bei Hochwasser ein besonders interessantes Bild. Über die 1898 (zunächst als Pferdebahn) eröffnete Inselbahn lief der gesamte Reise- und Güterverkehr der Insel.
Die Inselbahn hatte sich -besonders ab Ende der 1950er Jahren- zu einem wahren Sammelbecken schmalspuriger Talbot-Triebwagen (drei VT ex Eckernförde, ein VT ex Geilenkirchen und ein VT ex KAE) entwickelt, daneben verschlug es zahlreiche Güter-, Personen- und Beiwagen vom Festland nach Juist, darunter auch drei hier nur noch als Beiwagen eingesetzte ehemalige VT (1x ex Eckenförde, 2x ex MEG). Die beiden in den 1970er Jahren vorhandenen Dieselloks stammten ursprünglich von der Herforder Kleinbahn.
Die Grundlast des Reisezugverkehrs trugen die Triebwagen. Je nach Reisendenaufkommen waren das Langzüge (VT + diverse Beiwagen + VT) oder nur kurze reine VT-Züge. Gefahren wurden auch Personalzüge und gelegentlich bespannten die Triebwagen Güter- und Gepäckzüge, obwohl das vorwiegend die Aufgabe der Dieselloks war. Bei Sturmflut allerdings mussten die V-Lok sogar die Reisezüge fahren, da die Unterflurmotoren der VT das (vorwiegend auf der Pfahljochstrecke) durchaus mal an die Züge klatschende Nordseewasser wohl nicht „überlebt“ hätten.
Der äußerst rege und interessante Inselbahnbetrieb endete 1982 mit Inbetriebnahme eines neuen ortsnahen Hafens. Dessen Bau hatte man letztlich beschlossen, weil die Pfahljochstrecke abgängig war und für viel Geld hätte erneuert werden müssen. Damals gab es etliche warnende Stimmen, die vor einer Versandung und Verschlickung eines künstlichen Inselhafens warnten. Wenn man von den Problemen hört, die die Inselgemeinde heute mit der ständigen Baggerei im Hafen sowie der Entsorgung des „geförderten“ Schlicks hat, lagen die damaligen Kritiker wohl doch nicht so ganz falsch ...
Wie dem auch sei: Am 10.03.1982 fuhr der letzte reguläre Inselbahnzug und am 24.03.1982 erfolgte die offizielle Verabschiedung. Viele Fahrzeuge wurden danach verschrottet, einige sind aber bis heute bei neuen Eigentümern (u.a. diversen Museumsbahnen) erhalten geblieben.
In den 1970er Jahren habe ich die Inselbahn bei zwei mehrtägigen Aufenthalten auf der Insel relativ ausgiebig fotografieren können. Dass es bei einem dieser Besuche eine Sturmflut gab und ich auch den dann etwas anderen Bahnbetrieb „live“ erleben konnte, war natürlich Glück.
Mit diesem Teil 1 startet eine „Juister Inselbahnwoche“ mit Bildern, die im Bereich des damaligen Schiffsanlegers entstanden. In den weiteren Folgen wird es um Züge auf der Pfahljochstrecke, die Inselstrecke mit Güter- und Triebwagenzügen, den Bahnhof und die Betriebswerkstatt sowie -zum Schluss- den Verkehr bei Sturmflut gehen.
Link zum Teil 2: [
www.drehscheibe-online.de]
Link zum Teil 3: [
www.drehscheibe-online.de]
Link zum Teil 4: [
www.drehscheibe-online.de]
Link zum Teil 5: [
www.drehscheibe-online.de]
Link zum Teil 6: [
www.drehscheibe-online.de]
Link zum Teil 7: [
www.drehscheibe-online.de]
Viele Grüße
Dieter
Am Anleger trafen sich am 02.05.1975 die Lok „Carl“ mit einem Güterzug und die Triebwagen T 1 + T 3
T 3 am 03.05.1975 auf dem Anleger
T 5 mit Gepäckzug am Anleger, 01.05.1979
Der Anleger am 01.05.1979 mit Einfahrt eines von T 2 geführten Personenzuges (links), rechts war der T 5 als Vorzug mit angehängtem Gepäcktransportwagen bereits angekommen
Aus den Zügen, die die Pfahljochstrecke befuhren, ergab sich dieser Blick auf den Anleger. Aufnahme entstand am 01.05.1979
Alle Fotos stammen, wenn nichts anderes angegeben ist, von mir und sind urheberrechtlich geschützt.
Mein HiFo-Beitragsverzeichnis: [www.drehscheibe-online.de].
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:04:21:10:07:45.