Achristo's Foto-Historama: Historische Beiträge mit Fotos und Texten aus der Welt der Privatbahnen, Werksbahnen, Feldbahnen, städtischen Verkehrsbetrieben und der DB.

Am 7. Mai 1984 besuchte ich zusammen mit Herbert Fritz (†) die Anschlussbahn der Lenzing AG in Lenzing am Attersee in Oberösterreich. Hier gab es noch Dampfbetrieb mit Dampfspeicherlokomotiven. Folgende Notizen hatte ich mir gemacht:

Ein Besuch bei diesem immerhin 3600 Arbeiter beschäftigenden Werk ist nur nach Voranmeldung möglich. Für uns nahm sich Herr Ing. Aigner, Chef der Verkehrsabteilung, dann aber einen ganzen Vormittag Zeit.
Vorhanden sind drei Dampfspeicherlokomotiven, von denen zwei jeweils eingesetzt werden, die dritte steht im Lokschuppen als Reserve oder befindet sich in Reparatur. Außerdem ist für Arbeitszüge noch eine alte O&K RL8 vorhanden, die jedoch nur selten zum Einsatz kommt und bei Eisenbahnfreunden noch weitgehend unbekannt ist.

In Lenzing gibt es seit 1939 Bahnbetrieb; der Verschub erfolgte zunächst durch Bundes- bzw. Reichsbahn. Später kamen drei Dieselloks zusätzlich zum Einsatz, von denen die O&K noch vorhanden ist. 1944 kam die erste Dampfspeicherlok nach Lenzing, der bis 1954 zwei weitere folgten (alle noch vorhanden).

Auf dem Holzlagerplatz existierte bis in die 50er Jahre eine Schmalspurbahn, auf der mindestens eine kleine Deutz-Diesellok A3M220 und eine Gilli-Dampfspeicherlok eingesetzt gewesen sein sollen. In der Deutz- und der Floridsdorfer Liste lassen sich jedoch keine Lieferungen an Lenzing feststellen. Vielleicht war's eine Henschel-Gilli-Lok?

Heute beträgt die Normalspur-Gleislänge etwa 16 km, 56 Weichen sind eingebaut. Es werden etwa 33-35.000 Waggons pro Jahr abgefertigt. Das entspricht etwa 900.000 Netto-Tonnen per Anno. Pro Tag werden etwa 2.000 t Buchenholz verarbeitet, die zu 60% aus dem Ostblock und zu 40% aus Österreich kommen. Der Wareneingang wird zu 83 % mit der Bahn abgewickelt, der Ausgang zu 53 %.

Der Bahnbetrieb ist evtl. an einer weiteren modernen, dreiachsigen Krauss-Maffei-Dampfspeicherlok des vorhandenen Typs interessiert.

Lokliste:
B-f Flor 16104/44 27 t, 40 atü, LüP 6910 mm, Vmax 40 km/h
1 C-f KM 16676/50 37.9 t, 40 atü, LüP 9400 mm, Vmax 35 km/h
2 C-f KM 18157/54 dito
B-dm O&K 21155/39 RL8, 80 PS, 20 t, LüP 6500 mm, MNr 101188.
Lok war im Krieg mit 70 PS Holzvergasermotor der Imbert-Generatoren GmbH, Köln, ausgerüstet.
B-d Deutz / F6M317, Holzgas, +
B-dm Deutz / OMZ117, an Flugpl. Hörsching. b. Linz
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Soweit mein damaliger Werksbahn-Exkursionsbericht. Inzwischen sind fast 34 Jahre vergangen, es hat sich allerhand getan. Zunächst hat man versucht, den damaligen, kostengünstigen Betrieb mit Dampfspeicherlokomotiven beizubehalten und kaufte sich 1995 zwei weitere Dampfspeicherloks von Werksbahnen in der früheren DDR. Im Jahr 2000 ging man dann aber zum regelmäßigen Diesellokbetrieb über.

Eine Pressemitteilung aus dem Jahre 2011 nennt folgende Daten:

In der Lenzing AG wird ca. die Hälfte aller Güter (pro Jahr etwa 2 Mio. Tonnen) der ein- bzw. ausgehenden Waren über die werkseigene Anschlussbahn transportiert. Die dafür notwendige Waggonmanipulation von 40.000 Stück pro Jahr wird mit zwei Verschublokomotiven im Eigenbetrieb bewältigt. Das Bekenntnis der Lenzing AG, soviel Güterverkehr wie möglich auf die Schienen zu verlagern ist ein wertvoller und nachhaltiger Beitrag für die Umwelt, weil dadurch der CO2-Ausstoß maßgeblich reduziert werden kann.

Die folgende Lokliste wurde aus verschiedenen Unterlagen zusammengestellt. Besonders geholfen hat mir dabei Alfred Moser [www.drehscheibe-online.de]. Ganz aktuelle Informationen (beispielsweise ob die Dampfspeicherlok WOLFEN und die beiden Deutz MG530C noch vorhanden sind) sind uns jedoch nicht bekannt. Über Ergänzungen und Berichtigungen zur Lokliste sind wir daher sehr dankbar.

Lokliste:

B-fl Flor 16104/1944, Typ H 40
neu an Zellwolle Lenzing, Lenzing/A/ (GILLI LOK), 84vh, 98vh/ ca. 2000 an Eisenbahnmuseum Strasshof, 01vh
C-fl KrMa 17676/1950, Typ C 17 F
neu an Zellwolle Lenzing AG, Lenzing/A (1), 84vh, 02vh/ 2004 an ÖGEG
C-fl KrMa 18157/1954, Typ C 17 F
neu an Zellwolle Lenzing AG, Lenzing/A (2), 84vh, 02vh/ 2004 an ÖGEG
C-fl Meiningen 03158/1987, Typ FLC, Kessel-Nr. 14944
neu an VEB Energieversorgungskombinat Ost, Energieversorgung Dresden/ Heizkraftwerk Pirna/ 1995 an Lenzing AG, Lenzing/A (PIRNA), 98vh, 02vh/ 05.2006 an Neusiedler, Papierfabrik Theresienthal, Ulmerfeld-Hausmening/A
C-fl Meiningen 03187/1987, Typ FLC, Kessel-Nr. 15025
neu an VEB Filmfabrik Wolfen (1)/ 1995 an Lenzing AG, Lenzing/A (WOLFEN), 98vh, 02vh
B-dm O&K 21155/1938, Typ RL 8
neu an E. Weihs & Co., Wien/A für Zellwolle Lenzing AG, Lenzing/A (3->467), 84vh, 02vh
B-dm Deutz 23125/1939, Typ F6M317 R
neu an Thüringer Zellwolle AG, Schwarza/ 1943 an Zellwolle Lenzing AG, Lenzing/A [24.03.1943 Umb. Holzgas]/ 1955 an Fa. Grübel/ 1957 über Fa. Schönauer, Linz an Tullner Zuckerfabrik AG, Werk Siegendorf, 84vh
B-dm Deutz 26180/1939, Typ OMZ117 R
neu an Klöckner & Co., Duisburg, für Thüringer Zellwolle AG, Schwarza/ Zellwolle Lenzing AG, Lenzing/A, 67vh/ Flugplatz Hörsching b. Linz/A
C-dh Deutz 57560/1963, Typ MG530 C
neu an Dortmund-Hörder-Hütten-Union AG, Dortmund-Hörde, für Werk Hörde (171)/ 1966 an Hoesch Westfalenhütte AG, Dortmund (541)/ 1980 an Dortmunder Eisenbahn (541), 81vh/ 04.1984 an Schrottverwertung Celler GmbH, Dortmund (2)/ 02.2000 an NEWAG, Oberhausen/ 2000 an Lenzing AG, Lenzing/A, 01vh, 02vh
C-dh Deutz 57564/1963, Typ MG530 C
neu an Dortmund-Hörder-Hütten-Union AG, Dortmund-Hörde, für Werk Hörde (175)/ 1966 an Hoesch Westfalenhütte AG, Dortmund (545)/ 1980 an Dortmunder Eisenbahn (545), 81vh/ 11.1982 an Schrottverwertung Celler GmbH, Dortmund (1)/ 02.2000 an NEWAG, Oberhausen/ 2000 an Lenzing AG, Lenzing/A, 01vh, 02vh
BB-dh Vossloh 1001149/2001, Typ G800BB
neu an Vossloh, Kiel (02) [Leihlok]/ 01.09.2005 an Lenzing AG, Lenzing/A (3, JOSEF)
BB-dh Vossloh 1001148/2001, Typ G800BB
neu an Vossloh, Kiel (01) [Leihlok]/ 2008 an Lenzing AG, Lenzing/A (4)
BB-dh Gmeinder 5689/1989, Typ D75BB
neu an BASF, Ludwigshafen (43)/ 28.03.2015 an Lenzing AG, Lenzing/A
Bo-dh Allrad 125/1985, Typ DH 60
neu an Glanzstoff, St. Pölten/A/ 2000 an TransLok, Geldern (zum Verkauf)/ 12.2000 an Lenzing AG, Lenzing/A
Bo-dh Allrad 137/1987, Typ DH 60
neu an Lenzing AG, Lenzing/A, 93vh, 02vh
BoBo-dh Translok 208/2008, Typ DH 140
neu an Lenzing Lenzing AG, Lenzing/A
B-el Vollert 90-063/1990, Stromzuführung über Kabeltrommel
neu an Lenzing AG, Lenzing [A]



Dampfspeicherlok 1, KrMa 17676/1950, 7. Mai 1984.



Noch ein Foto von KrMa 17676/1950 beim Verschub, 7. Mai 1984.



Lok Flor 16104/1944, 7. Mai 1984.



Auch hier noch ein zweites Foto von der Floridsdorfer Hochdrucklok beim Verschub, 7. Mai 1984.



Beide Loks rangieren gemeinsam auf der recht großen Gleisanlage in Lenzing, 7. Mai 1984.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:02:17:00:48:41.

Kaum weniger interessant als die Dampfspeicherloks ist diese RL8, O&K 21155/1938, 7. Mai 1984.



Typenbild der Lok O&K 21155/1938, 7. Mai 1984.



Damit man sich ein Bild von der Lackierung der Loks machen kann, hier abschließend noch ein Farbfoto der Dampfspeicherlok 1, KrMa 17676/1950.

Hallo achristo,

danke für den interessanten Bogen der Werksloks der Lenzing AG.
Ich selbst habe die Lok1 der Lenzing AG 1988 (vermutlich) oder 1989 einmal im Einsatz fotografiert und sogar Tonaufnahmen von ihr gemacht, so leise war die nämlich nicht:

Hoi, da kommt aber Freude auf. Danke für das Ziegen dieser Raritäten.

Die Schmalspurbahn auf dem Holzlagerplatz hatte 600 mm Spurweite. Inzwischen ist zumindest eine Lok bekannt geworden:

Bo-de GEBUS 526/1951, Typ DGL 51
neu an Zellwolle Lenzing, v/v