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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
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Werner Hardmeier hat kürzlich sehr interessante Berichte über die Strassenbahn in Neuchâtel veröffentlicht. Ich freue mich, diese mit meinen eigenen Aufnahmen von Hochbetriebstagen ergänzen zu können. Mein erster Besuch in Neuchâtel fand zu Beginn meiner "Fotografen-Karriere" am 27. September 1970 statt. Man möge mir deshalb verzeihen, dass nicht alle Bilder von bester Qualität sind. Ich habe mich trotzdem zur Veröffentlichung entschlossen, da einige davon einen speziellen Charme ausstrahlen und definitiv zu einer Epoche gehören, welche bereits im Jahr 1970 eher der Vergangenheit angehörte.

Auf einem ersten Bild stehen die Triebwagen Be 2/2 78 (Linie 3) und Be 2/4 44 (Linie 5) vor dem Hauptdepot Evole, welches sich unmittelbar beim See befindet. Die Gebäude im Hintergrund passen wunderbar in dieses Ensemble.

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Be 2/4 Nr. 44 steht mit einem Anhängewagen bereit zur Ausfahrt, während die Be 2/4 47 und 45 in Doppeltraktion auf der Linie 5 im Einsatz sind.

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Der aus dem Jahr 1942 stammende Gelenktriebwagen Be 4/6 1104 sieht im Vergleich äusserst modern aus!

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Nun wird es Zeit für einen Blick ins Depot, welches ursprünglich nur der Strassenbahn diente, nun aber mit Trolleybussen geteilt werden muss.

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Im Werkstattbereich finden wir einen Vierachstriebwagen, welcher offensichtlich bei einem Unfall bös hergerichtet wurde. Es ist wohl einmalig, dass ein derart beschädigtes 68 Jahre altes Fahrzeug noch einmal komplett neu aufgebaut und nachher wieder dem Betrieb übergeben wird.

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Bei einem Kurzbesuch drei Jahre später fuhr mir am 4. August 1973 der "Genueser" Gelenkwagen Be 4/6 1101 bei der Endstation am Place Pury for die Linse. Im Hintergrund ist der Neuenburger See sichtbar.

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Der Regen ist verflogen und die Sonne bricht durch, als derselbe Triebwagen einige Zeit später beim Depot Evole vorbei fährt.

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Nun wird es aber Zeit für die versprochenen Hochbetriebs-Aufnahmen. Nachdem Neuchâtel in einer Weinbauregion liegt, findet alljährlich das Winzerfest "Fête des Vendanges" statt. Dabei handelt es sich um ein grosses Volksfest, welches durchaus an sich auch einen Besuch wert ist. Bereits ein erstes Bild am Vorabend (5. Oktober 1974) lässt Vorfreude auf den Strassenbahn Hochbetrieb am folgenden Tag aufkommen. In der Wendeschleife am Place Pury sind Be 2/4 45 + B 112 bereits gut besetzt.

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Am Tag (6. Oktober 1974) sieht es am gleichen Ort folgendermassen aus: Der Dreiwagenzug auf der Linie 5 mit Be 2/4 43 + B 112 + Be 2/4 45 ist der Vorläufer zum dahinter bereit stehenden Gelenktriebwagen.

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Der gleiche Zug mach hier einen Halt in Colombier.

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Einige Einsatzzüge verkehren nur auf Teilstrecken, was auf den roten Tafeln ersichtlich ist. Unser Zug ist nun in Auvergnier eingetroffen. Bis zur Rückfahrt nach Neuchâtel bleibt für das Fahrpersonal noch etwas Zeit für einen gemütlichen Schwatz. Auffallend ist, dass es sich um einen Wagenführer und Kondukteure für alle drei Wagen handelt.

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Mittlerweile sind noch zwei Gelenktriebwagen eingetroffen. Der Be 4/6 1102 ist ebenfalls nur bis Auvergnier im Einsatz, wobei sein Vorläufersignal mit der Liniennummer kombiniert ist. Der zweite Gelenktriebwagen ganz hinten befuhr die ganze Strecke und kam aus Boudry. In Kürze wird also ein Konvoi von drei Zügen Richtung Neuchâtel abfahren.

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Vorerst muss aber noch die Kreuzung mit einem weiteren von Neuchâtel kommenden Dreiwagenzug abgewartet werden. Es handelt sich um Be 2/4 47 + B 114 + Be 2/4 44.

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Nehmen wir uns noch etwas Zeit um den Betrieb auf der Strecke zu beobachten. Zwischen Auvergnier und Serrières verkehrt der Be 4/6 1104.

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An gleicher Stelle folgt ein Dreiwagenzug bestehend aus Be 2/4 44 + B 114 + Be 2/4 47. An dieser Stelle wurde das Trassee später seewärts auf aufgeschüttetes Land verlegt, wodurch dann auch die Fahrleitungsmasten aus Holz verschwunden sind.

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Nun kommt es aber noch besser, kommt uns doch bei der nach einer Zigarettenmarke benannten Haltestelle "Parc Brunette" ein nach Serrières verkehrender Vierwagenzug bestehend aus Be 2/4 42 + B 113 + B 111 + Be 2/4 41 entgegen. Es rollt an diesem Tag also alles, was Räder hat!

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Hier sehen wir noch den ganzen Zug, wie er elegant in die Kurve liegt. Kaum zu glauben, dass diese Fahrzeuge 72 Jahre alt sind!

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Einer weiteren Ansammlung von Fahrzeugen verschiedener Generationen begegnen wir in Serrières.

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Be 2/4 44 + B 114 + Be 2/4 47 haben die Endstation Boudry erreicht. Einmalig schön und stilgerecht sind die Torbogen an der Depoteinfahrt.

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Zwei Jahre später hatte ich anlässlich einer Extrafahrt für das Tram-Museum Zürich am 13. März 1976 nochmals Gelegenheit einen Vierwagenzug auf der Linie 5 zu erleben. Ich möchte auch diese Fotos nicht vorenthalten. Der Zug bestand aus Be 2/4 43 + B 114 + B 112 + Be 2/4 41 und posiert hier vor einem stilgerechten Brunnen in Colombier.

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Der gleiche Zug am selben Ort von der anderen Seite. Wer möchte nicht im Buffet du Tram etwas verweilen?

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Die nächsten drei Bilder wurden alle in der Wendeschleife Boudry aufgenommen. Besonders schön finde ich, wie die Speichenräder sichtbar sind.

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Zum Schluss statten wir noch der Zweiglinie von Areuse nach Cortaillod einen Besuch ab. Am 13. März 1976 ist der mittlerweile 74-jährige Be 2/4 46 im Einsatz und wartet an der Endstation Cortaillod auf Fahrgäste.

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In Cortaillod befand sich eine dreigleisige Remise, wo überzählige Wagen und Dienstfahrzeuge mehr oder weniger von Witterung und Vandalen geschützt (statt Seitenwänden waren nur Gitterzäune vorhanden) abgestellt werden konnten. Im übrigen ist es ja schon erstaunlich, dass ein damals auf zwei Linien geschrumpftes Tramnetz über nicht weniger als vier Depots (Evole, Boudry, Cortaillod und Corcelles) verfügte.

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Wir erhalten Gelegenheit, einige Dienstfahrzeuge zu bestaunen. Neben dem Xe 2/2 301 (hier mit Schneepflug) steht der Be 2/2 66 mit zwei Güterloren.

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Auf einer früheren Aufnahme vom 27. September 1970 sehen wir nochmals den 1911 erbauten Sprengwagen Xe 2/2 301, diesmal ohne Schneepflug.

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Zum Abschluss folgt noch ein spezielles Gefährt. Beim X 331 handelt es sich um einen nicht selbstfahrenden Schweisswagen, welcher aber über die Trolleystange ab Fahrleitung mit Strom für die Schweissausrüstung versorgt werden konnte.

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Das Zusammenstellen dieses Beitrages hat mir viel Spass bereitet, konnte ich doch selbst aufgrund meiner Bilder die ganze vergangene Herrlichkeit nochmals erleben. In nächster Zeit wird noch ein zweiter Teil über die Linie 3 und insbesondere deren letzten Betriebstag folgen.

Viele Grüsse, Hans

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:02:05:11:12:01.
Darauf habe ich mich gefreut, Hans, auf deine Fotos vom Winzerfest-Hochbetrieb. Die Vierwagenzüge sind sowieso genial, aber ebenso der "Tram-Stau" in Auvernier und in Serrières.

Als Fotos einfach toll sind die farbige Nachtaufnahme von der Place Pury sowie die Vierwagenzüge am See, in der einzigartigen Atmosphäre des Bahnhofes Colombier und das Bild der Schleife Boudry von oben.

Das Bild aus dem Inneren des Depots Evole dokumentiert, dass der Genueser Triebwagen 1103 schon 1970 einen Einholm-Stromabnehmer erhalten hatte. Interessant ist auch die kombinierte Tram-/Trolleybus-Fahrleitung im Depot: Stoff zum Nachdenken...

Danke und Gruss, Werner
Zu den Be2/4 Triebwagen kann ich folgendes beitragen, die Triebwagen hatten Maximumdrehgestelle also mit nicht in der Mitte angeorderter Drehzapfen und gleich grosse Räder.Was die Vielfachsteuerung betrifft ist es eingenartiges Kurosium die Direktkontroller besassen eine extra Schaltung die es erlaubte aus einem zweimotorigen Wagen auf vier Motoren zu schalten ! Das 600V Kabel führte wohl isoliert über den Kupplungskpf der Druckluftkupplung in den hinteren Triebwagen ! Zum glück sind einige Wagen erhalten geblieben im Stassenbahnmuseum der ANAT.
wernerhardmeier schrieb:
Das Bild aus dem Inneren des Depots Evole dokumentiert, dass der Genueser Triebwagen 1103 schon 1970 einen Einholm-Stromabnehmer erhalten hatte. Interessant ist auch die kombinierte Tram-/Trolleybus-Fahrleitung im Depot: Stoff zum Nachdenken...
Hier muss ich leider gestehen, dass die Innenaufnahme des Depots Evole effektiv vom 4. August 1973 stammt und ich diese, da sie so gut hineinpasste, in die 70er Serie geschmuggelt habe. Die Foto vom stark beschädigten Vierachser, wie auch alle vorgängigen Bilder sind aber 1970 entstanden. Die Theorie mit dem Einholm-Stromabnehmer auf dem Genueser Triebwagen 1103 ist somit inkorrekt und wird auch durch das dritte Bild in meinem Beitrag widerlegt, welches diesen Triebwagen mit dem alten Pantographen vor dem Depot zeigt.

Technische Fragen

geschrieben von: joh

Datum: 26.01.18 14:29

Hallo +GF+,

auf Hans' erstem Bild von Tw 44 sehe ich, dass der Fahrmotor quasi außerhalb des Drehgestells im Bereich des Kopfträgers angeordnet ist und allein deshalb den zum Wagenende hin gelegenen Radsatz stärker belastet. Die Sekundärfeder zwischen den Radsätzen dagegen scheint mir mittig vom Wagenkasten belastet zu werden. Ein außermittiger Drehzapfen würde dann eigentlich keinen Sinn mehr machen.

Die 600-V-Verbindung parallel zur Luftleitung ist schon eigenartig, aber man sieht an der Stirnwand ein zweites Steigrohr und ein Kabel, welches mit dem Luftschlauch verbunden ist. Was man nicht erkennt, wie die elektrische Verbindung im Bereich der Schlauchkupplung ausgesehen haben könnte - oder war es die Schlauchkupplung selbst, die die Verbindung herstellte? Interessant wäre auch zu wissen, wie das Personal beim Kuppeln vor den 600 V geschützt wurde.

An der Stirnwand der Wagen sehe ich noch eine weitere Steckdose. Welchem Zweck diente diese? Außerdem musste ja noch irgendwie der Lichtstrom zu den Beiwagen gebracht werden.

Kennt sich jemand damit aus?

Gruß
Johannes

Re: Technische Fragen

geschrieben von: +GF+

Datum: 26.01.18 15:45

Hallo Joh,
die Kupplunsköpfe waren leitend aber es floss Strom nur wenn eine Fahrstufe eingestellt war,bei den geschlossenen Wagen also nicht so gafährlich aber bei den wagen mit offenen Plattformen konnte es zu brenzligen Situationen kommen ! Beim der auf der Blonay-Chamby erhaltene C4 121 kannman das erwähnte Kabel gut beobachten.
Die anderen Steckern sind für Heizung und Beleuchtung.
Ein sehr schöner Bildbericht, der jene von Werner Hardmeier perfekt ergänzt.

Ich war vor einigen Jahren das einzige Mal vor Ort und habe die Linie 5 befahren. Die damals aufgenommenen Fahrzeuge sind jetzt auch schon bald wieder historisch...

Danke und Gruss
Jörn.