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[F] Wenn Hilfe nötig ist

geschrieben von: Vierzehn Null Eins

Datum: 12.01.18 17:30

1970 wurde von der Frankfurter Branddirektion der erste Rüstwagen-Schiene beschafft. Das Fahrzeug war ein Magirus Deutz 200 D 16 FA mit einem Aufbau der Frankfurter Karosseriefabrik
Berger. Das Schienenfahrwerk stammte von Schörling. 1972 folgte ein baugleiches Fahrzeug. 1986 wurden die beiden Fahrzeuge durch eine Nachfolgegeneration abgelöst.

Am 16.04.1984 konnte ich die beiden RW-Schiene beim Einsatz beobachten. Kurz vor der Endstation Neu Isenburg war ein Sattelzug von der Autobahnbrücke gestürzt und hatte dabei die
Fahrleitung der Straßenbahn zerstört. Nachdem der LKW geborgen war, konnten die eingeschlossenen Straßenbahnzüge von den Rüstwagen bis hinter den nächsten Streckentrenner im
Stadtwald gezogen werden, von dort ging es dann wieder "mit Strom" weiter.

F-232_705_160484_Neu Isenburg_a_950.jpg
Als erstes war der P-Triebwagen 705 an der Reihe, der vom zweitgebauten F-232 geschleppt wird.

F-292_742_160484_Neu Isenburg_950.jpg
Als nächstes war der dahinter stehende 742 an der Reihe. Dieser wurde vom F-292 geschleppt. Bei dieser Aufnahme ist gut zu erkennen, wie die
Fahrzeuge gekuppelt wurden. Auf die Schaku des P-Wagens wurde die Notkupplung aufgesetzt, anschließend wurde eine gekröpfte Abschleppstange
dazwischen gehängt und es konnte los gehen.

Zu einem weiteren Einsatz kam es am 04.08.88. Bei dem auf der Linie 14 eingesetzten M-m Zug 634-1803 trat kurz vor der Endstation Fechenheim
Schießhüttenstraße ein Getriebeschaden im B-Triebgestell des 634 auf. Der Wagen wurde darauf hin von der Berufsfeuerwehr mit seinem hinteren
Drehgestell auf ein Hilfsdrehgestell (Hunt) gesetzt und konnte so mit eigener Kraft mit abgeschaltetem Motor 2 in die Werkstatt fahren. Allerdings
konnte er jetzt keinen Beiwagen mehr ziehen.

634_040888_Mainkur_a_950.jpg
Hier sehen wir den M-Triebwagen 634 an der Mainkur mit aufgesatteltem B-Triebdrehgestell.

634_040888_Mainkur_b_950.jpg
Beim Nachschuss sieht man deutlich das Hilfsdrehgestell. Und den täglichen Stau auf der Hanauer Landstraße gab es vor 30 Jahren auch schon.

Als nächstes galt es, den Beiwagen 1803 von der Strecke zu schaffen. Hierfür wurde wiederum der Rüstwagen Schiene genommen. Mittlerweile
war die zweite Generation RW-Schiene im Einsatz. Es handelte sich um zwei 1985/6 gebaute Iveco 190-32 A mit Magirus Aufbau. Diese beiden
Fahrzeuge waren dann bis 2012 im Einsatz und wurden wiederum durch 2 neue Fahrzeuge ersetzt.

F-243-1803_040888_Schießhüttenstr_a_950.jpg
Als ich in Fechenheim ankam, wurde der Beiwagen bereits ins Gleisdreieck gezogen und nun an den Prellbock zurückgedrückt. Diese Aufgabe
wurde dem F-243 zuteil.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:12:21:21:24.

[F] Wenn Hilfe nötig ist - Teil 2

geschrieben von: Vierzehn Null Eins

Datum: 12.01.18 17:31

F-243-1803_040888_Schießhüttenstr_b_950.jpg
Hier die Szenerie noch einmal von hinten. Der 1803 wird ans Gleisende zurückgedrückt und dort später von einem anderen M-Triebwagen zurück
in seinen Heimatbetriebshof Sachsenhausen gebracht. Der Zeit entsprechend waren die Verkehrsmeister seinerzeit noch mit einem der links zu
sehenden VW Golf II unterwegs. Und das Wasserhäuschen in Fechenheim stand auch noch...

Gruß

1401



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:12:17:35:03.

Re: [F] Wenn Hilfe nötig ist

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 12.01.18 17:46

1970, unter Branddirektor Prof. Ernst Archilles, hatte die BF Frankfurt am Main die weltweit ersten RW Schiene für das kommende U- und S- Bahn Netz in Dienst gestellt.
Auf zwei Magirus-Deutz F 200 D 15 FA Chassis mit Schienenfahreinrichtung von Schörling hatte der Frankfurter Aufbauhersteller Berger die neuartigen Fahrzeuge aufgebaut.

Fünf Jahre später beschaffte die BF Bonn ein nahezu baugleiches Fahrzeug auf Magirus-Deutz FM 232 D 17 FA Chassis. Das Bonner Fahrzeug hatte ein höheres mögliches Gesamtgewicht und eine höhere Motorleistung.

1986 wurden in Frankfurt die beiden RW Schiene durch neue ersetzt, diese waren in der Grundkonzeption der Variante von 1970 sehr ähnlich. Einzig das bei diesen der Aufbau von Magirus kam. Fahrgstelle waren IVECO 320 M 19 FKL
Hier schloss sich 1990 die Feuerwehr Genf an und beschaffte ein nahezu baugleiches Modell auf IVECO 160-30 AHW (IVECO hatte die Baureihenbezeichnung in der zwischenzeit verändert), der heute noch im Dienst steht.

In Bonn stand der RW-Schiene der ersten Serie bis Ende der 1990er im Dienst und wurde durch den MAN 19.293 mit Rosenbauer Aufbau ersetzt, wobei auch hier die schmale Aufbauform mit umlaufendem Laufbord der ersten Serie beibehalten wurde, verbunden mit einem kurzen Truppführerhaus, mit einem Ausstieg in der Mitte der Führerhausrückwand und des Dachs.
Der erste Bonner RW Schiene ging an die SWB als Rüstwagen.

2012 stellte die BF Frankfurt die 3. Generation des RW Schiene in Dienst, die beiden Fahrzeuge sind komplette Neukonstruktionen auf Mercedes Axor 1833, Aufbau von Lentner und Schienen-Fahreinrichtung von Zweiweg.

Wenn die Gerüchte stimmen plante die BF Bonn derzeit den mittlerweile 19 Jahre alten RW Schiene, der von der grundsätzlichen Beladung einem RW 3 entspricht, durch einen RW OHNE Schienenfahreinrichtung zu ersetzen. Aber bewusste Ersatzbeschaffungsankündigungen gibt es nicht.

Heute findet man RW als Zweiwegefahrzeug weltweit. Die Anfänge waren in Frankfurt am Main.

Ach nochwas: Die ersten RW Schiene hatten einen zweiachsigen Schörling Schienenlaufsatz. Der heutige Mercedes hat insgesamt 6 Schienenachsen.

Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:12:17:59:22.

Re: [F] Wenn Hilfe nötig ist

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 13.01.18 07:59

sehr interessant! Und verdammt viel Glück, die Fahrzeuge mal im Einsatz ablichten zu können!

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Re: [F] Wenn Hilfe nötig ist

geschrieben von: Frankfurter

Datum: 13.01.18 13:14

Joachim Leitsch schrieb:
sehr interessant! Und verdammt viel Glück, die Fahrzeuge mal im Einsatz ablichten zu können!

Doch eher die richtige Verbindung. ;-)

RW Schiene Einsätze habe ich auch mal erwischt, mit Zufall und mit weniger erfreulichen Umständen. Ich sach ma nur: Unfall Weilbrunnstraße. Da konnte man sehen, welche Kraft die RW Schiene auf selbige bringen konnten, als der stark beschädigte L-Wagen mit blockierten Rädern nach Eckenheim gezerrt wurde.

Aber der selbstfahrende aufgebockte M ist für mich was Neues! Ob das heute noch zulässig wäre?

1401, Bitte kommen!

Gruß,
Manfred

Re: [F] Wenn Hilfe nötig ist

geschrieben von: bigboy4015

Datum: 13.01.18 16:10

Zitat:
Aber der selbstfahrende aufgebockte M ist für mich was Neues! Ob das heute noch zulässig wäre?
Warum nicht? Der konnte sich damals selbst abschleppen.
Das Hilfsgestell läuft sicher und der durfte mit Sicherheit nur langsam fahren. Ist da echt egal ob der geschleppt wird oder selbst fährt.
Kommt heute auf den Einzelfall an. Die heutigen "Elektronikmonster" mit ihrer komplexen Antriebssteuerung machen sowas u.U. deutlich komplizierter.

Kleine Ergänzung zu den Rüstwagen Schiene:
Die Feuerwehr Stuttgart besitzt - bezahlt von der Stuttgarter Straßenbahn - einen Mercedes Actros Dreiachser mit Schienenfahreinrichtung.
Ist m.E. der größte RW Schiene mit Schienenfahreinrichtung in Deutschland

Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Betreiber von US-Modellbahn.net




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:13:16:36:34.