siehe auch
(CH) BLS 1972 und 1989, Ce 4/6 301-316 (viel Text, 10B) [
www.drehscheibe-online.de]
Die BLS-Gruppe übernahm von den direkten Vorgängern Thunerseebahn und Spiez - Frutigen-Bahn wie auch von den den „Dekretsbahnen“ eine grosse Anzahl von zwei- und dreiachsigen Personenwagen mit offenen Plattformen in traditioneller Bauweise mit verblechtem Wagenkasten aus Holz. Nach dem schlimm ausgegangenen Rangierunfall von Interlaken Ost im Jahre 1952 [
de.wikipedia.org] beschloss die BLS die beschleunigte Ausrangierung dieser Wagengattung. Dies galt auch für die zur Eröffnung der Lötschbergbahn im Jahre 1913 beschafften Drehgestell-Personenwagen für den internationalen Verkehr. Einzelne Zweiachser waren noch längere Zeit als Dienstwagen im Einsatz, hingegen wurden fast alle Vierachser mit hölzernen Wagenkasten für Dienstzwecke umgebaut, wenn auch oft nur das Untergestell weiterverwendet wurde. Auf die Dienstwagen komme ich später zurück.
Von den 29 zur Eröffnung der Lötschbergbahn im Jahre 1913 beschafften Drehgestell-Personenwagen AB4ü 171-190 und C4ü 861-869 erlebten nur 2 Stück die Siebziger Jahre. Die AB4ü 171-172 erhielten 1940 bei SIG Neuhausen einen neuen Wagenkasten in geschweisster Stahlbauart. Weiterhin hatten sie 12 Plätze 1. Klasse und 30 Plätze 2. Klasse, die Plätze verteilten sich auf 7 Seitengangabteile mit je 6 Plätzen. Ab 1956 hiessen sie A4ü 171-172. 1961 führte SWS Schlieren eine weitere Modernisierung durch. Als A 171-172 waren sie weiterhin im internationalen Verkehr zu finden, die ersten UIC-Nummern hiessen A 17-40 020-0211. Den für 140 km/h zugelassenen A 17-30 021 traf ich 1974 im Bahnhof Lausanne, am Schluss eines Schnellzuges aus Brig. Die Dampfheizung war zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits stillgelegt, deshalb erfolgte die Umnummerierung von 17-40 020-021 auf 17-30 020-021.
Die SWS-Drehgestelle stammten von 1961. Dier Vierspannungs-Warmluftheizung erlaubte einen freizügigen internationalen Einsatz.
Wahrscheinlich 1976 wurden die beiden Wagen für 160 km/h zugelassen und in der Folge auf A 17-70 020-021 umgezeichnet. A 17-70 020 ex AB4ü 171 macht mit seinen vielen ausgebesserten Rostflecken in Spiez keinen guten Eindruck auf die Fahrgäste.
Der RIC-Raster erlaubt auch Fährbootfahrten.
Mit Datum vom 26.4.85 hat A 17-70 021 eine letzte Revision mit Neuanstrich erhalten. In Zweisimmen macht er eine gute Figur.
1988 werden die beiden 1913 gebauten und 1940 und 1960 modernisierten RIC-Wagen der Vereinigung „Rail-In“ verkauft.
1950/55 gelang der SWS Schlieren mit den für den internationalen Verkehr konzipierten Leichtstahlwagen BLS AB4ü 181-192 ein ganz grosser Wurf. In sieben Sechserabteilen fanden 42 Fahrgäste bequem Platz, der Seitengangwagen wog nur 33 t, das waren 15-20 t weniger als die damals üblichen Personenwagen für den internationalen Verkehr. Ab 1956 hiessen die Wagen A4ü 181-192, ab 1963 A 181-192. Die elegante äussere Erscheinung und die Laufruhe der SWS-Drehgestelle trugen das Ihre zum guten Ruf der Wagen bei. 1956/63 folgten acht Wagen B 801-814 und 801-804. Fast gleiche Wagen erhielten in der Folge auch die Staatsbahn SBB und die Türkische Staatsbahn TCDD. Für die SBB wurden auch Liegewagen nach dem Vorbild der BLS-RIC-Wagen entwickelt.
BLS A 17-70 035 ex AB4ü 186 kurz nach einer Hauptrevision mit Neuanstrich in Spiez. Der Wagen ist für 160 km/h geeignet, bis 1991 ist er für den internationalen Verkehr zugelassen. Ursprünglich besassen die Schlieren-Wagen neben der elektrischen Vierspannungs-Warmluftheizung auch eine Dampfheizung, deshalb lautete die erste UIC-Nummer A 17-40 030-041. Die Gangseite zeigt ein schmales Fenster beim Technikabteil zwischen den Personenabteilen 2 und 3.
BLS B 29-70 056 ex B 803 von 1963 in Brig. Ursprünglich besassen auch die Schlieren-Wagen der 2. Klasse eine Dampfheizung, deshalb lautete die erste UIC-Nummer B 29-40 050-057. Die Gangseite zeigt ein schmales Fenster beim Technikabteil zwischen den Personenabteilen 3 und 4.
BLS B 29-70 054 ex B 801 von 1963 in Spiez. Die Abteilseite zeigt Lüftungsschlitze beim Technikabteil zwischen den Personenabteilen 3 und 4.
B 29-70 051 ex B4ü 812 hat 1985 wie alle seine Kollegen den RIC-Raster verloren, er ist aber weiterhin für 160 km/h zugelassen. Die Achterabteile dieser Wagen waren im internationalen Verkehr nicht mehr konkurrenzfähig. Aufnahme in Interlaken Ost. Aufnahme in Interlaken Ost, 1986.
B 29-70 050 ex B4ü 811 von 1956 in Zweisimmen. Die Seitengangabteile sind bei den Schweizer Fahrgästen nicht beliebt. Die 72-plätzigen Wagen werden nur noch als Verstärkungswagen eingesetzt.
1993 ändern die Nummern der BLS-Schlieren-Wagen auf A 17-73 030-041 und B 29-73 050-057. A 17-73 032 und 038 werden 1994 abgebrochen. Die übrigen Fahrzeuge beider Bauarten verlassen die Schweiz im Mai 1997 Richtung
Nordkorea, wo sie für Touristenzüge eingesetzt werden.
Zwischen 1944 und 1954 bestellte die BLS-Gruppe bei der Schweizer Industrie 44 vierachsige Personenwagen der Bauarten BC4 und C4 in moderner Leichtstahlbauart. Für die Bedürfnisse des Lokalverkehrs sollten die von den Zweiachsern her vertrauten offenen Plattformen genügen.
Die 1944 von SWS Schlieren gelieferten Wagen BN C4 371-372 und SEZ C4 331 waren etwas kürzer, sie hatten nur 72 Sitzplätze in der Anordnung 2+2. Sie wurden ab 1972 in Steuerwagen für Autozüge (Bti 28-03 903-904) und für die Sensetalbahn (Bti 201) umgebaut.
1945-48 baute SWS acht BC4 für die BLS und die Dekretsbahnen SEZ, GBS und BN. Ab 1956 hiessen sie AB4, ab 1963 ABi, das kleine i steht in der Schweiz für offene Plattformen bei vierachsigen Personenwagen. Drei dieser Wagen wurden 1967/68 zu Autozugsteuerwagen Bt 233-235 umgebaut, in der Folge wechselten zwei Wagen den Besitzer. BLS ABi 39-03 002 (2. Besetzung) ist 1983, kurz vor dieser Aufnahme in Zweisimmen, aus BN ABi 29-03 040 ex BN BC4 411 umgezeichnet worden.
20 Jahre nach der Inbetriebnahme erhielten die mit Blattfedern ausgerüsteten SWS-Wagen bequeme Polsterbänke in der 2. Klasse und noble Bremshey-Sessel in der 1. Klasse. Die Zahl der Sitzplätze blieb dabei unverändert bei 24. Plätzen 1. Klasse und 40 Plätzen 2. Klasse. BLS ABi 39-03 002 wird 1997 als letzter ABi der BLS ausrangiert.
SEZ ABi 39-03 020 ex SEZ ABi 401 geht auf den BLS-Wagen BC4 463 zurück. Er glänzt nach einer Hauptrevision mit Neulack in Spiez.
1986 macht SEZ ABi 39-03 020 noch einen ganz passablen Eindruck.
SEZ ABi 39-03 020 wird 1989 an die Organisation „Rail-In“ verkauft.
BLS ABi 39-03 001 trug diese Nummer in 2. Besetzung nur im Sommer 1983, bis zu seinem Abbruch im Herbst. Hier steht er in Leissigen, als Bestandteil eines Personenzuges Interlaken - Spiez, gezogen von De 4/5 796. Von 1969 bis zum Beginn des Jahres 1983 hiess dieser Wagen ABi 39-03 000, das war der 1945 gebaute BC4 461.
GBS ABi 39-03 030 ex BC4 406 ist 1984 abgebrochen worden. BN ABi 39-03 041 ex BC4 412 wechselte 1987 als ABi 43 auf die Sursee - Triengen-Bahn ST.
1945-48 baute SWS fünfzehn C4 für die BLS und die Dekretsbahnen SEZ, GBS und BN. Ab 1956 hiessen sie B4, ab 1963 Bi, sie waren an den mit Blattfedern ausgerüsteten Drehgestellen von den später gebauten SIG-Wagen zu unterscheiden.
BLS Bi 20-03 052 ex C4 303 blieb als letzter seiner Art bis 1990 in Betrieb, hier wartet er in Spiez auf seinen Einsatz. 1990 wurde er zum "Informationswagen" der BLS deklassiert, die Nummer blieb.
GBS Bi 20-03 083 ex C4 354 war bis 1989 im regulären Einsatz, dann wechselte er zum Verein „Rail-In“, Aufnahme aus Spiez, kurz vor der Ausserdienststellung.
GBS Bi 20-03 084 ex C4 355 in Leissigen, als Bestandteil eines Personenzuges Interlaken - Spiez, gezogen von De 4/5 796, Sommer 1983. 1984 wurde er ausrangiert.
BN Bi 20-03 090 ex C4 373 in Spiez, er ging 1987 an die Dampfbahn im Vallée de Joux, Le Pont.
1953 lieferte SIG Neuhausen die mit Torsionsstabdrehgestellen ausgerüsteten BC4 465-469 an die BLS, an die Dekretsbahnen gingen keine Wagen der SIG-Lieferung. 1972 wurden drei der fünf Wagen mit geschlossenen Plattformen ausgerüstet, neu AB 39-33 403-405. Zwei Wagen blieben im Ursprungszustand erhalten: BLS ABi 39-03 001 (1. Besetzung) ex BC4 465 wurde 1983 an die Wutachtalbahn verkauft, BLS ABi 39-03 002 ex BC4 466 wurde 1983 abgebrochen.
1950-54 lieferte SIG Neuhausen die mit Torsionsstabdrehgestellen ausgerüsteten C4 304-318 an die BLS, an die Dekretsbahnen gingen keine Wagen der SIG-Lieferung. 1967 wurden zwei Wagen zu Autozug-Steuerwagen Bti 231-232 umgebaut. 1972 wurden neun der 15 Wagen mit geschlossenen Plattformen ausgerüstet, neu B 20-33 457-465. 1979/80 wurden zwei Wagen im Rahmen einer grosszügigen Modernisierung zu Steuerwagen BDt 940-941 für Pendelzüge mit modernen Personenwagen umgebaut.
Mein einziges Bild eines BLS-Personenwagens mit offenen Plattformen und SIG-Torsionsstabdrehgestellen zeigt B 20-03 054 ex C4 305 in Spiez. Der Wagen wurde 1996 als letzter Bi der SIG-Lieferung an privat verkauft. B 20-03 053 ex C4 304 wanderte schon 1983 auf den Abbruch.
Die aus Personenwagen mit offenen Plattformen hergestellten Steuerwagen und Wagen mit geschlossenen Plattformen stelle ich in einem eigenen Beitrag vor.
Gruss, Werner
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