Moin und ein frohes Neues Jahr an die Leser des HiFo!
Willkommen zum zweiten Teil unserer Reise entlang der KBS 146, der Bahnstrecke Eutin - Neustadt.
Heute vor genau 35 Jahren, am 01.01.1983, wurde der Gesamtverkehr auf der Strecke eingestellt.
Zu Weihnachten hatte ich Euch im
ersten Teil die Bahnanlagen in und um Eutin vorgestellt. Heute starten wir bei km 52,0 am Bahnübergang Röbeler Wald in der Gemarkung Schatthagen und kommen bis zum Vorsignal von Neustadt bei km 60,5.
Auch heute ist der Beitrag mit einigen Bildern von Wolf-Dietmar Loos mit den Umleiterzügen vom Herbst 1980 angereichert.
km 52,0 Bahnübergang Röbeler Wald
Der Bahnübergang Röbeler Wald lag bei km 52,0 - wie der Name schon nahelegt - mitten im Wald. Derartige Sandwegübergänge mit Lichtzeichen sind inzwischen fast ausgestorben, in den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren sie noch Gang und Gäbe. Ich war am 08.07.1984 dort.
37. Blick entlang des Waldweges, links nach Eutin, rechts nach Neustadt, geradeaus nach Zarnekau.
Meine Begleiterin sonnt sich am Schalthäuschen.
38. Blick entlang der Strecke aus Richtung Eutin. Direkt hinter dem Übergang der Kilometerstein 52,0.
km 53,5 Haltepunkt Röbel
Röbel ist ein Dorf und Ortsteil der Gemeinde Süsel mit ca. 360 Einwohnern. Nördlich des Dorfes gab es einen Haltepunkt an der Strecke Eutin - Neustadt mit jeweils einem Bahnsteig auf jeder Seite des Bahnüberganges an der Straße nach Bujendorf. Für mich ist es überraschend, dass der Stationsname "Röbel" keinen Namenszusatz trägt, denn eine Verwechslung mit dem bedeutenderen Ort Röbel (Müritz), der auch einen Bahnhof besaß, war zu mindestens vor der Teilung Deutschlands gegeben.
Ich war im August 1983 und am 08. Juli 1984 in Röbel:
39. Blick aus Richtung Eutin am 08.07.1984
40. Blick aus Richtung Neustadt im August 1983
Einen weiteren Besuch stattete ich Röbel am 28. April 2013 ab. Wüsste ich nicht von früher, wo der Haltepunkt gelegen war, hätte ich ihn nicht gefunden.
Auf der Eutiner Seite der Straße befindet sich ein Trampelpfad. Auf der Neustädter Seite der Straße dichtes Dornengebüsch.
41. Blick in Richtung Eutin. Nordwestlich der Straße befindet sich ein Trampelpfad auf der Trasse.
Die nachfolgenden zwei Bilder entsprechen meinen alten Bildern der achtziger Jahre:
42. Blick aus Richtung Eutin. Ein Trampelpfad ist dort, wo früher das Gleis lag. Dornengebüsch dort, wo der Bahnsteig war.
43. Blick aus Richtung Neustadt. Der Standpunkt stimmt mit dem im Augsut 1983 überein. Dichtes Dornengebüsch lässt nur den hartgesottenen Bahnhofsfotografen hierhin vordringen.
km 55,5 Bahnhof Bujendorf
Auch in Bujendorf war ich im August 1983 und am 08. Juli 1984. Der Bahnhof für die knapp 1000 Einwohner des Ortes, der auch zur Gemeinde Süsel gehört, liegt relativ weit außerhalb des Ortes an der Stelle, wo die Bahnhofstraße einen 90 Grad-Kurve macht.
44. Blick aus Richtung Eutin
45. Blick aus Richtung Neustadt
46. Blick aus Richtung Neustadt mit dem Bahnübergang, der zu einem Bauernhof führt
47. Blick in Richtung Neustadt mit dem Bahnübergang in der Bujendorfer Landstraße
In Bujendorf fotografierte Wolf-Dietmar Loos im Herbst 1980 sowohl den regulären Verkehr als auch den umgeleiteten Skandinavienverkehr.
48. Der N 4153 (Neustadt - Eutin) hielt fahrplanmäßig in Bujendorf (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
49. In entgegengesetzter Richtung war die 218 460-4 mit einem Güterzug in Richtung Puttgarden unterwegs (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
50. Um eine höhere Zugfolge zu ermöglichen, hatte man in Bujendorf eine Hilfsblockstelle eingerichtet, so dass zwei Züge hintereinander auf der Strecke sein konnten, die ansonsten zwischen Eutin und Neustadt Gbf nur ein einziger Block gewesen wäre (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
51. Hier sieht man die beiden für den Umleiterverkehr aufgestellten Blocksignale (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
52. Es gab für die Blocksignale auch Vorsignale (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
Auch in Bujendorf war ich am 28. April 2013 nochmals. Die Trasse ist noch auszumachen. Das Bahnhofsgebäude wurde ziemlich umgebaut, aber wenn man es kennt, findet man es wieder.
53. Blick aus Richtung Eutin
54. Blick aus Richtung Neustadt
55. Gleisseite
km 59,0 Haltepunkt Oevelgönne
Am 22.05.1955 wurde an der Kreuzung der Bundesstraße mit der Eisenbahnlinie ein Haltepunkt eröffnet, der nach dem Gut Oevelgönne benannt wurde, das in der Nähe gelegen ist.
Auf beiden Seiten des Bahnüberganges befanden sich Bahnsteige. Wolf-Dietmar Loos war am 16. Oktober 1980 dort, ich am 08. Juli 1984.
56. Blick auf den Haltepunkt mit Ortsschild (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
57. Blick in Richtung Neustadt (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
58. Blick in Richtung Eutin. Das Ortsschild wurde schon entfernt, aber der Kilometerstein 59,0 dient immer noch zur Orientierung.
59. Blick aus Richtung Neustadt. Die Züge nach Eutin hielten am Bahnsteig hinter dem Bahnübergang.
60. Blick aus Richtung Eutin
Auch in Oevelgönne dokumentierte Wolf-Dietmar die Umleiterzüge im Herbst 1980:
61. Hier quert ein Güterzug die B 207 in Richtung Neustadt (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
62. Und auch ein 515/815-Pärchen quert die B 207 als E 3381 (Neumünster - Neustadt) (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
63. Ein D-Zug in der Gegenrichtung (links sieht man den Bahnsteig des Haltepunktes Oevelgönne) (Foto: Wolf-Dietmar Loos)
Am 28. April 2013 könnte man den Haltepunkt Oevelgönne glatt übersehen. Aber wenn man sich genau umsieht, kann man sogar noch die Bahnsteigkante vom Bahnsteig in Richtung Eutin im Gras finden.
64. Blick aus Richtung Eutin zum ehemaligen Bahnübergang. Die Gleise lagen noch etliche Jahre in der Straße, auch nach dem Abbau der Strecke. Seitdem die Gleise aber auch dort verschwunden sind, vermisse ich das Bupp-bupp, wenn ich mit dem Auto durch die Senke der Bundesstraße fahre - an der Stelle, wo früher einmal der Bahnübergang war.
65. Blick in Richtung Eutin. Dieser Blick entspricht dem ersten Bild mit dem Kilometerstein 59,0. Auch wenn man es auf dem Bild nicht erkennen kann: Im Gras kann man noch die Bahnsteigkante finden.
66. Blick aus Richtung Eutin. Das Bild entspricht der Perspektive des dritten Bildes von 1984.
67. Blick in Richtung Neustadt auf den Bahnsteig östlich des Bahnüberganges. Das Bild entspricht der Perspektive des zweiten Bildes von Wolf-Dietmar von 1980.
km 60,5 Einfahrvorsignal Neustadt Gbf
Hier war ich am 31.05.1984. Das Signal stand ganz in der Nähe des Bahnüberganges der Pohnsdorfer Straße, die man auf dem Bild im Hintergrund erkennen kann.
68. Blick aus Richtung Eutin
Die letzte Etappe führt zu den Bahnhöfen in Neustadt (Holstein) - dem Güterbahnhof bei km 61,6 und dem Personenbahnhof bei km 63,3.
Auf die Fortsetzung müsst ihr aber nicht warten. Den Bahnhof in Neustadt habe ich nämlich schon vorgestellt - sogar in zwei Teilen:
Teil 1 und
Teil 2
Horst Ebert machte mich darauf aufmerksam, dass es im kommenden Frühjahr eine Ausstellung zur Geschichte der Bäderbahn gibt, und zwar in Neustadt im ZeiTTor (dem alten Kremper Tor). Dabei wird auch der Neustädter Bahnhof gezeigt, der ja ursprünglich der Endpunkt der Eutiner Strecke war: [
www.zeittor-neustadt.de] - unter Aktuell steht der Hinweis auf die Ausstellung.
Abschließend würde ich mich freuen, wenn Ihr mir noch folgende Fragen beantworten könnt:
Wann wurde der Bahnhof Bujendorf zum Haltepunkt zurückgebaut?
Weiß jemand, wann die Bundesstraße in Oevelgönne neu asphaltiert wurde und der letzte Gleisrest in der Straße verschwand?
Und hat jemand eine Idee, warum Röbel keinen Namenszusatz trug, obwohl es durchaus bedeutendere Bahnhöfe mit dem Namen Röbel in Deutschland gab?
Vielen Dank an Wolf-Dietmar Loos für die Bilder von dem Umleiterverkehr vom Herbst 1980 und an Horst Ebert für etliche Informationen, die ich hier verarbeiten konnte. Und vielen Dank an Euch, dass Ihr mir entlang der Bahnstrecke Eutin - Neustadt gefolgt seid. Es ist eine Bahnstrecke, an die viele Erinnerungen aus meiner Kindheit und meiner Teenager-Zeit geknüpft sind. Und es ist die erste Bahnstrecke, die ich systematisch erkundet und fotografiert habe. Danach änderte sich mein Schwerpunkt beim Fotografieren der Eisenbahn - weg von den Triebfahrzeugen hin zu den Bahnhofsanlagen.
Von Lokomotivbaureihen gibt es in der Regel immer einige Exemplare, die der Nachwelt erhalten bleiben und die Erinnerung an früher aufrecht erhalten. Von den Bahnhöfen nicht. Sie verändern sich alle mit der Zeit, werden modernisiert oder verfallen. Aber kein Bahnhof bleibt so bestehen, wie er früher war. Kein einziger Bahnhof der Achtziger Jahre ist der Nachwelt erhalten geblieben. Das Flair eines Bundesbahnhofes ist unwiederbringlich verloren und kann auch nicht durch eine Museumsfahrt wiederbelebt werden. Vielleicht gelingt es irgendwann ja einmal, dass man auch Bahnhöfe aus verschiedenen Epochen und nicht nur Fahrzeuge museal erhält. Dass dieses wünschenswert wäre angesichts der massiven Veränderungen möchte ich mit meinen Beiträgen "Im Wandel der Zeit" dokumentieren. Die Bahnstrecke Eutin - Neustadt ist die Keimzelle für diese Idee gewesen.
Ein herzlicher Gruß ins Forum vom Ort meiner Jugend!
Christoph