Weiter geht es mit dem zweiten Teil meines Rückblicks auf das Bahnjahr 1967. Während der erste Teil sieben Monate umfasste, handelt der zweite nur von zehn Tagen, die aber eine erhebliche „Erlebnisdichte“ hatten. Mit dem Auto des Vaters konnten mein Bruder und ich Eisenbahn pur (nur einige wenige kulturelle Exkurse – Römerkastell Saalburg, Altstadt Miltenberg und Rothenburg o.T., Edertalsperre – „stahlen“ ein bisschen von der Zeit) in Süddeutschland erleben – aber, schaut selbst.
Am 2. August ging es los in Butzbach, wo drei verschiedene ELNA in drei verschiedenen Bauarten zu sehen waren. Vor dem Lokschuppe war die dicke ELNA 5 1151 unter dem Bockkran abgestellt. Im Lokschuppen stand die kalte ELNA 2 146…
…und zur großen Freude war ausgerechnet die ursprüngliche BLE-Lok ELNA 2 142, von Krauss in etwas abweichenden Design erbaut, vor dm Güterzug aus Griedel im Einsatz.
Im Schlepp hatte der Zug den VB 121, der in eigener Werkstatt dem Aussehen der Esslinger Triebwagen angepasst wurde.
Eine weitere Privatbahn in Hessen hatte noch Dampfbetrieb, hier sogar im Personenverkehr. In Königstein wartete die moderne Henschellok 262 auf den nachmittäglichen Einsatz. Die trotz gleicher Achsfolge völlig anders aussehende ehemalige Braunschweiger 261 stand kalt im Schuppen.
In Frankfurt Hbf kam zur passenden Zeit der Rheinpfeil an. E 10 1267 brachte ihn, E 10 1265 beförderte ihn weiter. Mit von der Partie waren der Buckelspeisewagen und der Aussichtswagen.
Die Darmstädter 65 erledigten den Verkehr im Odenwald.
Der alte Bahnhof Miltenberg war ein Kopfbahnhof, in den aus drei Richtungen Strecken einmündeten. Von Norden kommt die Strecke aus Aschaffenburg, aus Osten die aus Lauda und von Süden die aus Seckach. Sowohl von Aschaffenburg als auch aus Seckach kann unter Umgehung des Bahnhofes mit Überquerung des Mains direkt nach Lauda gefahren werden. In diesen Fällen würde der Bahnhof Miltenberg nicht angefahren und stattdessen nur auf der anderen, nördlichen Mainseite in Miltenberg Nord gehalten werden. Tatsächlich liefen aber die Eilzüge Aschaffenburg – Lauda den Miltenberger Bahnhof an. Von Aschaffenburg kommend liefen sie in den Bahnhof ein, drückten nach dem Verkehrshalt auf ein Ausziehgleis neben der Ausfahrt nach Aschaffenburg zurück und fuhren dann, gesichert durch ein Ausfahrsignal, über die Mainbrücke und weiter nach Lauda. In der Gegenrichtung wurde zunächst auf das Ausziehgleis gefahren und dann in den Bahnhof zurück gedrückt.
Alle drei Strecken gibt es auch heute noch. Allerdings sind der alte Bahnhof und seine bayerischen Signale Geschichte; der frühere Bahnhof Miltenberg Nord ist in Miltenberg umbenannt worden und die Sägefahrten sind heute überflüssig. An Hand der noch existieren Empfangsgebäude, Güter- und Lokschuppen lassen sich aber die Örtlichkeiten des alten Bahnhofes auch heute noch leicht auffinden.
Mein Bruder zeichnete den Gleisplan, aus dem die eigentümliche Situation erkennbar ist.
Den Verkehr nach Aschaffenburg teilten sich 64 und VT 95.
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In Rothenburg ob der Tauber ruht sich der Gläserne Zug ET 91 01 am 5. August 1967 bis zur nächsten Fahrt aus. Nur mit Hilfe einer Diesellok kam er hier her. Der Lokschuppen wurde mittlerweile abgerissen, die Nebengebäude stehen auch heute noch.
In Nürnberg war ein grandioser Reigen illustrer E-Loks zu sehen.
Der damals elfjährige Autor bestaunt die gepflegte E 18.
Einzige Dampflok an diesem Nachmittag war 64 141 mit einem aus zwölf B3yg bestehenden Leerzug.
Bei der Schmalspurbahn Amstetten – Laichingen wartete der kuriose T 35 auf den nächsten Einsatz. Rechts hinter dem Lokschuppen die wackelige Drehscheibe, auf der das Gefährt gedreht werden konnte. Der Wagen entstand unter Verwendung von Teilen eines Üstra-Busses aus Hannover. Der Verwendung des Getriebes war der Einrichtungsverkehr geschuldet.
In Stuttgart gehörten ET 65 und E 63 zu den wichtigsten Protagonisten des Besuches.
Auch die alte Zacke besuchten wir in Degerloch.
Der nächste Stopp in Gammertingen hielt weitere Raritäten bereit. Uerdinger Vorserien-Schienenbus und Dampf- und Diesellok aus Esslinger Produktion ließen das Herz der jungen Eisenbahnfreunde höher schlagen.
Schmalspurdampfloks erlebten wir leider nur abgestellt oder kalt im Schuppen. Die 99 716 besaß noch das Abschiedsgedicht vom letzten Einsatz auf der benachbarten Zabergäubahn.
Von Neustadt (Saale) nach Königshofen im Grabfeld erlebten wir unsere erste Zugverfolgung mit dem Auto, als wir der 98 1125 mit ihrem nachmittäglichen P 3947 folgten.
Ganz andere Exoten gab es in Bebra zu sehen, wo die 01 513 mit Boxpok-Rädern und Umlaufschürze ein ungewohntes Bild abgab.
Wer mehr über diese Fahrt wissen und sehen will, dem sei die Lektüre der
EisenbahnGeschichte Heft 83 empfohlen.
Soweit dieser zweite Teil des Jahresrückblick auf 1967.
Viele Grüße aus dem Norden
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www.db-bahnarchiv.de] – Stationierungsverzeichnis aller DB-Triebfahrzeuge 1968 bis 1993.
Auf der Seite befinden sich auch die Links zu meinen HiFo-Beiträgen – unter anderem natürlich auch zu dieser Reihe.
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