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 04 - Historisches Forum 

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Edit: 04.I.18 Link zu den mittlerweile wiedergefundenen fehlenden Aufnahmen gesetzt.


Eigentlich[TM] hatte ich ja vor, diese Folge schon nach meinem Urlaub Mitte September aus aktuellem Anlaß zu bringen, aber angesichts der erschreckenden Tatsache, daß durch eine mißglückte Tunnelbohrung im Süden Deutschlands fast der gesamte europäische Schienen-Güterverkehr für Wochen zum Erliegen gekommen ist, hat mich dann doch sehr erschreckt und letztendlich bewogen, davon Abstand zu nehmen. Das dort angewandte Gefrierverfahren hat sich nämlich schon seit Erfindung der Kältemaschine vor über 100 Jahren als sicheres Verfahren im Bergbau bewährt.

Mittlerweile ist ja schon fast Gras über die Sache gewachsen und so kann ich dann diese Folge doch zeigen - nur halt als kleines Dankeschön für die vielen, vielen Geburtagswünsche, die mich hier im Hifo erreichten.




Heute wenden wir uns mit mehreren Bildern dem konventionellen Streckenvortrieb unter Tage zu. Für die Erschließung der Lagerstätte bzw. dem Aufschluß neuer Vorräte müssen kontinuierlich neue Strecken unter Tage aufgefahren werden. Dies geschah vor Erfindung des Schwarzpulvers extrem mühselig von Hand - mit den beiden bekanntesten Werkzeugen (Gezähe) der Bergleute: Schlägel und Eisen; also Fäustel und Meißel. Beides immer noch gekreuzt als Symbol des Bergbaus verwendet. ( [de.wikipedia.org] )
Viel Platz unter Tage ist ein verschwenderischer Luxus, weil die Erstellung der Grubenbaue so arbeitsintensiv ist. Deshalb fährt man stets den kleinstmöglichen Querschnitt auf - auch heute noch! Nach Einführung des Schwarzpulvers als Sprengstoff konnte die Löse-Arbeit etwas erleichtert werden: das Gebirge wurde weg gesprengt (oder weg geschossen, wie der Bergmann sagt). Das Herstellen der Bohrlöcher war aber trotzdem noch extrem mühsam und Schwerstarbeit. Erst um 1880 wurden entsprechende pneumatische Bohrhämmer verwendet, um die bis zu 2 m langen Bohrstangen ins Gebirge zu treiben. Nach Erstellen der Bohrlöcher zog sich die Mannschaft zurück und es kam der Schießmeister mit dem brisanten Sprengstoff, führte mit seinen Gehilfen die Patronen mit den Zündkabeln (Schießdrähten) in die Bohrlöcher ein (Besetzen) , verschloß die mit Sprengstoff besetzten Löcher mit Lehmnudeln, überprüfte sorgfältigst die Abwesenheit von Grubengas (Ableuchten) und verband bei "reinen Wettern" (also Abwesenheit von Grubengas) die Schießdrähte mit der Zündmaschine, lud selbige und tat nach lautem Warnruf "Es brennt! (die Lunte nämlich) die Schüsse ab. Es ist klar, daß sowohl die Vortriebsmannschaft als auch der Schießmeister in gebührendem Sicherheitsabstand dem Schießen beiwohnten und nach einer Wartezeit von 5 Minuten oder noch länger erst an die Ortsbrust zurückkehrten, um den Erfolg des Schießens zu beurteilen. Danach erfolgte das Wegräumen und Abtransportieren des weg geschossenen Gesteins, dem sog. Haufwerk sowie das Einbringen der Unterstützung des nackten Gebirges, dem Einbringen des sog. Ausbaus. Danach ging es mit Bohrlocherstellung wieder weiter wie oben. Diese Art und Weise des Vortriebes ist der sog. konventionelle Streckenvortrieb, also mit Bohren und Sprengen.
Moderner, schneller, aber nicht minder gefährlich ist der maschinelle Streckenvortrieb, der entweder mit einer Teilschnittmaschine (TSM) oder einer Vollschnittmaschine (VSM), nach Rastatt auch gemeinhin als Tunnelbohrmaschine bekannt, durchgeführt wird. Hier wird das Gebirge quasi weggefräst und kontinuierlich mittels Gummigurtbändern abtransportiert. Der Vortrieb wird bei der TSM nur kurz unterbrochen, um den Ausbau zu setzen. Dann geht es wieder weiter. Im Gegensatz dazu wird der Ausbau bei der VSM direkt hinter der Maschine eingebracht, so daß quasi kein Meter Gebirge unausgebaut bleibt.




Kommen wir nun zu den Bildern. Wir sehen die Dokumentation eines Querschlagvortriebes auf dem Bergwerk Bergmanssglück in Gelsenkirchen Buer. Es wurde der 7. westliche Abteilungsquerschlag nach Süden auf der 4. Sohle aufgefahren. Die Bilder entstanden aller Wahrscheinlichkeit nach im Sommer 1962. Dieser Querschlag wurde mittels eines Bohrwagens PW05E und einem Salzgitter Überkopflader HL 400 aufgefahren - eine seinerzeit hochmoderne maschinelle Ausrüstung! Weitere Daten: Ausbruchsquerschnitt 15, 5 m², Ausbauquerschnitt 12,5 m². Der Ausbau bestand aus Gerlach-Bögen B12,5 mit einem Bauabstand von 80 cm.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-1.jpg

Bild 1: Da haben wir sie, die Profis ;).
Zum Schichtwechsel entstand ein schönes Gruppenfoto von zwei Schichtbelegungen, den Schießmännern (erkennbar an den alten Sicherheitslampen vor sich) und einigen Aufsichten (rechts, deutlich zu sehen die hellere Lampe vor der Brust am Lampenriemen - dem sog. Blitzer). Der Steiger ganz rechts war wohl der Obersteiger - man achte auf den Steiger-Häckel in seiner linken Hand und die herrische Haltung! Ein Teil der Belegscahft ist schon mit den moderne Kopflampen ausgerüstet, das Groß jedoch hat wohl die schwere Pottlampe tragen müssen.
Wir blicken in die fertiggestellte Strecke (also nach Norden), die Ortsbrust muß direkt hinter dem Fotografen sein; erkennbar an dem vielen kleinen Haufwerk, welches noch zwischen den Gleisen liegt. Auf halber Höhe erkennen wir an den Stößen Druckluft- und Wasserleitungen, Elektrokabel etc. Links oben hängt die die dicke Wetterlutte an der Firste, durch die mittels eines Ventilators frische Luft (Wetter) nach vor Ort gebracht wurde; eine sog. blasende Bewetterung.
Durch den Vergleich mit der Gruppe werden die o.g. technischen Daten (Querschnitt und Bauabstand ja sehr plastisch verdeutlich!


http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-1a.jpg

Bild 2: Die Aufsicht, die hier vor Schichtbeginn mit den 4 Mann Belegung einer Schicht ein Instruktionsgespräch vor Beginn der Arbeit führt, ist uns ja schon in Bild 1 aufgefallen (zweiter von rechts). Die Gruppe steht in einem Streckenabzweig, der durch die gemauerten Stöße auffällt. Auch hier springen wieder die dicken Luttentouren ins Auge; jede Undichtigkeit ist akribisch mit Fettband abgedichtet worden, um Verlsute weitesgehd zu vermeiden. Auf diesem Bild erkennen wir die schweren elektrischen Pottlampen, die in Bildmitte auf der Sohle stehen. Die Blechbüchsen, die die beiden Kumpel rechts tragen, sind die sog. Filterselbstretter, die heute jeder unter Tage verpflichtend mit sich zu führen hat. Die Selbstretter sind Katalysatoren, die bei einem etwaigen Grubenbrand das extrem giftige Kohlenmonoxyd in ungiftiges Kohlendioxyd umsetzt.


http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-2.jpg

Bild 3: So, und hier sind wir jetzt "vor Ort"! Wir sehen die Ortsbrust des Streckenvortriebes. Dies - und nur dies - wird bergmännisch korrekt als "vor Ort" bezeichnet. Wir erkennen, daß die Ausbaubögen bis nahezu an die Ortsbrust gestellt sind. Das bedeutet, daß die Bohrarbeit erst vor Kurzem aufgenommen wurde. Links im Bild ragt die Bohrlaftte des Borwagens ins Bild; die Bohrstange ist schon etwa hälftig in der Ortsbrust verscwunden. Man sieht: Wasser zur Staubbindung spielt eine extrem wichtige Rolle - der Kumpel rechts spült ein schon gebohrtes Loch mit einer Lanze aus, um die letzten Reste Bohrklein aus dem Loch herauszuspülen. Die gesamte Ortsbrust glänzt speckig, da sie kräftig abgebraust wurde. Die Pfützen links auf der Sohle zeigen deutlich, daß hier keinesfalls am Wasser gespart wurde. Dies ist aber auch bitter nötig, um den allfälligen Gesteinsstaub weitestgehend zu binden und niederzuschlagen - die Silikose ( [de.wikipedia.org] ) ist eine furchtbare und gefürchtete Berufskrankheit der Bergleute - gerade derjenigen, die hauptsächlich im Streckenvortrieb tätig waren (so wie mein Opa :()!
Links sieht man schön, wie der Ausbau aufgebaut ist. Die 3 stählernen Bögen werden gegen Umfallen durch die Verbolzung gestützt. Diese Verbolzung sind die waagerechten Holzstempel in mehr oder weniger gerader Linie, die man oberhalb und unterhalb der Bedruckung der Bögen erkennen kann. Hinter den Stahlbögen sieht man den sog. Verzug aus Handsteinen, die hier von Verzugshölzern aus Abschwarten am Herabfallen gehindert werden. Durch diesen Verzug wird quasi ein komprimierbarer Puffer erstellt, welcher den auflaufenden Gebirgsdruck zunächst aufnimmt, bevor nach Kompression des Verzuges dieser dann vollends auf die stählernen Bögen geleitet wird. Ganz oben sieht man noch zwei sehr kräftige Doppel-T-Träger an der Firste. Dies sind die sog., Vorpfändschienen, deren Funktion wir gelich noch kennelernen werden.


http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-3.jpg

Bild 4: Der Bohrwagen wird hier auf dem linken Gleis umgesetzt, damit dann mit der Lafette das nächste Loch gebohrt werden kann. Für solche Querschnitte waren durchaus 50 bis 60 Bohrlöcher vonnöten! Falls sich manche die Frage stellen, warum die Kumpels da doch so leicht bekleidet malochen - die Antwort ist einfach. Es war buff-warm vor Ort! Da ja noch keine durchgehende Bewetterung möglich war, konnte die Gebirgswärme ja nur durch die blasende Sonderbewetterung abgeführt werden. Die Ortsbrust hatte ja noch die vorherrschende Gebirgstemperatur, die mit Sicherheit um die 30° lag. Zusammen mit dem vielen Wasser herrschte vor Ort gerne tropisches Klima - und dann muß man ja auch noch kräftig anpacken! Auf diesem Bild sieht amn die Vorpfändkappen noch etwas besser, zugleich erkennt man die eöektrsiche Lampe zwischen den beiden Vorpfändkappen. Dies war - neben den Mannschaftlampen - die einzige Beeluchtung. Diese Lampe war mit einem preßluftgetriebennen Generator ausgerüstet und gab im Betrien ein ohrenbetäubenden Pfeifen von sich. Ebenso die gesamte Maschinerei, die ebenfalls pneumatisch betrieben wurde!

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-4.jpg

Bild 5: Eine weitere Totale der Szenerie, links der gesamte Bohrwagen mit dem gerade noch erkennbaren dicken Druckluftschlauch. Hier erkennt man schön die elektrische Leuchte unter der Firste, die an einem Druckluftschlauch hängt, der in dem rechts angeflanschten Generator mündet.

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-5.jpg

Bild 6: Hier sehen wir den Bohrwagen einmal von der anderen Seite. Der Kumpel rechts bedient die Lafette mittels der vielen Hebel. Nach hinten verschwindet der dicke Druckluftschlauch.




Hier fehlen jetzt leider einige Bilder. Nachdem alle Löcher gebohrt sind, kommt der spannendste Moment - das Besetzen der Bohrlöcher mit Sprengstoff und dem Abtun der Schüsse.

Deshalb muß jetzt ein YouTube Video herhalten:

[www.youtube.com]

Ab Minute 2:20 sieht man die Bohrlafette in Aktion
ab Minute 3:12 kommt der Schießmeister und tut die Schüsse ab
ab Minute 5:00 sieht man einen Überkopflader in Aktion


Die fehlenden Bilder sind einenm neuen Beitrag hier ( [www.drehscheibe-online.de] ) zu finden.




http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-6.jpg

Bild 7: Unmittelbar nach Abtun der Schüsse sieht es jetzt ein wenig unordentlich aus. Man begutachtet den Erfolg des Schusses und - viel wichtiger - die Schäden am schon gesetzten Ausbau, die durch die Explosionen entstanden sind - diesen werden gerade oberhalb der Leuchte sehr offensichtlich.
Direkt nach der vorgeschrieben Wartezeit wird als allererstes die freigelegte Firste (Decke) mit den beiden Vorpfändschienen gesichert, d.h. die beiden kräftigen Doppel-T-Träger werden bis ganz an die Ortsbrust herangeschoben und stellen so eine erste grobe Sicherung dar.
Die Aufgabe der Mannschaft ist es nun, zunöächst die Kappbögen aufzulegen und dann das ganze Haufwerk wegzuräumen, der Sandschiefer ist größtenteil sehr plattig gefallen, aber man achte einmal auf die ganz dicken Brocken links!


http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-7.jpg

Bild 8: Die Ausbauarbeit beginnt. Heute wird es noch genauso gemacht: 3 Mann, Vier Ecken und mit viel Hauruck und Muskelkraft werden die Kappbögen auf die Vorpfändschienen gelegt (wobei die Vorpfändung heute maschinell geschieht - das habe ich heuer fotografiert und zeige ich dann im HiFo 2027 ;)). Auf diesem Bild erkannt sehr schön die Ausmaße der dicken Brocken. Weiterhin erkennt man die beiden Bohrungen im Kapp-Bogen und am linken Bildrand sher schön die 4-fach verschraubte Lasche, die den vorderen Kappbogen mit dem Stoßbogen verbindet. Wegen der Bohrungen haben wir hier einen starren Ausbau vor uns. Die drei Bögenteile formen so quasi ein festes Portal, welches keine Nachgiebigkeit hat; diese kommt nur durch den Verzug!

http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-8.jpg

Bild 9: Alle drei Kapp-Bögen leigen auf und werden jetzt verteilt. Da wir ja 80 cm Bauabstand haben, ist der abgeschossene Abschlag gut 2,5 m lang! Auf diesem Bild erkennt man auch gut, woher die 3 m² Differenz zwischen Ausbruchs- und Ausbauquerschnitt herrühren!


http://zechenbahnen.square7.ch/Pics/53-9.jpg

Bild 10: Sogar eine Leistungsübersicht zu diesem Vortrieb hat überlebt. Beachtenswert finde ich, daß im August 1962 bei einer 4/4 Belegung ein monatlicher Fortschritt von fast 123 m erzielt wurde:
Ganz rechts sind Lohnangaben - man kann sich dann mal ausrechnen, wie viel Geld die Jung für diese Plackerei bekommen haben. Dafür würde heute keiner mehr das Bett verlassen!





Dies wird mit ziemlicher Sicherheit der letzte Beitrag für 2017 sein. Ein (für mich) sehr durchwachsenes Jahr, mit zum Teil unschönen gesundheitlichen Problenem, aber natürlich auch mit einigen schönen Hochlichtern, an die ich geren zurückdenke.

Ich wünsche hiermit allen HiForisti ein besinnliches Weihnachtsfest und eine gutes und vor allen gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2018.

Glück Auf!


RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa




4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:04:13:20:45.

Sicherheitsbekleidung

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 18.12.17 20:08

Mein lieber Joachim!

Tolle Zeitzeugen aus vergangener Arbeitswelt hast Du da präsentiert.
Wenn ich an den Sicherheitsaufwand bei unserer gemeinsamen Grubenfahrt denke, muß ich schmunzeln.

Ich wünsche Dir auch einen besinnlichen Jahresabschluß!

Viele Grüße!

Olaf Ott
Hallo Joachim,
Danke für die eindrucksvollen Bilder. Was waren das damals für Arbeitsbedingungen ! Sicherheitsbekleidung war wohl noch ein Fremdwort.

Schöne Feiertage wünscht aus Bayreuth
Johannes
Danke für den interessanten Beitrag.
Und morgen lege ich die Hauerprüfung ab... :-)
Nein, im Ernst, die Masse der Spezialausdrücke hat mich erschlagen.
Viele Grüße
Ulrich

Irre, Joachim

geschrieben von: hdk

Datum: 18.12.17 21:31

Ich hab mal im Zuge einer Studienarbeit den Übergang Streb Strecke mitgeschnitten durch Walzenschrämlader optimiert. War ne eins Loch, und mein Assistent hat nie verstanden, dass ich gesagt habe, „ohne Pufferzeiten alles Asche“. In der Steinkohle funktioniert nie alles so, wie es soll. Im Streckenvortrieb bist Du ja immer der Getriebene, der den Streb im Nacken hat. Bei all den schönen Bildern sollte man dem Publikum mal zeigen, was man in der Steinkohle eigentlich tut. Vielleicht ein Projekt für 2018?
Dir eine schöne Weihnachtszeit.

Viele Grüße und ein herzliches Glückauf

Hans



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:12:18:21:34:03.

Glückauf Ullrich

geschrieben von: hdk

Datum: 18.12.17 21:48

Es ist schwer zu erklären, aber als Bergmann ist die richtige Terminologie ein Muß. Der Eisenbahner ist da ähnlich veranlagt. Lokführer oder Zugführer ist genauso unterschiedlich wie Schacht, Stollen oder Strecke. Wer sich einem Thema widmet, hat auch die Terminologie zu wählen.
Insofern tut mir Joachim wohl, weil er die Begrifflichkeiten korrekt anwendet.
Übersetzungen können bei Bedarf gerne geliefert werden :-)

Viele Grüße 

Hans
Höchst interessant aber für mich persönlich sehr beklemmend.
Die Bergleute tragen zwar Helme, gegen Kopfverletzungen, aber wie sieht es mit dem restlichen Körper aus?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei dieser harten Arbeit am Abend jemand ohne Blessuren nach Hause gegangen ist.
Grüße
Michael
Hallo Joachim, was für ein interessanter Beitrag. Kannst du eingrenzen von wann die Bilder sind?
Meine Gruppenbild mit Enno ist von 1987. Zeche Monopol. Wir sind damals dort eingefahren um eine drei Wochen alte Maschine für den Hersteller auf Zelluloid zu bannen. Ich hatte die Vorstellung ein orange leuchtendes, neues Gerät vor Ort anzutreffen. Pustekuchen. Die nagelneue Maschine sah aus, als wäre sie schon seit Jahren unter Tage....
Zu den Details auf meinem Bild kannst du vielleicht auch noch was beisteuern.

19703037_10209636347570917_7483076840341297381_o.jpg

http://www.abload.de/img/_dsc4941.2403pp3g.jpg




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:12:18:23:07:18.
Hallo Joachim,
danke für deine Aufstellung. Wirklich beeindruckend, aber eine furchtbare Plackerei.

Zu den Selbstrettern: Ich wusste nicht, dass diese auf Katalysatorenbasis arbeiten. Nichtsdestotrotz würde ich Kohlenstoffdioxid nicht unbedingt als ungiftig bezeichnen -- allerdings immerhin nur einen Bruchteil so tödlich wie Kohlenstoffmonooxid...


Glückauf!
Moin,

angesichts der Bilder, die ich leider nicht sehen kann, wird 2018 für einige von uns ein sehr schweres Jahr werden. 

Glückauf 

Jörn 



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:12:19:08:02:35.
Eindrucksvolle Bilddokumente einer vergangenen und jetzt gänzlich vergehenden Zunft. Anläßlich einer Grubenfahrt durfte ich es auf Consolidation erleben, wie es ist, wenn Untertage geschossen wird. Ich hatte eine völlig verkehrte Vorstellung. Ich dachte es knallt gewaltig, dem war aber garnicht so. Ein dumpfer Rumms, der ganze Berg zitterte, es polterten noch einzelne Steine und dann war Ruhe. Aber dann kam eine gewaltige Staubwolke und es roch ein wenig nach Ammoniak. Bis die Wolke sich verzogen hatte, verging einige Zeit.

Ich wünsche allen Hifo-Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.
Alle Bergleute grüße ich noch mit dem jetzt leider verklingendem "Glück auf!"
Moin Joachim,

harte Arbeit und schlimme Arbeitsumstände - da waren Männer gefragt!

Danke für die interessante Doku,

Martin
Michael Fischbach schrieb:
Die Bergleute tragen zwar Helme, gegen Kopfverletzungen, aber wie sieht es mit dem restlichen Körper aus?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei dieser harten Arbeit am Abend jemand ohne Blessuren nach Hause gegangen ist.
Die Bilder stammen aus einer Zeit, wo das deterministische Sicherbeitsbewusstsein noch nicht verbreitet war und man dem Arbeiter viel mehr Freiheiten zustand, über Art und Umfang seiner "PSA" zu entscheiden. Nicht umsonst dürften die Jungs auf dem Fotto mit fuffzig fertig gewesen sein.

Glückauf

Jörn
Glückauf Enno,

was Du vorne siehst ist die Ortsbrust, also das Ende der Strecke vor dem Gebirge.
In deinem Falle siehst Du das Kohlenflöz schön glänzend.
Die Strecke ist in nahezu jedem Falle höher als der Streb, in dem die Kohle gewonnen wird. Im Oberen Bereich hast du somit das anstehende Gebirge, im unteren Bereich die Kohle.
Schön zu sehen sind die aufgesprühten Ansatzpunkte für das Bohrfahrzeug, an denen die Bohrlöcher zur Aufnahme des Sprengstoffs erstellt werden.
Nach der Sprengung ist die Strecke im Ortsbrustbereich ungesichert. Deshalb werden zunächst die Kopfsegmente des Gleitbogenausbaus quasi hinter dem Fotografen moniert, auf die Vorpfändschienen an der Firste gesetzt (Das was da an der "Decke" (Firste) zu sehen und mit Gitterrosten versehen ist) und Richtung Ortsbrust geschoben. Somit ist als erstes eine gewisser Schutz gegen Steinfall gegeben.
Danach werden die Stoßsegmente gesetzt (an der "Seite" (Stoß)) und mit den Kopfsegmenten verschraubt.
Das Ganze ergibt dann die Gleitbögen.
Gleitbögen deshalb, damit bei hohem Gebirgsdruck der Bogen durch Ineinandergleiten der Segmente nachgibt und nicht durch Verformung.
Zwischen den Ausbausegmenten werden dann sogenannte Verzugsmatten eingebracht, das sind Elemente aus Drahtgeflecht, die verhindern, dass Dir das Gestein oder die Kohle in die Strecke rieselt.
Teilweise werden vorher noch Kunststoffolien zur besseren Abdichtung eingebracht und eventuell auch noch Versatz eingeblasen um zu verhindern, dass die durch die Strecke geleiteten Wetter (Luftströme) sich ins Gebirge verflüchtigen.
Strecken in der Steinkohle haben für den Laien erstaunlich große Querschnitte, müssen Sie doch Bandanlagen Energie-, Druckluft- und Wasserhaltung aufnehmen, vor allem aber die Wetter zu, bzw. abführen. Je kleiner die Strecke und je höher die Wettergeschwindigkeit, umso höher die Reibungsverluste und die notwendige installierte Lüfterleistung, von der Staubentwicklung ganz zu schweigen.

Was auf deinem Bild leider fehlt, ist der Übergang Streb/Strecke aber da hat ja Joachim vielleicht was ;-)
Mit was das Ganze rangeschafft wurde, nämlich der Einschienenhängebahn, das hatte ich mal hier beschrieben.

Viele Grüße

Hans



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:12:19:15:16:16.
Glückauf Hans,
vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. In dem Stollen (oder ist es eine Strecke?) gab es ein Förderband, mit dem wir bei Schichtende, mitsamt unseres Kameraequipments, wieder Richtung Schacht gefahren sind. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Das Ding war wirklich schnell.

http://www.abload.de/img/_dsc4941.2403pp3g.jpg

Nur Nusskohle und Briketts

geschrieben von: Gleis MA 11-12

Datum: 20.12.17 00:30

Moin Joachim,

in meiner Jugend hatten wir zuhause noch Kohleöfen. Also wurde im frühen Herbst Nusskohle und Briketts gebunkert. Wie die Umstände aussahen, um uns Wärme in die Wohnung zu bringen, war im Süden Deutschlands den wenigsten bekannt. Die Kohle kam aus dem Ruhrgebiet, - fertig!

Danke deshalb für Deinen interessanten Bericht, der mir einiges darüber mitgeteilt hat.

Schöne Weihnachten und einen guten Rutsch
wünscht aus Mannheim
Rolf
Hallo!

Ganz vielen Dank fuer diesen tollen Beitrag!

Ich finde so etwas immer sehr lehrreich - denn obwohl ein Teil meiner Familie "aus'm Puett" stammt und zahlreiche Bergleute (darunter mehrere Obersteiger) darunter waren, gibt es keinen mehr, den ich dazu befragen kann.
Und so liest man dann hier und da in alten (teilweise "geerbten") Buechern, doch erst solche Berichte (samt guten Erklaerungen!) lassen den Zusammenhang zwischen vertrauten Redewendungen/Erzaehlungen und der taeglichen Arbeit erkennen.

Vielen Dank!

Und Dir wuensche ich gute Gesundheit - auch, damit Du uns noch viele Jahre mit solchen fundierten Beitraegen erhellen kannst.  :-)

Gruss

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...
j. holz-koberg schrieb:
Hallo Joachim,
Danke für die eindrucksvollen Bilder. Was waren das damals für Arbeitsbedingungen ! Sicherheitsbekleidung war wohl noch ein Fremdwort.

Noch nie was von Sicherheits-Turnhemd und Sicherheits-Badehose gehört? ;-)
Wandern nach Gebrauch mit Sicherheit nicht mehr in die Waschmaschine...

Es soll übrigens auch Arbeitsschutz-Sandalen geben. Schützen vor Arbeit...

Nee, mal im Ernst. Auch ich hatte dank des leider hier nicht mehr ganz so aktiven Users und meines guten Freundes "Roststab" bisher dreimal die Gelegenheit, mich im Ruhrgebiet untertage aufzuhalten. Ich sage nur: Das muß man erlebt haben! Ich ziehe dermaßen meinen imaginären Hut vor den Bergleuten! Und ich empfinde den bergmännisch-kumpelhaften Umgang vieler "Ruhrgebietler" miteinander und auch mit mir als Besucher als eine sehr prägende Erfahrung.
Den Beitrag empfinde ich als Hommage an diejenigen, die "tief unten im Keller" die Grundlagen der industriellen Produktion erarbeiteten. Ganz toll; und danke dafür!
Hallo!

Heizer Jupp schrieb:
Ich ziehe dermaßen meinen imaginären Hut vor den Bergleuten! Und ich empfinde den bergmännisch-kumpelhaften Umgang vieler "Ruhrgebietler" miteinander und auch mit mir als Besucher als eine sehr prägende Erfahrung.
Den Beitrag empfinde ich als Hommage an diejenigen, die "tief unten im Keller" die Grundlagen der industriellen Produktion erarbeiteten. Ganz toll; und danke dafür!
Sehr treffend ausgedrueckt.

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
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+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...

Re: Glückauf Ullrich

geschrieben von: S&B

Datum: 21.12.17 15:48

Zitat:
Es ist schwer zu erklären, aber als Bergmann ist die richtige Terminologie ein Muß. Der Eisenbahner ist da ähnlich veranlagt. Lokführer oder Zugführer ist genauso unterschiedlich wie Schacht, Stollen oder Strecke. Wer sich einem Thema widmet, hat auch die Terminologie zu wählen.
Insofern tut mir Joachim wohl, weil er die Begrifflichkeiten korrekt anwendet.

Ja, ich weiß, Hans, Du hast recht.
Ist wohl in jedem Beruf so; mein Vater war Forstbeamter (Förster). Was mögen wohl die Lichter eines Rehes sein...?
Viele Grüße
Ulrich, der sich besser mit Erlenmeyern und Nutschen auskennt... :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:12:21:16:44:18.
Seiten: 1 2 All Angemeldet: -