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 04 - Historisches Forum 

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Achristo's Foto-Historama: Historische Beiträge mit Fotos und Texten aus der Welt der Privatbahnen, Werksbahnen, Feldbahnen, städtischen Verkehrsbetrieben und der DB.

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Ich hoffe, mit einer Serie über die Strecken, die Fahrzeuge und den Betrieb der "Taunusbahnen", dem städtischen Nachfolger der früheren Frankfurter Lokalbahn AG (FLAG), das Interesse der Kleinbahnfreunde, Straßenbahnfreunde sowie Werksbahnfreunde unter den DSO-Usern zu treffen.

Die Stadt Frankfurt übernahm zum 1. Januar 1955 von der Frankfurter Lokalbahn AG deren als elektrische Kleinbahnen betriebene Strecken von Heddernheim nach Bad Homburg und Oberursel (Hohemark). Ältester Teil davon war der Abschnitt von Oberursel Staatsbahnhof zur Hohemark, der 1899 als Dampfbahn eröffnet worden war. Zehn Jahre später begann man mit dem Streckenbau von Heddernheim einerseits nach Oberursel Staatsbahnhof und andererseits nach Bad Homburg. Beide Strecken gingen 1910 für den Personenverkehr in Betrieb. Die in Oberursel anschließende Strecke zur Hohemark wurde ebenfalls elektrifiziert und durchgehend von Heddernheim her betrieben. Und in Bad Homburg befuhren die FLAG-Züge teilweise Gleise der Homburger Straßenbahn. Für ihre elektrischen Vorortbahn-Triebwagen errichtete die FLAG ein neues Depot in Oberursel-Bommersheim, außerdem wurde das Depot der Homburger Straßenbahn in der Höhestraße für die FLAG-Fahrzeuge erweitert.

Die Personenzüge fuhren über Heddernheim hinaus im Gemeinschaftsverkehr mit der Frankfurter Straßenbahn bis in die Frankfurter Innenstadt (Schauspielhaus). Für den Gemeinschaftsverkehr beschaffte auch die Stadt Frankfurt Überland-Straßenbahnwagen, die den FLAG-Wagen sehr ähnelten. Dafür wurde ein Depot in Heddernheim errichtet.

Neben dem starken Berufsverkehr nach Frankfurt gab es an den Wochenenden einen starken Ausflugsverkehr in den Taunus. In Bad Homburg konnte bis 1935 in die Straßenbahn zur Saalburg umgestiegen werden. Und an der Hohemark gab es Anschluss an eine Buslinie der Kraftpost über den Sandplacken zum Großen Feldberg.

Auf den Kleinbahn-Strecken von Heddernheim nach Oberursel Hohemark und Bad Homburg gab es auch Güterverkehr, wofür zur FLAG-Zeit ein elektrischer Gütertriebwagen und zwei Dampflokomotiven vorhanden waren. Übergang zur Staatsbahn gab es nur in Oberursel, so dass die auf der Homburger Strecke verkehrenden Güterzüge in Heddernheim Kopf machen mussten, um zum Übergabebahnhof in Oberursel zu gelangen. Die meisten Stationen hatten ein kleines Stationsgebäude mit Güterschuppen und ein Ladegleis.

Nach der 1955 erfolgten Übernahme durch die Stadt Frankfurt wurde der Güterverkehr beibehalten und lief unter der Bezeichnung "Taunusbahnen". Wichtige Anschlussnehmer waren die Vereinigten Deutschen Metallwerke in Heddernheim, deren Anschlussbahn an der Haltestelle "Wiesenau" von der Strecke Oberursel – Heddernheim abzweigte, außerdem die Motorenfabrik (KHD) in Oberursel zwischen Oberursel Bahnhof und Hohemark. Daneben wurde allgemeiner Güterverkehr (z.B. Rübenverkehr im Herbst, besonders auf der Strecke Heddernheim – Ober Eschbach [Bad Homburg]) und Stückgutverkehr betrieben. In Oberursel und Heddernheim gab es weitere Güterkunden und z.T. Gleisanschlüsse mit geringerem Aufkommen.

Die Strecke von Heddernheim nach Bad Homburg war stets zweigleisig. Auf der Oberurseler Strecke gab es ein zweites Gleis nur von Heddernheim bis Oberursel-Bommersheim. Der weitere zweigleisige Ausbau von Bommersheim über Oberursel Bahnhof bis zur Station Kupferhammer erfolgte erst in den 1980er Jahren. Der Restabschnitt vom Kupferhammer bis Hohemark ist noch heute eingleisig.

Der Güterverkehr war ab 1955 weiterhin als Kleinbahn konzessioniert, während der Personenverkehr nun als Straßenbahn betrieben wurde.

Zwischen ca. 1968 und 1975 wurden die Strecken für den Stadtbahnbetrieb umgebaut. Auf der Strecke nach Bad Homburg fuhren seit 1971 U-/Stadtbahnwagen, gleichzeitig wurde die Strecke bis Bad Homburg Gonzenheim verkürzt. Die Straßenbahnstrecke von Gonzenheim zum "Alten Bahnhof" in Bad Homburg wurde stillgelegt (der Wiederaufbau als U-Bahn ist in der Planung). Auf der Strecke nach Oberursel-Hohemark haben ca. 1977 U-Bahn-Wagen die bisher dort verkehrenden Straßenbahnwagen abgelöst.

Wer sich näher für die Geschichte der FLAG interessiert, sei auf das Buch von Söhnlein/Leindecker "Die Frankfurter Lokalbahn und ihre elektrischen Taunus-Bahnen" (München 2000) verwiesen.

G FLAG.jpg

Auszug aus dem VDNE-Mitgliederhandbuch 1954

GTaunusbahnen Netzplan.jpg

Netzplan der Frankfurter Straßenbahn von Winter 1971/72 mit den farbig markierten Strecken nach Bad Homburg und Oberursel-Hohemark

G File0023.jpg

Auszug aus dem Fahrplan Winter 1971/72 mit allen Haltestellen

G2474 Hohemark 081978.jpg

Gleisschleife in der Endstation Hohemark, August 1978. Die Schleife wurde zuletzt auch von den U-Bahn-Wagen befahren, wie auf dem Foto zu sehen. Der Radius war aber sehr eng, so dass es bei den U-Bahn-Fahrzeugen öfter zu Entgleisungen kam. Deshalb wurde die Schleife bald stillgelegt und die Fahrer mussten den Führerstand wechseln.

G2475 Hohemark 081978.jpg

Blick in die Gegenrichtung. Hier gab es eine Ausweiche und, hinten sichtbar, ein Ausziehgleis, August 1978.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g286_h10.jpg

Dieses Foto wurde vom Ausziehgleis der Station Hohemark aus aufgenommen und zeigt einen nach Oberursel Bahnhof ausfahrenden Zug am 12. Juni 1973.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g287_h10.jpg

Blick vom Ausziehgleis in die Gegenrichtung, 12. Juni 1973. Hier wird deutlich, dass es sich um eine Gebirgsbahn handelte und diese mit größeren Steigungen teilweise durch Wald führte.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g1602_10.jpg

Ausweiche an der Haltestelle Oberursel Bahnhof, 5. Oktober 1976. Die Anlage befand sich auf dem Bahnhofsvorplatz des Staatsbahnhofs Oberursel, wie früher bei vielen Kleinbahnen üblich. Die Anlage verfügte über ein kleines Stationsgebäude (hier durch die Straßenbahn verdeckt), in dem der Fahrdienstleiter seinen Arbeitsplatz hatte.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g6001_10.jpg

Der Güterbahnhof der Taunusbahnen war mit einem Gleisdreieck an die Kleinbahnstrecke angeschlossen. Rechts der Privatbahnteil, links die DB-Gleise, im Hintergrund das DB-Bahnhofsgebäude, 26. März 1982.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g6004_10.jpg

Der Blick in die Gegenrichtung zeigt, wie die Lok 2020 am 26. März 1982 Leerwagen von der DB abholt.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g1603_10.jpg

Hier geht der Blick von Oberursel in Richtung Niederursel auf die Unterführung der Kleinbahnstrecke unter der DB, 5. Oktober 1976. Hier sind gerade vorbereitende Arbeiten für den zweigleicigen Ausbau der Strecke im Gange.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g237-910.jpg

Ein Güterzug mit Lok 2020 durchfährt den Bahnhof Niederursel, 28. Oktober 1974. Rechts die Ladestraße, die nach Auflösung des Gütertarifpunktes nur noch für Bahndienstzwecke verwendet wurde.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g237-110.jpg

Einfahrt Heddernheim aus Richtung Oberursel, 28. Oktober 1974. Am Formsignal erkennt man, dass es sich um eine Eisenbahn handelte -die Kombination U-Bahn und Formsignal dürfte in Deutschland äußerst selten gewesen sein.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g2472_10.jpg

Bahnhof Heddernheim im August 1978. In der Mitte die Streckengleise mit einfahrendem Zug. Rechts die ehemaligen Gütergleise, die zum Aufnahmezeitpunkt bereits Bahndienstzwecken dienten. Rechts vom Formsignal auf gleicher Höhe das Stellwerksgebäude. Links der Betriebshof Heddernheim.

https://i62.servimg.com/u/f62/18/79/98/86/g400-210.jpg

Das Gleisende in Heddernheim, 20. Mai 1976. Rechts führt die Strecke als Stadtbahn weiter in die Frankfurter Innenstadt.

Von der Strecke nach Bad Homburg bringe ich keine derartigen Streckenaufnahmen, da hier zu dem Zeitpunkt, als ich fotografierte, der Umbau zur Stadtbahn bereits abgeschlossen war und keine Kleinbahntypischen Anlagen mehr vorhanden waren.

Ich hoffe, der Überblick hat gefallen.

Alle nicht anders gekennzeichneten Aufnahmen stammen von mir und unterliegen dem Urheberrecht
Andreas Christopher (Achristo) im Internet: [www.achristo.homepage.t-online.de]
Übersicht Achristo's Foto-Historama: [www.achristo.homepage.t-online.de]




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:21:11:05:12.
Hallo!
Ein toller Beitrag mit Bildern aus einer längst vergangenen Zeit. Beim Anblick der Güterlokomotive höre ich noch den "Höllenlärm" mit dem sie daherkam. Ich meinte immer, jemand müsste doch endlich einmal die lärmenden Zahnräder schmieren... bevor sie auseinanderfliegen.
Besten Dank
Carsten Dietrich Brink
82131 Gauting

Ein sagenhafter Beitrag, vielen Dank.

Ich ging bis 1976 in Oberursel zur Schule und hatte den Betrieb fast täglich vor Augen.

Keines Deiner damaligen Motive ist heute auch nur noch annähernd wieder zu erkennen.







1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:12:15:13:19.
Hallo Andreas,

vielen Dank für den Bericht über Strecken, die früher öfters benutzt habe. Sei es im Sommer die Fahrt zum Oberurseler Schwimmbad oder zum Skilaufen bis zum Feldberg; ab Hohemark musste man allerdings, wie Du auch schreibst, den Postbus benutzen. Er führte einen kleinen Einachsanhänger für die Skier mit und es dauerte lange, bis alle Fahrgäste einen Fahrschein beim Busfahrer gelöst hatten.

Auf dem letzten Bild hast Du ein Relikt des ursprünglichen Wagenparks erwischt. Er wurde zum Turmwagen umgebaut, wofür sein Laternendach im Wege war. Außerdem hat er seine Druckluftbremsanlage verloren.

Gruß
Johannes
Vielen Dank!

Da ich erst seit 1999 im Rhein-Main-Gebiet lebe, habe  ich natürlich noch etwas aufzuarbeiten.

Michael

Halb OT: U-Bahnbetrieb mit Formsignalen

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 12.11.17 17:09

Auch wenn es sich um eine vereinfachte Bauart handelte, und nicht um ehemalige Vollbahnsignale, auf den Oberflächenstrecken der Hamburger U-Bahn waren Formsignale teilweise bis in die Nachkriegszeit alles andere als selten. Ob das in Berlin auch der Fall war, weiß ich allerdings nicht, halte es aber für wahrscheinlich. Und ich meine, mich an Formsignale auf den ehemaligen KBE-Strecken erinnern zu können, auch als diese schon mit Stadtbahnwagen betrieben wurden. 
Die Fotos sind aber allererste Sahne, die Kleinbahnatmosphäre ist förmlich mit Händen zu greifen.
Großen Dank für die eindrucksvolle Erinnerung an die Taunusbahn, die ich so auch noch live erleben konnte. Klasse das Bild vom Niederurseler Ladegleis in unmittelbarer Nähe zum weitbekannten "Lahmen Esel" wo ich so manchen Schoppen durch die durstige Kehle spülte und gleich auf dem Bild danach die Örtlichkeit meines Heims von 1986 bis 2006 das zur Aufmahmezeit allerdings noch als Kleingarten existierte.

Grüße, Peter

Wie geil...

geschrieben von: safadino

Datum: 13.11.17 00:01

...ist das denn ? Hammer...


Guten Abend

Ein paar Infos dazu...


"Beide Strecken gingen 1910 für den Personenverkehr in Betrieb"

Linie 24 ab dem 31.05.10, Linie 25 ab dem 04.05.10
Der Güterverkehr zur VDM wurde 1908, bis Obereschbach 1909 eröffnet.


"Für den Gemeinschaftsverkehr beschaffte auch die Stadt Frankfurt Überland-Straßenbahnwagen, die den FLAG-Wagen sehr ähnelten."

Der Hersteller für die FLAG und für die Straßenbahn Frankfurt war der gleiche und kam aus Uerdingen, Herbrand ? Äußerlich bis zu den Kriegsjahren wohl nur dadurch zu unterscheiden, dass die "Frankfurter" "Berliner Dreiecksbügel" hatten und die Streckenscheinwerfer bei Richtungswechsel umgesteckt werden mussten, was im Linienverkehr in der Regel nicht vorkam. Wagenkunde ist allerdings nicht mein Fachgebiet und vielleicht schreibe ich jetzt auch nur Blödsinn...


"Neben dem starken Berufsverkehr nach Frankfurt..."

Der Grundtakt war 30 Minunten, der in der HVZ durch Vorzüge bzw. E-Züge verstärkt wurde. Diese E-Züge waren in der nachmittags HVZ Stadtauswärts schon richtige D-Züge, da zwischen Innnenstadt und Heddernheim nur eine oder zwei Haltestellen bedient worden sind.


"Der Güterverkehr war ab 1955 weiterhin als Kleinbahn konzessioniert, während der Personenverkehr nun als Straßenbahn betrieben wurde."

Unabhängig der Verkehrsart, wurden die Strecken bis zum 31.12.58 als "Nebenbahnähnliche Kleinbahn" geführt, danach als Straßenbahnstrecken.


"Auf der Strecke nach Oberursel-Hohemark haben ca. 1977 U-Bahn-Wagen die bisher dort verkehrenden Straßenbahnwagen abgelöst."

Die Umstellung von Mt-mt auf U2 erfolgte bei gleichzeitiger Umbennenung von A3 auf U3 zum 28.05.78. Gleichzeitig wurde auf dem Homburger Ast die Linie A4 eingestellt und die Rampe Große Gallusstr. stillgelegt.


Mit besten Grüßen
Sehr schöne Fotos aus meiner Jugendzeit. Erinnert mich daran, dass die 24 und 25 an "meiner" Haltestelle in der Eschersheimer immer ohne Halt durchfuhren...

Danke und Gruß
Jörn.
Schöner Beitrag, wie auch die Folgen 2 und 3!

Eine kleine Anmerkung: Der Gleisstutzen an der Hohemark diente nicht als Ausziehgleis, sondern als Schutzgleis, das wegen des Gefälles in Richtung Waldlust nötig war. Entsprechend mußten die einfahrenden Bahnen die Weiche aufschneiden. Gelegentlich wurden hier Arbeitswagen geparkt, nachdem der Rest des früheren "Kohlegleises" in der Schleife bei einem Umbau, vermutlich den frühen Siebzigern, verschwunden war. Dies war ein kurzes Gleisstück, das in einem unkrautbewachsenen Erdhaufen endete, und ich habe eine dunkle Erinnerung, bei einem Schulausflug zum Herzberg 1966 in diesem Gleis einmal den Gütertriebwagen 2019 stehen gesehen zu haben.

Beste Grüße