Tach!
Dass Harburg nicht zu Hamburg gehört wird jeder Elb-Hanseat bestätigen.
Für die Hamburger hört ihre Stadt geistig an der Elbe, spätestens mit dem Hafen auf. Dahinter beginnt der Balkan.
Die Harburger fahren auch heute, 80 Jahre nach dem Groß-Hamburg-Gesetz mit Zwangseingemeindung, "nach Hamburg". Verständlich, denn mit ihren deutlich über 100.000 Einwohnern wäre ihr Bezirk anderswo selbst eine kleine Metropole.
Eine Schönheit sind die Stadtteile im Süden Hamburgs nicht. Eher ist es die Landschaft wie die Schwarzen Berge, die Elbmarschen/Altes Land oder die Fischbeker Heide, die Kontrapunkte zur sonst eher eintönigen Topografie des "echten" Hamburgs setzen. Und dann sind da natürlich die Elbe und der Hafen, die auch Eisenbahnfreunde zu interessieren vermögen. Genau dort liegen die Schauplätze der folgenden Bilder. Rund 16 Jahre lang wuchs ich dort (konkret: Neu Wulmstorf) auf und schwenkte dort auch erstmals gezielt meine Kamera in Richtung Eisenbahn. Ein paar Ergebnisse jener Zeit, als Heiko in den 1980er- und den frühen 1990er-Jahren als Teenie der Bundesbahn nachstellte, ist gleich zu bewundern (oder auch nicht). Für die nicht ganz so prächtige Scanqualität bitte ich vorab um Entschuldigung. Vielleicht sollte ich mir zu Weihnachten mal einen ordentlichen Scanner wünschen.
Beginnen wir in Hamburg-Neugraben, dem Endpunkt der Gleichstrom-S-Bahn. Gerade macht sich ein rollender Nierentisch in orginalem Blau auf die etwa einstündige Reise bis ins schleswig-holsteinische Pinneberg. Pinneberg ist allerdings noch hässlicher als Neugraben, und das will etwas heißen.
1993 wurde die Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn reaktiviert, und die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) nahmen noch weit vor der Regionalisierung des Nahverkehrs einen Direktverkehr Bremerhaben - Bremervörde - Harsefeld - Buxtehude - Hamburg-Neugraben auf. Die EVB waren damit so etwas wie ein Eisenbahn-Versuchs-Betrieb (deshalb ja auch die Abkürzung EVB). Zum Einsatz kamen nagelneue 628. Einer von ihnen ist in Neugraben gerade mit einem City-Bahn-Steuerkopf und einem "Fernseher" 472 zum Gesichtsvergleich angetreten.
Grüne Loks vor grüne Züge: Am 26. August 1990 ist wohl eine der neuroten Lätzchen-141 für die City-Bahn nach Stade ausgefallen. Vorne die Stromschienen der Gleichstrom-S-Bahn. Vorteil: keine störenden Oberleitungsmasten!
Der Fernbahnhof Hamburg-Harburg ist die
DREHSCHEIBE für den Personenverkehr im Süden der Stadt. Bis auf die ICE-Linie nach Stuttgart und Basel halten hier inzwischen auch alle Reisezüge. Am 26. August 1990 gab es noch den D-Zug 332 von Fredericia/DK nach Köln, der mit einer auf 140 km/h kastrierten Rheingold-E-10 namens 114 nebst Postwagen in den Bahnhof einfährt.
Große Raffinerien sorgen im Harburger Seehafen für Aufkommen. In Hamburg-Unterelbe zweigen die Gleise zu Diesel und Benzin von der Strecke Harburg - Cuxhaven ab. Eine 140 wartet im Abend-Gegenlicht des 13. Mai 1994 auf Ausfahrt, damit auch in Süddeutschland die Kraftwagen nicht stehen bleiben.
Ein- oder zweimal im Jahr rollte der Sonderzug "Bürgermeister Mönckeberg" der Deutschen Bundesbahn durch Stadt und Hafen. Damit gelangte man auf Gleise, die sonst nur dem Güterverkehr dienen. Zum Hafengeburtstag 1988 war es der erst wenige Monate alte 628 201 "Schleswig-Holstein, der 140 interessierte Fahrgäste zum Beine-Vertreten auf den Burchardkai entließ. Gegenüber ist das Övelgönner/Blankeneser Ufer zu sehen. Heute wird man diesen Kai vor lauter Containern nicht wieder erkennen.
In Hamburg-Rönneburg Südlich von Harburg teilen sich die Strecken nach Bremen und Hannover. Heute steht dort ein monströses Beton-Überwerfungsbauwerk. Das Stellwerk, welches der Freitags-D 1738 nach Verden - Nienburg - Bielefeld im Juni 1988 passiert, ist ebenso wie der D-Zug längst Geschichte. Den BÜ "Reller" über die Bremer Gleise gibt es aber m.W. auch heute noch (?).
Sprung über die Süderelbe auf die Wilhelmsburger Elbinsel. Gerade hat der für nikotinhaltige Suchtmittel Ganzreklame fahrende 472 den Haltepunkt Veddel verlassen.
Der Spiel-ICE auf der Veddel als ICE 27008, Juni 1988.
Wir kommen zu den Norderelbbrücken, die Anfang der 1980-er Jahre für die S-Bahn um zwei Gleise und gegenüber der alten Brücken einer stilistisch eher unpassenden neuen Brücke erweitert wurden. Aus dem Gefälle des gerade passierten Oberhafen-Viadukts hinaus braust eine 470/472-Kombination als S3 mit Höchstgeschwindigkeit nach Süden. Bald wird ein neuer Haltepunkt direkt am Nordufer der Elbe die Fahrdynamik an dieser Stelle grausam unterbrechen.
Blick zur Fernbahn: Im August 1995 ist der Interregio 2334 (Rostock - Saarbrücken) gerade damit beschäftigt, dank der außerplanmäßig eingesetzten 110 (statt der 103) erste Verspätungsminuten aufzubauen.
Hier befinden wir uns bereits nördlich der Elbe. Es kommt ein 472 die Rampe vom Viadukt über den Oberhafen zu den Elbbrücken hinunter geschossen. Genau hier wird es bald den neuen Haltepunkt "Elbbrücken" geben. Schade um den schönen Schwung, und in der Gegenrichtung muss gegen die Steigung angefahren werden.
Übrigens (Achtung, Werbeblock): Im Nachbarforum gibt es weitere Bilder aus Hamburg zu sehen, diese jedoch von der Gummifraktion. Wer hier auf das Bild des "107er" klickt, welcher auf dem ehemaligen Straßenbahn-Planum gerade die Norderelb-Straßenbrücken überquert hat, gelangt direkt zu dem Thread.
Viele Grüße
Heiko
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:10:29:11:59:28.