Achristo's Foto-Historama: Historische Beiträge mit Fotos und Texten aus der Welt der Privatbahnen, Werksbahnen, Feldbahnen, städtischen Verkehrsbetrieben und der DB.
Gegen Anfang der 1970er Jahre gab es in Nordostbayern noch drei Strecken, auf denen regelmäßig "Donnerbüchsen" eingesetzt wurden. Der Gund war, dass hier Güterzugloks ohne Heizung eingesetzt wurden. Die dort verkehrenden Personenzüge oder Güterzüge mit Personenbeförderung mussten also autark bezeizbar sein. Das geschah in Form von zweiachsigen Personenwagen - sie besaßen einen Kohleofen oder eine Webasto-Heizung.
Die Strecke Reuth - Erbendorf Nord verlor ihren Personenverkehr bereits am 28. Mai 1972. Die Strecke Falls - Gefrees, über die ich bereits berichtet hatte
[
www.drehscheibe-online.de], wurde bis zum 29. September 1973 im Personenverkehr betrieben. Danach blieb für kurze Zeit einzig die Nebenbahn Wiesau - Tirschenreuth - Bärnau in dieser Betriebsform übrig.
Die Strecke von Wiesau über Tirschenreuth nach Bärnau war eine der einst zahlreichen oberpfälzer Nebenbahnen. Der Abschnitt von Wiesau bis Tirschenreuth war als erste Vicinalbahn Ostbayerns bereits am 10. November 1872 in Betrieb genommen. Die Verlängerung bis Bärnau (Oberpfalz) folgte über 30 Jahre später erst zum 8. Juli 1903.
In den 1970er Jahren fand mit zehn Zugpaaren noch reger Reisezugverkehr zwischen Wiesau und Tirschenreuth statt. Davon fuhren aber nur zwei Zugpaare weiter bis Bärnau. Und eines davon stellte eine große Besonderheit dar: Es handelte sich um eines der letzten GmP (Güterzug mit Personenbeförderung) auf DB-Gleisen. Die Zuglok des GmP-Zugpaars war eine V60, die über keine Dampfheizung für die Wagen verfügte. Aus diesem Grund waren für dieses Zugpaar 62997/98 zwei Donnerbüchsen im Bestand, die eine Ofenheizung besaßen. Es waren dies die letzten planmäßig eingesetzten zweiachsigen Personenwagen im DB-Bestand.
In Bärnau spielte der Stück- bzw. Expressgutverkehr für die zahlreichen dort angesiedelten Knopffabriken eine besondere Rolle. Rund 500 solcher Sendungen wurden pro Woche in Bärnau abgefertigt. Daher blieb der Bahnhof bis Mitte der 1980er Jahre eine besetzte DB-Verkaufsstelle. Daneben spielte der Holzverkehr in Bärnau eine Rolle.
Die Streckenstilllegung erfolgte abschnittsweise: Zum Herbst 1975 wurde der Personenverkehr zwischen Tirschenreuth und Bärnau eingestellt (zuletzt ein Schienenbuspaar und das GmP-Zugpaar). Der GmP verkehrte danach nur noch zwischen Wiesau und Tirschenreuth und wurde im Herbst 1977 aufgegeben. Zum 1. Januar 1985 wurde auch der Güterverkehr zwischen Liebenstein und Bärnau eingestellt, zum 1. Oktober 1994 zwischen Tirschenreuth und Liebenstein. Zum Jahresende 1999 wurde auch die Verkehrsbedienung zwischen Wiesau und Tirschenreuth im Güterverkehr aufgegeben, nachdem der Personenverkehr hier schon am 23. September 1989 eingestellt worden war.
Am 19. März 1975 fuhr ich mit dem GmP von Wiesau über Tirschenreuth nach Bärnau, wohl wissend, dass dieser besondere Zug nicht mehr ewig fahren würde. Dabei entstanden die nachfolgenden Fotos.
GmP 62997 mit Lok 260 211 vor der Abfahrt in Wiesau am 19. März 1975
Der GmP beim Rangieraufenthalt in Liebenstein
GmP 62997 ist in Bärnau eingetroffen.
Gesamtansicht in Bärau, 19. März 1975
Die Lok 260 211 beim Umsetzen in Bärnau
GmP 62998 mit Lok 260 211 bei der Einfahrt nach Tirschenreuth