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3,9 Kilometer Nostalgie - die Trossinger Eisenbahn

geschrieben von: 50 2812

Datum: 19.09.17 18:15

Liebe HiFo-Gemeinde,

viele ehemals idyllische Bahnstrecken sind heute stillgelegt, weil ihr Betrieb nicht mehr rentabel ist. Einige jedoch existieren noch heute, modernisiert oder von anderen Trägern übernommen. Das trifft auch für die „Trossinger Eisenbahn“ zu, einer nur 3,9 Kilometer langen Verbindung zwischen der Stadt Trossingen und ihrem an der Strecke Rottweil – Villingen gelegenen Bahnhof. Diese Bahn wurde 1898 eröffnet, der Güterverkehr 1996 aufgegeben und der Betrieb im Jahr 2003 durch die Hohenzollerische Landesbahn übernommen. Schon im Jahr wurde sie, in Trossingen gab es neben den bekannten HOHNER-Werken ein Elektrizitätswerk, rein elektrisch betrieben, auch weil zwischen der Stadt und ihrem Bahnhof 66 Höhenmeter zu überwinden waren. Allerdings wurde sie mit 600 V betrieben und wich damit vom Standard des deutschen Betriebsystems ab. Der elektrische Betrieb wurde mit der Übernahme durch die HzL überflüssig, die Fahrzeuge werden jedoch heute noch im Museumsbetrieb eingesetzt (Angaben aus Wikipedia). Prof. Dr. Wolfgang Feuerhelm besuchte die Bahn am 18.12.1976, als sie noch voll in Betrieb war und fotografierte – leider nur in Schwarz-Weiß – einen Teil des Fahrzeugparks am Bw der Bahn und im Bahnhof Trossingen Stadt.

http://fs5.directupload.net/images/170919/ijertiyi.jpg
Bild 1 Die knuffige Ellok EL4, 1902 von AEG gebaut, in ihrer ehemaligen Lackierung – heute ist sie dunkelgrün lackiert und trägt den Namen „Lina“. Das hohe Gebäude im Hintergrund zeigt das Signet des weltbekannten Musikinstrumentenbauers HOHNER.

http://fs5.directupload.net/images/170919/egxi86c9.jpg
Bild 2 Der Beiwagen B5, gebaut 1906 von der Hannoverschen Waggonfabrik AG mit den im 19. Jahrhundert häufig anzutreffenden Speichenrädern. Allerdings soll dieser Beiwagen bereits 1952 abgebrochen worden sein und sein Fahrgestell an den B2 „gespendet“ haben.

http://fs5.directupload.net/images/170919/ydd9gcuo.jpg
Bild 3 Die EL4 mit dem Beiwagen B5 vor dem Bahnhofsgebäude

http://fs5.directupload.net/images/170919/temud3qe.jpg
Bild 4 Eine weitere Aufnahme der Garnitur

http://fs5.directupload.net/images/170919/mlkdfbns.jpg
Bild 5 Der Triebwagen T6 am Bahnhof Trossingen Bf, gebaut 1968 von der Waggonfabrik Rastatt. Er war 2003 – 2005 im Familienpark Villingen-Schwenningen ausgestellt

http://fs5.directupload.net/images/170919/rjkhye7x.jpg
Bild 6 Eine reizvolle Nachtaufnahme des T6 am Bahnsteig, der die Fahrgäste zum Einsteigen einzuladen scheint.
Ich hoffe, Ihr habt Freude an diesen Aufnahmen aus dem unerschöpflichen Fundus unseres Professors! Ergänzungen und Berichtigungen sind natürlich immer willkommen.

50 2812
Hallo,

die Trossinger Eisenbahn ist bei heute ein Kleinod deutscher Eisenbahngeschichte - und zwar ein unglaublich lebendiges. Zunächst natürlich schon deshalb, weil sie das Kleinbahnsterben überlebt hat. Und nicht nur das: sie ist durch die Aufnahme in das "Ringzug"-Konzept lebendiger als je zuvor!

Wikipedia schummelt allerdings ein wenig, wenn behauptet wird, die "HzL habe die Strecke übernommen". Die Landesbahn fährt zwar die Reisezugleistungen auf der Strecke. Die Infrastruktur gehört aber nach wie vor den Stadtwerken Trossingen, und das ist auch gut so. So konnte die Fahrleitung trotz des Dieselbetriebs gerettet werden. Damit besteht die Möglichkeit, bis heute den Museumspark der TE einsetzen zu können: Kaum eine andere Bahn hat ihre über 100-jährige Geschichte so vollständig mit betriebsfähigen Fahrzeugen dokumentiert wie die Trossinger Eisenbahn.

Und auch die Aussage "die Fahrzeuge werden jedoch heute noch im Museumsbetrieb eingesetzt" ist nicht ganz korrekt: Immer wieder übernehmen die Oldtimer auch die planmäßigen Fahrten der sonst mit HzL-Shuttles gefahrenen Leistungen! Das ist in dieser Form auch ziemlich einmalig! "Planstrom" mit z.T. über 100-jährigen Fahrzeugen!

Übrigens: am 17. November 2017 ist es wieder so weit! Dann fahren die Oldtimer abends zwei planmäßige Zugpaare auf der "Verbindungsbahn", und auch das kleine Museum am Stadtbahnhof hat geöffnet:
[www.trossinger-eisenbahn.de]

http://www.desiro.net/742-Mondscheinfahrt1.jpg

https://www.desiro.net/Signatur-Sommerzeit.jpg




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:09:19:23:30:11.

Nostalgie bis heute - das nächste Mal am Sonntag!

geschrieben von: Moritz-182

Datum: 20.09.17 23:09

Hallo zusammen,

zunächst vielen Dank für das Teilen der Aufnahmen mit uns! Besonders die Nachtaufnahme vom T6 finde ich sehr stimmungsvoll.
Was man insbesondere in Bild 1-3 sieht, ist schwäbische Sparsamkeit - bevor man die alten Fahrzeuge unnötig verschrottet, bewahrt man sie noch auf - wer weiß, wofür man sie nochmal brauchen könnte. Und genau dieser Fall trat Ende der 1980er Jahre ein, als der Gewerbeverein die Eröffnungsfahrzeuge "seiner" Bahn - er initiierte ursprünglich den Bau der kurzen Verbindungsbahn - nahezu im Originalzustand von 1898/1902 wieder herrichten ließ.

Das kommt besonders der Museumsbahn heute zugute - und kann bereits am kommenden Sonntag (25.09.2017) wieder "erfahren" werden, dann pendeln die Triebwagen T3 und T5 etwa stündlich zwischen Trossingen Stadt und Trossingen Bahnhof. Wie von Heiko bereits angemerkt ersetzen sie größtenteils sogar planmäßige Regio-Shuttles und haben dadurch zahlreiche "Regelzugfahrgäste" an Bord.
Die abgebildete Lok "Lina" und der Beiwagen stehen zusammen mit dem Triebwagen T1 zur Besichtigung bereit und auch der T6 ist im Bahnhof Trossingen Stadt zu sehen.
Nähere Infos hier: [www.trossinger-eisenbahn.de]

Eine kleine Korrektur habe ich noch:

50 2812 schrieb:
Bild 2 Der Beiwagen B5, gebaut 1906 von der Hannoverschen Waggonfabrik AG mit den im 19. Jahrhundert häufig anzutreffenden Speichenrädern. Allerdings soll dieser Beiwagen bereits 1952 abgebrochen worden sein und sein Fahrgestell an den B2 „gespendet“ haben.
[...]
Ich hoffe, Ihr habt Freude an diesen Aufnahmen aus dem unerschöpflichen Fundus unseres Professors! Ergänzungen und Berichtigungen sind natürlich immer willkommen.
Wie Du vollkommen richtig schreibst, ist der Beiwagen B5 bereits 1952 abgebrochen worden. Ein Teil des Aufbaus existierte lediglich als Gartenlaube weiter. Abgebildet ist auf Bild 2 der heutige Beiwagen B2 (schon damals B2). Dieser hat allerdings 1952 das Fahrgestell des ausgemusterten Beiwagens B5 erhalten, was die Angabe vielleicht erklärt.
Einen Beiwagen B5 kann es 1976 auch deshalb nicht gegeben haben, da in Trossingen genau darauf geachtet wurde, jede Nummer nur ein Mal zu besetzen - und die Nummer 5 war durch den Triebwagen T5 seit 1956 belegt. Der heutige Beiwagen B2 musste in seiner Geschichte bei diesem kleinen Bahnbetrieb gleich drei Mal seine Nummer ändern, nämlich 1938 (alte Nummer B3, wird wegen Auslieferung des neuen T3 in B7 umbenannt), 1952 (Umbenennung in B6) und 1968 (Umbenennung in B2, da ursprünglicher T2 verschrottet und T6 neu beschafft).
Nähere Infos zu dieser Geschichte und zahlreicher weiterer spannender Fakten zur Trossinger Eisenbahn auf unserer Vereinshomepage: [www.trossinger-eisenbahn.de]

Viele Grüße - und vielleicht bis Sonntag?
Moritz