Liebe HiFo-Gemeinde,
in Mundart bedeutet dieser Begriff „kleine Babett“. So nannten die Bewohner Rheinhessens damals eine Nebenbahnstrecke südwestlich von Bad Kreuznach.
Nach dem Krieg wurden viele Bahnstrecken stillgelegt, weil sie unrentabel wurden. Die meisten Nostalgiker bedauern dies sehr, denn damit verschwanden unter anderem viele reizvolle Nebenbahnen von der Landkarte. Von manchen Strecken ist heute fast nichts mehr, selbst bei hoher Luftbildqualität, sichtbar. Mittlerweile anderweitig genutzte Gebäude sind oft letzte sichtbare Relikte. Nur noch in der Erinnerung der Zeitgenossen leben diese Nebenbahnen eine begrenzte Zeit lang weiter, es sei denn, es gibt noch Aufnahmen aus ihrer Betriebszeit, die man immer einmal wieder betrachten kann. So ist es auch mit einer Bahnstrecke im tiefsten Südwesten unserer Republik, der SWEG-Strecke 273c. Professor Dr. Wolfgang Feuerhelm hat, als ihr Rückbau bevorstand, gehandelt und das, was am 03.04.1972 noch von ihr sichtbar war, auf Schwarzweißfilm festgehalten. Er schreibt dazu: „Ja, das "Bawettsche": Da handelt es sich um die ehemalige SWEG – (Südwestdeutsche Eisenbahngesellschaft) - Strecke von Sprendlingen nach Fürfeld. Den Personenverkehr haben die wohl schon 1955 eingestellt. Bis Wöllstein habe ich die Gleise noch erlebt. Ich wusste von den Abrissplänen und habe deshalb nochmal eine Streckbegehung gemacht. Der Bau der A 61 war der Grund. Man wollte für die stillgelegte Strecke keine Brücke mehr bauen, die wäre bei Sprendlingen nötig gewesen. So kam es zum Rückbau der Schienen. Dabei gingen übrigens bei Badenheim auch die letzten Reste der Kreuznacher Straßenbahn auf den Schrott, die früher bis Sprendlingen fuhr und hinter Badenheim unsere Strecke überquerte.“
Merkwürdigerweise ist die Strecke auch auf dem Streckenplan aus dem Fahrplan vom Oktober 1961 schon nicht mehr verzeichnet, wohl wegen der erwähnten Aufgabe des Personenverkehrs um 1955:
Ausschnitt aus dem DB-Streckenplan vom Oktober 1961
Nun zu den Aufnahmen des Professors. Bild 1 zeigt den Beginn der Strecke an der Abzweigung von der 271 in Sprendlingen. Markant ist der schlanke Wasserturm:
Bild 1
Die Landschaft in dieser Gegend Rheinhessens ist meist sehr flach. Die folgenden Aufnahmen, die teilweise nach so langer Zeit nicht genau verortet werden können, geben einen Eindruck von der Streckenführung, die nur sporadisch Ortsdurchfahrten oder Brücken aufwies:
Bild 2 Anmutung von weitem wie die weltberühmte Kultstätte „Stonehenge“ in Schottland
Bild 3 Massive Brückenpfeiler – Kreuzung einer Bahn- oder der ehemaligen Straßenbahnstrecke?
Bild 4 Einsamer Bahnhof in der Landschaft
Bild 5 „Der Weltraum – unendliche Weiten…“
Bilder 6 und 7 Zeugen der wirtschaftlichen Blüte früherer Jahre - der Bahnhofsbereich in Wöllstein
Bild 7 Ortsdurchfahrt in Wöllstein. Heute findet man dort Straßen und Parkplätze
Bild 8 Ländliche Idylle
Bild 9 Auch dieser schmucke Bahnhof, ehemals mit „Neubamberg-Freilaubersheim“ beschriftet, hat bessere Zeiten gesehen. Es existiert eine Aufnahme aus den 20er- oder 30er-Jahren mit zwei (preußischen) T3, die als Doppeltraktion Tv(!) vor einem 3.Klasse-Personenwagen am Bahnsteig stehen. Die Vorspann leistende Maschine trägt am Führerhaus die Nummer 344 und ist von Henschel & Sohn gebaut, die andere die Nummer 348. Leider sind die Bildrechte noch nicht geklärt, so dass ich die Aufnahme erst später ergänzen kann.
Bilder 10-11 Auch kleinere Gewässer mussten überquert werden
Bild 12 Die wohl höchste Überführung der Strecke
Bild 13 Der eindrucksvolle Bahnhof in Fürfeld...
Bild 14 Trostlose Kehrseite nach dem völligen Rückbau der Gleise
Bilder 15+16 Der zweiständige ehemalige Lokschuppen in Fürfeld
Sicher wird der eine oder andere HiForist aus der Gegend zu den gezeigten Orten Genaueres beitragen können. Damit würde diese interessante Strecke wieder etwas aus der Vergessenheit treten.
Viel Spaß beim Betrachten wünscht
50 2812