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Hallo,
hier mehrere Zeitungsartikel die Militärtransporte in den 1840er Jahren betreffen:

Augsburger Postzeitung
Samstag, 10. Oktober 1840
Nr. 284
Die München=Augsburger Eisenbahn wird nächsten Sonntag zum erstenmal militärisch benützt, indem das aus etwa 140 Mann bestehende Artilleriedetaschement, das jedes Jahr um diese Zeit in Augsburg abgelöst und durch ein anderes aus München ersetzt wird, diesmal den Umzug auf der Eisenbahn hält.
(Anmerkung: Die München - Augsburger Eisenbahn wurde am 4.10.1840 zum erstenmal durchgehend befahren - praktisch 1 Woche später wurde sie also schon vom Militär benutzt. Mir ist bis jetzt keine frühere Benützung deutscher Eisenbahnen durch Militär bekannt. Walter)

Augsburger Abendzeitung
Sonntag, 7. Juni 1846
Nro. 158
München, 5. Juni. Die unlängst ins Werk gesetzten Versuche über Militärtransporte auf der München = Augsburger Eisenbahn stellten folgende authentische Erfahrungen heraus. Ein Bataillon Infanterie zu 700 Mann bedarf zu seiner Beförderung 1 Personenwagen 2ter Klasse (á 24 Personen), 2 vierräderige Personenwagen 3ter Klasse (á 40 Personen), 2 sechsräderige Personenwagen 3ter Klasse (á 48 Personen), 9 offene 4räderige Güterwagen von 15 Fuß Länge und 6 Fuß Breite, 5 6räderige Güterwagen von 18 Fuß Länge und 8 Fuß Breite, 1 gedeckten Packwagen für die Offiziersbagage, 1 Pferdewagen für 6 Pferde, 2 Pferdewagen für 3 Pferde und 1 Reservegüterwagen. Dieser im Ganzen aus 24 Transportwagen bestehende und zur gleichzeitigen Beförderung eines Bataillons genügende Train bedarf nur 1 Lokomotive. Die Truppen werden in den Personenwagen sitzend, in den Güterwagen stehend transportirt. - Hinsichtlich der Artillerie lehrte die Erfahrung, daß eine 6pfündige Feldbatterie, bestehend in 8 Geschützen, 8 Munitionswagen, 1 Feldschmiede, 1 Reservemunitionswagen, 2 Batteriewagen, dann 116 Zug= und 26 Reitpferden, zu ihrer Aufnahme 42 Güterwagen bedarf, so daß eine halbe Batterie auf einmal, resp. als vollständiger Zug mit 1 Lokomotive befördert werden kann. - Bei der Kavallerie (im gegebenen Fall: Kuirassire) stellte sich heraus, daß in den erwähnten 6rädrigen Güterwagen nicht mehr als 2 Pferde nach der Länge und 2 nach der Breite des Wagens, sohin nur 6 in jedem, untergebracht werden konnten, wenn die Mannschaft bei den Pferden stehen bleibt. Bei der Stärke eines Eskadron von 104 Pferden ergibt sich demnach ein Bedarf von 18 der bezeichneten Güterwagen und 1 Lokomotive zu ihrer gleichzeitigen Beförderung. (Bayer. Landbote.)

Augsburger Abendzeitung
Sonntag, 1. November 1846
Nro. 305
Am 24. und 25. August wurden 5100 Mann Truppen mit 6 Extrazügen zum Militärlager nach Augsburg befördert. Rücktransport mit 6 Extrazügen am 6. und 7. September.

Augsburger Abendzeitung
Freitag, 19. Mai 1848
Nro. 140
* Augsburg, 19. Mai. Diesen Morgen um 6 Uhr kam von Donauwörth ein Bataillon des österreichischen Regiments Latour, aus Böhmen bestehend, in 55 Wagen mittelst einer Extra=Eisenbahn=Fahrt hier an, wo es von den beiden Militärmusiken und vielen Einwohnern unserer Stadt freudig begrüßt wurde. Nach kurzer Rast ging der Zug weiter nach München, wo unsere Brüder heute verweilen werden, um nach anstrengenden Märschen auch einmal wieder zu ruhen. Das Regiment trug weiße Röcke mit grünen Aufschlägen; an den Czakos seitwärts große deutsche Kokarden und oben Eichen= oder Tannenbüsche, was sehr freundlich aussah.

Augsburger Abendzeitung
Freitag, 24. August 1849
Nro. 236

* Augsburg, 23. Aug. Heue Nachmittag um halb 2 Uhr langte die aus Schleswig=Holstein zurückkehrende bayerische Artillerie=Abtheilung: Batterie Stieglietz, bekanntlich bestehend aus 8 Kanonen mit den dazu gehörigen Munitionswägen und 123 Pferden, auf einem Extrazuge in 52 Wägen mit 3 aneinandergeketteten Lokomotiven im hiesigen Bahnhofe an, wo sie schon seit zwei Stunden von der k. Generalität, dem Stadtkommandanten, den Offzierkorps der verschiedenen Waffengattungen und sehr vielen Militär= wie Civilpersonen aus allen Ständen erwartet und unter Zuruf und Musikschall empfangen wurde. Nach einviertelstündigem Aufenthalte, während dessen man rührende Scenen herzlicher Bewillkommnung und freundlicher Bewirthung in malerischen Gruppirungen sehen konnte, fuhr der Train unter liegendem Spiel der Musikchöre der hiesigen Infanterie= und Chevauleger=Regimenter nach München ab, wo die Heimkehrenden ein festliches Mahl im Buttermelchergarten auf Kosten der Stadt erwartet.

Grüsse

Walter

Danke für das interessante Nischen-Thema !

geschrieben von: Schwellenleger

Datum: 06.08.17 17:07

Hallo Walter,

schön etwas aus dem bayerischen Auslande zu diesem Thema zu lesen.. ..ist ja eher bei den wenigsten von Interesse - aber durchaus aufschlußreich und eben aus der Anfangszeit der Bahn, als die "Vortheile der Nutzung durch das Militär" so mancher frühen Bahnstrecke erst zum Bau verhalf. ( etwa der Kocherbahn von Heilbronn nach Hall ( - Crailsheim ), die nur 15 Jahre nach der Inbetriebnahme durch den Bau der Murrbahn ihre Bedeutung im allgemeinen Verkehr weitgehend verlor, aber weiterhin als Bestandteil der Strategischen Bahnverbindung von Metz ins bayerische gesehen wurde.

Eventuelle weitere Zeitungsberichte etc. zu diesem Thema würde ich gerne hier wieder lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Schwellenleger

Militärtransport 1839

geschrieben von: TransLog

Datum: 06.08.17 22:13

Augsburger Postzeitung
Samstag, 10. Oktober 1840
Nr. 284
Die München=Augsburger Eisenbahn wird nächsten Sonntag zum erstenmal militärisch benützt, indem das aus etwa 140 Mann bestehende Artilleriedetaschement, das jedes Jahr um diese Zeit in Augsburg abgelöst und durch ein anderes aus München ersetzt wird, diesmal den Umzug auf der Eisenbahn hält.
(Anmerkung: Die München - Augsburger Eisenbahn wurde am 4.10.1840 zum erstenmal durchgehend befahren - praktisch 1 Woche später wurde sie also schon vom Militär benutzt. Mir ist bis jetzt keine frühere Benützung deutscher Eisenbahnen durch Militär bekannt. Walter)


Hallo Walter,

das Militär ist immer schnell dabei, wenn es gilt, technische Neuerungen für sich zu nutzen:

"Am 28. September 1839 fuhren 8.000 Mann Gardeinfanterie - nach dem Ende der Manöver in Nedlitz - mit der Eisenbahn nach Berlin zurück. Die Kosten hat der König höchstselbst übernommen, vielleicht ein Hinweis darauf, dass auch Friedrich Wilhelm III. nach seiner ersten Eisenbahnfahrt Anfang Mai 1839 von den Vorzügen des neuen Verkehrsmittels überzeugt war."

(aus: Peter Bley - 175 Jahre Eisenbahn Berlin-Potsdam)


Gruß, Ulrich

Re: Militärtransport 1839

geschrieben von: Walter aus Bayern

Datum: 06.08.17 22:39

Hallo Ulrich,
danke für deinen Hinweis - Militärtransporte 1839 waren mit bisher nicht bekannt.

Gruß

Walter