04 - Historisches Forum
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geschrieben von: Solvognen
Datum: 29.07.17 16:35
NL-Fußballer im Zug durch Europa bis 1935
Kapitel I
DRG AB4ü Hannover 21055 am 16. Juni 1931 verschmiert.
Ein früher Fall von mit Fußball verbundenem Vandalismus und wie dieser zum Fund unbekannter Bilder mit Reisezugwagen führte.
Durch Zufall fand ich auf der Webseite des niederländischen Nationalarchivs einen Brief vom 29. Juni 1931 der NS an den Niederländischen Fußballverband KNVB in dem interessanten Einzelheiten aus dem Eisenbahnbetrieb genannt wurden.
Komplette Referenz zur Quelle: Nationaal Archief, Den Haag, Koninklijke Nederlandse Voetbalbond (KNVB), nummer toegang 2.19.123, inventarisnummer 9. Daß diese so wiedergegeben wird, ist Bedingung für die Zulassung aus dem Archiv zu zitieren. Alle hier verlinkte Abbildungen stammen aus diesem Archiv unter dieser Referenz. Die Bilder können nicht von der Webseite heruntergeladen werden.
Wenn ich die Bilder so verlinken würde, daß sie direkt im Tekst erscheinen, könnten sie hier heruntergeladen werden. Da ich damit den Schutz vor dem Herunterladen des Archivs aufheben würde, habe ich das nicht gemacht. Leider muß der Leser sich deshalb die Mühe machen die Links zu benutzen und danach wieder zum Forum zurückzukehren. Der Vorteil ist allerdings daß die Bilder in größerer Auflösung angeschaut werden können.
[proxy.handle.net]
[www.gahetna.nl]
Bild I-1
Am 14. Juni 1931 wurde in Idrætsparken in Kopenhagen ein Freundschaftsspiel zwischen den Nationalmannschaften von Dänemark und den Niederlanden ausgetragen. Anpfiff war um 13.30 und die Holländer gewannen vor 20.000 Zuschauern mit 2-0 dank Tore von Wim Lagendaal (genannt die Kanone) in der 57. und 61. Minute. Übrigens wurde am gleichen Sonntag Hertha BSC Berlin durch Sieg über den TSV 1860 München Deutscher Fußballmeister. Mit solchen Daten geben sich vielleicht Nur-SportBegeisterte zufrieden.
Die niederländische Nationalmannschaft und ihre Begleiter fuhren am 16. Juni zurück nach Rotterdam im D172 und zwar, wie aus dem Brief hervorgeht, im Reisezugwagen Hannover 21055. Das Schreiben bezieht sich auf die Beschädigung des Wagens durch Kreideanschriften an beiden Seitenwänden auf denen in ca. 50 cm hohen Buchstaben mit 5 cm Strichstärke “Denemarken - Nederland 0-2” geschrieben sei, sowie diverse Namen.
Der Brief ist in einem Bilderalbum enthalten das wohl von Herrn Konsul Boeljon, an wem der Brief gerichtet war, oder unter seiner Mitarbeit zusammengestellt wurde. Es enthält auch ein Bild auf dem ein Teil der Schmierereien zu sehen ist. Es zeigt etwa die Hälfte der abteilseitigen Seitenwand. Die Nummer ist nicht zu erkennen, aber in Zusammenhang mit dem Brief kann kein Zweifel über die Identität bestehen. Das Bild wurde in Amersfoort aufgenommen. Dort war auch etwas Zeit, denn hier wurde der Zug getrennt: Wagen nach Amsterdam in Richtung Hilversum, der Rest etwas später in Richtung Utrecht.
[proxy.handle.net]
[www.gahetna.nl]
Bild I-2
DRG Hannover 21055 AB4ü preußischer Bauart (vermutlich Ia 2a) als Wagen 8 Berlin Schl. Bahnhof - Rotterdam D.P. in Zug 172 in Amersfoort am 16. juni 1931. Angeschrieben sind im Datenfeld links nur die Gattung: AB4ü; die Bremsbauart: Wsbr (Westinghouse); das Gewicht: 41,3t; und die Sitzplätze in der 1. (12) beziehungsweise 2. Klasse (30). Auffallend ist, daß sich bei diesem Wagen die Griffstangen für den Notausstieg durch die Fenster oberhalb der Brüstungsleiste befanden statt darunter.
Die Wagennummer entspricht noch dem System von 1923. Es sah vor, daß die verschiedenen Wagentypen jeder Direktion jeweils in den gleichen Nummerngruppen untergebracht wurden. Dadurch war bei bekannter Nummer nur bedingt ein Rückschluß auf die genaue Wagenbauart möglich und viele Nummern konnten in jeder Direktion belegt sein. Die Umzeichnung von tausenden Wagen nach einem neuen Plan mußte zwangsläufig einige Zeit in Anspruch nehmen, daher wundert es nicht, daß erst vierzehn Monate nach Einführung des neuen Nummernplanes vom 27. März 1930 Hannover 21055 noch keine neue Nummer angeschrieben bekommen hatte. Wenn man, wie ich, keine Umzeichnungsliste besitzt, weiß man leider weder welche Identität der Wagen davor oder danach hatte, noch wo und wann er gebaut wurde.
Es ist verständlich, daß weder die Rbd Hannover noch die Niederländischen Eisenbahnen über die Kreideanschriften begeistert waren. Im Briefe bleibt leider ungeklärt an welchem Ort die private Beschriftung des Wagens stattgefunden hat. Aus dessen Wortlaut geht hervor, daß der Wagen mit den Anschriften in Oldenzaal angekommen ist; vermutlich wurde der Zustand protokolliert damit die NS nicht für den bereits in Deutschland entstandenen Schaden verantwortlich gemacht werden konnte. Wenn über Berlin gereist wurde, siehe weiter unten, wäre Hannover Hbf, wo wegen Rangierarbeiten ein langer Aufenthalt war, eine Möglichkeit gewesen. Wenn die Reise dagegen doch über Hamburg verlief, käme eigentlich nur Bentheim in Frage.
Die niederländische Zeitung “De Telegraaf” berichtete am nächsten Morgen über die Neubeschriftung. Sie meldete daß der reservierte Wagen der Mannschaft bei der Ankunft in Oldenzaal die Heldentaten von Kopenhagen verkündete und bereits in Deutschland viel Aufsehen erregte. Der Bahnhofsvorsteher von Oldenzaal ließ den Wagen reinigen. Darauf sang die Mannschaft zu dem Bahnbeamten “Hoch soll er Leben” und beschriftete den Wagen erneut mit Kreide. Wenn dieser Zeitungsbericht stimmt, kann Bentheim als Tatort ausgeschlossen werden.
Der mit den Graffiti “verzierte” Wagen ist nicht auf einem Unterwegsbahnhof erneut gereinigt worden. Wie aus einem Bericht in “Utrechts Nieuwsblad” vom 17. Juni 1931 (S. 9) hervorgeht, war die Ankunft pünktlich um 21.15 in Rotterdam D.P.; eine große Menschenmenge hatte sich am Bahnhof versammelt um die Fußballmannschaft zu gratulieren.
Von eisenbahnerischer Seite wurden keine konkreten Maßnahmen genommen und auch keine Schadensersatzansprüche geltend gemacht, obwohl der Täterkreis relativ genau eingeengt werden konnte. Man beließ es bei einer Belehrung und Warnung an den Fußballverband: es solle nicht wieder vorkommen.
D172 war ein regulärer D-Zug von Leipzig nach Amsterdam, im Sommerfahrplan 1931 mit Wagen von Wernigerode, Berlin Schl. Bahnhof und Bentheim nach Den Haag S.S. und Rotterdam Delftsche Poort. (S.S. steht für Staatsspoorwegen oder Maatschappij tot Exploitatie van Staatsspoorwegen, die von 1863 bis 1938 existierte und bis die Gemeinschaft von H.S.M. und S.S. gemeinsam ab etwa 1924 nach außen als NS zu firmieren begann ihre Fahrzeuge mit S.S. beschriftete. Der Bahnhof hieß bis etwa 1973 so. Er wurde abgerissen und durch Den Haag CS ersetzt.) Dem entsprechenden niederländischen Kursbuch (Officieele reisgids der Nederlandsche Spoorwegen Groote uitgave 15 mei 1931) entnehme ich den Lauf und die nachstehenden Zeiten:
D2
Berlin Schlesischer Bahnhof (Abfahrt) 8.18
Berlin Alexanderplatz (Abfahrt) 8.27
Berlin Friedrichstraße (Abfahrt) 8.38
Berlin Zoologischer Garten (Abfahrt) 8.50
Charlottenburg (Abfahrt) 9.02
Stendal (Abfahrt) 10.24
Hannover Hbf 12.32-12.55
Minden (Westfalen) (Abfahrt) 13.53
Bad Oeynhausen (Nord) (Abfahrt) 14.09
Löhne (Westfalen) (Abfahrt) 14.17
Osnabrück Hbf 15.03-15.13
Rheine (Abfahrt) 15.54
Bentheim (Ankunft) 16.14
Bentheim (Mitteleuropäische Zeit) 16.27
Oldenzaal (Amsterdamer Sommerzeit) 17.05 (16.45 MEZ)
Oldenzaal (Abfahrt) 17.35
Hengelo 17.46-17.48
Almelo 18.02-18.04
Deventer 18.36-18.38
Apeldoorn 18.53-18.55
Amersfoort 19.31-19.41
Utrecht C.S. 20.01-20.07
Gouda 20.37-20.39
Rotterdam D.P. 21.15
Ankunft der Wagen nach Amsterdam C.S. um 20.20 (Abfahrt aus Amersfoort 19.34) beziehungsweise Den Haag S.S. 21.09 (Abfahrt aus Gouda 20.44). Der Zugteil aus Leipzig Hbf war bereits um 6.29 losgefahren, die Wagen aus Wernigerode erst um 10.06.
Für D171 und D172 wurden nur zwei Wagensätze benötigt. Die Ziele wurden jeweils am Abfahrttag erreicht. Die Wagen des eingetroffenen D172 gingen am folgenden Tag in D171 den umgekehrten Weg. Der Gegenzug D171 hatte im Juni 1931 folgende Reihung bei Abfahrt aus Amersfoort wo die Zugteile aus Amsterdam und Rotterdam/Den Haag vereint wurden:
Zugmaschine (NS 3900)
Postwagen von Hoek van Holland nach Hannover
Pw4ü von Amsterdam nach Leipzig
AB4ü von Amsterdam nach Bentheim
C4ü von Amsterdam nach Leipzig
C4ü von Amsterdam nach Leipzig
WR von Amsterdam nach Leipzig
AB4ü von Amsterdam nach Leipzig
AB4ü von Den Haag S.S. nach Wernigerode
C4ü von Den Haag S.S. nach Wernigerode
AB4ü von Rotterdam D.P. nach Berlin
C4ü von Rotterdam D.P. nach Berlin
AB4ü von Hoek van Holland nach Bentheim
Aus dem Brief geht nicht hervor ob Hannover 21055 der reguläre Wagen Berlin - Rotterdam war, oder ob es sich um einen zusätzlichen Wagen handelte für diese Gelegenheit. Die niedrige Nummer “8” deutet eventuell auf ersteres. Vermutlich bestand die Reisegruppe aus 18 Personen. Fünfzehn davon sind namentlich bekannt. Zusammen beanspruchten sie drei Abteile 2. Klasse. Der Zeitungsbericht spricht allerdings vom reservierten Wagen.
Gegen den Einsatz eines zusätzlichen Wagens spricht, daß die Züge D171 und D172 im Juni mit zwölf Wagen in Holland bereits ihre größte Länge erreicht hatten: die beiden Wagen von/nach Wernigerode liefen nur vom 15. Mai bis 15. September, aber zum Beispiel D173 brachte es auf dreizehn Wagen, allerdings nur auf einen kurzen Streckenabschnitt. Welche zusätzliche Wagen in Deutschland mitliefen, kann ich aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen (aus den Niederlanden) nicht feststellen.
Nur vom 30. Mai bis 31. August liefen zwei Wagen (AB und C) nach Berlin, sonst nur ein Gemischtklassewagen (DRG) ABC4ü nach Berlin und ein (NS) C4ü bis Bentheim. Da der AB4ü für den Lauf Berlin - Rotterdam D.P. - Berlin nur drei Monate im Jahr gebraucht wurde, wäre es verständlich, wenn dafür ein Länderbahnwagen herangezogen wurde und noch kein Einheitswagen.
Ob die Reise tatsächlich über Berlin gelegt wurde, geht nicht eindeutig aus dem Brief hervor. Die von den Bahnverwaltungen bevorzugte Route zwischen Dänemark und den Niederlanden führte über Hamburg.
Die dänischen und niederländischen Kursbücher für diese Fahrplanperiode schlugen vor:
73 93
København H (Abfahrt) 10.18 23.40
Næstved | 1.02-1.03
Masnedsund | 1.32-1.33
Masnedø 12.13 1.46
[Fähre]
Orehoved 12.50 2.29
Nykøbing Falster | 3.01-3.03
Gedser 13.37-13.55 3.35-4.00
[Fähre]
Warnemünde (Ankunft) 16.00 6.10
D8 D20
Warnemünde (Abfahrt) 16.30 6.40
Rostock Hbf (Ankunft) 16.45 7.07
Lübeck Hbf (Ankunft) 19.03 9.19
Hamburg Hbf (Ankunft) 20.06 10.26
D100 D96
Hamburg Hbf (Abfahrt) 22.50 11.30
Bremen Hbf 0.47 13.21
Osnabrück Hbf (Ankunft) 2.37 15.04
D174 D172
Osnabrück Hbf (Abfahrt) 4.16 15.13
Rheine 4.58 15.54
Bentheim (Ankunft) 5.20 16.14
Bentheim (Mitteleuropäische Zeit) 5.51 16.27
Oldenzaal (Amsterdamer Sommerzeit) 6.31 17.05 (6.11 bzw. 16.45 MEZ)
Für D172 weiter wie oben bereits aufgelistet mit Ankunft in Rotterdam D.P. um 21.15. D174 fuhr um 6.57 aus Oldenzaal ab und kam am 10.26 morgens in Rotterdam an. Dieser Zug hielt nicht in Almelo und Apeldoorn.
Die Benutzung des Tagesschnellzuges aus Kopenhagen bedeutete Umsteigen in Hamburg Hbf mit einem planmäßigen Aufenthalt von zwei Stunden und 44 Minuten (von 20.06 bis 22.50). Wenn man mit dem Nachtzug aus Kopenhagen abfuhr, mußte man zweimal umsteigen. In Hamburg hatte man dazu eine gute Stunde (10.26 bis 11.30), in Osnabrück nur 9 Minuten (15.04 bis 15.13). Zu jener Zeit gab es keine direkten Wagenläufe zwischen Holland und Dänemark; diese kamen erst nach dem nächsten Krieg.
Eine Reise über Berlin wäre länger, aber bequemer mit nur einem Umstieg. Die Reise von Berlin nach Rotterdam dauerte jedoch alleine schon von gut morgens acht bis abends viertel nach neun. Von København H nach Berlin konnte man entweder am Tag oder in der Nacht reisen. In Dänemark liefen die Wagen nach Berlin und Hamburg kombiniert in den Expreßzügen 73 und 93 (wie oben). Erst in Warnemünde wurden die Züge in den verschiedenen Richtungen getrennt abgefertigt, obwohl sie natürlich bis Schwaan noch eine Weile hintereinander fahren würden.
D12 D16
Warnemünde 16.00-16.20 6.10-6.40
Rostock Hbf 16.35-16.40 6.55-7.00
Güstrow 17.17-17.20 7.31-7.34
Berlin Stettiner Bahnhof 20.27 10.31
Die Nachtverbindung erreichte Berlin Stettiner Bahnhof erst um 10.31, viel zu spät um den Zug mit den Wagen nach Rotterdam zu erreichen. Eine Reise über Berlin war also ohne Übernachtung dort nicht machbar. Mannschaft und Begleiter könnten am Montag (15. Juni) den Tageszug benutzt haben und in Berlin nur übernachtet haben. Nicht ganz ausgeschlossen ist die Benutzung der Nachtverbindung mit Abfahrt bereits am Sonntagabend um 23.40. Dann hätte man fast einen ganzen Tag in Berlin gehabt, dafür hätte dann die Abreise allerdings bereits am Sonntagabend stattfinden müssen, als den Spielern wohl eher nach feiern zumute war.
Bei der Reservierung mag der Umstand, daß es sich um eine Reisegesellschaft handelte auch eine Rolle gespielt haben. Das Reservieren von Plätzen über den ganzen Lauf eines Kurswagens ist einfacher und für die Bahnen günstiger als eine Reservierung nur für einzelne Abschnitte, wobei die auf den restlichen Teilstrecken freibleibende Plätze eventuell schwer zu besetzen wären. Im Bilderalbum sind keine Bilder enthalten die mit Sicherheit auf den Abschnitt Kopenhagen bis Amersfoort der Rückreise bezogen werden können.
Die Hinfahrt dagegen führte mit Sicherheit über Hamburg, was durch ein Bild belegt ist. Vor Abfahrt am Abend des 11. Juni 1931 wurde am Bahnsteig in Rotterdam Maas ausführlich vor der Kamera posiert mit Reiseteilnehmern und Abschiednehmenden. Die Wagen die dabei im Hintergrund zu sehen sind, darunter der NS AB7155, ein 1899 von Van der Zypen für die S.S. gebauter AB4ü, umfassen nicht den für den ersten Abschnitt der Reise tatsächlich benutzten Wagen.
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Bild I-3
Rechts NS AB4ü 7155 (Van der Zypen 1899)
Man fuhr nämlich in einem Mitropa Schlafwagen der Bauart ab 1927, in genieteter Bauweise. Dieser Wagen diente auf einem Bahnhof in den Niederlanden als Umgebung für Bilder von Spielern die sich etwas kaufen vom Angebot an Süßwaren und ähnlichem das an dem Zug herangetragen wurde von zwei Verkäufern. Es kämen dafür Rotterdam Maas, Gouda, Utrecht C.S., Amersfoort und Hengelo in Frage, wo der Zug länger hielt.
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Bild I-4
Der Schlafwagen trug eine Kurstafel mit heller Beschriftung auf dunklem Grund mit Laufnummer 213A und den Lauf ab Rotterdam Maas, aber leider sind davon nur wenige Buchstaben sichtbar. Die glatte Brüstungsleiste ist deutlich hell. Zusätzliche Zierlinien sind auf keinem der Bilder zu erkennen. Daher könnte es sich sehr wohl um einen Wagen der Nachlieferungen von 1931 aus Breslau oder Kassel handeln (Mitropa 20501...20519 und 22048-22057), denn diese unterscheiden sich auf Werksbildern in Albert Mühl: 75 Jahre Mitropa, EK-Verlag, Freiburg i.B. 1992, ISBN 388255674-9 S. 149 und 152 gerade in diesem Punkt von dem Lieferzustand der 1928 gebauten Wagen.
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Bild I-5
Von der Reisegesellschaft sind weitere Aufnahmen im Schlafwagen entstanden, die möglicherweise beim Einkreisen der in Frage kommenden Nummern helfen können.
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Bild I-6
Abhängig davon ob der Schlafwagen 20 oder 22 Plätze hatte, wären von dieser Reisegruppe alle Plätze bis auf zwei oder vier besetzt gewesen. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, daß es sich um einen zusätzlichen Wagen handelte. Dafür spricht vielleicht auch die Laufnummer des Wagens: 213A.
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Bild I-7
Nach dem Aussteigen am frühen Morgen des 12. Juni 1931 in Hamburg Hbf wurde wieder ein Erinnerungsfoto der Reisegruppe gemacht. Dieses Bild wurde abgedruckt in Nummer 25 von “Sport in Beeld” vom 16. Juni 1931, ein niederländisches Sportwochenblatt. Der Ort der Aufnahme wird korrekt als Hamburg angegeben.
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Bild I-8
Im Hintergrund steht ein DRG ABC4ü preußischer Bauart. Es könnte der Sitzwagen sein der zusammen mit dem Schlafwagen von Rotterdam Maas nach Altona lief. Dieser Wagen wurde stets von der DRG und zumindest in den Sommerfahrplänen 1933 und 1936 von der Rbd Altona gestellt. Die Nummertafel wird von dem Schild mit dem Bahnhofsnamen verdeckt, etwaige Kurstafel von Personen.
Von dem Abschnitt Hamburg - Kopenhagen sind nur Bilder an Bord von Fähren überliefert. Zwischen Warnemünde und Gedser sind in der Sonne sitzende Reisende an Bord der DSB Dampffähre “Danmark” fotografiert. (In Betrieb seit 1922; 1968 ausgemustert und verschrottet.) Eines dieser Fotografien wurde in vielen niederländischen Zeitungen veröffentlicht (z.B. Leeuwarder Nieuwsblad vom 16. Juni 1931 wo das Schiff zum “Warnemunde Gedsen” geworden ist). Ein anderes Bild, aufgenommen zwischen Orehoved und Masnedø, auf der DSB Fähre “Orehoved” (in Betrieb seit 1916; 1970 ausgemustert und verschrottet.) Storstrømmen überquerend, zeigt einen der sechs AB4ü-23a der Rdb Schwerin die 1925 geliefert wurden für den Fährverkehr nach Dänemark.
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Bild I-9
Die Beheimatung “Warnemünde” ist am Langträger zu erahnen. Die letzte Revision ist als 28.2.31 angeschrieben. Gut zu erkennen sind die Fährösen am Langträger und der mit Sand bestreute zentrale Teil des Daches (Holzkonstruktion mit Stoffbezug) sowie das glatte vernietete Dachende (metallverkleidet). Leider sind weder Nummer (Schwerin 21504-21509 nach Nummersystem von 1923; 11246, 11247, 11251, 11269, 11270 oder 11271 Schwerin nach Plan von 1930) noch Kurstafel zu sehen.
Bei dem Gruppenbildbild ohne Dame das nach Ankunft in København H aufgenommen wurde, dürfte der gleiche Wagen, jetzt von der Abteilseite gesehen, als Hintergrund gedient haben. Wenig Details sind sichtbar, aber gut zu erkennen ist eine Besonderheit einiger deutschen Wagen für den Verkehr in Dänemark. Eine Leitung führt längs über das Dach. Mehr über solche Leitungen folgt im nächsten Kapitel.
[proxy.handle.net]
[www.gahetna.nl]
Bild I-10
Die Bahnreise wurde nach folgendem Plan abgewickelt:
D173
Rotterdam Maas 19.28
Gouda 19.56-20.04
Utrecht C.S. 20.34-20.40
Amersfoort 21.00-21.11
Apeldoorn 21.49-21.50
Deventer 22.05-22.07
Hengelo 22.55-23.11
Oldenzaal (Ankunft) 23.24
Oldenzaal (Amsterdamer Sommerzeit) 23.34 (23.14 MEZ)
Bentheim (Mitteleuropäische Zeit) 23.32
Bentheim (Abfahrt) 0.00
Rheine (Ankunft) 0.24
Osnabrück Hbf (Ankunft) 1.14
D99
Osnabrück Hbf (Abfahrt) 2.13
Bremen 4.00- 4.10
Hamburg Hbf (Ankunft) 6.01
(umsteigen) D7
Hamburg Hbf (Abfahrt) 8.45
Lübeck Hbf (Abfahrt) 9.47
Rostock Hbf (Abfahrt) 11.49
Warnemünde 12.03-12.45
[Fähre]
Gedser (Ankunft) 14.55
92
Gedser (Abfahrt) 15.18
Orehoved 16.10-16.16
[Fähre]
Masnedø (Abfahrt) 16.51
Masnedsund 17.01-17.04
København H 18.50
Die Reihung von D173 zwischen Hengelo (wo die Zugteile aus Amersfoort und Vlissingen kombiniert wurden) und Oldenzaal, wo Speisewagen und zwei Sitzwagen abgehängt wurden, war wie folgt:
Zugmaschine
Pw4ü von Vlissingen nach Berlin
Post von Vlissingen nach Berlin
WLAB4ü von Vlissingen nach Berlin
ABC4ü von Vlissingen nach Berlin
WLAB4ü von Amsterdam nach Berlin
AB4ü von Amsterdam nach Berlin
C4ü von Amsterdam nach Berlin
WLAB4ü von Den Haag S.S. nach Berlin
WLAB4ü von Rotterdam Maas nach Altona
ABC4ü von Rotterdam Maas nach Altona
AB4ü von Amsterdam nach Oldenzaal
WR von Amsterdam nach Oldenzaal
C4ü von Amsterdam nach Oldenzaal (bei Bedarf)
In Dänemark übernachtete die Mannschaft im 1930 renovierten Bellevue Strand Hotel in Klampenborg. Von der kurzen Reise von København H nach Klampenborg gibt es keine weiteren Bilder, erst in oder um dem Hotel wurde wieder geknipst, aber nichts was eisenbahnerisches Interesse hätte.
Die hier vorgestellten Bilder sind keine Eisenbahnbilder im eigentlichen Sinne. Es wäre falsch sie auf ihre Schönheit oder Komposition zu beurteilen. Sie hatten nie einen künstlerischen Anspruch und sind auch nicht entstanden um den Betriebsalltag oder die Eisenbahn an sich zu dokumentieren. Sie entsprangen meistens einem Drang zur Selbstdarstellung, wie heute die unzähligen “Selfies”. Nebenbei und am Rande wurden jedoch Sachen fotografiert die andere bildlich festzulegen leider oft versäumt haben. Dafür müssen wir heute den anonymen Autoren der damaligen Schnappschüsse dankbar sein. Was diese Bilder besonders interessant und wertvoll macht, ist gerade der Umstand, daß sie nicht von damaligen Eisenbahnfreunden gemacht wurden, denn für diese endete das Interesse leider oft mit der Lokomotive oder bestenfalls dem Tender.
Beim Archiv sind die Bilder größtenteils falsch verortet und fehlerhaft beschrieben. Man findet die Bilder auch kaum unter eisenbahnrelevante Suchbegriffe.
Es gibt weitere interessante Alben mit Bildern von Reisen der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft auf denen mehr Wagen und Eisenbahnbezogene Details zu sehen sind. Diese werden Anschließend auch vorgestellt, zunächst die Reise nach Dänemark im Juni 1926.
Mit freundlichen Grüßen,
Solvognen
Edit 30 juli
Nachdem Bedenken über die Sicherkeit der vom Archiv gegebenen Links zu den Bildern geäußert wurden, habe ich (vorerst zusätzlich) neue Links zu den Webseiten des Nationalarchivs (gahetna.nl) eingefügt. Diese führen zum gleichen Bild.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:07:30:14:19:00.
geschrieben von: Jens N.
Datum: 29.07.17 18:58
Hallo Solvognen,
vielen Dank für die interessanten Berichte!
Zum AB4ü Hannover 21055:
- 1911 gebaut durch Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vormals C. Weyer & Co.,
- spätestens ab 1914 bei der KED Hannover: 03139 Han,
- ab 1924: Han 21 055 (tatsächliche Umzeichnung kann später erfolgt sein),
- ab 1931: 13 680 Han (tatsächliche Umzeichnung kann später erfolgt sein),
- preußisches Musterblatt: Ia 2a,
- DRG-Skizzenblatt: AB4ü Pr 09a.
Viele Grüße
Jens
Edit: Musterblatt ergänzt.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:07:29:19:02:58.
geschrieben von: Solvognen
Datum: 29.07.17 20:43
Vielen Dank, Jens, für die ergänzenden Daten. Ich sehe im gerade erworbenen Reprint des Zugbildungsplanes der Rbd Hannover vom Winterfahrplan 1934/35 (Ausgabe der Freunde der Eisenbahn) daß dieser Wagen zu jener Zeit unter seiner neuen Nummer in Berlin Rga beheimatet war. Das paßt genau zum Einsatz 1931 nach Rotterdam. Zu dieser Zeit war die Leistung selbst allerdings schon einem Einheitswagen übertragen worden und der Lauf endete nicht mehr in Rotterdam Maas, sondern in Hoek van Holland.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans
geschrieben von: REIMAR
Datum: 30.07.17 00:47
Hallo,
die Seite "proxy.handle" scheint nicht sicher zu sein, meint mein Virenscanner!
Trotzdem, weiter eine unterhaltsame Nacht mit DSO.
Grüße
Reinhold
geschrieben von: Solvognen
Datum: 30.07.17 12:25
Die Links nach "proxy handle" wurden vom niederländischen Nationalarchiv gegeben als direkten Zugang zu jedes Bild. Mein Virenscanner hatte keinen Bedenken. Wahrscheinlich gibt es kein wirkliches Problem, aber ich verstehe die Sorgen und habe daher (vorerst in Kapitel I) Links zur Webseite des Archivs (gahetna.nl) hinzugefügt. Wenn man die Suchfunktion im Archiv benutzt bekommt man diese Adressen. Beide Links führen jeweils zum gleichen Bild.
Mit freundlichen Grüßen,
Solvognen