04 - Historisches Forum
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geschrieben von: peter76
Datum: 15.07.17 21:50
Habe gerade im Fernsehen die Dokumentation über Görings Carinhall gesehen.
Dort ist die Rede davon, dass Göring im Verlaufe der Krieges nicht mehr ins Ministerium nach Berlin gefahren ist, sondern umgekehrt sich seine Paladine nach Carinhall einbestellt hat.
Bloß, wie sind sie dorthin gekommen?
Kurzer Blick ins Kursbuch von 1944:
Da sind drei Umläufe nach Friedrichswalde und zurück ersichtlich (z.T. werktags, z.T. von/nach Stettiner Bahnhof);
mit "beschränktem Gepäck", was auf einen Triebwagen hindeutet.
Von Friedrichswalde sind es nur noch wenige Kilometer bis Carinhall.
Handelt es sich hierbei um den Ministerumsexpress?
Oder war das eher fürs Fußvolk (2., 3. Klasse) gedacht?
geschrieben von: TransLog
Datum: 15.07.17 22:29
Hallo,
Andreas Wegemund [
images-na.ssl-images-amazon.com] schreibt, dass es sich dabei um Akkutriebwagen gehandelt haben soll. Diese Zugpaare fanden sich bereits im Winterfahrplan 1942/43 im Kursbuch.
Gruß, Ulrich
geschrieben von: TransLog
Datum: 15.07.17 23:06
Eine Riesenanlage, die täglich mindestens 50 Beschäftigte erforderte, meine ich.
Für die unterschiedlichen Qualifikationen wurde also Personal aus Berlin benötigt, auch wegen der politischen Verläßlichkeit.
Die "Paladine" werden eher mit Kraftwagen gekommen sein.
Interessant, dass die Abfahrts- und Ankunftszeiten den Stettiner S-Bf anzeigen. Umsteigen dann vermutlich in Bernau...
Gruß, Ulrich
geschrieben von: TransLog
Datum: 15.07.17 23:47
Das o.g. Buch von A. Wegemund bietet noch folgende Informationen:
Zitat:
Mit der Umsetzung des AT 555/556 von Stettin nach Eberswalde (1917) standen dort drei AT für einen zweitägigen Umlauf zur Verfügung.
Die Eberswalder AT waren zwischen Bernau und Angermünde, nach Freienwalde, Friedrichswalde und nach Wriezen im Einsatz. (..)
Die Akkutriebwagenzüge zwischen Eberswalde und Friedrichswalde bestanden jedoch bereits seit 15.5.1934. Somit hatten sie ursprünglich nichts mit Carinhall zu tun. Vielleicht ging es mehr um die Verbindung mit Joachimsthal, aber in Friedrichswalde waren die Wendeaufenthalte besser zu realisieren.
Gruß, Ulrich
Züge, die planmäßig für ein Ministerium eingesetzt werden, und das sogar im Krieg, werden wohl kaum in einem öffentlichen Kursbuch aufgeführt worden sein...
Gruß
Helmut
geschrieben von: peter76
Datum: 16.07.17 00:54
Helmut Philipp schrieb:
Züge, die planmäßig für ein Ministerium eingesetzt werden, und das sogar im Krieg, werden wohl kaum in einem öffentlichen Kursbuch aufgeführt worden sein...
Seh ich inzwischen auch so;
das war wohl ganz normaler Schüler/Berufsverkehr mit einer zufälligen räumlichen Nähe...
Ganz abgesehen davon, dass sich die Durchbindung zum Stettiner Bahnhof in KBS 123 so nicht wiederfindet.
Hallo,
für Hermann Göring und seinen Fuhrpark gab es sicher ausreichend Benzin, vielleicht nicht
mehr in dem Maße ab April 1945 wie zuvor.
In dem Zusammenhang erinnere ich mich über die letzten Tage in Berlin zu der Zeit gelesen zu haben
daß die 300 Liter Benzin, die man für die Verbrennung von Hitler und Ehefrau angeblich gerade
noch gehabt haben soll so wohl nicht gestimmt haben.
Auf einem Flugplatz am Rand von Berlin lagerten zu genau der Zeit noch über 30 000 Liter Flugbenzin (87 Oktan).
Ich denke da war auch für Hermann Göring einige Zeit davor noch genug Sprit vorhanden um seine nie
bezahlte Flotte von Kompressor-Mercedes fahren zu lassen.
Allein die Vorstellung daß ranghohe Luftwaffenoffiziere mit geheimen Unterlagen per Kleinbahn
Richtung Karinhall gereist sein sollen erschließt sich mir nicht so recht.
Andererseits:
Im Krieg passieren die verrücktesten Dinge.
Herzliche Grüße
Karl Heinz
geschrieben von: e32
Datum: 16.07.17 09:07
Nebenbei soll er noch eine grosse "Modelleisenbahn" gehabt haben.
"Modelleisenbahn" in Satzzeichen, weil es damals sicher noch keine Massstäbliche umsetzung gab.
geschrieben von: ehemaliger Nutzer
Datum: 16.07.17 10:31
Hallo,
Die Chefetage der Nazis hatte eigene Sonderzüge. So wird auch der Herr Meyer seinen Sonderzug benutzt haben, oder eventuell ein Auto (Autokolonne). Wie schon erwähnt standen diese Sonderzüge nicht in einem Kursbuch und verkehrten auf Zuruf. Hier der Link zum Sonderzug "ASIEN", dem persönlichen Sonderzug von Göring - [
de.wikipedia.org]
edit zu Herrn Meyer: Hatte doch Göring zum Anfang des Weltkrieges Zwo lauthals verkündet, ich will Meyer heissen, wenn ein ausländisches Flugzeug deutschen Luftraum verletzt ...
Hallo,
dazu passt die Geschichte, daß Göring bei einem Bombenangriff auf Berlin
in einem der Großbunker Zuflucht suchen mußte und die dort bereits
versammelten Berliner fragte ob für "Herrn Meyer" noch ein Platz frei wäre mit
anschließendem großen Gelächter.
Ich habe diese Begebenheit, wiewohl von den etablierten Historikern stets angezweifelt,
schon vor vielen Jahren von unterschiedlichen Personen der Verwandt- und Bekanntschaft
in Berlin immer wieder gehört.
Vielleicht ist die Sache auch nur gut erfunden.
Bei aller Skrupellosigkeit von Hermann Göring hatte der nach außen hin doch ein gewisses,
einnehmendes Wesen wie das vielen brutalen Machtmenschen oft eigen ist.
Einmal mußte er bzw. sein Sonderzug wegen eines drohenden Luftangriffs auf eine Nebenstrecke
bei Geislingen/Steige ausweichen und verbrachte die Zwangspause indem er mit einem
Stationsvorsteher kräftig Einen gehoben hat.
Ob Alkohol im Dienst für Letzteren Folgen hatte weiß ich nicht, die Kleinbahn allerdings gibt es schon lange nicht mehr.
Herzliche Grüße
Karl Heinz
geschrieben von: ucker07
Datum: 16.07.17 12:04
Moin.
Der Abzweig zur Zweigbahn nach Carinhall ist in fahrtrichtung Templin noch heute gut zu sehen.
Grüsse Jens
geschrieben von: e32
Datum: 16.07.17 12:07
Karolingerheinz schrieb:
Hallo,
dazu passt die Geschichte, daß Göring bei einem Bombenangriff auf Berlin
in einem der Großbunker Zuflucht suchen mußte und die dort bereits
versammelten Berliner fragte ob für "Herrn Meyer" noch ein Platz frei wäre mit
anschließendem großen Gelächter.
Karl Heinz
Es wurde auch erzählt, es sei gegen Kriegsende in Innsbruck geschehen.
geschrieben von: peter76
Datum: 16.07.17 13:02
Hans Borgelt (gebürtiger Eberswalder) schreibt in seiner Autobiographie über das makabre Schauspiel des "Staatsbegräbnis" von Göring Gattin Carin (mit drei Jahren Verspätung).
Da gibts auch ein (bahnhistorisches) Bild dazu:
Über Görings Anlagen, es gab zwei, in Carinhall gibt es diverse Berichte...
Nach den Fotos würde man sagen er war Extrem Teppichbahner...
[
marklinstop.com]
[
www.google.de]
Glaubt man dem Artikel aus der Zeitung mit vier Buchstaben existieren noch Gebäude nach Nürnberger Vorbildern der Anlagen in deutschen Archiven
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:07:16:13:30:05.
geschrieben von: ehemaliger Nutzer
Datum: 16.07.17 20:08
@ gerdböhmer
... außerdem soll er gesagt haben, wenn je ein feindliches Flugzeug über Berlin erscheint, will er Obermeyer heissen.
speziell für die Spielzeug-Fraktion:
Der Dicke besass zwei Modeleisenbahn Anlagen:
1.) Im Dachgeschoß des Wirtschaftsflügels war eine Anlage; 100 qm Fläche, das Schienennetz war 600 mtr lang.
2.) Unter dem Bibliotheksflügel war eine über 200 qm große Anlage. Diese wurde von Siemens & Halske gebaut und errichtet. Ein 30 kW Drehstrommotor (380 V) war mit einem Gleichstromgenerator für 12 V Niederspannung gekoppelt.
Quelle: "Görings Reich", Chr. Links-Verlag 1999
Kanzleirat
Moin,
innerhalb des
wikipedia-Artikels über Göring ist eine Aufnahme aus dem Bundesarchiv versteckt, Bildtext dazu:
[Zitat]
Vorführung Trix-Eisenbahn ( 12.1.43, Carinhall)
Hermann Göring führt seinen Gästen die Eisenbahn vor.
MfG
Isartalbahner
geschrieben von: ehemaliger Nutzer
Datum: 17.07.17 10:27
Hallo,
Wenn Du schon berichtigen willst, dann bitte richtig - "Wenn ein einziger feindlicher Bomber über Berlin auftaucht, will ich Meier heißen", so in der Rede von Göring aus dem Herbst 1939. Stammt der Herr Obermeyer aus Deiner genannten Quelle ? Wenige Tage später hiess er dann schon Meier. Im Übrigen wurden die Signalhörner der Luftwarnung auch als Görings Waldhörner bezeichnet, Hintergrund des Reichsjägermeisters.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:07:17:10:28:45.
geschrieben von: Pogg 3000
Datum: 17.07.17 10:50
Hallo zusammen,
kurz vor Kriegsende brachte dieses Zitat, ausgesprochen von meiner Großmutter im Luftschutzbunker Parkstrasse in Ludwigshafen eine "Verhaftung" und "mehrtägiges Verschwinden" ein. Ging, da unmittelbar vor dem Kriegsende in Ludwigshafen nochmal gut aus.
(Das erzählte mir meine Mutter am Samstag zum ersten Mal (!), Hintergrund war ein Artikel im Mannheimer Morgen über die Luftschutzbunker.)
Meine Mutter war "damals" 12, "ausgebombt" "auf dem Land", "jetzt" fängt Sie an, Ihre (wenigen) Erinnerungen zu erzählen...
...in diesem Sinn, schöne Grüße, Thomas
Hallo,
die letzten Kriegsmonate 1945 waren in vielerlei Hinsicht besonders schlimm.
Ich will das nicht einmal im Ansatz schildern, allein schon aus Platzgründen.
Aber für die heute junge Generation wäre es sicher hilfreich, sich wenigstens in einem
gewissen Umfang mit den damaligen Zeitumständen zu befassen, z.B. mit den
doch sehr eingeschränkten Lebensumständen vieler ganz normaler Menschen.
Unlängst verstarb in Berlin eine Tante meiner Frau.
Ihr Lebensgefährte selig erzählte mir einmal wie er mit 15 Jahren und andere aus der
Hitlerjugend nach einem Bombenangriff in den Siemens-Werken helfen mußte, Hunderte
von Leichen, hauptsächlich Frauen, zu bergen und daß er diese Bilder sein Leben lang
nie mehr aus dem Kopf bekam.
Da war er natürlich nicht der Einzige aber diese Erkenntnis hat ihm und anderen natürlich nicht geholfen.
Oder meiner Mutter mit meinen damals 5 Geschwistern.
Beim Abholen der Zuteilungsmarken auf dem Rathaus wurde sie häufig nach ihrer Gesinnung befragt und
ob sie an den Endsieg glauben würde.
Der Hintergrund war, daß mein Vater und sein Bruder den Nazis gegenüber "ablehnend" eingestellt waren.
Der damalige Ortsgruppenleiter hätte meine Mutter trotz der 5 Kinder noch wenige Tage vor dem Einmarsch
der Amerikaner ins KZ geschickt.
Die waren zu der Zeit schon in Schwäbisch Gmünd als alte Männer und HJ in Fellbach an der B 14 Richtung Waiblingen
noch Panzersperren bauen mußten.
Das war aus heutiger Sicht der blanke Irrsinn aber 1945 grausame Realität.
Bei Befehlsverweigerung drohte sofortige Todesstrafe usw.
Und nach der "Befreiung" durch die US-Amerikaner durften Fremdarbeiter und französische Truppeneinheiten 3 Tage lang
plündern. In meiner Verwandtschaft wurden auch einige Frauen vergewaltigt, meiner Mutter blieb dies durch das Eingreifen
eines US-Offiziers erspart.
Erst dann trat eine gewisse Ruhe ein, z.B. keine Angriffe durch Jabos mehr, in Fellbach wurden ja elektronische Teile für die V-2 hergestellt
aber der alltägliche Hunger blieb noch lange Zeit ein "treuer" Wegbegleiter.
Sowohl meine Mutter als auch Jahre später meine älteren Geschwister erzählten im Alter immer mehr von
den Geschehnissen aus dieser Zeit.
Der Hermann Göring und seine Sprüche kamen da kaum mehr vor .....
Mein längst verstorbener Vater sagte dann zu meiner Mutter, obwohl er selber viel Schlimmes erdulden mußte,
"Schau ins Licht und nicht in die Finsternis".
Das soll nun kein Widerspruch zu dem eingangs Gesagten sein.
Beschäftigung mit der Geschichte in Maßen finde ich OK im Sinne von "aus der Geschichte lernen", ständig nur in der Vergangenheit wühlen halte ich
jedoch für bedenklich.
Herzliche Grüße
Karl Heinz
Oha, die bekannten Fotos der beiden wirklichb großen Anlagen zeigen Spur 0 (würde ich sagen) Die Anlage auf dem Foto aus dem Bundesarchiv ist in der Spur eine frühe H0.
Was bedeutet es gab gar DREI Anlagen dort.
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