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 04 - Historisches Forum 

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Moin in die Runde!

Mein heutiger Beitrag beginnt eigentlich schon in den dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, meine persönlichen Erlebnisse zum Beitragsthema fanden allerdings naturgemäß deutlich später statt, doch der Reihe nach:

Das Königreich Dänemark ist ein ausgesprochen rohstoffarmes Land, das weder Öl noch Kohlevorkommen hat, lediglich in sehr geringen Maße stehen Holz und Torf als natürliche Energielieferanten zur Verfügung.
Um wenigstens vom Import-Brennstoff Kohle unabhängiger zu werden, dachte man schon früh in Dänemark über die Nutzung von auf erdölbasis erzeugten Brennstoffen nach. Daher wurden bereits in den zwanziger Jahren in größerer Stückzahl benzingetriebene Triebwagen aus Deutschland beschafft, die ausnahmslos von DWK aus Kiel kamen. Auch eine einheimische Herstellung von Triebwagen wurde gestartet, die dänische Firma Triangel stieg marktbeherrschend in dieses Geschäft ein. Hiervon berichtete ich vor geraumer Zeit in diesem Beitrag: Eine hölzerne Triebwagenwelt für sich – Die VTs der Firma Triangel

Der einheimische Bau von Diesellokomotiven erfolgte bei der Firma Frichs in Arhus, die eine recht breite Palette von Lokomotiven mit unterschiedlichen Leistungen und Achsfolgen anbot. Von diesen Lokomotiven, die ausschließlich von Privatbahnen beschafft wiurden, berichtet mein heutiger Beitrag. Den Lokomotiven waren zwei Eigenschaften gemeinsam, sie wichen stilistisch kaum voneinander ab und sie besaßen einen recht niedrigen Achsdruck, um auf den damals fast ausschließlich in Sandbettung verlegten Gleisen eingesetzt werden zu können.

Einige von diesen Lokomotiven habe ich im Laufe der Jahre vor die Linse bekommen und zeige sie in der alphabetischen Reihenfolge der Bahngesellschaften:

Bilder 01 – 04: Von der Aalborg-Hadsund Jernbane (AHJ) stammt die 1936 von Frichs gebaute ML 5203. Die mit der Fabriknummer 250 gebaute Lok gehört der Museumseisenbahn Mariager-Handest und hat die Achsfolge 1´Co 1´, der Motor leistete 410PS. Die Dänen bezeichnen übrigens Museumsbahnen mit dem schönen Begriff „Veteranbanen“.


Bild 01:
https://abload.de/img/01ahj-ml5203gmariagervzjv2.jpg


Bild 02:
https://abload.de/img/02ahj-ml5203bodensece8pkok.jpg


Bild 03:
https://abload.de/img/03ahj-ml5203emariagerz5kcg.jpg


Bild 04:
https://abload.de/img/04ahj-ml5203kstevnstr6jj5u.jpg




Bilder 05 und 06: Stilistisch ist die M 1 der Kalvehavebanan (KB) den Frichs-Lokomotiven sehr ähnlich. Allerdings wurde die Lok mit der Achsfolge A 1 A und 200PS 1933 von Scandia gebaut. Die KB hatte eine Strecke im Süden von der Insel Seeland.


Bild 05:
https://abload.de/img/05kb-m1bskaelskoer4-5t1jap.jpg


Bild 06:
https://abload.de/img/06kb-m1bskaelskoer4-5elj1x.jpg



Bild 07: Dle M9 der Lollandsbane (410 PS) habe ich leider bisher nie außerhalb des Lokschuppens in Maribo fotografieren können. Daher verfüge ich lediglich von der mit der Achsfolge 1´Co 1` versehenen Lok (Frichs 1934, Nr. 154) über eine Frontalaufnahme:
https://abload.de/img/07lj-m9amaribobw08-6-fgkko.jpg



Bilder 08 bis 11: Die Varde-Nørre Nebel Jernbane, nordwestlich von Esbjerg gelegen, hatte mehrere Frichs-Loks in ihrem Bestand. Eine davon ist die DL 11, die 1932 (Frichs 123) gefertigt wurde. Diese 250 PS starke Lok hat die Achsfolge 1´Bo 1´ und wird nach wie vor museal eingesetzt.

Bild 08:
https://abload.de/img/08vnj-dl11aodensegbf1ixjwp.jpg


Bild 09:
https://abload.de/img/09vnj-dl11aodensegodsg6kvz.jpg


Bild 10:
https://abload.de/img/10vnj-dl11branders14-hej4e.jpg


Bild 11:
https://abload.de/img/11vnj-dl11estevnstrupl5kup.jpg



Bilder 12 bis 14: Eine weitere Lok der VNJ ist die DL 12. Diese wurde von Frichs mit der Fabrik-Nummer 124 ebenfalls 1932 ausgeliefert. Allerdings verfügt diese Lok im Gegensatz zu ihrer Schwester über eine weitere angetriebene Achse und kommt daher auf die Achsfolge 1´Co 1`. Die 375PS starke Lok ist im Besitz der Mariager Veteranbane.

Bild 12:
https://abload.de/img/12vnj-dl12hmariager188hkgn.jpg


Bild 13:
https://abload.de/img/13vnj-dl12dmariager18zwjd0.jpg


Bild 14:
https://abload.de/img/14vnj-dl12jmariager18yujdb.jpg



Bilder 15 bis 17: 1932 versuchte die Firma Frichs sich im Triebwagenbau. Dafür wurde quasi eine kleine Lok gefertigt und dieser mittels Drehzapfen ein dreiachsiger Drehgestell-Personenwagen als Sattelauflieger beigegeben. Der so entstandene Triebwagen mit der Achsfolge 3´ (A1A)´ verfügt über 250PS und wurde von der Hads=Ning Herrerderes Jernbane (südlich von Arhus) eingesetzt. Das 1932 mit der Fabrik-Nr. 120 gefertigte Fahrzeug blieb ein Einzelstück.

Bild 15:
https://abload.de/img/15hhj6m02cmariagdepot7rjlc.jpg


Bild 16:
https://abload.de/img/16hhj6m02dmariager16-74jg6.jpg


Bild 17:
https://abload.de/img/17hhj6m02fmariager16-qpkhn.jpg


Damit endet meine Rückschau auf die dänische Frühverdieselung. Alle in diesem Beitrag gezeigten Fahrzeuge habe ich lediglich im musealen Zustand (bis auf Bild 07) fotografieren können, da ich mich für dieses Thema erst zu einem Zeitpunkt interessierte, als die Privatbahnen diese Loks schon außer Dienst gestellt hatten. Auch heutzutage (2017) ist es problemlos möglich, in Dänemark bei einigen Museumsbahnen solchen Lokomotiven zu begegnen. Ich mache jedenfalls nach wie vor davon Gebrauch.


Grüsse aus dem Norden

Helmut


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Frichs-Fabrikationsort von Randers auf Arhus geändert, danke für den Hinweis von weineggbahn!



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:09:15:13:44:01.
Moin Helmut,

interessante alte Fahrzeuge, die ich noch nie zu Gesichte bekommen habe!

Danke fürs Zeigen,

Martin
Moin Helmut,

mit Deinem Beitrag hast du wieder ´mal eine Bildungslücke bei mir geschlossen - dazu noch mit tollen Fotos! Offenbar startete die Nebenbahn-Verdieselung bei den Privatbahnen in Dänemark mit lokbespannten Zügen, wohingegen hierzulande Triebwagen dominierten.

Gruß
Klaus
Moin Helmut,

da präsentierst Du uns ja wieder eine Sammlung uriger Dieseltriebfahrzeuge, die ich zum Teil auch schon wegen der räumlichen Nähe zu DK (gerade einmal 4 km) auch schon selbst gesehen habe. Besonders interessant ist für mich die M 1 der Kalvehavebane (KB) mit der doch recht seltenen Achsfolge A1A, von deren Existenz ich bislang keine Kenntnis hatte, ebensowenig wie ich im Maribo war, um die M9 der Lollandsbane zu bestaunen.
Und am 17.4.1988 müssen wir uns in Odense über die Füsse gelaufen sein.... Vielen Dank für den Blick über den Tellerrand nach Norden!

Gruß
Detlef

ein kleiner Fehler

geschrieben von: weineggbahn

Datum: 15.07.17 05:30

Danke, Helmut, für diese schönen Bilder von Loks, die zu meinen Favoriten gehören.
Leider hat sich bei Dir meiner Meinung nach ein kleiner Fehler eingeschlichen: Frichs war in Aarhus zuhause, nicht in Randers, wie Du schreibst. Dort hatte nur Scandia seine Fabrikhallen.

Schönes Wochenende, weineggbahn
Hallo zusammen,

die sehe ich auch zum ersten Mal.
Das sind ja urige Klötze, aber irgendwie doch schön :-)

Grüße aus Pampanga
Horst

Über die Füße gelaufen

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 15.07.17 18:18

ich schließe mich voll dem zustimmenden Kommentar von Detlef an. Tolle Idee, diesen urigen Maschinen in unserem Nachbarland einen Beitrag zu widmen.

Tja, und in Randers am 12.08.1995 sind wir uns wohl, damals noch unbekannterweise, über die Füße gelaufen.

Schöne Erinnerungen. Danke und Gruß,
Ulrich B.

Sehr schöne Bilder, Helmut! Ich hätte nicht gedacht, daß mich mal dänische
Eisenbahnen interessieren könnten. Nicht zu fassen, was du alles zustande
bringst. Schöne Grüße vom
dampfgerd
Hej!
Die Firma Frichs hatte ihre Fabrik in Århus und nicht in Randers!
MfG
Dirk
Moin Dirk!

Wo steht denn etwas in meinem Text, das Frichs in Randers ist? Ich kann diesbezuglich außer einer bereits vor Tagen erfolgten Berichtigung nixhts entdecken. Worauf beziehst Du denn Deinen Kommentar in meinem Beitrag?

MfG
Helmut
Hallo Helmut,

danke für Deiner Bilderbogen zu den Anfängen des dänischen Diesellokbaus für die Privatbahnen.

Interessant die ursprünglichen Übergangseinrichtungen an den Stirnseiten der Loks. Diente der jeweils rückwärtige Führerstand als Dienstabteil für den Zugbegleiter?
Offensichtlich wurde diese Übergangseinrichtung erst zu Museumsbahnzeiten entfernt.

Für mich erst auf dem zweiten Blick erkennbar: die unterschiedliche Anordnung der Frontlampen. Mal eine Lampe rechts oder links, sowohl etwas mittig neben der Übergangstür als auch weiter am Fahrzeugrand (KB M1 in Bild 6). Aber auch 2 Frontlampen direkt neben der Übergangstür.

Aber auch bei der VNJ unterschiedliche Anordnungen: bei der DL 11 rechts und bei der DL 12 links angeordnet, jedoch auch Aufnahmen, da beide Loks jeweils zwei Frontlampen hatten.
Hatten diesbezüglich die Privatbahnen eigene Bestimmungen?

Dein Beitrag ist eine willkommene Einstimmung auf meinen Dänemark-Urlaub Anfang September. Maribo steht dabei auf dem Programm.

Viele Grüße
Frank

Re: Fünf Bilder dazu

geschrieben von: Stefan Hinder

Datum: 18.07.17 14:39

Hallo Helmut.

erst heute stoße ich auf deinen schönen Bildbeitrag, der mich natürlich sehr interessiert hat, weil ich - wie du offenbar auch - eine Zuneigung zu Dänemark und seinen Eisenbahnen habe. Ergänzend möchte ich zunächst erwähnen, dass die von dir beschriebenen Maschinen unter dem Spitznamen "Firkantet" (= "das Viereck") bekannt waren; verglichen mit "Marzipanbrot" oder "Dattelschachtel" ein sehr nüchterner Beiname.

Die von dir gezeigte Maschine LJ 9 der Museumsbahn Maribo-Bandholm habe ich tatsächlich einmal im Einsatz gesehen:

http://fs5.directupload.net/images/user/170718/nrfjpurm.jpg
Das Bild zeigt sie am 7.8.2007 beim Verlassen des Bahnhofes Bandholm. So besonders glücklich war ich damals über ihr Erscheinen nicht, weil ich eigentlich auf eine Dampflok gehofft hatte.

http://fs5.directupload.net/images/user/170718/6xhgc8lt.jpg
Als weitere "Firkantet" möchte ich diese Maschine zeigen, die in Ryomgaard aufgewahrt wird, wo im ehemaligen Lokschuppen am Bahnhof ein kleines Eisenbahnmuseum entstanden ist. Es handelt sich um die Lok M4 der Skagensbane, die 1935 gebaut wurde. Sie ist nicht restauriert bzw. war es zum Aufnahmezeitpunkt (16.8.14) nicht, aber man konnte das Innenleben der Lok besichtigen, wovon ich noch drei Bilder zeigen möchte:

http://fs5.directupload.net/images/user/170718/3a5gooxz.jpg

http://fs5.directupload.net/images/user/170718/gpi86ktp.jpg
Zwei vom Führerstand...

http://fs5.directupload.net/images/user/170718/enyzbjqr.jpg
... und eins vom Maschinenraum.

Viele Grüße,
Stefan

Re: Fünf Bilder dazu

geschrieben von: Helmut Philipp

Datum: 18.07.17 15:07

Moin Stefan!

Da hast Du ja eine hochwillkommende Beitragsergänzung geliefert, die ausgezeichnet zu diesem Beitrag passt. Natürlich freut es mich, das wenigstens Du ein Foto von der LJ 9 beisteuern konntest.

Von Ryomgaard wußte ich zwar, zumal ich dorthin mal eine Damploksonderfahrt von Randers aus mitgemacht hatte, aber Fotos von der Lok habe ich nicht. Auf der letzten "Innenleben-Aufnahme" kann man ja teilweise den Klotz von Motor der Firma Frichs beäugen. Aufgrund der Volumigkeit wirkt er auf mich so, als ob er aus einem Klotz zurechtgefeilt und gefräst wurde - eine typische Arbeit für die Lehrwerkstatt (nict ganz ernst gemeint).

Auch mit Deiner Mutmaßung bezüglich der Zuneigung zu Dänemark hast Du vollkommen richtig vermutet, aber das war ja wohl auch nicht sehr schwer zu erraten, oder?

Mit bestem Dank und ebensolcen Grüßen

Helmut


Meine bisher erschienenen Beiträge findet ihr durch Anklicken des Bildes hier:
http://s14.directupload.net/images/user/140226/jikgddpg.jpg
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Re: (DK) Frichs – ein Pionier der Verdieselung auf Nebenbahnen (m17B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 19.07.17 13:19

Moin Helmut,

wegen eines recht eng gestrickten Stundenplans und einer ausgeprägten sommerlichen PC-Muffeligkeit hätte ich Deinen Beitrag fast übersehen. Und das wäre sehr doch schade gewesen. Es soll ja Leute geben, die unser kleines nördliches Nachbarland als eine Art deutscher Ferienkolonie betrachten. Zu denen zähle ich zwar nicht, aber derart faszinierende Lok-Exoten hätte ich mangels Fachkenntnis dort auch nicht vermutet. Da ist es gut, einen DSO-Aktiven zu haben, dessen (nicht nur) eisenbahntechnisch weiter Horizont uns solche hochinteressanten Erkenntnisse vermittelt! Danke auch für den Link zu Deinem vier Jahre alten Portrait der Triangel-Leichttriebwagen -- das hatte ich seinerzeit tatsächlich verpasst.

Mit besten Grüßen vom anderen Ende des HVV-Gebiets
Dein Namensvetter
Moin Helmut,

so oft war ich schon in Dänemark, mal zu Land, mal zu Wasser und oft habe ich mich gefragt, was denn da früher so auf den Gleisen los war.
Mit Deinem sehenswerten Beitrag schließt Du bei mir eine große Wissenslücke und ich schließe mich gerne den anderen Beiträgen an: urige Fahrzeuge mit Charme.
Dänemark halt...

Viele Grüße aus Lüneburg

Wolfgang

Mich interessiert vieles - und alles rund um das Bw Bestwig!