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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Vieles über das einstige Nebenbahnnetz im Raum Varel mit dem heute fast spurlos verschwundenen einstigen Bahnknoten Bockhorn in der Friesischen Wehde ist inzwischen fast schon im Bereich sagenhafter Erzählungen verschwunden.
Vor und während des 2. Weltkrieges hatte die Strecke Ellenserdamm-Ocholt einige Bedeutung im Güterverkehr vom Ruhrgebiet/Niederlande in Richtung Wilhelmshaven, da über diese Strecke für aus Richtung Leer (Ostfriesland) kommende Züge in Richtung Wilhelmshaven das Kopfmachen in Oldenburg entfiel. Das Ende des 2. Weltkriegs führte im Güterverkehr nach WHV zu einem starken Verkehrsrückgang.
Zwar kam es in den ersten Nachkriegsjahren noch zu einem starken Personenverkehr, aber schon zu Beginn der 1950er Jahre zeichnete sich der Niedergang ab. Gab es im Winterfahrplan 1951/52 auf der Gesamtstecke noch drei, im Abschnitt Ocholt-Bockhorn vier sowie auf dem Abschnitt Ocholt-Westerstede an Werktagen sogar zehn (!) Zugpaare, so waren es mit Einführung des Sommerfahrplans 1952 nur noch zwei Zugpaare, von denen nur noch eines die Gesamtstrecke befuhr. Hinzu kamen zwei Einzelverbindungen. Die Gesamtstrecke wurde zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr mit lokbespannten Zügen befahren, sondern mit den ab 1952 beschafften VT 95.

Diese Angebotsreduzierung führte auch zu sichtbaren Sparmaßnahmen an der Strecke. Am 7. August 1952 meldete die Nordwestzeitung, dass an den Strecken rund um Varel der "vereinfachte Nebenbahndienst" eingeführt wurde. Auf den Unterwegsbahnhöfen wurden angesichts des nun geringen Verkehrs die Signale abgebaut und durch Trapeztafeln ersetzt. Doch das sollte nicht das Ende sein: nach Inkrafttreten des Sommerfahrplans 1953 wurden an den Bahnübergängen in Westerstede-Blauhand, Linswege und Moorwinkelsdam die Schrankenanlagen abgebaut und die bisher beschrankten Bahnübergänge in ungesicherte BÜs umgewandelt.

Am 22. Mai 1954 war es dann soweit: der Personenverkehr auf der Strecke Ellenserdamm-Ocholt wurde - wie auch auf der Strecke Varel-Bockhorn-Neuenburg eingestellt. Letzter planmässiger Personenzug auf er Strecke Ocholt-Ellenserdamm war ein spärlich besetzter VT 95.

Der Güterverkehr hielt sich auf der Gesamtstrecke noch bis in die 1960er Jahre. Zuletzt erfolgte die Zustellung der Wagen mit einer Köf. Als Mitte der 1960er Jahre größere Investitionen in den nun sehr schlechten Oberbau fällig waren, wurde auf der Strecke Linswege-Grabstede und Ellenserdamm-Bockhorn der Betrieb vollständig eingestellt, wohingegen der Streckenabschnitt Ocholt-Linswege auf Grund des dort vorhandenen starken Güterverkehrs saniert wurde. So fuhr am 24.09.1966 offiziell der letzte Güterzug - auch als Abschiedszug - auf der Strecke. Zuglok war eine Köf. Die NWZ meldete damals:

Zitat:
Auf dem planmäßigen Güterzug, der bisher täglich zwischen Ocholt und Grabstede verkehrte, befand sich am Sonnabendvormittag ungewöhnlichviel „Begleitpersonal". Der Ocholter Bahnhofsvorsteher Harald Baumann hatte zu der Abschiedsfahrt nicht nur diensttuende Kollegen, sondern auch eine Reihe von pensionierten Eisenbahnern eingeladen, die früher auf dieser Strecke den Fahrdienst versahen und dadurch auf den Stationen zu guten alten Bekannten geworden waren.
(...)
Eingestellt wird der Verkehr nur zwischen Eggeloge und Grabstede sowie weiter im Norden zwischen Ellenserdamm und Bockhorn. Zwischen diesen Orten werden, soweit bisher noch nicht geschehen, demnächst die Gleise aufgehoben. Dahei können die Güterzüge auch weiter über Westerstede hinaus nach Norden rollen und die
beiden Stationen Linswege und Eggerloge erreichen. „Dieser Betrieb wird, solange es das Güteraufkommen rechtfertigt, aufrechterhalten" hieß es dazu in einer Stellungnahme der Bundesbahn.
Quelle: Nordwestzeitung Nr. 225 vom 27.09.1966

Anfang Oktober 1966 begann der Abbau der Strecke zwischen Grabstede und Eggeloge. Mitte Oktober 1966 war allerdings klar, dass auch zwischen Linswege und Eggeloge Schluss sein würde. Am 23. Oktober 1966 wurde aus Eggeloge der letzte Güterwagen abgeholt, nur wenige Tage danach waren auch dort die Gleise verschwunden.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:06:26:19:39:52.
Hallo Zauberer,

als gebürtiger Westersteder habe ich Deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen. Neu war mir u.a., dass bis 1945 der Güterverkehr wegen der Umfahrung Oldenburgs eine größere Rolle gespielt hat. Als Baby und Kleinkind muss ich wohl häufiger mit dem Personenzug von Westerstede nach Wilhelmshaven gefahren sein; erinnern kann ich mich nicht daran. Dunkel erinnern kann ich mich an ein Einfahrsignal in Westerstede aus Richtung Linswege. Damit muss es das bis ca. 1955 gegeben haben. Ein Bahnübergang Westerstede-Blauhand, wie Du ihn erwähnst, ist mir nicht geläufig; Blauhand ist ein Ort in der Nähe von Ellenserdamm, da wo früher die Straße von Westerstede - Zetel in die B 69 mündete (heute auf die A 29).

Im Zusammenhang mit Deinem aktuellen Bericht möchte ich nochmal auf meinen Beitrag im Rahmen der Reihe "Oldenburg und umzu in den Sechzigern" erinnern: [www.drehscheibe-online.de]. In der Diskussion zu dem Beitrag hattest Du eine interessante Karte gepostet.

Gruß
Klaus
Blauhand bei Zetel kann es nicht gewesen sein, denn die Strecke Ocholt-Bockhorn-Ellenserdamm traf bereits einige km südlich von Blauhand in die Strecke Oldenburg-WHV.