Hallo zusammen,
im Juni 1992 unternahm ich eine Fahrt über die Lahntalbahn. Kilometrierungsmäßig in umgekehrter Richtung ab Koblenz Hbf bis nach Gießen. Über Koblenz Hbf berichtete ich kürzlich in diesem Beitrag [
www.drehscheibe-online.de] , wo auch Bilder vom selben Tag kurz vor der Abfahrt zu sehen sind. Gießen hatte ich hier schon mal thematisiert [
www.drehscheibe-online.de] .
Bekanntlich gab es bis in die 80er Jahre eine große Vielfalt an Triebfahrzeugen auf der Lahntalbahn. Seit 1989 machte sich jedoch der 628.2 breit, so dass bis auf wenige 212- und 216-Leistungen fast nur noch die zweiteiligen Mintlinge zu sehen waren. Somit legte ich meinen Fokus vordergründig auf das Festhalten der Bahnanlagen, die in ihrer Ausführung in vielerlei Hinsicht im Lahntal einzigartig waren.
Wie so oft betrieb ich auch auf dieser Fahrt Bahnhofs-Hopping, d. h. ich stieg an ausgesuchten Bahnhöfen aus, nahm sie Visier und fuhr mit dem nächsten Zug weiter. Den Rest knipste ich vom Zug aus. Im Hinblick auf Streckenerkundung ist ein 628 da schon recht praktisch. Den 628 mochte ich damals nicht sonderlich, heute allerdings schon. Und ich bin froh, dass ich ihn doch immer wieder fotografiert habe.
Nun geht es los mit der Anfahrt nach Bad Ems und einem Bahnhofsrundgang dort.
1.) In Koblenz war die Abfahrt um 12:03 mit dem N 6921, gezogen von 216 204-8. Nach den Halten in Niederlahnstein,
Friedrichsdorf Friedrichssegen* und Nievern wird um 12:20 Bad Ems West (bis 1951 Ems-Lindenbach) am
km 88,2 erreicht. Das Bahnhofsgebäude stammt aus dem Jahr 1920.
Hinter dem Bahnhofsgebäude sieht man das Walmdach mit Backsteingiebel des 1903 errichteten Kraftwerksgebäudes des "Emser Blei- und Silberwerks" hervorspitzen. Am Bahnsteigende zweigt ein Anschlussgleis ab. Das Gleis biegt sehr scharf nach links ab in ein Gefälle. Wahrscheinlich handelt es sich um das frühere Werksgleis auf die Lahninsel Silberau, wo sich eine Aufbereitungsanlage für den Erzabbau befand. Auf Google Maps lässt sich der Verlauf noch halbwegs erahnen.
*) danke an Hubert für den Hinweis!
2.) Der entgegengesetzte Blick Richtung Niederlahnstein. Der Bahnübergang am
km 88,4 ist zu beiden Seiten von Signalen gedeckt. In Richtung Niederlahnstein wird schon das nächste Signal angekündigt, das ganz hinten in der Kurve zu sehen ist. Nach links zweigt ein weiteres Anschlussgleis ab.
3.) Bei der Abfahrt ergibt sich ein Gesamtüberblick über Bad Ems West. Unten am Bildrand wiederum die Weiche zum mutmaßlichen Anschluss Richtung Silberau. Heute ist Bad Ems West ein Haltepunkt mit zwei Aussenbahnsteigen. Links verläuft parallel zur Strecke eine Umgehungsstraße.
4) Unmittelbar um die Kurve herum fällt der Blick auf den
km 87,6. Dort steht ein weiteres Hauptsignal, erstaunlicherweise ohne Vorsignal zum nächsten Hauptsignal in Bad Ems West, das gerade mal 800 m entfernt steht. Sollte ein Vorsignal hinter der Kurve stehen, dann hat es den Minimalabstand zum Hauptsignal von 700 m auf Hauptstrecken.
In der Kurve ein weiterer Weichenabzweig, offensichtlich auch Richtung Silberau. Aufgrund der Nähe zum anderen Abzweig, kann das eigentlich nur ein Gleisdreieck gewesen sein.
5.) 12:25, Ankunft im malerischen Bahnhof Bad Ems. 216 204 wird ohne mich weiter fahren und um 14:25 Gießen erreichen.
6.) Dank des planmäßig längeren Aufenthalts lässt sich noch mehr Bahnhofsatmosphäre mitsamt der 216 einfangen. Alte Schwellen in Blockhausbauweise zusammengesetzt geben als Pflanzeneinfassung schon was her.
7.) Abfahrt! Allerdings irgendwie zu früh. Laut Kursbuch sollte die fahrplanmäßige Abfahrt um 12:30 sein. Rechts erscheint nun das Fahrdienstleiterstellwerk Ef im Bild. Zusammen mit dem Stw Eo ging es 1911 in Betrieb. Neben den beiden durchgehenden Streckengleisen gibt es ein drittes signalgesichertes Gleis für Güterzüge, das bereits vor der Halle ins Streckengleis mündet.
8.) Ein bisschen Bilderbuchidylle ohne Zug.
9.) Und eine Nahansicht vom Stellwerk Ef.
10.) Filmwechsel. Es liegen keine 5 Minuten zwischen den beiden Bildern, aber offenbar war gerade Schichtwechsel im Stellwerk, weil plötzlich ein anderes Auto hier steht.
11.) Bei der Ausfahrt aus Gleis 3 werden zwei Hauptsignale passiert: Signal D diesseits der Halle, und das kurze Signal E von Gleis 1 jenseits der Halle.
12.) Ein Blick zurück auf die Gütergleisanlagen, wo sich lange Reihen ausgemusterter G-Wagen angesammelt haben. Inwieweit es im Sommer 1992 noch Güterverkehr gab, kann ich nicht sagen. Das EK-Bahn-Lexikon '91/'92 gibt an, dass Bad Ems bedarfsweise von Nassau aus bedient wurde. In Nassau habe ich dann auch tatsächlich noch eine Bahnhofsköf angetroffen, ausserdem stand dort Stückgut auf der Laderampe (wird im zweiten Teil zu sehen sein).
13.) Nun in die schattenspendende Bahnsteighalle. Sie steht seit 1910. Der Bahnsteig zeugt noch von der Zeit, als hier lange Züge mit vielen Kur- und anderen Gästen hielten.
14.) Hier der Treppenabgang zum Bahnsteigtunnel. Rechts am Empfangsgebäude stehen Schließfächer.
15.) Von der Treppe aus nach oben geschaut.
16.) Der Bahnhofsvorplatz zeigt sich mondän angestaubt.
17.) Vom berühmten Fotostandpunkt an der Braubacher Str. durch die Halle gezoomt.
18.) Um 12:50 fährt 628 321 als Eiltriebwagen nach Koblenz ab. Rechts gegenüber des Ausfahrtsignals der
km 86,4.
Der erste 628er, der über die Lahntalbahn fuhr, war 628 258 (Bw Karlsruhe) am 6. September 1987 (Quelle: Eisenbahn-Journal, Sonderausgabe III/89, S.75). Die Erstbeheimatung der 628.2 erfolgte jedoch zunächst erst nur bei den Betriebswerken Kempten, Karlsruhe und Kiel. 1988 wurden dem Bw Limburg die ersten Fahrzeuge dieser Baureihe zugeteilt:
628 328 (29.6.1988),
628 329 (18.7.1988),
628 335 (9.11.1988),
628 336 (24.11.1988),
628 337 (7.12.1988),
628 338 (27.12.1988) kamen direkt nach der Abnahme zum Bw Limburg.
Ausserdem wurden im Dezember 1988 folgende drei Fahrzeuge von Kempten nach Limburg umstationiert:
628 314, 318, 321
19.) Der nächste Halt wird erst in Niederlahnstein sein um 13:03. Ankunft in Koblenz Hbf um 13:10.
20.) Nun wieder zurück auf den Bahnsteig.
21.) Eine weitere Ansicht des Inselbahnsteiges mit obligatorischen Geranien im Kieselbetontrog.
22.) Der Gegenzug fährt ein, in Form von 628 318, wie obiger 628 321 seit Dezember 1988 in Limburg und vorher in Kempten beheimatet.
23.) 1992 sind bereits 36 Fahrzeuge der Baureihe 628 in Limburg beheimatet:
628/928 251, 252, sowie lückenlos 316 – 349.
24.) Die Fahrt geht weiter. Die Ausfahrtsgleise nach Osten hin sind, wie bei vielen anderen Lahntalbahnhöfen, lang. Dort steht in einer Kurve das Stellwerk Eo.
25. + 26.) Rückblicke auf den Ausfahrtsbereich,
km 85,8.
27.) Das EVsig, östlich von Bad Ems, kurz vor dem
km 84,8.
28.) Dausenau (
km 82,8) wird erreicht, wo der E 3913 allerdings ohne Halt durchfährt. Der Bahnhof hatte früher 4 Gleise, geblieben sind nur zwei, zwischen den beiden Inselbahnsteigen.
Fortsetzung bei Teil 2: [
www.drehscheibe-online.de]
Viele Grüße,
Georg
April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:18:23:54:27.