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Moin,

anbei ein Foto aus Vaters Fotokiste. Aufnahmezeitpunkt müsste so um 1958 sein.

https://i58.servimg.com/u/f58/11/91/33/05/img-2010.jpg
Ganz klar: die Fischbauchbrücke über die Lenne der Eisenbahnstrecke Plettenberg-Herscheid.

https://i58.servimg.com/u/f58/11/91/33/05/wp_ss_11.png
Was mich stutzig macht ist der Zug: unverkennbar ein Schienenbus. Aber dreiteilig! Also entweder VT98+VB+VS - oder VT95+VB+VT95? Zumal mir der Wagen in der Mitte kürzer vorkommt als die beiden anderen Wagen. Was meint Ihr?

Einen schönen Start ins Osterwochenende wünscht

Jörn
Das wird eine VT 95-Garnitur (Bw Letmathe oder Finnentrop) gewesen sein. VT 98 waren hier m.W. Nicht im Einsatz. Durch die Kombination VT-VB-VT sparte man das Umfahren in Herscheid.
Es passt gerade gut zum Thema. Auf nebenstehender Karte aus den frühen Dreißigern findet sich die Verlängerung Herscheid - Lüdenscheid. Die Trassierung über Vogelberg nach Bräucken ist mir neu, kann jemand etwas beitragen, in welchem Planungsstadium befanden sich die Arbeiten ? Oder entstammt die Streckenführung der Phantasie des Kartographen ?

Viele Grüße

karte herscheid.jpg
Hallo Brügge/Westf. II,

nein das ist keine Phantasie. Es gab offenbar schon sehr weit ausgearbeitete Pläne, von denen bisher allerdings nur der Schriftverkehr gefunden werden konnte. Die Planunterlagen hoffen wir immer noch mal irgendwo auftreiben zu können. Der Bahnbau war ja bekanntlich im Ersten Weltkrieg in Herscheid stecken geblieben und danach nicht wieder aufgenommen worden.
U.a. im Stadtarchiv Lüdenscheid gibt es dazu einen recht umfangreichen Vorgang. Die Stadt hat sich gegen die von der Bahnverwaltung geplante Umgehungsbahn gewehrt und hätte mit einem Tunnel unter dem Stadtkern den Bahnhof gerne als Durchgangsbahnhof gesehen. In den 1920er Jahren konnte man sich wegen der Kosten nicht einigen und dann kam mit der Weltwirtschaftskriese das endgültige Aus.

VG
Wolf Groote
... und noch eine Ergänzung. Was im Plan nicht dargestellt ist, ist der Ersatz für die "Steilstrecke" von Brügge aus. Hierzu sollte eine neue Trasse von Ahelle aus nach Lüdenscheid gebaut werden. Das hätte auch das Kopfmachen in Brügge erübrigt. Teile des schon angefangenen Bahndamms sind in dem Seitental bei Ahelle zu erkennen, wenn man sich das Gelände genau auschaut.

wdg
Ergänzung 2:

Was auch geplant war, war eine Verbindung in Verlängerung der Herscheider Strecke von Plettenberg nach Neuenrade zur Anbindung an die Hönnetalbahn. Auch hierzu gibt es erste Entwürfe für eine Trassenführung.

wdg
Vielen Dank für die ergänzenden Hinweise, super ! Die Projekte kannte ich zwar, doch die kartographierte Trassenführung war mir völlig neu.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:04:13:20:26:23.
Wolf D. Groote schrieb:
Was auch geplant war, war eine Verbindung in Verlängerung der Herscheider Strecke von Plettenberg nach Neuenrade zur Anbindung an die Hönnetalbahn. Auch hierzu gibt es erste Entwürfe für eine Trassenführung.

Puuh, das klingt nach Zahnradbahn. Für den Modellbahner ist das ein dankbares Feld für Prototype Freelancing.

LG

Jörn

Re: Lüdenscheid - Neuenrade ??

geschrieben von: Michael26f

Datum: 14.04.17 08:46

Hallo!

Vielen Dank für das Einstellen der aufschlussreichen Karte! Eine kartierte Trassierung dieser seinerzeit angedachten Verbindung Herscheid-Lüdenscheid habe ich bisher noch nie zu Gesicht bekommen. Und dann auch noch detailreich mit eingezeichneten notwendig gewordener Tunnelbauwerke.

In meiner Fantasie habe ich mir immer schon eine Verbindung/Weiterführung Neuenrade-Lüdenscheid mitsamt einer darin integrierten Art "Müngstener Brücke" oberhalb von Werdohl vorgestellt. Jene Brücke samt darauf befindlichem Haltepunkt sowie Fahrstuhl/Lift hoch zum Haltepunkt/runter zur Stadt.
Geisterte(n) ggf. (eine) solche Pläne/Verbindung auch bei den seinerzeitigen Bahn-Vorhaben?? Aufgrund der Himmelsrichtung des Streckenendes in Neuenrade könnte man so etwas mutmaßen.

Gruß
Michael

Allen ein Frohes Osterfest !

Re: Lüdenscheid - Neuenrade ??

geschrieben von: D.Kunen

Datum: 15.04.17 19:07

Als Neuling im Forum,möchte ich mich kurz vorstellen.Als gebürtiger Ohler beschäftige ich mich mit der Ruhr-Sieg-Strecke ,dem Herscheider und der Dampftraktion schon seit meiner Schulzeit.Zur Anbindung der Hönnetalbahn an die Ruhr-Sieg-Strecke möchte ich folgendes anmerken.Bereits im Jahr 1913 lagen Pläne im Plettenberger Amtshaus aus,für die Umgestaltung der Bahnanlagen des Bf.Plettenberg,um ihn für die von hier ausgehenden Strecken nach Neuenrade,und nach Brügge zu ertüchtigen.Hier ging es hauptsächlich um Bahnsteigverlängerungen,Güterschuppenerweiterungen und dem Bau eines mehrständigen Lokomotivschuppens mit Drehscheibe und Bw.Desweiteren wurde der Schienengleiche Bü im Kahley durch verlegung der Provinzialstrasse (B236)über die Ruhr-Sieg-Strecke hinweg überflüssig,was den Umgestaltungen der Bahnanlagen zu gute kam.Die geplante Strecke nach Neuenrade sollte im Bereich Ohle /Friedhahn aus der Ruhr-Sieg-Strecke laut vorliegender Streckenkarte aus bzw.einfädeln.Die Streckenlänge betug Ca.8.8 km bei einer Steigung von überwiegend 1:50.Der erste Weltkrieg verhinderte den Bau dieser Strecke.Im dritten Reich gab es aber ernsthafte Überlegungen dieses Projekt zu verwirklichen,um die stark belastete Ruhr-Sieg-Strecke zu entlasten.
Die Strecke Herscheid-Lüdenscheid-Brügge,war schon bis ins kleinste Detail ausgearbeitet,und auch genehmigt.Auch hier verhinderte letztendlich der erste Weltkrieg die Bauausführung.In den 1920 Jahren hatte sich die Gemeinde Herscheid um die Wiederbelebung des Projektes bemüht.Die Weltwirtschaftskriese und Unstimmigkeiten zwischen Reichsbahn und der Stadt Lüdenscheid um einfädelung der Strecke in den bestehenden Bf Lüdenscheid ließen diese Bemühungen scheitern!

Schöne Osterfeiertage wünscht blocksiesel

Re: Lüdenscheid - Neuenrade ??

geschrieben von: D.Kunen

Datum: 16.04.17 23:26

Ergänzung 1 zur geplanten Bahnlinie Plettenberg-Neuenrade.
Die Anbindung der Ruhr-Sieg-Strecke an die Hönnetalbahn ,muß in einem größeren Zusammenhang gesehen werden.Seit 1912/13 wurden Forderungen nach einer großen Nord-Süd Verbindung laut.Soll heißen, eine Verbindung der Nordseehäfen über Hamm-Unna-Fröndenberg-Menden-Neuenrade-Plettenberg-Finnentrop-Dillenburg in das Rhein-Main Gebiet und darüber hinaus nach Süddeutschland.Dazu sollte die bereits bestehende Hönnetalbahn und das neu zu bauende Streckenstück Plettenberg-Neuenrade zweigleisig ausgebaut werden.Weitere Überlegungen waren ein teilweise viergleisiger Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke ab Ohle/Plettenberg in Richtung Siegen,weil ab hier das Lennetal etwas weitläufiger ist,als von Letmathe bis Werdohl.auch hätten hier nur drei Tunnelbauwerke viergleisig ausgebaut,bzw neue Tunnelröhren geschaffen werden müssen.Der1915 in Betrieb gegangene Rudersdorfer Tunnel sollte ebenfalls viergleisig gebaut werden.

Gruss blocksiesel
Lieber Eisenbahnfreund.Die Karte mit dem eingezeichneten Streckenstück Herscheid-Lüdenscheid ist keine Utopi.Laut den mir vorliegenden,im Staatsarchiv in Münster gefundenen Akten,gab es nur Probleme mit der Einfädelung der Strecke in den bestehenden Bahnhof Lüdenscheid.Es gab mehrere Varianten,die aber letzlich an der Dickfälligkeit des Lüdenscheider Rates gescheitert sind!!Der Stadt Lüdenscheid ging es in erster Linie um eine bessere Anbindung ihres Bahnhofes in Richtung Brügge/W.Die Preussische Staatseisenbahn wollte aber eine Verbindung Brügge/W(Vollmetalbahn)-Plettenberg(Ruhr-Sieg-Strecke),als Teilstück einer Nebenbahnverbindung Köln-Kassel.Trategische Überlegungen spielten hierbei eine wichtige Rolle.Schnelle Truppenverlegungen an die Westgrenze des Deutschen Reiches bei Metz,um einen Angriff der Franzosen auf die Rheinprovinzen zu verhindern!!

Gruss D.kunen
Blocksiesel