Hallo allerseits,
Nachdem ich vor wenigen Tagen das schöne Vorfrühlingswetter genutzt hatte, um einen Fototag an der Weschnitztalbahn Weinheim – Fürth (Odenwald) zu verbringen, habe ich die Dias herausgekramt, die ich vor nun fast 25 Jahren bei meinem ersten Besuch an dieser Nebenbahn gemacht hatte, und möchte diese hier zeigen. Nun ist die Weschnitztalbahn im HiFo keine Unbekannte; nachfolgend eine Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) anderer Beiträge, die sich mit dieser Strecke und der von ihr abzweigenden Überwaldbahn Mörlenbach – Wahlen befassen:
Mit der Überwaldbahn von Mörlenbach nach Wahlen Teil 1 von Onkel_wom
Mit der Überwaldbahn von Mörlenbach nach Wahlen Teil 2 von Onkel_wom
Mit dem 798 von Weinheim nach Wahlen von Südwestbahner
Die Weschnitztalbahn Weinheim-Fürth von Nebenbahnfreund
Weschnitztalbahn und Überwaldbahn von Nebenbahnfreund
Die Weschnitztalbahn Weinheim-Fürth 1985 von Jörg dem Saarländer
1978: Rbf. Weinheim, Hp. Weinheim Tal, Hildebrand'sche Mühle u. Porphyr-Brechwerk von eisenbahn-nord
Heute vor 30 Jahren: Von Lambsheim nach Lippstadt mit dem Rad 1. Tag von Pängelanton
Zunächst eine Übersichtskarte der beiden Strecken, die auch die Lokalisierung meiner Fotopunkte erleichtern soll (Kartengrundlage: opentopomap.org,
© OpenStreetMap-Mitwirkende):
Die 16km lange Strecke nimmt ihren Anfang im nordbadischen Weinheim, allerdings liegen nur die ersten knapp 3 Streckenkilometer durch den engsten Teil des Weschnitztals (hier auch Sechs-Mühlen-Tal genannt) auf badischem Boden, dann wird hessisches Territorium erreicht. Dies erklärt, warum die Strecke zwar zum Verkehrsverbund Rhein-Neckar gehört, aber zum Rhein-Main-Verkehrsverbund ein Übergangstarif angeboten wird und das Hessen-Ticket hier Gültigkeit hat. 1895 ging die Strecke Weinheim – Fürth in Betrieb, 1901 folgte die weitaus aufwändiger trassierte Überwaldbahn von Mörlenbach nach Wahlen, dessen Station auch dem Anschluss der beiden nahegelegenen größeren Orte Hammelbach und Gras-Ellenbach diente. Bis Anfang der 1980er Jahre war das Zugangebot auf dem Fürther und dem Wahlener Ast in etwa gleich, dann allerdings wurde der Pv Mörlenbach – Wahlen 1983 eingestellt. Güterverkehr zu einem Haushaltswarenhersteller in Wald-Michelbach wurde noch bis 1994 betrieben. Seit 2013 wird auf diesem Abschnitt der Überwaldbahn ein Solardraisinen-Verkehr angeboten, während auf der Weschnitztalbahn der Pv verdichtet wurde und heute unter der Woche im 30-Minuten-Takt betrieben wird.
Mein Besuch an der Strecke war am 8. August 1992, einem Mittwoch. Schon damals herrschte zwischen Weinheim und Fürth ein für Nebenbahnverhältnisse dichter Verkehr mit 16 1/2 Zugpaaren, die allesamt mit Schienenbus-Garnituren gefahren wurden. Hier die Kursbuchtabelle jenes Sommers, aus der hervorgeht, dass auf allen drei Unterwegsbahnhöfen – in Birkenau, Mörlenbach und Rimbach – Zugkreuzungen stattfanden:
Bild 1: Die erste Aufnahme gelang mir am Alten Rathaus in Birkenau, das gerade von N5013 Weinheim-Fürth passiert wird; 5.8.1992.
Bild 2-3: Eine Viertelstunde später erreichte der Gegenzug N5014 den Bf, der heute – modernisiert und völlig umgestaltet – einer der verbliebenen Kreuzungspunkte auf der Strecke ist; 5.8.1992.
Bild 4: Die Garnitur von Bild 1 hatte inzwischen den Endbahnhof Fürth erreicht und wartet auf die Rückfahrt als N5016 nach Weinheim. Auch ein Linienbus des BRN wartet auf seinen nächsten Einsatz; 5.8.1992.
Bild 5: Ich habe den talwärts fahrenden N5016 am anderen Streckenende, am 1. Weinheim-Tal-Tunnel, abgepasst. Unmittelbar vor dem Tunnel befand sich der Ende der 1980er Jahre aufgelassene Hp Weinheim-Tal. Der Streckenabschnitt durch diesen engen Talabschnitt war damals sichtlich zugewachsen; 5.8.1992.
Bild 5a: Im Vergleichsbild vom 16.3.2017 präsentieren sich Tunnelportal und Triebwagen in besserem Licht, zum Einen wegen der laublosen Jahreszeit, zum Anderen aber, weil im Streckenabschnitt bis Birkenau in jüngerer Zeit mächtig abgeholzt wurde.
Bild 6: Den nächsten bergwärts fahrenden Zug N5015 erwartete ich wieder im breiten Teil des Weschnitztals. Ich vermute, diese Fotostelle liegt am nördlichen Ortsausgang von Mörlenbach – Ortskundige mögen das ggf. korrigieren; 5.8.1992.
Bild 7: N5018 Fürth-Weinheim kommt an einer hübschen Blumenrabatte vorbei, die in Mörlenbach nahe des Bahnübergangs, an dem die B38 die Strecke kreuzt, angelegt wurde; 5.8.1992.
Bild 8-9: Über die – im Hochsommer fotografisch natürlich nicht optimale – Mittagszeit herrschte im Keilbf Mörlenbach reger Betrieb: während auf der „Fürther Seite“ eine 212 mit einem Güterzug steht, fährt auf der „Wahlener Seite“ eine 360 mit einem Bauzug ein und rangiert anschließend. Ich vermute, bei dem Güterzug links handelte es sich um die Übergabe nach Wald-Michelbach, die auf die Freigabe des Gleises der Überwaldbahn wartete. Da ich mich kurz darauf – erfolglos – auf die Suche nach einer attraktiven Fotostelle für den nächsten nach Fürth fahrenden Schienenbus machte, kann ich zu den nachfolgenden Rangiermanövern in Mörlenbach nichts sagen; 5.8.1992.
Bild 10-11: Kurz vor 13 Uhr kreuzten dann N5019 und N5020 in Mörlenbach. Beim Steuerwagen von N5020 bleiben – angesichts der Jahreszeit nicht überraschend – die Türen zur Belüftung auf; 5.8.1992.
Bild 12: An der Weschnitzbrücke, die die Fürther Ortsteile Lörzenbach und Fahrenbach verbindet, und ihrer Wendelinus-Figur wurde N5022 Fürth-Weinheim abgelichtet; 5.8.1992.
Danach verpasste ich einige Zugfahrten auf der Weschnitztalbahn, weil ich einen Abstecher an die Odenwaldbahn rund um Erbach machte. Erst am späten Nachmittag ging es mit den Schienenbus-Motiven weiter.
Bild 13: Ein Zug Fürth-Weinheim – vermutlich N5028 – nördlich von Rimbach. Der dortige Bf ist heute ebenfalls Kreuzungspunkt; 5.8.1992.
Bild 14: Kurz darauf ist der Gegenzug Weinheim-Fürth vor der Kulisse von Fahrenbach unterwegs; 5.8.1992.
Bild 14a: Das Vergleichsbild vom 16.3.2017 zeigt eine LINT-Doppelgarnitur, ebenfalls auf dem Weg nach Fürth, an derselben Stelle, allerdings aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Bild 15-17: Kurz nach 17 Uhr stand wieder eine Zugkreuzung in Mörlenbach an, die ich auf mehreren Fotos verewigte. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich damals so viele Aufnahmen in diesem Bf gemacht habe, denn gerade in Mörlenbach hat sich nach der Stilllegung der Überwaldbahn und der Modernisierung der Weschnitztalbahn viel verändert. Der Bf wurde zum Hp zurückgebaut, das hübsche EG mit der schönen Bahnsteig-Überdachung ist zwar erhalten, aber nicht mehr gut zu fotografieren, und auf der „Wahlener Seite“ befindet sich das ausgesprochen unattraktiv gestaltete Ausstellungsgelände eines Autohändlers; will heißen: das Motiv Mörlenbach Bf ist definitiv „durch“; 5.8.1992.
Bild 18: N5031 habe ich wieder am ehem. Hp Weinheim-Tal fotografiert, und zwar an der ersten Weschnitz-Brücke hinter Weinheim, die um 1990 modernisiert worden war. Vor dem Umbau reichte der Bahnsteig des Hp Weinheim-Tal bis auf die Brücke, und jenseits des Bauwerks zweigten die Anschlussgleise zum Porphyrwerk Wachenberg und zur Unteren Hildebrand‘schen Mühle ab. Wer wissen möchte, wie das damals aussah, sei auf den instruktiven
HiFo-Beitrag von eisenbahn-nord verwiesen; 5.8.1992.
Bild 19: Ich kann mich nicht erinnern, warum ich kein Foto des nächsten (und letzten) talwärts fahrenden Schienenbusses (N5032) gemacht habe – das letzte Bild des Tages an der Weschnitztalbahn ist jedenfalls wieder ein Nachschuss und zeigt N5035 im Stadtgebiet von Weinheim, das von der Strecke im großen Bogen nördlich umrundet wird; 5.8.1992.
Bild 20: Zum Abschluss noch ein Bild aus der Gegenwart, bei dem nicht der Zug historisch ist, sondern das Gebäude rechts, nämlich die Untere Fuchs’sche Mühle von 1836, eine der besagten 6 alten Mühlen, die sich im Tal zwischen Weinheim und Birkenau aneinander reihen. Bei meinem Besuch vor 25 Jahren hätte ich so ein Bild – mit Zug, aber ohne Autos – vermutlich gar nicht machen können, denn vor der Eröffnung des Saukopftunnels, der den westlichen Rand des Odenwalds zwischen Weinheim und Birkenau seit 1999 unterquert, rollte der gesamte Straßenverkehr der B38 hier vorbei; 16.3.2017.
Viele Grüße aus dem Breisgau von
Claus