Liebe Dampffreunde,
da wir gerade in Recklinghausen-Süd waren [
www.drehscheibe-online.de] zeige ich euch so zwischendurch ein Schmankerl vom 24.2.1973:
Irgendwie war ich auf dem Rückweg von Recklinghausen nach Bochum. Ich fuhr die A 43 - sie war damals bis zur Abfahrt Recklinghausen/Herten fertig -
Richtung Bochum, und da mein Blick immer nach rechts und links ging, um Dampfzüge zu orten, entdeckte ich im Rbf Recklinghausen-Süd einen Dampfer
vor einem Zug aus Fad-Wagen in der nördlichen Ausfahrt. Welche das genau waren können sicher die Wagenexperten unter euch klären!
Also in RE-Hochlarmark runter von der Autobahn und auf irgendwelchen Straßen hin zum Gleis. Und welche Überraschung: Diesem Zug war
vorgespannt die 012 084!!! Im Nu war die Kamera schussbereit, und ein erstes Foto war im Kasten:
Bild 1
Aber die Perspektive und die Lichtverhältnisse waren schlecht. Zum Einholen von Informationen über den Besuch der Pacific beim Personal
war es zu spät, denn inzwischen stand die Ausfahrt. Also wagte ich das heute unvorstellbare: Ich spurtete über die Gleise zur anderen Seite,
nicht ohne einen Sicherungsblick in beide Gleisrichtungen. Und nun erlebte ich ein einmaliges Schauspiel, als der Schnellzugrenner versuchte,
die ansehnliche Fuhre in Fahrt zu bringen. Ich gehe mal von einer damals üblichen Zuglänge von 24 Wagen aus. Wenn sie leer waren,
so brachte es die Garnitur auf satte 550 - 600 Tonnen. Mit Kohle oder Koks beladen wären das dann allerdings über 1000 t, was
eine 01.10 sicherlich kaum noch bewältigt hätte. Daher vermute ich aus heutiger Sicht einen leeren Erzzug nach Emden.
Seis drum, der Lokführer gab alles, setzte mehrfach zurück, um das Anfahrgewicht des Zuges zu reduzieren, gab wohl auch kräftig Sand,
und nach ca. 10 Minuten und mehrfachem Schleudern kam der Zug langsam in Fahrt. Leider war dann mein Film voll und die Fototasche im Auto geblieben,
so dass es nicht für einen Nachschuss reichte, aus dem evtl. die tatsächliche Wagenzahl hervorgegangen wäre.
Hier nun einige Bilder von der Anfahrt des Zuges.
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6
Während die Wagenschlange langsam an mir vorbeizog, fasste ich einen kühnen Plan: Es sollte doch wohl möglich sein, den Zug irgendwo unterwegs noch einzuholen.
Also spurtete ich zurück zu meinem VW Käfer (!) und machte mich auf den Weg nach Norden. Rauf auf die Autobahn, in Recklinghausen wieder runter
und auf die vierspurige Umgehungsstraße, die nördlich von Recklinghausen auf die B 51 mündet. Nun weiter Richtung Marl-Sinsen;
rechter Hand verläuft in einigem Abstand die Strecke - von meinem Zug keine Spur.
In Marls-Sinsen unterquert die B 51 die Münsteraner Strecke - kein Zug zu sehen oder zu hören! (hier geschah am 6.10.1973 das schwere Eisenbahnunglück
mit mehreren Todesopfern - davon später einmal mehr). Also weiter durch Sinsen und dann durch die Haard nach Haltern.
Die Fahrt war sicherlich halsbrecherisch, an Überholmanöver kann ich mich nicht mehr erinnern, aber in Haltern am Bahnübergang hatte ich Glück:
Die Schranke war schon unten. Raus aus dem Auto - einen neuen Film hatte ich unterwegs eingelegt - und an die Gleise. In der Ferne war schon das
Grollen der Schnellzuglok zu hören. Es schwoll immer stärker an, und dann donnerte der Zug durch den Bahnhof Richtung Norden - welch ein Erlebnis!
Für einen kompletten Nachschuss war der Fotopunkt nicht geeignet, aber der akustische Nachgruß hielt noch minutenlang an! Hoffentlich standen auch
alle weiteren Signale auf Fahrt, denn ein erneutes Anfahren hätte sicherlich wieder viel Mühe gemacht.
Bild 7
Bild 8
Bild 9
Eine weitere Verfolgung schien aussichtslos, es war auch schon dämmrig, und so machte ich mich auf den Heimweg.
Ich hoffe, der eine oder andere von euch kann eventuell noch aufklärende Informationen zu dieser Leistung - und natürlich auch zu der Hinleistung - beitragen!
Bis demnächst grüßt
Volkmar