Hallo zusammen,
mein heutiger Hifo - Beitrag handelt von der klassischen Fernsprechbude aus Wellblech, dieser Beitrag soll zugleich ein Nachruf sein, da die Fernsprechbude in der heutigen Zeit zum Auslaufmodell geworden ist bei der Eisenbahn.
Allgemein :
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Die Fernsprechbude dient der Verständigung des Eisenbahnpersonals zu den jeweiligen Betriebsstellen Bahnhof, Stellwerk usw. Es gibt zwei Arten von Fernsprechbuden die Streckenfernsprechbude und die Signalfernsprechbude. Wobei es auch die Fernsprechbude innerhalb des Bahnhofs gibt. Noch gibt es Sie aber wie lange noch ?
Deutsche Reichsbahn :
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Die Fernsprechbude aus Wellblech mit innerer Holzverschalung wie sie amtlich heißt wurde ca. 1933 bei der Deutschen Reichsbahn eingeführt. Die Fernsprechbude sollte zugleich auch die noch bestehnden Fernsprechbuden / kästen der ehemaligen Länderbahnen ersetzen, dies traff aber nur zu bei größeren Umbauten oder Neubauten der Bahnanlagen. Für komplette Neubauten sollte nur noch die Fernsprechbude aus Wellblech mit innerer Holzverschalung eingebaut werden. Bis jetzt habe ich nur zwei Firmen ( Lieferanten ) gefunden die Fernsprechbuden für die Reichsbahn lieferten, später auch für die Deutsche Bundesbahn. Die zwei Firmen hießen : Gebr. Achenbach , G.m.b.h Eisen und Wellblechwerke aus Weidenau -Sieg und Arnold Georg AG aus Neuwied. Es muß auf jedenfall noch mehr Firmen gegeben habe die Fernsprechbuden für die Deutsche Reichsbahn bauten und lieferten. Für Hinweiße bin ich dankbar. Die Deutsche Reichsbahn führte 1935 eine Richtlinie ein über die Aufstellung der Strecken = und Signalfernsprechbuden ................... anbei ein Scan des Titelsblattes der Richtlinie, Ausgabe 1942.
Sammlung S.B
Vorderansicht der Fernsprechbude aus Wellblech mit innerer Holzverschalung. Auszug aus Zeichnung Sfso 130 aufgestellt vom Reichsbahn Zentralamt Berlin Januar 1936, 4. Ausgabe von November 1940. Sammlung S.B
Innenansicht der Fernsprechbude aus Wellblech mit innerer Holzverschalung. Auszug aus Zeichnung Sfso 130 aufgestellt vom Reichsbahn Zentralamt Berlin Januar 1936, 4. Ausgabe von November 1940. Sammlung S.B
Sockel für Fernsprechbuden, Ausgabe April 1940. Sammlung S.B
Zeichnung Aufstellung der Fernsprechbuden, Ausgabe Juni 1935. Im original ist die Zeichnung im Format A 3 groß. Sammlung S.B
Der Aufstellungsort der Fernsprechbuden und Benummerung :
Die Streckenfernsprechbude steht in der Regel auf der Seite des Fernmeldefreileitungsgestänge oder des Streckenfernmeldekabels. Ausnahmen sind zulässig aus örtlich bedingten Gründen. Die Signalfernsprechbude steht auf der Seite des Einfahrsignals. Bei mehren in einen Knotenbahnhof einmündenden Strecken wird für jedes Einfahrsignal eine besondere Signalfernsprechbude vorgesehen. Die Benummerung der Streckenfernsprechbuden und Signalfernsprechbuden sind zusammen mit den Schrankenwärterposten fortlaufend zu nummern. Sie erhalten die Nummer des nach der Kilomentrierung vorliegenden Schrankenwärterpostens mit zusätzlichen Buchstaben, z.B für eine Streckenfernsprechbude hinter dem Posten Nr. 124 die Bezeichnung 124a. Folgen 2 Streckenfernsprechbuden unmittelbar hintereinander, so heißt die nächste 124b. Als Zusatzbuchstaben sind nur die Buchstaben a,b,f,i,l,n,o,u,v,w und z wegen der besseren Aussprache zu verwenden.
Auszug aus der Zeichnung Sfso 132 Streckenfernsprechbude und Schrankenwärterposten 3 - u 4 - stelliges Nummernschild, Ausgabe Juni 1935. Die Zeichnung Sfso 133 behandelt das 1 - u 2 - stellige Nummernschild und die Zeichnung Sfso 131 das klassische F - Schild. Sammlung S.B
Zeichnung , Ausgabe Oktober 1940 . Ein Bezeichnungsschild gibt es noch wenn die Fernsprechbude , von dem aus der Zugschluß eines in einem Bahnhof einfahrenden und zum halten gekommen Güterzuges, mittels Fernsprecher grenzzeichenfrei gemeldet wird, erhalten auf der Türe ein weißes Emaileschildmit schwarzer Aufschrift : Fernsprecher für die Meldung " grenzzeichenfrei " nach Zeichnung Sfso 76. Sammlung S.B
Budenabstand :
Der Abstand von der Streckenfernsprechbude zu Streckenfernsprechbude , Signalfernsprechbude, Schrankenwärterposten oder Blockstelle zwischen Sprechstellen längs der freien Strecke darf auf Hauptbahnen ( gerechnet von Signalfernsprechbude zu Signalfernsprechbude ) höchstens 1100 m betragen. Für Nebenbahnen mit Fernmeldefreileitungen höchstens 4000 m, mit verkabelten Fernmeldeleitungen höchstens 2000 m.
Die Fernsprecheinrichtungen der Fernsprechbuden :
Die Deutsche Reichsbahn führte ab 1933 den OB Fernsprecher 33 ein, der auch in den Fernsprechbuden zum Einbau kamm. Die drei Zeichnungen oben sollen einen kurzen Überblick darstellen ohne auf die Fernmeldeeinrichtungen genau einzugehen aus Platzgründen. Zeichnungen Sammlung S.B
Die Fernsprechbude aus Holz :
Mit Verfügung des RVM 80 Sftf 539 vom 24.9.1937 führte die Deutsche Reichsbahn die Fernsprechbude aus Holz mit innerer Schalung ein. Die eigendlichen Gründe hierfür war die Einsparung von Eisen. Die Fernsprechbuden aus Holz wurde sehr viel eingebaut und überlebten bis in die Bundesbahnzeit, es gibt Bilder in der Eisenbahnliteratur wo solche Fernsprechbuden aus Holz noch in den siebziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts in Betrieb waren.
Auszug aus der Zeichnung Sfso 130a Fernsprechbude aus Holz mit innerer Schalung, Ausgabe Oktober 1937, Sammlung S.B
Eine Fernsprechbude aus Holz neben dem Streckengleis der Zollernbahn ( Tübingen - Signaringen ) kurz vor dem Bahnhof Inzighofen. Bei der Fernsprechbude fehlt das F - Schild zum Zeitpunkt der Aufnahme Anfang der sechziger Jahre wurde die Ex. württembergische Freileitungsbauart zwischen den Bahnhöfen Storzingen und Inzighofen auf die Freileitung Bauart Einheit umgebaut, deshalb sind am Württ. Freileitungsmast auch keine Freileitungsdrähte mehr zu sehen. Im Buch " Mit Dampf durch Baden Württemberg von Dr. Rolf Brüning, Verlag DGEG Medien kommt auf Seite 57 ein Foto wo diese Fernsprechbude zu sehen ist, auch hier fehlt schon das F - Schild an der Fernsprechbude, die württembergische Freileitung ist noch in Betrieb, das Foto datiert vom 2 April 1959. Foto Fm Stuttgart, Sammlung S.B
Die Nachkriegszeit der Fernsprechbude :
Durch den Zweiten Weltkrieg waren auch sehr viele Fernsprechbuden beschädigt oder unbrauchbar, auch die Unterhaltung der Fernsprechbuden ließ zu wünschen übrig. Auch machte der Diebstahl vor den Fernsprechbuden nicht halt, ebenso die mutwillige Zerstörung. Anbei die Scans zum Thema.
Im letzten Schreiben vom 2 November 1948 geht es im Punkt 3 um die Fernsprechbuden. Auch der Hinweis im Text ist sehr interessant " Solange der derzeitige Mangel an Fernsprechbuden noch anhält, sind die zahlreichen überzähligen Läutewerksbuden für die Unterbringung der Streckenfernsprecher einzusetzten " . Sammlung S.B
Deutsche Bundesbahn :
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Bei der Deutschen Bundesbahn erfolgte weiterhin die Beschaffung von Fernsprechbuden. Im Juni 1951 führte das EZA München per Verfügung einen Fernsprechkasten ein der als zukünftiger Ersatz für Fernsprechbuden sein sollte. Ab November 1952 wurde der Fernsprechkasten als Ersatz für die Fernsprechbuden offiziell zugelassen. Doch es wurden weiterhin Fernsprechbuden Neu aufgestellt oder alte ersetzt. Durch das aufkommen der Dr - Stellwerkstechnik in den fünfziger Jahren wurden handbediente Weichen / Kreuzungen mittels elektrischer Schlüsselsperre vom Dr - Stellwerk abhängig gemacht, die zugehörigen elektrischen Schlüsselsperren wurden in der Weichenschlüsselbude eingebaut, hierfür nahm man die klasische Fernsprechbude. Somit war der Bediener Rangierer usw. wettergeschützt, ebenfalls in der Weichenschlüsselbude befand sich die zugehörige Fernsprecheinrichtung.
Bild einer Fernsprechbude aus der DV 481 Betriebs - Fernsprechvorschrift der Deutschen Bundesbahn, Ausgabe 1963. Sammlung S.B
Fernsprechbuden die als Signalfernsprecher dienten waren mit dem Schild " Signal - Fernsprecher zu kennzeichnen . Die Deutsche Bundesbahn verzichtete ab anfang der sechziger Jahre auf diese Kennzeichnung. Vorhandene Kennzeichnungen Signal - Fernsprecher konnten beibehalten werden, bei Neuaufstellung oder größeren umbauten von Fernsprechbuden war das F . Schild Neu anzubringen. Doch überlebte die Kennzeichnung Signal - Fernsprecher noch sehr lange bis zur DB AG Zeit.
Bild aus der DV 481 Betriebs - Fernsprechvorschrift der Deutschen Bundesbahn, Ausgabe 1963. Sammlung S.B
Bahnhof Wildberg ( Württ.) im Jahr 1960 innerhalb des Bahnhofs wird die bestehnde württembergische Freileitungsbauart durch ein Luftkabel ersetzt. Hinten sieht man noch das Fernsprechhäuschen aus Holz das noch aus der Zeit der K.W.St.E stammte, aber ordnungsgemäß schon mit einem F - Schild nach Reichsbahnnorm gegenzeichnet ist. Als Ersatz steht schon die neue Fernsprechbude noch fehlt das F - Schild. Foto Fm Stuttgart, Sammlung S.B
Es handelt sich um die Abnahme einer Fernsprechbude im Bf Hochdorf ( b. Horb ) am Einfahrsignal G aus Richtung Nagold.Im Jahr 1960 wurde die württembergische Freileitungsbauart zwischen Hochdorf ( b. Horb ) und Gündringen durch ein Luftkabel ersetzt mit Betonschleudermasten. Grund war unter anderem auch das die alte Freileitung über den Berg des Hochdorfer Tunnel ( 1557 m ) geführt war. Durch diese Maßnahme gab es auch Neue Fernsprechbuden im Streckenabschnitt Hochdorf ( b. Horb ) - Nagold. Nun ein paar Angaben zum Bild. Vor der Fernsprechbude steht der Fernmeldedezernent Walter Ast ( Dez. 40 ) der Bundesbahndirektion Stuttgart, unter seinen Augen wurde die Fernsprechbude nach Vorschrift abgenommen. Die anderen Herren stammen wohl vom Betriebsamt Stuttgart 3 und von der Bahnmeisterei Freudenstadt. Rechts vom Bild ist noch ein Klv 12 der Bahnmeisterei zu erkennen, mittels diesem wurden die Fernsprechbuden angefahren um sie vom Fernmeldedezernent Ast abnehmen zu lassen. Foto Fm Stuttgart, Sammlung S.B
Rufzeichentafel für den Streckenabschnitt Hochdorf ( b. Horb ) - Schopfloch ( b. Freudenstadt ), Ausgabe September 1980. Es gibt noch die klassischen Fernsprechbuden.
Im Hifo Beitrag von R. Gumbert , Osterreise 1971 ( 13 ) - Eutingen / Umgebung II vom 1.8.16 [
www.drehscheibe-online.de] ist gleich im ersten Bild die Fernsprechbude 73 a zu sehen. Mit dem Rückbau der Freileitung im Jahr 1990 wurde nun ein Streckenfernmeldekabel verlegt, somit verschwand auch die Fernsprechbude 73 a. Sammlung S.B
Durch das vermehrte aufkommen von neu eingeführten Fernsprechkästen bei der Deutschen Bundesbahn allgemein in den sechziger Jahren wurden diese nun vermehrt aufgestellt bzw. eingebaut. Der Siegszug des Fensprechkastens hatte begonnen. Auch im Betonschalthaus ( Bü Technik, Selbstblock ) gab es eine Fernsprechzelle, auch der klassische Signalschaltschrank am Selbstblocksignal hatte einen Fernsprecher. Im Jahr 1968 führte die Deutsche Bundesbahn den Fernsprechkasten aus Kunststoff ( glasfaserverstärktem Polyester ) mit F - Schild ein. Anbei ein Foto.
Bahnhof Nagold, Sommer 2011.
Deutsche Reichsbahn in der DDR :
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Für die Deutsche Reichsbahn liegen mir leider keine genauen Angaben vor. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die bestehnden Fernsprechbuden weiterhin betrieben und gegebenenfalls ersetzt durch noch vorhandene Fernsprechbuden aus dem Lager. Ob die Deutsche Reichsbahn auch weiterhin die Fernsprechbude bezog von Lieferanten die schon vor dem Krieg lieferten weiß ich leider auch Nicht. Würde mich ich über Hinweise zum Thema freuen.
Deutsche Bahn AG :
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Die Deutsche Bahn AG betrieb zunächst die klasische Fernsprechbude weiter im Netz der ehemaligen Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn.Mit Einführung des GSMR ( Mobilfunksystem europäischer Bahnen ) bei der DB AG sollte der bisher klassische Zugbahnfunk der beiden ehemaligen deutschen Bahnen Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn ersetzt werden wo er schon vorhanden war. Mit dem GSMR Mobilfunksystem wurden nach und nach die Eisenbahnstrecken ausgerüstet wo es vorher keinen Zugbahnfunk gegeben hat. Mit dem GSMR Funk ist es möglich eine Eisenbahnstrecke fast zu 99,9 % zu erfassen, Ausnahmen gibt es auch. GLEICH VORAB BITTE KEINE DISKUSSION ÜBER PRO UND CONTRA ZUM GSMR FUNK BEZOGEN AUF UNFÄLLE DIE 2016 PASSIERT SIND !
Durch diese Maßnahme konnte auch auf die noch bestehnden Fernsprechbuden und Fernsprechkästen auf der Strecke und im Bahnhof verzichtet werden,die Fernmeldeinrichtungen wurden zurückgebaut auch in den Betonschalthäusen für Bahnübegänge, Selbstblock usw. Teilweise wurden die Fernsprechbuden und Fernsprechkästen stehen gelassen ohne Fernmeldeeinrichtung oder zurückgebaut. Durch EBA Anweisung mußten aber vor und hinter einem Tunnel vorerst die Fernsprecher belassen werden. Auch endete so manche Fernsprechbude schon zu DB - Zeiten als Geräteschuppen oder als Weichenschmierbude. Und auch in Privathand mancher Eisenbahner schaffte es die Fernsprechbude in den Garten um als Geräteschuppen zu dienen.
Die klassische Streckenfernsprechbude kurz vor dem Schwenkenhardtunnel zwischen Loßburg und Alpisbach. Und einen Blick in die Bude zu sehen ist u.a der OB 70 Fernsprecher, das Nachfolgemodell vom OB 33 Fernsprecher. Fotos vom Frühjahr 2012
Fernsprechbude der im Prinzip ein Signalfernsprecher ist vor dem Einfahrsignal B des Bf Horb ( a. Neckar ) aus Richtung Eyach ( Tübingen ). Foto Frühjahr 2011
So das war der klassische NACHRUF zur Fernsprechbude aus Wellblech mit innerer Holzverschalung treu hat Sie gedient und irgendwann gibt es keine mehr,außer im Museum mit funktionsfähiger Einrichtung. Wie immer hat dieser Hifo - Beitrag viel Arbeit gemacht und hoffe er findet etwas Interresse. Ergänzungen zum Thema sind willkommen in Form von Wort und Bild, DANKE schon mal.
Gruß von S.B aus der nähe von Freudenstadt
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:08:24:19:06:14.