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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Wer sich heutzutage einen Stadtplan von Neustadt (Holstein) ansieht, wundert sich vielleicht, warum der Personenbahnhof an einer kurzen Stichstrecke neben der Strecke Lübeck - Puttgarden liegt.
Und wer von Norden aus mit dem Zug kommt, erlebt einen Richtungswechsel im Güterbahnhof von Neustadt, um den Personenbahnhof anfahren zu können.
Doch während sich der Laie wundert, ist dem Eisenbahnhistoriker klar, dass das alles eine Folge komplizierter Umtrassierungen in Neustadt ist.
Seit 1866 hat es nämlich verschiedene Trassen für die Züge im Vorfeld des Neustädter Personenbahnhofes gegeben.

Ich habe mein Portrait deshalb auf zwei Teile ausgedehnt, im ersten Teil geht es praktisch nur um die Streckenführungen im Wandel der Zeit.

Beginnen wir 1866, als die Altona-Kieler Eisenbahn die Strecke von Neumünster und Kiel über Ascheberg und Eutin nach Neustadt (Holstein) eröffnete:



1866 - 1881

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-qlki3.jpg

Die Strecke führte von Eutin (links ins Bild kommend) direkt am Wasser vorbei in den Bahnhof. Noch heute ist diese Trasse auszumachen, sie enstpricht dem Verlauf der Straße am Holm.
Die letzten Meter dieser alten Trasse waren am Personenbahnhof noch bis in die Neunziger Jahre angeschlossen und dienten als Abstellgruppe:

http://abload.de/img/g00d-auskiel-060886fys2h.jpg

Blick aus Richtung Eutin mit dem Ende der Abstellgleise von der Straße am Holm - Bild von 1986.
(Unterer Pfeil in der Karte)

http://abload.de/img/g00c-auskiel-060886stsgo.jpg

Blick in den Bahnhof Neustadt - links die heute noch genutzte Strecke vom Güterbahnhof, rechts die alte Trasse von 1866 - Bild von 1986.
(Oberer Pfeil in der Karte)


1881 - 1928

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-hlkdq.jpg

1881 eröffnete die Oldenburger Kreisbahn ihre Strecke über Lensahn nach Oldenburg (Holstein).

Die Ausfädelung dieser Strecke erfolgte direkt am Bahnsteigende.
Noch in den Neunziger Jahren lag die Weiche in Richtung Norden, obwohl dieser Teil der Strecke bis zur Südschleuse bereits 1968 stillgelegt wurde.
Der Pfeil in der Karte markiert diesen Fotostandpunkt:

http://abload.de/img/g10d-nachkiel-010690-ossa2.jpg

Auf dem vergrößerten Scan von 1995 sieht man
links die Abstellgruppe entlang der Trasse von 1866,
in der Mitte die noch heute im Betrieb befindliche Strecke,
rechts die Weiche der einst nach Oldenburg führenden Strecke.
Beachtet den Kilometerstein km 63 (von Kiel)!



1928 - 1951

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-urkwe.jpg

1928 standen grössere Umbauten an. Mit der Eröffnung der Bäderbahn von Bad Schwartau nach Neustadt genügten die Anlagen des Neustädter Personenbahnhofes nicht mehr und vor den Toren der Stadt wurde dem Personenbahnhof ein Güter- und Rangierbahnhof vorgelagert.
Die alte Trasse von 1866 wurde aufgegeben, die Zusammenfädelung der Eutiner Strecke und der Bäderbahn erfolgte an der Westeinfahrt zum neugebauten Güterbahnhof.

http://abload.de/img/img_005161sa1.jpg

Blick in Richtung Bad Schwartau (links) bzw. Eutin (rechts, abgebaut) - Bild von 1986
(2. Pfeil von unten in der Karte)

http://abload.de/img/h00a-auskiel-2804134uslz.jpg

Blick aus Richtung Eutin bzw. Bad Schwartau - Bild von 2013
(unterster Pfeil in der Karte)

http://abload.de/img/h01a-ausneustadtpbf-2n9szf.jpg

Blick aus Richtung Neustadt Pbf - Bild von 2013
(oberster Pfeil in der Karte)

http://abload.de/img/b11b-nachneustadtpbf-slso0.jpg

Blick in Richtung Neustadt Pbf (ein Bediensteter vom Stellwerk nahm mich mit zu diesem Fotostandpunkt) - Bild von 2000
(2. Pfeil von oben in der Karte)



1951 - 1968

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-kejhr.jpg

Für den internationalen Fernzugverkehr auf der Strecke Lübeck - Großenbrode Kai wurde eine Direktverbindung zur Umfahrung des Neustädter Personenbahnhofs errichtet. Zu dieser Zeit bestand aber eine optimale Anbindung des Neustädter Personenbahnhofes an die neu geschaffene Hauptstrecke Lübeck - Neustadt Gbf - Großenbrode Kai.

http://abload.de/img/img_0009zmu8s.jpg

Abzweig Südschleuse - hinter der Brücke verzweigten sich die Strecken zum Güterbahnhof nach links und zum Personenbahnhof nach rechts, auf dem Bild von 1989 bereits abgebaut.
Kurz vor der Eutiner Straße überkreuzte die Strecke zum Güterbahnhof dann die Strecke zum Personenbahnhof.
Das Vorsignal aus Richtung Oldenburg stand nördlich der Brücke. Der Pfeil auf der Karte markiert den Fotostandpunkt.



1968 - 1982

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-sxjwe.jpg

Bis 1968 bestand eine optimale Anbindung des Neustädter Personenbahnhofes sowohl in Richtung Süden als auch in Richtung Norden.
Die Stillegung der Nordanbindung erfolgte, weil der niveaugleiche Bahnübergang über die Eutiner Straße zunehmend zum Problem wurde. Für Fahrten in nördliche Richtung mussten dafür die Züge in den Güterbahnhof zurückfahren und dort die Richtung wechseln.

https://abload.de/img/img_6519anu1dupkoz.jpg

Die Brücke der neu gebauten Verbindungskurve der Vogelfluglinie über die alte Streckenführung besteht heute noch (Foto: Sören Heise, 2016).
Der Pfeil in der Karte markiert den Fotostandpunkt.



1982 - 2024

https://abload.de/img/neustadt-google-maps-gzkcy.jpg

1982 wurde die Strecke nach Eutin stillgelegt.

https://abload.de/img/g00-auskiel-31058485kzl.jpg

Das Vorsignal aus Richtung Eutin stand kurz vor dem Bahnübergang in der Pohnsdorfer Straße.
Bild vom 31.05.1984 kurz vor dem Abbau der Strecke.
Der Pfeil in der Karte markiert den Fotostandpunkt.



ab 2024

http://abload.de/img/neustadt-google-maps-4rufb.jpg

Die Planungen zur festen Fehmarnbeltquerung haben in Ostholstein ja die Gemüter erregt:
Ausbau der Bestandstrecke gegen Neubaustrecke außerhalb der Badeorte. Derzeit sieht die Planung eine 55 km lange Neubaustrecke entlang der Autobahn vor.
Weiterhin unklar bleibt, ob Neustadt einen Bahnhof an der Neubaustrecke erhalten soll. Der alte Personenbahnhof soll weiterhin für den in Neustadt endenden Regionalverkehr mit einer Stichstrecke angeschlossen bleiben [www.anbindung-fbq.de].

Die Neustädter hätten mit dieser Lösung mehr Glück als die Badeorte an der Lübecker Bucht, die mit ihrem Protest gegen den Ausbau der Bestandstrecke es geschafft haben, den Bahnanschluss, an dem sie sitzen und der ihnen Gäste in den Ort bringt, zu verlieren.

Ich bin gespannt, ob die Bauarbeiten auf deutscher Seite 2024 fertig sind, wenn die Dänen den Tunnel eröffnen - oder ob die Kreisbahngleise wieder bis an die Grenze der Belastbarkeit ausgenutzt werden müssen wie zu Zeiten vor dem Bau der Storebæltsbro, weil die Deutsche Hinterlandsanbindung nicht rechtzeitig fertig geworden ist?

Spannende Fragen, deren Antwort sich erst in etlichen Jahren zeigen wird.

Demgegenüber zeige ich Teil 2 mit den üblichen Vergleichsbildern im Wandel der Zeit aus gegebenen Anlass bereits nächste Woche am Dienstag.
Bleibt mit also treu und schaut Euch die Bilder an!

Euer Christoph

Hallo Christoph,

erstklassiger Beitrag. Vielen Dank für die viele Mühe, die Du Dir damit gegeben hast.

Ein schönes Wochenende wünscht mit freundlichen Grüßen aus Großbritannien

W - D Upphoff

http://abload.de/img/p1020873-1w0u2d.jpg http://abload.de/img/p1020874-1yuu2o.jpg http://abload.de/img/p1020878-1lpub4.jpg East Croydon Station

Das hast Du hervorragend dargestellt, Christoph!
Auch ich habe dabei Neues erfahren. Meines Wissens gibt es aber derzeit keine Züge von Norden (= aus Richtung Puttgarden - Oldenburg), die Neustadt Pbf anfahren. Die Nahverkehrstriebwagen aus Puttgarden und Neustadt Pbf werden in Neustadt Gbf zusammengekuppelt, um nach Lübeck weiterzufahren.
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Tagesrandlagen

geschrieben von: Sören Heise

Datum: 27.05.16 17:51

Moin!

Besten Dank für den Überblick, Christoph. Für einen Ort dieser Größe eine etwas ungewöhnliche Häufung an Streckenwechseln.


Stefan Motz schrieb:
Meines Wissens gibt es aber derzeit keine Züge von Norden (= aus Richtung Puttgarden - Oldenburg), die Neustadt Pbf anfahren. Die Nahverkehrstriebwagen aus Puttgarden und Neustadt Pbf werden in Neustadt Gbf zusammengekuppelt, um nach Lübeck weiterzufahren.

Es gibt in Tagesrandlagen zwei Zugpaare, die die Stichfahrt machen:
21707 Puttgarden ab 5:19.
21736 Lübeck ab 23:12.

Viele Grüße
Sören

Vielen Dank Christoph,

ich erinnere einige Fahrten von Lübeck nach Puttgarden, mal mit Halt in Neustadt, manchmal auch noch über Heiligenhafen. Die alte Strecke nach Eutin habe ich 2006 oder 2007 mal mit dem Fahrrad versucht abzufahren. Spätestens bei der Rettberg-Kaserne wurde es aber unmöglich.

MfG aus Lübeck

Stefan
Hallo Christoph

Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Eisenbahn in Neustadt/Holstein! So früh am Morgen eine schöne Überraschung! Danke schön dafür!

Neustadt war in den siebziger und achtziger Jahren der erste Bahnhof der meine besondere Aufmerksamkeit erlangte, was ich einem Kurzaufenthalt (zwecks Schiffsreise nach Bornholm) verdankte. Ein paar leider nicht sehr ergiebige Bilder mit einer billigen Pocket-Kamera gemacht - und damals als Teenager dachte ich noch das Neustadt ein kleiner Kopfbahnhof wäre, weil ich keine Ahnung vom vorgelagerten Güterbahnhof und der Vogelfluglinie hatte. Kopfbahnhöfe faszinierten mich damals schon! ;-) Bei einem ausgiebigen Besuch mehrere Jahre später holte ich dann das eine oder andere an Eindrücken nach, leider mit qualitativ sehr schlechten Bildern, die ich nur ungern zeigen möchte. Aber: Daher ist mir Neustadt immer im Sinn geblieben. Ein wirklich sehr interessanter Bahnhof! Und wenn ich sehe was heute aus dem Bahnhof geworden ist blutet mir das Herz. Andererseits - es fahren immerhin noch Züge ...

Es ist immer wieder bemerkenswert wie sehr sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen damals (wie heute) auf den Bau von Eisenbahnstrecken auswirkten. Das man von Westen aus (Eutin) Neustadt zuerst an die Bahn anschloss hatte natürlich auch den Grund das es damals noch keinen Nord-Ostsee-Kanal gab. Da versuchte die Bahn natürlich auch Güter über den Landweg zwischen den Meeren günstig zu transportieren und so den Reedern eine Alternative zum langen Seeweg durchs Skagerrak zu ermöglichen und so auch von den Warenströmen zu profitieren.

Zudem war Schleswig Holstein auch noch bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 unter dänischem Einfluss. Konkurrenz zu Hamburg (damals ohne Altona) und Lübeck, bzw. die Förderung des Handels und der Entwicklung der eigenen Handelszentren z.B. der Hafenstädte wie Tönning, Neustadt, Schleswig, Kiel wirkte sich somit auch auf die Trassenführung der AKE aus. West-Ost Verbindungen hatten somit eine Zeitlang Priorität. Dänemark war auch lange durchaus erfolgreich darum bemüht z.B. eine direkte Strecke zwischen Hamburg und Lübeck zu verhindern. Das änderte sich dann später natürlich und die Ausrichtung der Strecken auf Hamburg wurde stärker. Aber ich bin kein Geschichtsexperte. Andere können das sicher besser und Fehlerfreier als ich. ;-)

Hier noch ein paar Linkhinweise zum vertiefen:
[de.wikipedia.org]
[de.wikipedia.org]
[de.wikipedia.org]
[de.wikipedia.org]
[de.wikipedia.org]
[die-baederbahn-ostholstein.de]
[die-baederbahn-ostholstein.de]

Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil!

Gruß Thomas



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:05:28:05:15:09.
Salü,

KLASSE Beitrag, kenne Neustadt/Holst. persönlich, da ich der Liebe wegen einige Zeit nach Grömitz gependelt bin.
Der Bahnhof hat was, irgendwie schwebt mir eine Umsetzung in der Modellbahn im Kopf rum.

Beachtenswert ist auch die Seite: [www.kuestenbahn.de]
Dort under Fehmarn weitersehen.

Mit Gleisplänen usw.

Viel Spaß noch!
Der Saarsachse

Edit - Rechtschreibfehler ausgemerzt



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:05:28:16:23:58.
Wie von Dir gewohnt ein schöner Überblick über die Veränderungen an einem mir wohlbekannten Ort, die ich mit eigenen Fotos so nicht zeigen könnte. Und die Eröffnung der ersten Strecke nach Neustadt (oder der Hafenbahn schon einen Tag früher) ist ja gerade fast auf den Tag genau 150 Jahre her.

Die Strecke nach Eutin hatten wir schon mal hier: [www.drehscheibe-online.de].

Horst

http://www.bahnen-im-norden.de
auch in der Galerie und bei Flickr
Ein hochinteressanter Beitrag. Da bleibt man gerne hängen, um sich einzuarbeiten. Ich war ein paar mal in Neustadt, jedoch habe ich nicht gewusst, wie interessant dessen Bahngeschichte ist.
Super! Vielen Dank für den sehr informativen Beitrag. Freue mich schon auf den 2. Teil.
Gruß
Chris

Antwort

geschrieben von: ccar

Datum: 29.05.16 22:20

Vielen Dank Euch allen für Eure anerkennenden Worte! Mir selbst hat es auch Spaß gemacht, die Eisenbahngeschichte Neustadts einmal darzustellen, insbesondere weil das Ganze doch etwas komplizierter ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Auch wenn alle gegen Radwege auf stillgelegten Strecken wettern, hier wäre es sicherlich ein schönes Angebot. Zur Zeit ist die Strecke, wie Stefan Höfel auch schon schrieb, total zugewachsen. Bei Gelegenheit kann ich auch die Bahnhöfe zwischen Eutin und Neustadt im Wandel der Zeit vorstellen, wenngleich auch ohne Zug - ich war leider erst 1983 und 1984 über Eutin hinausgekommen, da fuhr schon nichts mehr, aber die Gleise lagen immerhin noch. Für Streckenaufnahmen mit Zug haben wir ja glücklicherweise Horst Ebert...

Vielen Dank an Thomas Englich für den geschichtlichen Überblick und für die Links!
Der Bau der Strecke von Neumünster und Kiel nach Neustadt diente in der Tat dazu, den Hafen in Neustadt gegenüber Lübeck zu stärken.

> Und wenn ich sehe was heute aus dem Bahnhof geworden ist blutet mir das Herz.
und
> Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil!

Das passt eigentlich nicht zusammen, denn Teil 2 wird in der Tat den Niedergang des Bahnhofes zeigen...

Neustadt (Holst.) als Modellbahn umzusetzen, wie der Saarsachse schreibt, gibt bestimmt interessante Fahrmöglichkeiten mit dem Gleisdreieck und der Hafenbahn.
Dazu ein kleines Betriebserk, alles vorhanden, was der Modellbahner gerne hat! Doch so ein Modell braucht Platz, viel Platz!

Horst Ebert hat auch schon angedeutet, warum Teil 2 nächste Woche an dem für mich eigentlich untypischen Dienstag erscheint!
Freut Euch also auf Teil 2, aber besorgt Euch sicherheitshalber Beruhigungsmittel!

Christoph

Lieber Christoph,

erst einmal herzichen Dank für Deinen tollen Beitrag. Deine Darstellungen sind sehr anschaulich, da die im Text enthaltenen Informationen durch die Übersichtsaufnahmen mit weiteren Angaben bildlich erklärt und ergänzt werden.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich etwas vorwegnehme, will ich eine Ergänzung hinsichtlich der Zuggattungen vornehmen, die den Bahnhof angefahren haben.

Zwar haben nach Fertigstellung des Fährbahnhofes Großenbrode Kai viele Schnellzüge die Strecke Lübeck - Großenbrode Kai befahren, sind jedoch in der Regel an Neustadt vorbeigefahren.

Im saisonalen Urlaubsverkehr jedoch konnte man Neustadt aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet in einer direkten Verbindung per Schnellzug erreichen; so weist der Sommerfahrplan 1957 für die Zeit ab dem 15. Juni 1957 den D 409 mit folgendem Laufweg aus (seinerzeitige Schreibweise):

Köln - Neuß - Düsseldorf - Essen-Altenessen - Dortmund - Hannover - Lüneburg - Lübeck - Neustadt(Holst).

Im Sommerfahrplan 1962 ist dieser Zug ohne den "Umweg" über Neuss und ohne zeitliche Einschränkung verzeichnet; dafür führt er jetzt auch Kurswagen nach Kiel mit.

Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Viele Grüße
Ulrich
Zitat:
Zwar haben nach Fertigstellung des Fährbahnhofes Großenbrode Kai viele Schnellzüge die Strecke Lübeck - Großenbrode Kai befahren, sind jedoch in der Regel an Neustadt vorbeigefahren.

Hallo Ulrich,
aus dem verlinkten HiFo Beitrag [www.drehscheibe-online.de] wird ersichtlich das ab 1953 (Fahrplanwechsel zum Sommerfahrplan 1953) Züge direkt (ohne Kopfmachen in Neustadt) nach Großenbrode verkehren konnten.

Zitat:
> Und wenn ich sehe was heute aus dem Bahnhof geworden ist blutet mir das Herz.
und
> Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil!
Das passt eigentlich nicht zusammen, denn Teil 2 wird in der Tat den Niedergang des Bahnhofes zeigen...

Keine Sorge Christoph ... ich freue mich trotzdem darauf! Ich weiß ja wie es heute dort aussieht. Von daher passte es schon! :-)

Gruß Thomas



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:05:29:23:26:22.
Moin Christoph,

vielen Dank für den interessanten Beitrag; Neustadt kenne ich 'ein wenig' aus touristischer Sicht. Der Nebel um die alten Streckenführungen hat sich nun gelichtet!

Arne grüßt!

Stellwerk Neustadt Nn ????

geschrieben von: Krause

Datum: 10.06.16 18:00

Moin, Moin Christoph,

mit viel, viel Verspätung möchte ich Dir noch für Deine beiden tollen Beiträge zum Thema Bahnhof Neustadt (Holstein) bedanken!
Es ist wirklich bemerkenswert, welche interessante Geschichte dieser doch recht unscheinbare und in der heutigen Zeit doch sehr heruntergekommene Bahnhof aufzuweisen hat.

Und es sind sicherlich noch nicht alle Details geklärt:
So suche ich zum Beispiel immer noch nach Hinweisen, warum das Gebäude des Stellwerkes Nn, Neustadt Nord, Sitz des Fahrdienstleiters, so aussieht wie es aussieht. Insbesondere wenn man das Gebäude des Stellwerkes Nn mit dem Gebäude des Stellwerkes Ns vergleicht, muss man doch davon ausgehen, dass der heutige, fast baracken-ähnliche Zustand des Gebäude des Stellwerkes Nn nicht dem Original entspricht.
Mein Gedanken-Ansatz: Das Gebäude ist in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges Anfang Mai 1945 im Zusammenhang mit den Folgen der Katastrophe der Cap Arkona zu (erheblichen) Schaden gekommen???
Link zur Geschichte Neustadts: [de.wikipedia.org]

Gequält und traurig schaut der werte Fahrgast drein,
ein Lint-Triebwagen muss es nun wirklich nicht sein!
Krause schrieb:
Zitat
[...]

Und es sind sicherlich noch nicht alle Details geklärt:
So suche ich zum Beispiel immer noch nach Hinweisen, warum das Gebäude des Stellwerkes Nn, Neustadt Nord, Sitz des Fahrdienstleiters, so aussieht wie es aussieht. Insbesondere wenn man das Gebäude des Stellwerkes Nn mit dem Gebäude des Stellwerkes Ns vergleicht, muss man doch davon ausgehen, dass der heutige, fast baracken-ähnliche Zustand des Gebäude des Stellwerkes Nn nicht dem Original entspricht.
Mein Gedanken-Ansatz: Das Gebäude ist in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges Anfang Mai 1945 im Zusammenhang mit den Folgen der Katastrophe der Cap Arkona zu (erheblichen) Schaden gekommen???
Link zur Geschichte Neustadts: [de.wikipedia.org]

Hallo Jens,

diese Frage hat mich auch häufiger schon beschäftigt. Nachdem ich mich jüngst durch die beiden Beiträge von Christoph zur Strecke Eutin - Neustadt/Holst ein wenig auf alt-bekannten Seiten im Netz herum getummelt habe, habe ich mir diesen Gleisplan von 1940 hier noch einmal genauer angesehen und möchte diese Diskussion gerne noch einmal aufgreifen/starten. Ich befürchte zwar eigenen Di­let­tan­tis­mus, aber äußern wollte ich es zumindest einmal. ;-)

VORAB-EDIT: Beim Investigieren stelle ich jedoch fest, dass der nachfolgende Ansatz nicht verkehrt sein wird. Leider habe ich (noch) keinen Beleg eines jemals existierenden Stellwerkes "Neustadt-Nn-alt" gefunden, werde hier aber versuchen weiter zu forschen.

Zunächst einmal: das Stellwerk Neustadt Nn im Güterbahnhof liegt augenscheinlich (aber leider nur circa - Lineal und Dreisatz sei Dank!) bei Kilometer 62,338 (Eutin - Neustadt/H).

Es gibt auch einen Gleisplan von 1928. Leider ist dieser nicht so massstabsgetreu, aber offensichtlich liegt das Stellwerk dort auch in identischer Lage. Wie Christoph bereits zu Beginn seines Beitrags des Bahnhofes Neustadt/Holst hinweist, verlief die Trasse der Strecke nach Eutin vor Einfädelung der Bäderbahn aus Bad Schwartau etwa in Lage der Straße Am Holm. Dies ist sowohl heute noch bei Google Maps erkennbar, lässt sich aber auch aus beiden Gleisplänen ableiten. "Zufälligerweise" war auch die Bäderbahn im Jahre 1928 eröffnet worden und zwar am 31. Mai.

Ein noch älterer Gleisplan* wird daher hier mit Sicherheit belegen, dass es vorher ein anderes Stellwerk gegeben haben wird und dies vermutlich im Stil einer der anderen beiden Stellwerke. Ich vermute aber mal stark, dass es hier eine Ähnlichkeit zum Stellwerk Neustadt Nk im Personenbahnhof gegeben haben wird. Das eher fachwerkartige Stellwerk im Personenbahnhof (IB 1907) passt architektonisch auch nicht wirklich zu Neustadt Ns im Güterbahnhof, dagegen aber m. E. sehr gut zu Stellwerken wie Eutin Ef und Ew oder Plön Plf (AB 1988) oder Malente-Gremsmühlen Mo; stammt also offensichtlich aus dieser Streckenführung, bzw. resultiert aus der Bauzeit der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft und nicht aus der der Kreis Oldenburger Eisenbahn.

(*Hier habe ich zwar einen Link zu einer Topografischen Karte von ca.1893 allerdings ist diese zu grob für den Güterbahnhof und zeigt nur ein Gebäude was offensichtlich nur ein Postengebäude des BÜ am Holm gewesen ist. Ein anderer Link zeigt zwar eine bessere Karte vor Eröffnung der Bäderbahn, allerdings ist dort m.E. nur das gleiche Bahnwärterhäuschen abgebildet.)

Noch einmal zurück zum Gleisplan von 1940: Wenn man die Stellwerkslänge von Nn dort einmal abmisst und ebenfalls die Länge des Stw Ns, dann ist Nn etwas länger als Ns. Macht man das gleiche Spiel heute auf Google Maps, dann ist das Stw Nn gegenüber Ns etwas kürzer. Sollte das tatsächlich stimmen, hat es hier vielleicht auch mal einen Umbau gegeben. Jedenfalls sieht es mir auf dem Gleisplan von 1940 doch stark danach aus, dass der an der nördlichen Seite gelegene Eingang über die Stufen schon 1940 existierte. Es lässt sich hier spekulieren, dass das Stellwerk nach 1928 noch einmal im Zuge der Umfahrung des Neustädter Bahnhofes Richtung Großenbrode 1951 umgebaut wurde (s.o. Beitrag Christoph 1951-1968). In diesem Beitrag ist auch ein Bild von 2013 eingefügt. Es sieht so aus, als würde das Stellwerk Nn genau an das Gleis 7 (die Umfahrungskurve) angepasst sein (parallel zum Gleis stehen). Das wäre verwunderlich, denn das Stellwerk ist älter als die Umfahrung und müsste somit eigentlich eher parallel zum Gleis 8, der Strecke in den Personenbahnhof, liegen. Allerdings scheint das Stellwerk schon auf dem Gleisplan von 1940 nicht wirklich parallel zu den Gleisen 7 und 8 zu liegen. Dies ist daher reine Spekulation mit dem Umbau.

Im Gleisplan-Archiv gibt es leider keinen anderen Plan - zumindest nicht von der Jahreszahl. Hat vielleicht jemand einen abweichenden Plan?

Jedenfalls wurde, um noch einmal auf deinen Gedanken-Ansatz zu sprechen zu kommen, Jens, die Cap Arkona im Mai 1945 versenkt. Einen Zusammenhang durch feindliche Bomberangriffe sehe ich aufgrund des Gleisplans von 1940 nicht. Ich kenne auch Bilder des Stellwerkes Neustadt Nk aus den 50er und 60er Jahren auf denen das Gebäude auch noch diesen fachwerkartigen Aufbau und das Spitzdach erkennen lässt. Daher dürfte auch dieses Stellwerk nicht Opfer des 2.WK gewesen sein. Schaut man sich die Bilder des Stellwerks im zweiten Teil von Christophs Bahnhofsportrait an, so hat es ja mal einen "nicht originalgetreuen" Sanierungsumbau gegeben.

Ich würde mich auch sehr über weitere Hinweise freuen; wenn man erst einmal im Forschen ist, möchte man ja möglichst viel klar gestellt haben... ;-)

Beste Grüße

Guido

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Re: Stellwerk Neustadt Nn ????

geschrieben von: W-D Upphoff

Datum: 09.01.18 02:26

Hallo Jens,

ich kann mir nicht vorstellen, dass das Stellwerksgebäude durch den britischen Luftangriff auf die Cap Arkona, die Thielbek und die Deutschland beschädigt wurde. Die Jabos griffen die Schiffe in einer Höhe von 300 m mit (ungelenkten) Raketen, 20 mm Bordkanonen und 227 kg Bomben an. Aus dieser Höhe kann es keine Fehlabwürfe geben.

Mit freundlichen Grüßen aus Großbritannien

W - D Upphoff

http://abload.de/img/p1020873-1w0u2d.jpg http://abload.de/img/p1020874-1yuu2o.jpg http://abload.de/img/p1020878-1lpub4.jpg East Croydon Station

Moin, Moin,

vielen Dank für Eure Reaktion zu meiner These zum Thema Stellwerk „Nn“ im Bahnhof Neustadt (Holstein) Gbf.

Ich hatte vor inzwischen auch schon wieder einigen Jahren die Gelegenheit, in der Stadtbibliothek Neustadt (Holstein) eine Schrift zu den Ereignissen April / Mai 1945 in Neustadt einzusehen. Auf die dort beschriebenen chaotischen Zustände, die weit über die Bombenangriffe hinaus gehen, stütze ich meine These.
Allein in dieser Richtung weiter zu forschen, fehlt(e) mir die Zeit.

@ Guido: Mit Deinen Gedanken muss ich mich bei Gelegenheit mal in aller Ruhe beschäftigen.


Vielleicht aber ergeben sich mit der folgenden Ausstellung von Hans-Harald Kloth neue Gedanken-Ansätze:

Die Sonderausstellung "Neustadt und die Bäderbahn" wird vom 25.03 bis 31.05 2018 im Museum zeiTTor zu sehen sein [www.zeittor-neustadt.de] . Die Vernissage wird am 25.03. um 15 Uhr und die Finnisage am 31.05. um 18.30 Uhr sein, eine Führung wird am 22.04. um 15 Uhr erfolgen.

Spannendes Thema!



P.S.:
Ein Foto zum Stellwerk „Nk“ in Neustadt (Holstein) Personenbahnhof aus der Bildersammlung „mobawo“ hätte ich an dieser Stelle noch gerne hier eingestellt, ich finde es aber leider nicht.

Gequält und traurig schaut der werte Fahrgast drein,
ein Lint-Triebwagen muss es nun wirklich nicht sein!
Moinsens!

Ja, ich finde auch, dass es ein sehr spannendes Thema ist. Ist ja meist so, wenn man sich da erst einmal in eine Sache hinein gedacht hat... :)

Ich habe übrigens bei meiner Recherche eine weiter gedachte Theorie und auch Bilder vom Stellwerk Neustadt Nk im Originalzustand.
Allerdings möchte ich mich mit der Quelle noch einmal abstimmen, damit ich das hier posten kann und warte da noch auf Rückmeldung.

Bis dahin,

Guido

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Moin!

Heute möchte ich das Thema, dass das barackenartige Stellwerk Nn (Fahrdienstleiter Neustadt Güterbahnhof) gar nicht zu seinem korrespondierendem Stellwerk Ns (Weichenwärter) passen möchte, gerne noch einmal beleuchten und Fakten zusammen fassen. Sollten die nachfolgenden Verlinkungen unerwünscht sein, bitte melden, damit ich diese wieder entfernen kann.

Die Frage von Jens aus Juni 2016 hatte mich auch schon beschäftigt. In den letzten Tagen habe ich mich im Netz dazu mal umgesehen und stütze meine Theorie auf die vorliegenden Informationen.
Um in das Thema hinein zu kommen, greife ich gesagtes/geschriebenes noch einmal auf.

Zum zeitlichen Ablauf:
31.05.1866 Eröffnung der Strecke von Neumünster über Ascheberg-Eutin nach Neustadt/Holst [Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft (AKE)]
30.09.1881 Eröffnung der Strecke von Neustadt/H nach Oldenburg/H [Kreis Oldenburger Eisenbahn (KOE)]
01.03.1884 Verwaltung und Betriebsführung der AKE durch die königliche Eisenbahndirektion Altona
01.01.1887 Ankauf der AKE durch die Preußische Staatseisenbahn
01.04.1920 Gründung der Deutschen Reichsbahn und glz. Ende der Preußischen Staatseisenbahn
01.07.1925 Eröffnung Bäderbahn Bad Schwartau – Timmendorfer Strand (Personenverkehr) [Deutsche Reichsbahn (DR)]
08.07.1925 Eröffnung Bäderbahn Timmendorfer Strand - Scharbeutz (Personenverkehr) [Deutsche Reichsbahn]
18.08.1925 Eröffnung Bäderbahn Scharbeutz – Haffkrug (Personenverkehr) [Deutsche Reichsbahn]
01.06.1928 Eröffnung Bäderbahn Haffkrug – Neustadt/H (Personenverkehr) [Deutsche Reichsbahn]
01.06.1928 Eröffnung Bäderbahn Bad Schwartau – Neustadt/H (Güterverkehr) [Deutsche Reichsbahn]
31.07.1941 Verstaatlichung KOE
00.00.1951 Einbau der Verbindungskurve vom Gbf nach Neustadt-Schleuse (in Richtung Oldenburg/H)
01.12.1968 Aufgabe der Verbindungskurve vom Personenbahnhof nach Neustadt-Schleuse (in Richtung Oldenburg/H)

Die Streckenführung, die Christoph in seinem Ursprungsbeitrag dankenswerterweise bereits sehr übersichtlich präsentiert hat, zeigt uns, dass die ursprüngliche Trasse der AKE von Eutin her über die lang gestreckte Kurve, beginnend am ehemaligen Bahnübergang an der Pohnsdorfer Straße aus westlicher Richtung kommend, in nördliche Richtung abdriftet und diesen Radius erst hinter/nördlich des heutigen Yachtclubs ancora marina verlässt. Im damaligen Trassenverlauf liegt heute die Straße „Am Holm“.

Auf diesem Messtischblatt von 1886 mit Nachtrag 1919 verläuft die Kurve noch durch ziemlich einsames Gebiet. Direkt an der Strecke eingezeichnet ist ein Gebäude und mit „B.W.“ ausgewiesen – es hatte also einen bahntechnischen Zusammenhang. Da an der Stelle offensichtlich ein Weg die Bahnstrecke kreuzte, wird es sich hier um einen Posten gehandelt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob das Gebäude durch die Neuasphaltierung der Straße Am Holm in 2016/2017 erhalten geblieben ist, aber ich meine es dürfte dort noch immer stehen. Siehe: Google Maps Ich werde versuchen ein Foto nachzureichen.

Noch heute lässt sich auf Google Maps der damalige Streckenverlauf (mehr als) erahnen.

Wenn ich mir den (schematischen) Gleisplan von 1928 ansehe (man beachte den Hinweis: „Zur Eröffnung der Bäderbahn Haffkrug-Neustadt am 1.6.28“), dann sehe ich da neben dem neu geschaffenen Güterbahnhof, der in Richtung Personenbahnhof kurz vor der Strecke von/nach Oldenburg/H auf die alte Trasse der AKE eingefädelt wird, zwei Drehscheiben. Eine befindet sich im Personenbahnhof zwischen Empfangsgebäude und Hafen, eine weitere im neuen Güterbahnhof etwa unterhalb des Stellwerks Ns. Da ich aufgrund ähnlicher Backsteinarchitektur des dazugehörigen Lokschuppens davon ausgehe, dass die Drehscheibe gleichzeitig mit dem Stellwerk Ns durch die Reichsbahn entstand und bereits eine Drehscheibe im Pbf. vorhanden war, schließe ich daraus, dass der Betrieb der Bahnstrecken nach Eutin und Oldenburg/H inklusive Umsetzen bzw. Drehen der Lokomotiven komplett im Personenbahnhof Neustadt/H abgewickelt werden konnte und hierzu keine weiteren (größeren) Einrichtungen an den Strecken nach Eutin bzw. Oldenburg/H erforderlich waren.

Die bereits vor 1928 installierten Weichen und Signalanlagen sollten durch Drahtzugleitungen bedient worden sein.
Die Drahtzuglänge bei mechanischer Signaltechnik ist aufgrund physikalischer Kräfte die auf die Rollen wirken auf circa 1.800 m begrenzt. Bei Weichen sind es sogar etwa nur 600m.

Führt man sich diesen Punkt vor Augen und wendet ihn auf das Stellwerk Nk im Personenbahnhof an, dann führt das zu dem Ergebnis in welcher maximalen Entfernung Einfahrsignal und Weichen gelegen haben können. Da das Stellwerk Nk in Kilometer 63,2 lag, wäre der Stellbereich dementsprechend für Weichen bis Kilometer 62,6 (das ist etwa Höhe der heutigen Wegeunterführung des Gleises zum Personenbahnhof (Straße „Am Holm“)) und für Signale bis Kilometer 61,4 (das war in Richtung Eutin noch hinter dem heutigen Bahnübergang "Holmer Weg").

In Folgerung dieser Punkte gehe ich davon aus, dass es bis zur Eröffnung der Bäderbahn und der gleichzeitigen Schaffung des Güterbahnhofes außerhalb des Personenbahnhofes bzw. dem o.g. maximalen Stellbereich der vor 1928 dann in Richtung Eutin bis vor die Weichen 19-21 gereicht haben muss (sofern sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt bereits existent waren, denn ich lese da im Gleisplan von 1928 „neues Abstellgleis“), keine weiteren Einrichtungen gab, die ein Stellwerk erforderlich gemacht hätten.


Bei dem Stellwerk Nk im Personenbahnhof (im Gleisplan von 1928 offensichtlich noch/auch „Ns“ genannt? ( Wofür mag „Nk“ gestanden haben? Neustadt Kopfbahnhof? )) handelte es sich um ein charmantes Gebäude in fachwerkartiger Bauweise. Schaut man sich andere Stellwerke an der Strecke nach Eutin/Ascheberg an, so passt sich der Baustil (teilweise hervorragend) an die zu ähnlicher Zeit (Preußische Staatsbahn - s.o.) entstandenen Stellwerke an:

Eutin Ef (IB 1910)
Eutin Ew (IB 1910)
Malente-Gremsmühlen Ost Mo (IB 1912)
Plön Plf (IB 1909)
Plön Plo (IB 1909)

Hier nun ein Bild des Stellwerks Neustadt Nk (IB 1907) aus den 60er Jahren.

An dieser Stelle geht mein Dank an den Betreiber dieser liebevoll und umfangreich gestalteten Internetseite zum Ort Neustadt in Holstein, der einiges wissenswertes zum Thema beitragen konnte. Schaut mal auf der Seite vorbei. Der Bereich Bahnhof hat dort sogar eine eigene Kategorie. Die Seite selbst bietet eine große Auswahl an (historischen) Bildern und Informationen der Region. Bringt etwas Zeit zum Stöbern mit! :-)

Einen Gleisplan vom Personenbahnhof (Zustand 1950) darf ich hier auch veröffentlichen.
https://abload.de/img/3320-a3-neustadtbahnhu4rn0.jpg


Das Stellwerk Nk ist auf der Seite von Ulrich Budde im Zustand März 1978 zu sehen. Hier hat es leider schon das schöne Spitzdach eingebüßt.

Etwa zwölf Jahre später im Sommer 1990 ist das Obergeschoss (mit Schieferplatten?) verkleidet wie uns der Bericht von Christoph zeigt.

Da die Deutsche Reichsbahn die Bäderbahn eröffnete, entstanden durch sie erst die Hochbauten im Güterbahnhof.

Zur Vervollständigung auch der Gleisplan vom Güterbahnhof (Zustand 1950). Danke auch hier an Herrn Schwarz!
https://abload.de/img/3321-a3-neustadtgterbhcsgn.jpg

In diesem Gleisplan fehlt in der lfd. Nummerierung die Weiche 2. Vermutlich gab es hier mal ein weiteres Gleis zwischen dem Hauptgleis und dem Stellwerk Ns welches zwischen W1 und W3 abzweigte (da ist noch so viel Platz zwischen Schiene und Stellwerk…)

Das Stellwerk Nn im Güterbahnhof befindet sich auch in diesem Gleisplan etwa in Höhe Kilometer 62,33. Wir erinnern uns an den Gleisplan von 1928 und finden das Stellwerk auch in einem Gleisplan von 1940 an dieser Stelle. Einen Standortwechsel schließe ich daher aus. Der obige Heimatkundler weiß zu berichten, dass Neustadt in Holstein im zweiten Weltkrieg nie eine Bombe abbekommen haben soll, was – dem Umstand geschuldet, dass Neustadt Marinestandort mit U-Boot Schule war und es eine U-Boot Versuchsanlage in Pelzerhaken gab – doch schon sehr verwunderlich ist. Es bestehen hier Gerüchte, dass die ebenfalls in Neustadt ansässige Firma Glücksklee zum Teil in US-Besitz war und der Ort deshalb nicht bombardiert wurde. Sehr interessant! …

In der Rubrik Thema 4 – Straßenbilder finden wir unter der Straße „Am Holm“ ein interessantes Foto aus höherer Aufnahmeperspektive.
Und unter „Industrieweg“ eine weitere Aufnahme. Da hier die Verbindungskurve von 1951 zwischen dem Güterbahnhof und Neustadt Schleuse zu sehen ist, der Speicher am Hafen bereits der Neubau von 1957/1958 ist, würde ich die Aufnahme vor allem anhand der zu sehenden VW Käfer (und des anderen Fahrzeuges) eher in die 70er Jahre verorten. Erstaunlicherweise hat das Ausfahrsignal in Gleis 7 noch einen zweiten Flügel, so dass es noch eine Weichenverbindung in Richtung Personenbahnhof gegeben hat. M.E. ist diese Verbindung seit spätestens 1983 nicht mehr vorhanden.

Das Stellwerk Neustadt Nn scheint daher mehr oder minder im Originalzustand zu sein.
Warum das so ist, kann sich mir auch nicht wirklich erschließen.

Vielleicht kann die oben angesprochene Ausstellung zur Bäderbahn im zeiTTor- Museum weitere Fragen beantworten.

Genauso freue ich mich über eure Anmerkungen, Hinweise und wo nötig: Korrekturen.

Viel Spaß mit dem Thema wünscht euch
Guido

P.S.: Tante Edith war auch schon da und hat die GP als Bilder verlinkt - danke Edith!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:01:11:19:15:37.