Das erste Quartal des neuen Jahres neigt sich schon wieder dem Ende zu und ich nehme das zum Anlass, mit dem kleinen Rückblick um fünfzig Jahre fortzufahren. Heute schauen wir auf das erste Halbjahr 1966, wiederum mit Aufnahmen, die mein verstorbener Bruder Gerhard machte.
Gleich am ersten Werktag des Jahres ging es nach Herford, um den Resten der Herforder Kleinbahnen einen Besuch abzustatten. Der Personenverkehr auf dem gut 15 Kilometer langen Restabschnitt Herford Klbf – Spenge wird noch bis zum 22.04.1966 laufen, wobei im Kursbuch statt der Auflistung der Zugfahrten schon folgender Hinweis zu finden ist: „Fahrplan ist Änderungen unterworfen; bitte örtliche Aushänge beachten".
Der ET 13 wurde 1952 als Beiwagen gebaut und zehn Jahre später mit gebrauchten Motoren in einen Triebwagen umgebaut. Er wechselte noch nach Sylt und wurde dort ohne weitere EInsätze verschrottet.
1946 wurde die normalspurige Köf 10 von Deutz gebaut. Zwanzig Jahre später wechselte sie nach der Einstellung des restlichen Güterverkehrs der HK als Werklok zu Sulo; heute ist sie eines der Originalexponate im Kleinbahnmuseum in Enger.
Die in der Bauart verwandte, vom selben Hersteller 1953 gebaute schmalspurige Köf 14 wechselte nach dem Ende der HK nach Sylt und befindet sich nach weiteren Stationen auf Juist und bei der schweizerischen MOB nun bei einer Museumsbahn in Nordfrankreich.
Im Februar herrschte echter Winter im Lipperland und bei der zweiten Elektrischen in unserer ostwestfälischen-lippischen Heimat war ein Team mit EAG 21 und einem urigen Leiterwagen oberhalb von Barntrup mit dem Freikratzen der vereisten Oberleitung beschäftigt. Die Szene konnte deshalb festgehalten werden, weil wir das sich langsam die Strecke entlang arbeitende Gespann aus unserem Haus in der Bellenbruchstraße gesichtet hatten.
Warum das mit der Sichtung klappte, ist auf dem folgenden Bild erkannbar, welches im Juni etwa an der gleichen Stelle aufgenommen wurde. Der Bereich unterhalb der EAG-Strecke besteht aus Weiden und Feldern mit freier Sicht.
Heute ist der gesamte Bereich bebaut und Anfang 2007 zeigte sich die Strecke in einem beklagenswerten Zustand. Die Aufnahme wurde einige hundert Meter in Richtung Barntrup aufgenommen.
Zurück zum Februar und einem Besuch in Bösingfeld, dem Betriebsmittelpunkt der EAG. In der großen Halle stehen zwei der neuen ET – zwei der drei fahren immer noch in Österreich. Daneben ruht sich Lok 21 aus und im Hintergund ist einer der beiden alten Beiwagen 11 oder 12 zu sehen. Beachtenswert auch die beiden Mercedes Busse der Bauarten O321 (links) und O3500 (rechts). Die Halle wie auch das Bahnhofsgebäude stehen heute noch.
Bei erstklassigem Aprilwetter ging es nach Löhne, wo 94 1180 dem Rangiergeschäft nachgeht. Zweieinhalb Jahre später wurde die 1921 - so wie die meisten ihrer Schwestern bei BMAG gebaute - Lok z-gestellt und an meinem fünzehnten Geburtstag ausgemustert.
Anfang Mai zeigt sich das Wetter von einer deutlich besseren Seite. Ein aus Uerdinger und MAN-Prototyp-VT 24/VT 23 gebildete Garnitur ist am frühen Montagnachmittag in Barntrup auf dem Weg von Bielefeld nach Hameln.
Nachdem sich hier die Hamelner 86 im Güterverkehr verabschiedet hatten übernahm Köf 11 125 diese Aufgabe. Ende Mai rangiert sie an der Laderampe.
Ach ja, elektrische in Lippe gab es auch in Dörentrup. Die urige Lorenlok bereitet sich darauf vor mit Schubunterstützung (siehe Die beiden Herren rechts) die Bundesstraße 66 zu überqueren. Normaler Weise würde das Ganze mit Hilfe der unter dem Dach sichtbaren Kabeltrommel erledigt werden.
Auf der anderen Straßenseite geht die Fahrt weiter, nachdem die Gleissperre in Form einer Holzbohle zur Seite gedreht wurde. Das Gleis endet übrigens nicht in dem Lorenhaufen, sondern biegt nach rechts ab. Rechts vom Lokschuppen sind die zugehörigen Oberleitungsmasten zu erkennen.
Die neuere Hoffmann 2 (Henschel, 1943) war zur Hauptuntersuchung und so kam der Oldtimer Hoffmann 1 (Hanomag 1907) für die Rangieraufgaben der Stärkefabrik zum Einsatz. In der Regel zweimal täglich führte sie der Weg auch in den DB-Bahnhof Bad Salzuflen. Am Führerhaus prangt das Fabrikschild, am Kessel das Namensschild „EDUARD HOFFMANN“. Die weitere Beschriftung „Auf Bundesbahn zugelassen“, „Handbremse“ und „30 Km/Std.“ Das am Rahmen angeschriebene Untersuchungsdatum ist nicht genau zu entziffern, könnte aber 24.12.64 lauten.
Hier im Lokschuppen an der Stärkefabrik waren die beiden Feuerlosen zu Hause. Die Uhr zeigte schon damals nur zweimal am Tag die korrekte Zeit an. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Zum Schluss noch eine Szene an der Ladestraße in Bad Salzuflen bei der Schrottverladung. Ob die zweiachsigen Hochbordwagen be- oder entladen werden, erschließt sich nicht unmittelbar. Ich tendiere eher zur Beladung, da sich zum Beispiel auf dem dritten Wagen die Ladung so hoch türmt, dass garantiert noch einmal zusammengepresst werden musste.
Rechts an der Fabrik steht „Valetta-Werk Eickmeyer & Co. GmbH Spezialfabrik feiner Bonbons“. Der Produktionsgeruch konkurrierte immer mit dem deutlich weniger angenehmen der ca. einen Kilometer entfernten Stärkefabrik.
So weit für heute - ich hoffe dieser kleine Rückblick in die Zeit vor fünfzig Jahren hat Euch gefallen...
Viele Grüße aus dem Norden und schöne Feiertage
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www.db-bahnarchiv.de] – Stationierungsverzeichnis aller DB-Triebfahrzeuge 1968 bis 1993.
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