Hallo HiFo!
Ich habe da mal eine Frage....:
Wie sich wahrscheinlich rumgesprochen hat, beschäftige ich mich mit den eher frühen Sachen - insbesondere in NRW. Ein aktuelles Projekt ist die Erfassung von Stationierungs- und Sichtungsdaten um auch mal für die frühen Jahre eine Aussage zu den Einsatzgebieten der Lokgattungen machen zu können etc. Nun ja, das ist eine Fleißaufgabe, aber auch sehr spannend.
Und in diesem Rahmen sehe ich natürlich auch die zugängliche Sekundärliteratur durch und pflege die dort genannten Daten ein. Mir geht es nun um das
G 3-Buch von Horst Troche und die dort genannten Stationierungsdaten für das Bw Dahlhausen.
Ab Seite 121 findet sich eine Aufstellung zum 1. Juli 1892 der normalen Güterzuglokomotiven auf die Betriebswerkstätten und Maschinenstationen. Irritierenderweise werden dann auf Seite 125 insgesamt 14 G3/G4 gelistet, die dem Bw Dahlhausen zugewiesen werden. Die Planungen für das Bw Dahlhausen begannen aber erst 1913. [
www.drehscheibe-online.de]
Ist vielleicht das Bw Hattingen gemeint - gab es damals eine wie auch immer geartete Verbindung?
Auf Seite 166 findet sich nämlich eine Auflistung der KED Essen (9. August 1912) und hier gibt es den Betriebsort Hattingen-Dahlhausen.
Also, wie hing das alles miteinander zusammen?
Im Buch über das Bw Dahlhausen von Harald Vogelsang konnte ich keine Hinweise finden. Ich würde mich über Hinweise freuen!
So, und damit das jetzt nicht ein reiner Fragebeitrag bleibt, ergänzen wir das mal mit ein paar Bildern und Links zum Bahnhof Hattingen:
Bhf Hattingen
Die Station Hattingen an der mittleren Ruhrthal, mit Bestätterei und einem Hebekrahn von 100 Ctr. versehen, hat zur Zeit noch und bis die ganze mittlere Ruhrtalbahnstrecke im Betriebe sein wird, einen südlich von der Station bei einem großen Eisenwerke (Henrichshütte zur Dortmunder Union gehörig) belegenen Rangirbahnhof mit mehreren Anschlußgleisen zu diesem Werke und dem Anschlusse zu einer Zeche zu bedienen. Zur Erleichterung der Expeditionsverhältnisse ist auch eine Filiale der Güterexpedition Hattingen daselbst etabliert. Die Sprockhöveler Zechen, die Steinbrüche am Isenberge, mehrere Hütten- und Fabrik-Etablissements, sowie der Hattinger unwesentliche Gewerbebetrieb, bedingen ihren Verkehr.
Soweit der Zustand des Bahnhofes im Jahr 1872 aus einem Buch über den Güterexpeditionsdienst der Bergisch-Märkischen Eisenbahn [Schultz 1873, S. 40/41].
Wenige Jahre vorher ist dieses Bild des Bahnhofsgebäudes entstanden - wobei für mich natürlich die Satteltanklok [
www.drehscheibe-online.de] der Bergisch-Märkischen Eisenbahn das Highlight ist: [
architekturmuseum.ub.tu-berlin.de]
Zur gleichen Bildserie gehört auch diese Aufnahme der Ruhrbrücke an der westlichen Bahnhofsausfahrt (leider ohne Rollmaterial): [
architekturmuseum.ub.tu-berlin.de]
Einige Jahre später (1879) lautete die Bahnhofsbeschreibung folgendermaßen:
Die südwestlich von der Stadt liegende Station Hattingen ist für Personen- und Güterabfertigung eingerichtet. Auf dem Bahnhofe befinden sich: 1 Stationsgebäude, 1 Güterschuppen, 1 Locomotivschuppen, 1 Reparaturwerkstatt mit 32 Arbeitern, 2 Wasserkrahnen und 1 Hebekrahnen. [BME 1879. Teil Hagen, S. 24]
Einen ersten - zugegeben etwas unklaren - Blick auf die Bahnhofsanlagen gibt der nachfolgende Ausschnitt aus einer Ansichtskarte (Bild 1-Ausschnitt):
Man erkennt relativ deutlich das markante Bahnhofsgebäude mit einigen Güterwagen davor. Auch eine Güterzuglok ist zu erkennen - es könnte eine G 3 sein, womit wir wieder einen Abstecher bei der Ausgangsfrage dieses Beitrages machen. Ziemlich genau in der Bildmitte findet sich der Lokschuppen. Die ganze Szenerie kann man - wenn auch 30 Jahre später - hier noch einmal vergleichen: [
www.derwesten.de]
Die ganze Ansichtskarte - gelaufen 15.02.1904 von Hattingen nach Barmen - möchte ich Euch aber auch nicht vorenthalten (Bild 1-ganz):
Kurze Zeit später dürfte die nachfolgende Aufnahme entstanden sein (Poststempel 1907). Sie zeigt den Bahnhof von der anderen Ruhrseite aus. Die Blickachse geht in Richtung des südlichen Bahnsteigs mit Ausfahrt nach Bredenscheid. Genau am linken Rand abgeschnitten befindet sich das Bahnbetriebswerk. Ein Güterzug hat gerade Ausfahrt und nähert sich dem Betrachter - allerdings ist die Lok gerade vom Schuppen verdeckt. (Bild 2)
Exakt die gleiche Ansicht, aber wiederum einige Jahre später, zeigt diese Ansicht (Poststempel 1913). Auffallendster Unterschied ist - außer der schlechteren Detailauflösung - das der vordere Brückenträger gegen eine eckigere Form ersetzt worden ist. Auch hier versteckt sich eine Lok hinter dem Schuppen -schade eigentlich. (Bild 3)
Quellen
BME 1879 - Darstellung der Produktions- und Verkehrs-Verhältnisse im Gebiet der Bergisch-Märkischen Eisenbahn geordnet nach den Commissionsbezirken Aachen, Düsseldorf, Essen, Hagen, Altena, Cassel. Elberfeld: Friderichs & Co, 1879
Schultz 1873 - Scholtz, Adolph: Der Güterexpeditionsdienst der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Baedeker'sche Buch- und Kunsthandlung. Elberfeld 1873
Troche 1992 - Horst Troche: Die preußischen Normal-Güterzuglokomotiven der Gattungen G 3 und G 4 (Reichsbahn-Baureihe 53). EK-Verlag, Freiburg 1992
Abschließend bleibt mir nur noch einmal auf meine Frage hinzuweisen und auf erhellende Hilfe zu hoffen.
Besten Gruß und eine gute Woche!
Christian
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