Hallo
Den hat es zwischen Bamberg und Schlüsselfeld natürlich nie gegeben. Die letzten planmäßigen Personenzüge fuhren 1977. Der Güterverkehr läuft bis heute.
Ein in Schlüsselfeld ansässiges Unternehmen ließ sich bis jetzt auch durch wochenlange Streckensperrungen nicht vergrämen.
Bei so mancher Brauereiwanderung oder Radltour im Steigerwald erweckte der Schienenstrang mein Interesse. Es wurde auch mal dem Güterzug nachgestellt.
Irgendwie reifte aber der Gedanke, es mal mit einem „eigenen“ Zug zu versuchen. In Frankfurt eine Straßenbahn zu mieten, war ziemlich problemlos möglich,
aber einen Zug? An die DB AG (Hilfe, Kunde droht mit Auftrag) traute ich mich nicht ran, aber in der Nähe gab es damals noch die Kahlgrundbahn. Die hatte
mit dem VT2000 einen Triebwagen der BR 642 in roter DB-Lackierung im Einsatz. Ein Anruf ergab, dass eine Sonderfahrt möglich wäre. Also gings los. Zunächst
musste ein Trassengutachten erstellt und natürlich, unabhängig vom Ergebnis, bezahlt werden. Als Termin wurde der 07.09.2002 festgelegt. Das moderne Fahrzeug
ließ keinen übermäßigen Fuzzi-Zufluss erwarten, denn oberstes Gebot war Stressfreiheit. Auf der Nebenbahn sollten zwei Zugpaare fahren, damit auch die örtliche
Bevölkerung in den Genuss einer Bereisung ihrer Bahn mit einem modernen Triebwagen kommen konnte. Ich hatte damals einen ganz guten Draht zum Heimatverein
Reicher Ebrachgrund, der vor Ort die Werbetrommel rührte, die Einstiegshilfen besorgte und den Lotsen für die Schlüsselfelder Strecke vermittelte. Sehr zum
Gelingen trug auch der damalige Betriebsleiter der Kahlgrundbahn bei. Hilfreich war auch die Insolvenz meines Arbeitgebers. Man ging zur Arbeit, hatte aber
nichts zu tun, aber die ganze Büro-Infrastruktur zur Verfügung. Computer, Fax und Kopierer hat ja nicht jeder zu Haus rumstehen.
Als ich des Morgens in Schöllkrippen ankam, dieselte der Triebwagen schon am Bahnsteig. Doch es war nicht der geplante VT2000, sondern der nagelneue VT2002.
„Meine“ Fahrt sollte also dazu dienen, mit dem Neuen mal ordentlich Kilometer zu schrubben. Der lokale Getränkehändler lieferte Flüssiges direkt ans Gleis, dann konnte
es pünktlich um 07:12 Uhr los gehen.
(Bild 1) Die wahrscheinlich erste Begegnung zweier Desiros auf der Kahlgrundbahn in Michelbach. Links der Planzug RB 82632 mit dem VT2000, rechts DFR 80758 nach
Schlüsselfeld (das die Zielanzeige leider nicht kannte).
(Bild 2) Selbstverständlich ging es über die Werntalbahn. In Waigolshausen mussten wir kurz warten, um uns in die Strecke Würzburg - Schweinfurt einreihen.
Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf den Fahrplan für die Nebenbahn. Die Strecke konnte damals noch mit 50 km/h befahren werden, zahllose Bahnübergänge aber nur mit 10 km/h.
In Bamberg wurde es dann ziemlich voll, es waren fast alle Sitzplätze besetzt, sogar aus dem Vereinigten Königreich waren Leute angereist.
(Bild 3) Der erste Halt auf der Nebenbahn war in der Ortsdurchfahrt Pettstadt.
(Bild 4) In Frensdorf zweigte früher die Strecke nach Ebrach ab.
(Bild 5) Sambach
(Bild 6) Steppach-Pommersfelden
(Bild 7) Die bekannte Ortsdurchfahrt von Mühlhausen. Unser Lotse stürzte sich wagemutig in den Straßenverkehr, damit kein Kraftfahrer in der tief stehenden Abendsonne mit
dem urplötzlich aus dem Unterholz auftauchenden Zug kollidiert.
(Bild 8) Das modernste Schienenfahrzeug, das Schlüsselfeld bis dahin erreichte, wartete hier schon auf die Rückfahrt nach Strullendorf (DNR 80816, ab 12:45 Uhr ¨C an 13:54 Uhr)
(Bild 9) Auch auf der ersten Rückfahrt gab es einen Fotohalt in Mühlhausen. Früher stand man hier und fotografierte die letzten 280. Also ich nicht mehr :-(
(Bild 10) Der zweite Zug startete in Strullendorf als DNR 80817 um 14:04 Uhr und erreichte Schlüsselfeld planmäßig um 15:14 Uhr.
(Bilder 11 und 12) Weil die zweite Fahrt schwächer ausgelastet war, gab es am Fischteich zwischen Sambach und Steppach-Pommersfelden noch einen Fotohalt.
(Bild 13) In Mühlhausen nahm die Fotowolke ihren Dienst sehr ernst.
In Schlüsselfeld war dann eine längere Pause, einerseits zur Erholung unseres Lokführers, andererseits zur Stärkung der Fahrgäste in der örtlichen Stern-Brauerei. Der Wirt machte
gleich mal ein paar Fotos von seinem vollen Hof.
(Bild 14) Auf der zweiten Rückfahrt in Sambach im Gegenlicht (DFR 80759, Schlüsselfeld ab 16:55 - Schöllkrippen an 20:59)
(Bild 15) Ein letzter Fotohalt in Frensdorf. Immerhin stimmte jetzt die Beschilderung. An der vorderen Tür ist eines jener Treppchen sichtbar, die mangels
ordentlicher Bahnsteige mitgenommen werden mussten.
Später ist dann wohl auch mal ein Agilis-Schuttel nach Schlüsselfeld gekommen.
Leider hat die Kahlgrundbahn später ihre eigene Strecke bei der Ausschreibung verloren. Eigentlich wollte ich auch mal nach Kitzingen-Etwashausen ...
Es grüßt
Onkel Wom/MdH*
* = Mitglied der Hassliste des Huhns
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2017:11:03:11:26:21.