„Kinder wie die Zeit vergeht . . .“
Hallo zusammen,
schon im letzten Jahr ist mir diese hier beschriebene Fahrt wieder in Erinnerung gekommen und hatte mich dazu angehalten, einen Artikel für meine Heimseite vorzubereiten. Das Vorbereiten hat leider nicht ganz funktioniert, aber vielleicht ist wegen der Fülle an Material, ja doch etwas interessantes für Manchen mit dabei.
Der Link zu meiner Heimseite und dem Kapitel
"Dreizehn auf einen Streich" gibt dann auch mehr Fotos und Unterlagen frei. Für diesen Hifobeitrag wird es wohl doch nicht ausreichend abgelagert sein.
Auf nach Bremen!
Zum zehnten Mal jährt sich nun eine Fuhre mit der ich als Lokführer das letzte Mal auf eine Zuglast von über 1000t gekommen bin. Weitere zehn Jahre davor hätte ich über das Gewicht nur geschmunzelt. (Diese d . . liche Aufteilung ist ziemlich öde!) Was gab es denn für jemanden zu fahren, der sonst nur noch kurze Züge mit wenig Last, aber dafür umso mehr Publikum durch die Gegend scheuchte?
Eine kleine Lz-Fahrt mit dreizehn ausgemusterten Lokomotiven der Baureihe 218 der Deutschen Bahn AG, welche von DB Regio NRW bereits seit einiger Zeit zwecks Übergabe ins Aw nach Bremen Sebaldsbrück gesammelt wurden. Eine direkte Verschrottung war dort jedoch noch nicht ausgemacht, sondern ein Verkauf sowie eine mögliche Verwertung als Ersatzteilspender angedacht.
In zwei Beiträgen bei Drehscheibe Online haben sich zum damaligen Zeitpunkt auch ein paar Informationen gefunden.
218 Schrottzug im Sichtungsforum von Drehscheibe Online
218-Lokzug durch Bremen im Sichtungsforum von Drehscheibe Online
Am Morgen des 10.März ging es für mich dann mit einer Gastfahrt nach Oberhausen Osterfeld Süd los, wo der Zug bereits an den Vortagen zusammengestellt worden war. Als Zuglok wurde die 218 009 eingeteilt, die gerade zur Reparatur in der Werkstatt Osterfeld weilte. Als Vorserienmaschine hatte sie nun die zweifelhafte Ehre einige ihrer erheblich jüngeren „Schwestern“ zum möglichen Schafott zu begleiten.
Lz Liste
Lauffähigkeitsbescheinigung für 218 146, die zu den drei Lok zählte an denen die Bremse unwirksam war. Alle Lok hatten die Freigabe für 60km/h, was wegen des für 80km/h eingelegten Fahrplanes später noch zu, sagen wir mal, Irritationen führte, zumal wohl auch das Fahrplanbüro die Ziffer vor der _3 bei der Anzahl der Lokomotiven vergessen hatte, da das Worddokument zur Bestellung dort bei zweistelliger Anzahl nur handschriftlich nachgetragen werden konnte.
Der bestellte Fahrplan, dessen mit meinen Notizen versehene Seiten nun zu sehen sind, war so ausgelegt, das die Fuhre möglichst wenig Hauptbahnbetrieb stören konnte und ein Kopfmachen im verkehrsreichen Bremer Hbf vermieden wurde. Von Recklinghausen bis Osnabrück musste man eben versuchen sich durch die Lücken des höherwertigen Verkehrs durchzumogeln, bevor es dann in Osnabrück Po durch die Stahlwerkskurve nach Osnabrück Pu ging. Durch die verspätete Abfahrt wegen der umfangreichen Prüfung der Fahrzeuge war der Fahrplan ohnedies nur noch ein grober Anhalt. Auf der letzten Fahplanseite finden sich auch die REV-Daten der Lok.
Die technische Vorbereitung der Zuglok habe ich vorsichtshalber mit einem Aufenthalt an der Tankstelle zur Vervollständigung der Betriebsstoffe abgeschlossen, wobei dann dieses Bild entstanden ist.
Die morgendliche, etwas nebelige Stimmung war dem Anlass entsprechend und ließ den Zug recht traurig wirken. Die Umrundung des Zuges beim Vorbereiten habe ich dann leider nicht für wirklich viele und gute Fotos nutzen können. Man war schließlich im Dienst und stand erst am Anfang der ganzen Arbeit. Abgesehen davon reichen meine fotografischen Kenntnisse nicht sehr weit, wie man an diversen ins Bild springenden Masten und dergleichen auf den hier gezeigten Bildern erkennen kann. Das nicht immer die gut ausgeleuchtete Seite genommen werden konnte, war überwiegend den örtlichen Gegebenheiten bei den Überholungs- und Kreuzungshalten geschuldet.
Außerdem war bis dahin Christian Meyer von DB Systemtechnik mit am Zug, der die Fahrt bis Bremen und zurück begleiten wollte. Die Fotos von Ihm sind besonders beschriftet.
Ein Portrait der 218 009 die nun mächtig ans Arbeiten kommen sollte, denn die Loks hatten, wohl auch wegen der langen Standzeiten, ein Laufverhalten wie eine Kette flach hingelegter Ziegelsteine, welche man hinter sich her zieht. Die Anfahrt dort vom Osterfelder Ablaufberg herunter forderte schon die volle Leistung der 009 ab, um die absolut unwilligen Schwestern in Gang zu setzen. Hätte ich die Bremsprobe nicht selbst durchgeführt, wäre ich wohl doch unsicher gewesen, ob nicht noch etwas „Fest“ gewesen wäre. So „zäh“ hatte ich nur noch einen langen E-Wagen-Leerzug in Erinnerung, in denen sich so herrlich der Wind fangen konnte, sodass man fast denken konnte gleich rückwärts zu fahren.
Der Weg von Osterfeld bis Blumenthal war noch nicht ganz so heftig und die Damen im Schlepptau machten doch langsam den Eindruck etwas williger voranzukommen. Als es dann aber in Recklinghausen auf die Hauptbahn ging, hat es nicht lange gedauert, bis der Fahrdienstleiter am Funk war und sich nach meiner "schleppenden Beschleunigung" erkundigte, wo ich doch nur eine Lz hätte. Von 60km/h war ich da noch lange entfernt und es schien eine Ewigkeit zu dauern bis ich über den ersten "Knapp" hinauskam und es in Richtung Haltern bergab ging.
Das mir dabei schon langsam ein anderer Zug im Nacken saß, war eigentlich schon klar, aber es stellte sich dann in Appelhülsen, wo die Fuhre auf Seite kam, heraus was es genau war. Die 218 435 hatte da auch eine Betriebsinterne Fracht am Haken.
Hier in Appelhülsen konnte dann 218 435 mit ihrem S-Bahn-Zug im Schlepp endlich wieder aufdrehen und uns rechts liegen lassen.
Das Bild ist von Christian Meyer zur Verfügung gestellt.
Nach 17 min Aufenthalt in Appelhülsen ging es dann endlich weiter. Die nicht ganz so flotte Fahrt führte dann über die Münsteraner Umgehungsbahn in Sudmühle wieder auf die Hauptbahn. Von der Durchfahrt in Westbevern liegen mir auch noch Fotos vor, aber leider habe ich in den "Wasserzeichen" den Urheber nicht notiert. Wenn also der Fotograf hier mitliest, wäre es schön wenn er das okay für das Zeigen hier geben würde oder die Bilder im Hifo selbst einstellt!
In Hasbergen gab es dann die nächste Überholung und durch das mittlerweile ja sehr schöne Wetter, sogar für mich kaum noch Gelegenheit das Foto zu versaubeuteln. Kaum zehn Minuten später ging es dann schon wieder weiter und Onsabrück Hbf Po war bald erreicht. Wie schon oben im Fahrplan ersichtlich führte der planmäßige Weg dann über die Stahlwerkskurve nach Osnabrück Hbf Pu wo es einen weiteren zehn minütigen Aufenthalt zwecks Überholung gab.
In Quakenbrück, das um 13:13 erreicht wurde, gabe es eine Zugkreuzung welche den Aufenthalt bis 13:24 ausdehnte und so etwas Zeit gab, die anderen Lok noch mal fotografisch festzuhalten. So ganz ist mir das nicht gelungen, zumal ich da auch ein wenig mit der Lage des Bahnhofes zu kämpfen hatte. Oder anders ausgedrückt, das Licht war nicht ganz so passend. ;-)
Christian Meyer hat augenblicklich die Originale nicht greifbar, daher sind die etwas älteren Scans nicht ganz so deutlich. Eigentlich hatte er die erheblich bessere Kamera im Einsatz, denn meine Bilder entstanden nur mit einer einfachen Olympus Digitalknipse.
Der nächste Kreuzungshalt nach ergab sich dann schon wieder in Bartmannsholte, wo uns dann wieder ein taLINTierter* NWB Triebzug entgegen kam. (*man sollte nachts um 02:00 keine Korrektur mehr lesen, das klappt nicht. Danke für den berechtigten Einwurf von stefan p.)
Der Blick auf den Lokschuppen von Cloppenburg, war dann im schönsten Licht, allein die Objekte der Begierde standen wieder etwas ungünstig.
In Huntlosen ergab sich dann die Gelegenheit den NWB VT 563 passieren zu lassen.
Die weiter oben verlinkten Beiträge bei Drehscheibe Online hatten auch dafür gesorgt, das Carsten Kathmann "Wind von der Sache" bekommen hatte. Er stellt mir hier netterweise ebenfalls seine Bilder zur Verfügung, die schon fast den Schluß dieser Fahrt nach Sebaldsbrück zeigen. Aus Richtung Bremen Neustadt ging es, meine ich mich erinnern zu können, ohne Halt durch den Bremer Hauptbahnhof und vermutlich dürfte die Akustikemission der 218 009 in der Bahnhofshalle doch die ein oder andere Lautsprecherdurchsage überlagert haben.
Als die Lokomotiven ihren Bestimmungsort Sebaldsbrück erreicht hatten, wurden sie unmittelbar danach von einer V 90 „auf den Hof“ geschleppt.
Bei der 009 habe ich noch schnell einen kleinen Rundgang gemacht und auch nach dem Diesel gesehen, mich aber angesichts der ausreichenden Menge gegen ein umständliches Nachtanken in Bremen Hbf entschieden. Schon vor der Durchfahrt in Bremen Hbf erreichte mich der Anruf, das die 218 009 dringend in Essen auf einen Zug nach Borken gehen musste, da es ironischerweise wieder einmal Lokmangel bei der 218 in NRW gab. 218er wachsen wohl nicht so auf Bäumen und wo soll man so schnell an welche herankommen. Stehen ja schließlich nicht an jeder Ecke herum. ;-)
Damit gab es dann leider keine entspannte Rückfahrt, sondern eine zeitlich sehr knappe Angelegenheit. Nebenbei sei erwähnt, dass die dadurch notwendig gewordene „sportliche Fahrweise“ die knappen Dieselvorräte schneller schmelzen ließen, als mir lieb sein konnte.
Dieses Bild in Bremen Hemelingen ist dann auch das letzte, welches ich mir leisten durfte.
In Wanne Eickel konnte ich dann mit Erschrecken einige leichte Drehzahländerungen im Motorlauf wahrnehmen, die ein untrügliches Zeichen für den Durst des Fahrdieselmotors waren. Bis nach Essen Waldhausen an die Tankstelle hat es jedenfalls noch gereicht. Zwar war der Tank nicht ganz leer, aber so wirklich sauber und rein wird der Sprit nicht mehr gewesen sein, den sich der Fadi da aus dem „Sumpf“ gezogen hat. Bis Oberhausen wäre das nicht mehr gut gegangen.
Wenn ich mich recht erinnere ist derjenige Lokführer, der schon händeringend an der Tankstelle auf die 218 009 wartete, auch im historischen Forum aktiv. Er muß jedenfalls keinen sehr bequemen Vorbereitungsdienst für die RE 14 gehabt haben, denn so schnell läuft die Suppe auch nicht in den Tank. ;-)
Edith Der letzte Smilie ging leider ins Leere, wie ich vorhin am 16.03. erfahren musste, ist mein lieber Kollege Wolfgang Oepen, hier bei DSO als W.O. bekannt, bereits am 03.03.2015 im viel zu jungen Alter von 46 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Über den Buschfunk zwischen unterschiedlichen Geschäftsbereichen dauern selbst solche schlechten Nachrichten viel zu lange. Mein Beileid seinen Angehörigen!
Das war also ein nicht ganz alltäglicher Dienstverlauf, dessen Beschreibung hoffentlich nicht ganz gelangweilt hat. Wie schon erwähnt ist über den
Link auf das ausführlichere Kapitel der Heimseite noch das ein oder andere Foto zu sehen.
Der Zufall hat dann auch dafür gesorgt, das ich ausgerechnet heute einen Teil des Laufweges mit der RE 2 abreißen werde. Allerdings wohl etwas flotter. ;-)
Beste Grüße aus dem Bergischen
Michael
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"Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen werden."(Peter Ustinov)____ P.S.: Ich kann ihm trotzdem nicht glauben;-)
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:10:13:23:40:41.