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?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Dampfbahn Thomas

Datum: 01.02.15 13:41

Hallo liebe DSO-HiFo-Gemeinde,

Der Begriff 'Langenschwalbacher' wird für eine Bauart vierachsiger Durchgangswagen eiserner Bauart für Nebenbahnen verwendet. Es sind ursprünglich preußische Wagen aus dem Zeitraum 1910-1915, in erster Linie bezeichnet der Begriff aber die 1923 von der 'Deutschen Reichsbahn' (nicht: 'Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft', wie ursprünglich von mir geschrieben; Danke für die Korrektur, lieber 970-222) nachbeschafften Wagen dieser Bauart.

Ich weis, sie wurden neben anderen Nebenbahnen auch auf der 'Langenschwalbacher Bahn' Wiesbaden - Langenschwalbach (heute Bad Schwalbach) - Diez eingesetzt, aber ich sehe darin noch nicht den eigentlichen Grund, weshalb sie uns als 'Langenschwalbacher' in Erinnerung sind.
Was ist der eigentliche Grund?


- Herzlichste Grüße, Dampfbahn-Thomas

"Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln."
(Otto von Bismarck)
--- Oder anders gesagt: ---
"Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht hat."
(Kurt Tucholsky)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:02:01:14:19:57.

Keine Antwort, nur ein Hinweis ...

geschrieben von: 970-222

Datum: 01.02.15 14:09

Hallo Thomas,

aufpassen, 1923 gab es noch keine DRG ... (erst ab Herbst 1924). Die Geschichte des Vorbildes ist nicht so leicht, wie es die Modellbahnindustrie erscheinen lässt ...

Die Wagen hat die Deutche Reichsbahn beschafft, für die es keine offizielle Abkürzung gibt.

VG

AM

Re: ?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Helmut Philipp

Datum: 01.02.15 14:10

Ich vermute, das Deine Frage besser im Wagenforum aufgehoben ist, denn dort tummeln sich die Waggon-Experten...

Schöne Grüße
Helmut

Re: ?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Siersrod

Datum: 01.02.15 14:21

Hallo,
laut dem Buch "Der Langenschwalbacher" von N. Eifler, EK Verlag 1978,
heißen diese Wagen sehr wohl so, da sie für Strecke Wiesbaden - Langenschwalbach zuerst
gebaut worden sind.
Gruß
Jürgen

Das ist schon der eigentliche Grund,...

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 01.02.15 14:30

...warum diese Wagen 'Bauart Langenschwalbach' oder einfach 'Langenschwalbacher genannt wurden: Sie wurden eigens für die Nebenbahn von Wiesbaden nach Langenschwalbach beschafft, eine der 'prominentesten' Nebenbahnen des Kaiserreichs. Dieser Wagentyp war so gut gelungen, daß er 35 Jahre lang fahrwerksseitig unverändert gebaut wurde, von 1889 bis 1924, nur der Wagenkasten bekam nach dem 1. Weltkrieg, als es Seine und all' die anderen Majestäten nicht mehr gab, das eher profane Aussehen der Einheitsnebenbahnwagen, die ebenfalls Anfang der Zwanziger entstanden. Daß insbesondere der 2. Weltkrieg diese Wagen über ganz Groß-Deutschland und umliegende Gemeinden verstreut hat, ist ein anderes Kapitel.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: ?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Jo

Datum: 01.02.15 14:52

Hallo,

soweit ich darüber informiert bin (altes EK-Buch über den Langenschwalbacher habe ich gerade nicht griffbereit), wurden die ersten Serien des Wagentyps für den Betrieb der Aartalbahn beschafft. Aufgrund ihrer guten Eignung für enge Radien wurden weitere Wagen für vergleichbare Strecken gebaut. Später gab es noch zwei weitere Bauserien bis Anfang der 1920er Jahre. Gemeinsam hatten sie alle das typische Drehgestell, die Aufbauten veränderten sich jedoch von Serie zu Serie stark. Die zweite Bauserie wies ein Oberlichtdach und beblechte Holzaufbauten auf, die letzte Serie ein Tonnendach und Stahlaufbauten, wie bei den bekannten Donnerbüchsen.

Hier ein Fahrzeug der ersten Serie, welches heute beim Hessencourrier erhalten wird:

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/ljty-2i-2a38.jpg


Das typische Erkennungsmerkmal der Familie "Langenschwalbacher":

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/ljty-2j-7647.jpg


Ein Fahrzeug der letzten Serie aus den 1920er Jahren (Tonnendach, Stahlaufbau) in der Sammlung der Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn e.V.

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/ljty-2k-8613.jpg

Viele Grüße

Joachim

Re: ?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Dampfbahn Thomas

Datum: 01.02.15 15:28

Zu Nietenreko's "Sie wurden eigens für die Nebenbahn von Wiesbaden nach Langenschwalbach beschafft, eine der 'prominentesten' Nebenbahnen des Kaiserreichs."
und
"... der Wagenkasten bekam nach dem 1. Weltkrieg, als es Seine und all' die anderen Majestäten nicht mehr gab, das eher profane Aussehen der Einheitsnebenbahnwagen ..."

--> Sind damit von Wiesbaden die Hohen Herrschaften und Majestäten zum Kur-Badeort Langenschwalbach gefahren? (... so wie die Majestäten des bayerischen Königshauses von Gemünden zu ihrer Kur nach Kissingen, heute Bad Kissingen.)
Ist Langenschwalbach der Haupt-Kurort des Hessischen Herrschaftshauses?

Dann müssten diese 'Langenschwalbacher' offensichtlich zur Anfangszeit sehr fortschrittliche und elegante Wagen gewesen sein.
* Fortschrittlich unter anderem durch die Drehgestelle.
* Für die Eleganz fehlen mir Fotos aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
(Ich habe nämlich bisher - wohl durch die Modellbahnindustrie - auch nur den Eindruck 'profaner Einheitsnebenbahnwagen'.)

-Grüße, Dampfbahn-Thomas
ps: Obwohl das etwas außerhalb meines Hauptinteressengebietes liegt (und damit außerhalb meiner bisherigen Bücher- und Unterlagensammlung ;-) sollte ich mir vielleicht doch mal das Buch von Norbert Eifler 'Der Langenschwalbacher' (Eisenbahn Kurier-Verlag 1978) zu Gemüte führen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:02:01:15:30:46.

Ergänzung

geschrieben von: norbert1

Datum: 01.02.15 15:43

Hallo!

Aus dem EK-Heft von Eifler:

Ab 1892 kamen diese Wagen erstmals auf der Aartalbahn zum Einsatz. 1893 wurde ein 1. Klasse-Wagen in Chicago prämiert und besaß besonders aufwendig gestaltete Bühnen (sonst nirgendwo ein anderes Bild gesehen). Das auffällige Dach gab es nur bei der ersten Serie und bei Happag-Lloyd-Wagen der KPEV. Auch wurde eine spezielle T9 (C1') für diese Strecke beschafft.

Eine Neuauflage als Buch wäre schön. Es gibt sehr viele Fotos aus DRG-Zeiten die den Wagen zeigen. Ebenso museal erhaltene Wagen bzw. Bauzugwagen die dokumentiert sind. Dies alles mal zusammengefaßt veranschaulicht, welche Wege die drei Bauformen gegangen sind.

Grüße



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:02:01:15:47:36.
Hallo Thomas, Jörg und Jo,

wie inzwischen ausreichend geklärt, steht der Name dieser besonderen Wagenbauart in
Zusammenhang mit der Strecke Wiesbaden - Langenschwalbach (Langenschwalbacher Bahn
oder auch Aartalbahn) für die sie ursprünglich entwickelt wurden. Es sei hinzugefügt,
dass der Ort Langenschwalbach seit 1927 Bad Schwalbach heißt und schon im 19.Jh ein
beliebter Kurort war.

Dass der Name für alle Unterbauarten bis in die jüngste Zeit weiterverwendet wurde,
liegt sicher daran, dass damit in griffiger Form alle Besonderheiten der "Bauart
Langenschwalbach" - insbesondere die Konstruktion des Fahrwerksrahmens und der Dreh-
gestelle betreffend - kurz und knapp angesprochen waren. Außerdem wurden ja bestimmte
Bezeichnungen auf dem Eisenbahnfahrzeug-Sektor gern lange über den Zeitraum der eigent-
lichen Gültigkeit weiter verwendet (s. preußische P8, T16, T18 usw., bayerische S3/6
- wer spricht schon von BR 18.4-5? - oder sächsische IVK) oder sogar neue Konstruktionen
in ein gewohntes Schema eingepasst (s. württembergische Hz - statt BR 97.4, bayerische
GtL4/5 anstelle BR 98.11 oder sächsische VIIK anstelle 99.71).

Meines Wissens erkennen die "eingefleischten" Langenschwalbacher-Wagernfans ohnehin
nur die Wagen mit der Dachform "umgedrehte Badewanne" als "echte Langenschwalbacher"
an, demzufolge die Wagen einer Zwischenserie (4.Klasse) von 1911/12 mit klassisch hohen
Seitenwänden jedoch Tonnendach, nicht mehr hierunter gerechnet würden. Die Neubauten mit
Wagenkästen nach dem Muster der 2- und 3-achsigen Durchgangwagen (MBl. ab 1905) mit hohem
Tonnendach und Oberlichtaufbau, gebaut 1914-1916, sind zwar noch herkömmlich mit hölzernem
Kastengerippe gebaut, aber im Zugverband nicht mehr auf Anhieb als Langenschwalbacher zu
erkennen. Die Wagen für die Deutsche Reichsbahn (gebaut 1924 und geliefert an die DRG)
sind letztlich Nachbauten der Wagen von 1914-16 mit dem Unterschied, dass das hölzerne
Kastengerippe durch ein solches aus Eisenwinkeln ersetzt wurde und die Oberlichter ent-
fielen (ihre Zahl war mit gerade einmal 28 Wagen, aufgeteilt auf 5 BC4i, 4 C4i, 9 CD4i
und 10 D4i, auch kaum von Bedeutung).

Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Wagen dieser Bauart bereits vor dem 1 Weltkrieg
auch auf anderen Strecken der Preußisch(-Hessischen) Staatsbahnen eingesetzt und für diese
beschafft wurden: m.W. waren die Wagen bei den Direktionen Saarbrücken (-> Trier), Mainz,
Frankfurt, Köln, Cassel, Magdeburg (-> Hannover), Erfurt und wohl auch Breslau vorhanden,
die allesamt über Strecken im Mittelgebirge mit engen Gleisbögen in Verbindung mit größeren
Steigungen verfügten, für die diese Wagen auf Grund der Drehgestelle besser geeignet waren
(laufruhiger und verschleißärmer sowie deshalb mit geringerem Laufwiderstand).


Herzliche Grüße
Preußen-Klaus

Re: ?? Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Dampfbahn Thomas

Datum: 01.02.15 15:52

Hallo liebe HiForisti,

Zwei sehr schöne Bellingrodt-Fotos zeigen übrigens die alten 'Langenschwalbacher' mit Oberlichtaufsatz:

'86 004 bei Wittlich':
[www.eisenbahnstiftung.de]
"86 004 mit P 3323 nach Daun in der Eifel kurz hinter Wittlich. Außerordentlich selten ist die hier festgehaltene Zusammenstellung des Zuges komplett aus Langenschwalbacher Wagen der Lieferjahre 1914 bis 1916, bestehend aus je einem PwPost4i Pr14, BC4i Pr14, CC4itr Pr14 und Citr4itr Pr15. Die 86er scheint auch nicht mehr über die ursprünglich eingebaute Gegendruckbremse zu verfügen, was sonst an einem dickeren Schornstein zu erkennen wäre, da der Schalldämpfer an der Rückseite mit in den Schornsteinkörper integriert war. (23.05.1937) Foto: RVM-Filmstelle Berlin". Eisenbahnstiftung.de

'86 004 in Daun':
[www.eisenbahnstiftung.de]
"86 004 mit P 3320 nach Wittlich vor der Stadtkulisse in Daun/Eifel. Der Zug befindet sich auf dem heute stillgelegten Streckenteil nach Wittlich/Bernkastel-Kues, der von der Eifelquerbahn Gerolstein - Daun - Mayen abzweigte. Auf der Trasse verläuft heute der Maare-Mosel-Radweg. (23.05.1937) Foto: DLA Darmstadt". Eisenbahnstiftung.de

-Grüße, Dampfbahn-Thomas
ps: Hier nur über Link erreichbar, da natürlich das Copyright der Eisenbahnstiftung zu beachten ist.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:02:01:15:54:02.

Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 01.02.15 18:42

Wiesbaden und Langenschwalbach waren mondäne Kurorte zur Kaiserzeit, Langenschwalbach genoss sogar Weltruf. Höchste und Allerhöchste Herrschaften gaben sich hier Sommers über die Klinke in die Hand, wovon zumindest im Wiesbaden die Bebauung noch vielfältiges Zeugnis ablegt. Bad Schwalbach ist da leider nicht mal mehr der Schatten seiner selbst.

Es gibt die schöne Anekdote (Quelle habe ich leider noch nicht wiedergefunden), nach der die Kaiserin von Österreich beabsichtigte, nach Langenschwalbach zur Kur zu fahren, wovon aber die Köngliche Preußische & Großherzoglich Hessische Eisenbahndirektion Mainz nicht sehr erbaut war, da es einen in jeder Hinsicht gewaltigen Aufwand bedeutet hätte, den Sonderzug der Kaiserin über den Taunus zu wuchten. So redete sie sich damit heraus, daß die Gleise in Langenschwalbach nicht lang genug seien, um den Zug abzustellen, was wiederum den Bahnhofsvorsteher von Langenschwalbach sehr in seiner Ehre kränkte. Er maß eigenhändig den Bahnof aus und teilte der ED Mainz in geharnischten Worten mit, daß der Bahnof sehr wohl lang genug sei, um den kompletten Hofzug Ihrer Majestät grenzeichenfrei abzustellen.

Genützt hat es nichts, denn Sisi reiste bekanntlich nach Bad Nauheim und von da aus nach Genf, wo ja ihr Leben tragisch endete.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: 60plus

Datum: 01.02.15 20:51

Eine kleine Korrektur zum off topic Thema Sissi: 1897 weilte sie, ein Jahr vor ihrem Tod, unter dem Pseudonym Gräfin Hohenembs zu einem Kuraufenthalt in Langenschwalbach.
Mit Hobbygrüßen aus dem Untertaunus
Rainer

Re: Begriff 'Langenschwalbacher'

geschrieben von: Professor

Datum: 01.02.15 22:06

Ein Langenschwalbacher - zumindest was davon noch übrig war - als Waschwagen 990 822 in einem Bauzug im Bf Treibach-Althofen (A) eingereiht; Aufnahme vom 06.08.1981:

http://fs1.directupload.net/images/150201/dix2qmpn.jpg

..... exakt war das einmal ein PwPost4ipr11 ..... (o.w.T)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 02.02.15 10:46

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Viele Eisenbahnfans bekommen keine midlifecrises,
weil sie nie aus dem Status der Pubertät herauskommen. Deutliches Merkmal: Das Spielen mit Spielzeugbahnen im Mannesalter.

Nassau, nicht Hessen

geschrieben von: Lahnbahn

Datum: 02.02.15 23:58

Dampfbahn Thomas schrieb:
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> --> Sind damit von Wiesbaden die Hohen
> Herrschaften und Majestäten zum Kur-Badeort
> Langenschwalbach gefahren? (... so wie die
> Majestäten des bayerischen Königshauses von
> Gemünden zu ihrer Kur nach Kissingen, heute Bad
> Kissingen.)
> Ist Langenschwalbach der Haupt-Kurort des
> Hessischen Herrschaftshauses?

Langenschwalbach (Bad Schwalbach) gehörte nicht zu Hessen, sondern zum Herzogtum Nassau; mit diesem kam es 1866, also noch vor dem Bahnbau, zum Königreich Preußen. Zu Hessen kam der Untertaunus erst 1945. Wichtigste Kurorte in diesem Teil Preußens waren aber eher (Bad) Ems, Wiesbaden und (Bad) Homburg vor der Höhe.

http://www.lahnbahn.de

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