Nach vielen Monaten, in denen andere Prioritäten im Vordergrund standen, will ich heute mal wieder einen Beitrag im HiFo platzieren.
Die Aufnahmen, die ich zeige, hat mein verstorbener Bruder 1966 in Bremen und Minden aufgenommen. Es sind schöne Motive, die Negative aber weisen erhebliche Schäden auf, deren Auswirkungen ich durch digitale Nachbearbeitung zu mindern versucht habe. Der Beitrag steht hier im HiFo, weil für mich die Motive im Vordergrund stehen. Gern soll aber auch eine Diskussion um die Grenzen von Bearbeitung, Reparatur und Manipulation geführt werden. Dazu zeige ich auch den Zustand vor der Bearbeitung.
Durch welche scharfen Gegenstände die Negative beschädigt wurden, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist dies schon sehr früh passiert. An einigen Stellen ist die lichtempfindliche Schicht abgelöst und teilweise auf andere Negativbereiche umgeklappt.
Da es in drei der vier Fälle Bilder von ähnlichen Motiven gab, habe ich an einigen Stellen über kopierte Bereiche aus diesen anderen Bildern die Reparartur bewerkstelligt. Im Falle des BOE VT 163 habe ich aus einem Bild von Dr. Rolf Löttgers kleine Teile kopiert, um den Bereich der Frontfenster vernünftig hinzukriegen – ich hoffe der Bildurheber der Reparaturelemente sieht es mir nach.
Das erste Motiv zeigt die 89 7538 in Bremen am 16., August 1966 (1. Bild bearbeitet, 2. Bild Urzustand). Mit Hilfe des Bildes aus der Gegenperspektive (3. Bild) wurden Glocke und drittes Spitzenlicht bearbeitet. Der Oberleitungsmast hinter der Lok musste dran glauben, da er nicht reparaturfähig war. Dazu wurde der Schornstein freigestellt, das Gebäude im Hintergrund ergänzt und die Oberleitung "vervollständigt" - die Oberleitungs-Spezialisten mögen die nicht korrekte "Bauart" verzeihen.
Das zweite Motiv vom gleichen Tag zeigt die Abfahrt der 01 1065 mit dem 3322 nach Münster am späten Vormittag. Der Zug wird in Diepholz und Osnabrück jeweils gut 20 Minuten auf die Weiterfahrt warten und nach knapp vier Stunden sein Ziel erreicht haben – Reisegeschwindigkeit knapp 45 km/h. Also keine Paradeleistung für den Edelrenner, auch wenn es keine der ölgefeuerten Loks ist.
Die Negativschäden im Gleisbereich, bei der Halle und der Oberleitung lassen sich mit geringem Aufwand bereinigen. Der Kratzer quer über die Rauchkammer inklusive Lokschild bedurfte der Zuhilfenahme eines vergößerten Ausschnittes eines Bildes der gleichen Lok am gleichen Tag im Bw Bremen, wo sie neben 01 098 und etlichen E-Loks auf ihren Einsatz wartet.
Das dritte Motiv war die härteste Herausforderung, da beim BOE VT sowohl zentrale Bereiche der Fronfenster als auch die Bahnsteig- und Gleissituation hinter dem Triebwagen erheblich in Mitleidenschaft gezogen waren. Die Bearbeitung des Bildes hat einige Stunden gekostet und die Hintergrundsituation ist nicht gerade schön ausgefallen...
Zu sehen ist der BOE VT 163 mit den beiden Beiwagen VB 823 und VB 822 mit dem nachmittäglichen 4109 nach Bremervörde Süd. Der gut frequentierte Zug verlässt Bremen kurz vor halb fünf und erreicht nach einer Stunde und vierzig Minuten das knapp siebzig Kilometer entfernte Bremervörde. Die Reisegeschwindigkeit braucht sich mit etwa 40 km/h vor der des von 01 1065 geführten Zuges nicht zu verstecken.
Für das letzte Motiv wechsen wir nach Minden, wo am 2. September 1966 neben der gezeigten 18 323 auch 18 505 und 45 010 bei bestem Licht fotgrafiert werden konnten. Glücklicher Weise gibt es zu dem beschädigten Negativ der 18 323 ein weiteres unbeschädigtes, welches mit kleinsten Ausschnitten für die Reparatur genutzt wurde. Links hinter dem Tender ist übrigens der Tender der 18 505 zu erkennen.
So weit für heute mit einem vielleicht etwas ungewöhnlichen Beitrag – ich bin gespannt auf die Reaktionen und freue mich auch auf eine Diskussion des Für und Wider solcher Eingriffe.
Viele Grüße aus dem Norden
Dietrich
[
www.db-bahnarchiv.de] – Stationierungsverzeichnis aller DB-Triebfahrzeuge 1968 bis 1993.
Nachbearbeitet am 13.12.2020 mit Erneuerung der Bildlinks
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:12:14:10:13:40.