Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
in Duisburg wurde ja stellwerksmäßig in den letzten Jahren radikal aufgeräumt. Ein Großteil der Bahnanlagen wurde aufgegeben, z.B. Duisburg-Wedau oder auch der Güterbahnhof Duisburg-Hbf, und die dort verbliebenen Gleisanlagen werden mit EStw-Technik bedient. Übrig blieb bis vor kurzem nur noch Duisburg-Hbf, wo der Betrieb von dem alten Dr-Stellwerk "Dhf" aus abgewickelt wurde. Im Laufe des September wurde nun auch "Dhf" in mehreren Abschnitten außer Betrieb genommen und ebenfalls durch ein EStw ersetzt.
Vor 20 Jahren habe ich Duisburg mehrere Male besucht und konnte im Hauptbahnhof die wichtigsten Stellwerke besuchen. Dabei sind die Fotos für diesen Beitrag entstanden.
Hier erstmal eine schematische Übersicht über die Lage der Betriebsstellen in Duisburg:
und ein Lageplan von Haupt- und Güterbahnhof:
Was sieht man da alles:
Links oben die Strecke von und nach Krefeld mit der Abzw Duisburg-Hochfeld-Süd. Da stoßen von oben drei Gleise von und nach dem Gbf auf die Streckengleise, nach unten geht es auf 2 Gz-Gleisen von und nach dem Güterbahnhof Duisburg-Hochfeld-Süd.
Unten links die 5 Gleise von und nach Duisburg-Großenbaum: 2 Ferngleise, 2 S-Bahngleise und ein Gz-Gleis.
Weiter rechts dann die Anlagen des Gbf mit den Rangierstellwerken "Stw 1" und "Stw 2". Von unten kommen die 1-gleisige Gz-Strecke und daneben die 1-gleisige Pz-Strecke von und nach Duisburg-Hochfeld-Süd.
Weiter rechts dann im Gbf das Stellwerk "Dbm" mit dem Ablaufberg, darunter die Pz-Abstellgleise mit Stw 3.
Weiter rechts im Pbf unten das Stellwerk "Dhf" und die Bahnsteiggleise, oben das Stellwerk 6.
Nach rechts verlassen 7 Gleise den Plan in Richtung Abzw Kaiserberg: 2 Ferngleise von und nach Essen, 2 S-Bahngleise von und nach Essen, 2 Gleise von und nach Oberhausen und ein Gz-Gleis von und nach dem Bbf Sigle.
Nicht mit auf dem Plan ist die eingleisige Gz-Strecke von und nach Duisburg-Hochfeld-Nord, die etwas abseits auf der Westseite bei Stellwerk "Dbw" einmündete.
Der Betrieb auf diesen doch recht verwickelten Bereich wurde maßgeblich von "Dhf" im Personenbahnhof gesteuert.
Das Stellwerk "Dhf":
Die Stelltafel auf "Dhf":
Die Stelltafel im Detail:
Dazu ein paar Erläuterungen:
Auf der linken Seite etwas dunkler die ferngesteuerte Abzw Kaiserberg.
Von oben das Ferngleis, darunter das S-Bahn-Gleis nach Mülheim-Styrum.
Darunter das S-Bahn-Gleis von Mülheim-Styrum, darunter das Ferngleis, das in beiden Richtungen befahrbar ist. Damit konnten Güterzüge von Duisburg-Gbf nach Mülheim-Styrum fahren. Anders konnte man die Gz-Gleise dort nicht erreichen.
Rechts unten dann die beiden Gleise von und nach Oberhausen, da folgt als nächste Betriebsstelle die Abzw Kolkmannshof.
Weiter nach rechts dann unterhalb der 3 Einfahrsignale das Gz-Gleis. Die Weiche dort gehörte zum Bbf Sigle und zum Stellbereich von Stellwerk "Maf" der Abzw Mathilde in Oberhausen. Auf dem Gleis geht es rechts weiter von und nach Duisburg-Gbf in den Bereich von Stw 6.
In der Mitte dann die Bahnsteiggleise von Duisburg-Hbf. Da sieht man dann noch 2 Verbindungsgleise (797, 798) von und nach Stw 6.
Weiter nach rechts im hellgrünen Bereich ein Verbindungsgleis nach dem Bezirk von "Dbm".
Darüber das eingleisige Pz-Gleis von und nach Duisburg-Hochfeld und weiter nach Duisburg-Wedau.
Darüber das Ferngleis und darüber die S-Bahn nach Duisburg-Großenbaum, darüber die beiden Gleise von und nach Krefeld und oben S-Bahn und Fernbahn von Duisburg-Großenbaum.
Oben rechts etwas dunkler dann der ferngesteuerte Bahnhof Duisburg-Großenbaum. Da kommt von unten noch eine Gz-Strecke von und nach Dusiburg-Gbf an.
Ganz rechts dann die Fern- und S-Bahngleise von und nach Düsseldorf.
Rechts unten zum Schluß noch die ferngestellte Abzw Duisburg-Hochfeld. Da mündet die 2 Gz-Gleise von und nach Duisburg-Hochfeld-Süd ein und unten drei Verbindungsgleise zum Gbf.
Ich hoffe, ich habe alles erwischt.
"Dhf" war keine reine Sp-DrS60-Anlage. In Betrieb ging "Dhf" 1962 als Sp-DrS59-Anlage nur für den westlichen Bahnhofskopf. Das ist auf der Stelltafel der hellgrüne Bereich. Der Ostkopf wurde später in Sp-DrS60-Technik ausgebaut und dann auch von "Dhf" aus bedient, dabei wurde dann wohl auch die Stelltafel eingebaut. Da kann man an der Stelltafel noch die Teilfahrstraßentasten mitten in den Bahnsteiggleisen erkennen, mit denen die Zug- und Rangierstraßen zwischen den beiden Stellbezirken eingestellt wurden. Bei der Bedienung über das Nummernstellpult spielten diese Teilfahrstraßen keine Rolle, aber bei der Bedienung direkt an der Tafel musste mit diesen Teilfahrstraßentasten gearbeitet werden.
Ein paar Fragen ins Forum: welche Stellwerke waren vor der Umstellung auf SpDrS60 für den Ostkopf zuständig und wann erfolgte der Umbau? Gibt es da vielleicht noch Fotos?
Ausfahrsignal P3 auf der Westseite mit Geschwindigkeits- und Richtungsanzeiger (D für Düsseldorf) sowie dem Abfahrauftrag:
Hier waren entsprechend der Sp-DrS59-Technik noch Signale mit der älteren Ausführung des Signalschirms anzutreffen. Im Hintergrund sieht man noch die Formsignale aus dem Bereich des Güterbahnhofs.
Dort stand das Fahrdienstleiterstellwerk "Dbm":
Das Hebelwerk auf "Dbm":
und die Nahaufnahmen:
Das Stellpult mit der Dr-Anpassung für die in den Gbf einmündenden Strecken von und nach Sigle, Großenbaum, Wedau und Hochfeld:
Der Güterbahnhof war damals noch Güterzugknotenpunkt mit eigener Zugbildung und einem täglichen Aufkommen von 600 bis 800 Wagen. Von den beiden Ablaufbergen wurde einer direkt von "Dbm" aus bedient. Die Stellbezirke von "Dhf" und "Dbm" berührten sich unmittelbar und deshalb lagen einige Weichen unter gegenseitigem Verschluß, um bei Zufahrten den Flankenschutz herzustellen. Es gab auch Personenzugfahrten vom Pbf über den Gbf nach Großenbaum. Dabei musste natürlich "Dbm" mitwirken. Dafür gab es den roten Hebel "Zustimmungsabgabe Dhf G". Da wurde dann über Gleis 557 in den Bezirk von "Dbw gefahren und von dort weiter nach Großenbaum. Die Züge tauchten dann auf dem Gleis 323 wieder
auf.
Auf der Ostseite des Güterbahnhof befand sich das Stellwerk 6:
Hier befand sich ein elektromechanisches Vierreihenhebelwerk:
Bei Stw 6 mündete die eingleisige Gz-Strecke von und nach dem Betriebsbahnhof Sigle ein. Die Nahaufnahmen vom Hebelwerk:
Bei Stw 6 gab es auch noch ein Verbindungsgleis in den Bezirk von "Dhf". Da konnten Gz von Abzw Kaiserberg über die Pz-Gleise in den Gbf einfahren. Dabei gab dann "Dbm" den Befehl zur Zustimmungsabgabe an Stw 6, dass seine Zustimmung dann an "Dhf" gab, das dann die Fahrstraßen einstellen konnte. Das kann man alles anhand der Hebel und des Planes nachvollziehen.
Das Stellwerk wurde bei einem Unfall im Jahre 1992 [
www.drehscheibe-online.de] beschädigt. Da kann man noch die Ausbesserungen am Mauerwerk an der rechten Seite erkennen.
Die weiteren Stellwerke Stw 1, 2, und 3 waren Rangierstellwerke, die ich damals nicht besucht habe.
Der Güterbahnhof und seine Stellwerke wurden im Laufe des Jahres 2000 außer Betrieb genommen.
Und wie immer freue ich mich auf eure Ergänzungen, Korrekturen, Fotos usw.
Gruß von Kay!