Die elektrischen Lokomotiven der Mariazellerbahn hiessen ursprünglich E 1 bis E 16. Damals gehörten sie den Niederösterreichischen Landesbahnen NÖLB. Zur Zeit des Anschlusses erhielten sie von der Reichsbahn die naheliegende Bezeichnung E 99. Nach dem Krieg wurden sie von den ÖBB als Reihe 1099 geführt, mit zweistelligen Ordnungsziffern 01 bis 16. Die Einführung der Computernummern ab 1985 brachte eine zusätzliche Null und den Ersatz der schönen Metallnummmern durch schnöde, etwas überdimensionierte Klebeziffern. Nicht so bei ÖBB 1099.002 ex 1099.02 ex DR E 99.02 ex NÖLB E 2. Erste Begegnung mit 1099.02 bei diesigem Wetter in Mariazell, im Juli 1979. Soeben ist sie mit Zug 6805 aus St. Pölten in Mariazell auf Gleis 4 angekommen. Auf Gleis 2 stehen die mit Holzbalken beladenen, dreiachsigen Wagen eines Güterzuges aus Gusswerk.


Etwas später am Tag steht 1099.02 vor dem abfahrbereiten E 968 „Ötscherland“, einem stilrein braunen Zug mit drei Wagen 2. Klasse, dem Wagen 1. und 2. Klasse, welcher den drei besten Zugspaaren vorbehalten war, einem Wagen 2. Klasse mit Gepäckabteil und einem Post- oder Stückgutwagen. 1099.12 hat den nur aus einem Wagen 2. Klasse mit Gepäckabteil bestehenden Zug 6838 aus Gusswerk nach Mariazell gebracht. Den wenigen Passagieren aus Gusswerk bleiben laut Fahrplan 11 Minuten zum Umsteigen auf den Eilzug „Ötscherland“, der mit 1099.02 bespannt ist.




Porträt von 1099.02 im klassischen Betriebszustand der frühen Achtziger Jahre.


Im „Ötscherland“ leiste ich mir eine Fahrt 1. Klasse nach St. Pölten Alpenbahnhof. Genau im richtigen Moment reissen die Wolken auf, und kurz vor Sonnenuntergang gelingt noch diese Aufnahme der nach St. Pölten Hbf ausfahrenden 1099.02.


Einige Jahre später trägt die einstige 1099.02 als 1099.002-6 nicht die befürchteten grossen, grauslich runden Klebeziffern, sondern erhabene Metallziffern in ausgesprochen gediegener Ausführung, hier solo in Ober Grafendorf.


Wer hat sich die Kompetenz genommen, für diese Lok so speziell schöne Computernummern anfertigen zu lassen, der Chef der Lehrwerkstätte?
Edit: Antwort siehe Posting von Woife, danke!


Der Lokführer der aus Kilb mit nur einem Personenwagen als Zug 6862 angekommenen 2091.04 bewundert das schöne Teil.
Edit: Michael weist darauf hin, dass Zug 6862 nur an Schultagen fuhr, ich war aber im Juli dort, also muss es sich um einen anderen Zug handeln, der mit 2091 geführt und bis Ober Grafendorf limitiert war. Da komme ich mit dem Kursbuch 1986 nicht weiter.


Wenig später zieht 1099.003 mit E 961 „Ötscherland“ auf der Bergfahrt nach Mariazell an 1099.002 vorbei.
Edit: Wie im separaten Beitrag über 1099.003 zu erkennen ist, hielt der Zug nur mit den ersten drei Wagen an der Bahnsteigkante, die hinteren drei waren abgeschlossen oder für eine Gruppe reserviert. Laut Michael muss es sich um einen anderen Zug als E 961 handeln




Erst am nächsten Tag erlebe ich 1099.002 in Betrieb. In St. Pölten Alpenbahnhof hat sie die Komposition für Zug 6805 bereitgestellt.




Zug 6805 führt keine 1. Klasse.




Im Schrittempo setzt 1099.002 ihren Zug zurück bis zum Ausfahrsignal Richtung St. Pölten Hbf.


Kaum wechselt das Lichtsignal auf Grün, beschleunigt die Lok ihren Zug rückwärts nach St. Pölten Hbf.




Nach einem rasanten Spurt gelingt noch dieses Bild der schiebenden 1099.002. Rechts die Normalspurgleise der Strecke nach Traisen.


In der gleichen Woche schiebt 1099.002 Zug 6819 in den St. Pölten Hbf ein.






Was wohl im Metallkoffer transportiert wird?


1099.002 fährt mit bergwärts fahrendem Zug in Ober Grafendorf ein. Edit: Der hinterste Wagen könnte ein Kurswagen zur Krumpen sein, der hier abgehängt wird.




Auf Bergfahrt im Pielachtal, Juli 1991. Könnte das unterhalb des Bahnhofes Rabenstein sein?




Bei der Haltestelle Schwerbach


Noch in der gleichen Woche verfolge ich 1099.002 mit einem talwärts fahrenden Zug. Ausfahrt aus Laubenbachmühle (nicht Kirchberg an der Pielach, danke Woife!)




Die Pension „Elisabeth“ beim Bahnhof Frankenfels hat soeben eine neue Zufahrt erhalten.


Hier in Loich:






bei der Grassermühle, oberhalb von Frankenfels


unbekannte Fotostelle


Edit: zwischen Mainburg und Hofstetten, lokalisiert von Michael




Edit: Orts- wie auch Textkorrekturen dank Woife, Ludger und Michael

Hier ist das aktualisierte Verzeichnis meiner bisherigen Beiträge
[www.drehscheibe-online.de]

Gruss Werner



18-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:04:19:15:12:18.

Hallo Werner!
Herzlichen Dank für die sehr schönen Aufnahmen der Mariazellerbahn. Eine kleine Anmerkung habe ich allerdings: Die Österreicher legen großen Wert darauf, daß die "Österreichischen Bundesbahnen" und "Niederösterreichischen Landesbahnen" in der Mehrzahl genannt werden.
Viele Grüße
Ludger

Hallo,

sehr schöner Bilderbogen über die 1099 002.

Ich füge mal ein Bild von ihr aus Rabenstein am Einfahrsignal mit R6836 vom 09.07.93 bei. Am Berghang links oben erkennt man die Burg Rabenstein bzw. einen Teil von ihr (leider nur ein Papierscan):

Hej Werner,


merci für Dein Bilderfeuerwerk von der l099.02. Da sind ein paar richtige Gustostückerln dabei, wie zum Beispiel das alte

Aufnahmegebäude in der Loich. Feine Sache!


zwei Bemerkungen zu den Aufnahmeorten:

- Die Ausfahrt Kirchberg ist eigentlich die Ausfahrt aus der Laube (Laubenbachmühle) Richtung StP

- die beiden letzten Aufnahmen sind am Bauernhof zwischen Mainburg und Hofstetten entstanden; der Zug fährt Richtung StP


Die Loknummernschilder mit den Messingziffern hat seinerzeit der Planlokführer der l099.02, Erich Dürnecker, angefertigt

oder anfertigen lassen. Er wollte seine Lok nicht mit den Pickerlziffern verschandeln lassen. Später hat er ihr dann auch

noch Messingflügelräder spendiert; sie hat dann danach da drin "die Goldene" geheißen. Die Umstellung auf UIC-Nummern hat

übrigens erst 1985/1986 stattgefunden, nicht schon 1980.


Von den ÖBB-Bildsymbolen sind die l099er relativ lange verschont geblieben - bis Anfang 1978 haben sie alle noch ihre

Flügelräder drangehabt.


Ha det bra!


Woife

Servus Werner,

ein wie gewohnt sehr schöner Beitrag von Dir.

Einzig die genannten Zugnummern und der Sommer 1991 passen nicht zusammen. Der Ötscherland fuhr damals als E 1961-1968, der R 6870 war ein an Sonntagen geführter SEV Bus zwischen Gresten und Wieselburg und der 6853 ein Regionalzug von Ober Grafendorf nach Ruprechtshofen, der aber nicht in St. Pölten zu sehen war.

Die Garnitur hinter der 1099 003 ist für den Ötscherland auch recht ungewöhnlich und bei jener mit der 002 in Ober Grafendorf scheint am Zugende noch der Kurswagen auf die Krumpe zu hängen, das gabs 1991 auch nicht mehr (letztmal im Fahrplan 1988/89)?

Im Sommer 1978 nannte sich der Zug aus Gußwerk P 6838 und Übergangszeit auf den E 968 waren kurze 2 Minuten. Da war man beim Abhängen der 1099 wohl sehr flott.





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:04:17:09:19:28.

Vielen Dank!
Ich hab jetzt keinen Fahrplan bei der Hand, aber es gab einen nachmittäglichen Postwagen von Mariazell nach St. Pölten - gut möglich, dass der mit dem Ötscherland lief.
Ein zweiter Postkurs kam übrigens aus Gresten.

Hallo Werner,

wieder ein wunderschöner Beitrag von Dir! Besonders die Streckenaufnahmen haben es mir angetan, da ich erstmalig die Strecke am 1.3.1985 mit dem Zug abgefahren bin und deshalb keine Streckenaufnahmen möglich waren.

Bei dieser Fahrt habe ich auch die ÖBB 1099.02 vor einem artreinen Güterzug in Mariazell aufnehmen können:

ÖBB 1099.02 Mariazell 1.3.1985


Vielen Dank fürs Einstellen!

Ich wünsche ein frohes Osterfest.

Gruß
Detlef

Danke für die schönen aufnahmen!

Für was dienen eigentlich die "querbügel" in der oberschere der stromabnehmer? Nur aussteifung oder sollen die ... eiszapfen abräumen, bevor sie die schleifleisten beschädigen?

Hallo Werner,
danke für den Beitrag mit sehr guten Bildern!
Die Schilder sind sicher sehr schön,aber auch schlecht lesbar.
Ok,es war wohl die Einzige;jeder wusste,was da kommt.
Frohe Ostern wünsche ich Dir!
Olaf

tbk schrieb:
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> Danke für die schönen aufnahmen!
>
> Für was dienen eigentlich die "querbügel" in der
> oberschere der stromabnehmer? Nur aussteifung oder
> sollen die ... eiszapfen abräumen, bevor sie die
> schleifleisten beschädigen?


M.W. ist letzteres der Grund -> die ''Querbügel' dienten wohl als winterliche Eiskratzer in den Tunnels, wo die Fahrleitung teilw. sehr tief hängt.
-> auch die modernen Einholm-Pantos der ET 4090 und sogar der neuen ET 1-9 haben solche Vorrichtungen ;-)

MfG

Hallo Michael

Druckfehler: Deinen sehr sorgfältigen Bemerkungen bin ich nachgegangen. Dabei habe ich Folgendes festgestellt. Die Angaben zu den älteren Bildern habe ich aus dem Sommer-Kursbuch 1979. Auch Bilder stammen von 1979, nicht von 1978, das war der erste Druckfehler, der zweite betrifft die Zugnummer P 6838. Beides habe ich dank dir korrigieren können. Zusätzlich habe ich aber noch die Bildreihenfolge richtiggestellt und den Text angepasst, nach einem Blick auf die Negativstreifen.

Falsches Kursbuch: Wenn ich Bilder von 1991 beschreibe, sollte ich natürlich auch das richtige Kursbuch zur Hand nehmen. War wohl etwas spät gestern...

Was mich wirklich irritiert hat, ist dein Hinweis auf den Krumpen-Kurswagen, der 1991 ganz sicher nicht mehr im Eilzug mitfuhr. Meine Aufzeichnungen sind im Vergleich zu dem, was andere HiFo-Autoren bieten, leider sehr rudimentär. Das kann ich nicht mehr ändern. Eine Rechnung für mehrere Übernachtungen in Wieselburg an der Erlauf beweist, dass ich Ende Juli 1986 für eine ganze Woche in der Gegend war, in erster Linie natürlich für die Rollwagenzüge nach Gresten. In dieser Zeit habe ich aber sicher auch den einen oder anderen Abstecher an die Mariazeller Bahn gemacht, welche ich erst im Juli 1991 wirklich ausführlich besucht habe. Für die nächsten Beiträge versuche ich nun, die verschiedenen Reisen besser auseinanderzuhalten. Hoffentlich schaffe ich das.
Gruss Werner

Hallo,

der Postwagen dürfte nicht mit dem Ötscherland gefahren sein. Nach meiner Erinnerung wurde in Ober Grafendorf der Postwagen von der Krumpe in den Zug eingestellt, der mit dem 6852 kam. Somit ist der R6808 aus Mariazell wahrscheinlicher.

Der Krumpe-Postwagen kam übrigens nicht aus Gresten, sondern nur aus Ruprechtshofen (auch wenn der Zug laut Kursbuch aus Gresten kam).
Der Postverkehr auf dem westlichen Teil der Krumpe lief über Wieselburg und es wurde das normale Packabteil der Personenwagen hierfür verwendet. Ein eigener Postwagen ist hier - zumindest in den 80-er Jahren - nicht verwendet worden.

Grüße
Michael

... mit der Messing-Computernummer it mir die Lok im Winter Anfang 1988 in Mariazell vor die Linse gekommen - gerade wird auch der große Schneepflug umgehängt.

Grüße
Michael