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Kurzmeldungen BD Hamburg 1934 (nur Text)

geschrieben von: Alberto

Datum: 26.12.13 11:23

Hallo allerseits,

nun folgen 21 Kurzmeldungen des Jahres 1934. Der Präsident der Eisenbahndirektion Altona heißt David Lochte (* 1871, † 19??), der Reichsverkehrsminister Paul Freiherr Eltz von Rübenach (parteilos, * 1875, † 1943).



26. Januar
• Am Mittwochvormittag geriet ein leerer Milchwagen bei Kolkerheide, der von dem Tagelöhner Predel gelenkt wurde, auf einem ungeschützten Bahnübergang im Nebel unter den Personenzug. Predel hatte das Warnungssignal der Lokomotive wohl gehört, konnte aber infolge der Unsichtigkeit den Zug nicht sehen und glaubte auch nicht, daß er sich bereits am Bahnübergang befand. Der Wagen wurde von dem Zuge völlig zertrümmert. Predel erlitt einen Bruch des Unterarms, während die Pferde unverletzt blieben.

1. Februar
• Auf dem Gleisnetz der Lederwerke Adler & Oppenheimer in Neumünster ereignete sich ein schwerer Unfall. Ein Rangierer geriet zwischen zwei ins Rollen geratene Wagen und eine Lokomotive und wurde überfahren. Von den Rädern wurde ihm das rechte Bein zermalmt; kurz nach Einlieferung ins Krankenhaus erlag er seiner schweren Verletzung.

22. Februar
• Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft hat beschlossen, die Hauptbahnstrecken Wesermünde–Bremen und Bremen–Hamburg in allernächster Zeit für die Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometer einzurichten. Der Plan des Ausbaues der Eisenbahnlinie Wesermünde–Bremervörde–Hamburg mußte wegen zu großer Kosten abgelehnt werden. Sobald der erste Plan verwirklicht ist, wird die Reichsbahn auch für den Personenverkehr auf der Strecke Wesermünde–Bremervörde–Hamburg durch Einstellung von schnellfahrenden Triebwagen eine bedeutende Verbesserung schaffen.

2. März
• Jm festlich ausgeschmückten großen Saal des Hauses der Jugend in Altona fand am Donnerstagmittag die Feier des 50jährigen Bestehens der Reichsbahndirektion Altona unter großer Beteiligung statt.

8. März
• Jn der vergangenen Nacht entgleisten in Plön mehrere mit Vieh beladene Eisenbahnwagen. Die Fahrgäste des D-Zuges aus Richtung Berlin konnten erst mit zweistündiger Verspätung ihre Reise nach Kiel fortsetzen.

11. April
• Ein Lokomotivheizer wollte in Raisdorf einen Schaden seiner Maschine ausbessern. Beim Hinuntersteigen von der Lokomotive fiel er so unglücklich auf die Eisenbahnschienen und zog sich am Kopf starke Verletzungen zu. Besinnungslos wurde er von seinen Kameraden in den Packwagen gebracht. Der Bahnhof forderte von der nächsten Haltestelle des Güterzuges, Bahnhof Elmschenhagen, einen Arzt an, der den Verletzten verband und ihn in seine Wohnung nach Kiel brachte.

17. April
• Beim Rangieren eines Güterzuges auf dem Kreisbahnhof Friedrichstadt stieß der letzte Wagen beim Rückwärtsfahren so heftig gegen das Bahnhofsgebäude, daß die Mauer bei der Schreibstube eingedrückt wurde und ein großes Loch aufwies.

22. April
• Der Schnelltriebzug, den die Lübeck-Büchener-Eisenbahn vom 15. Mai ab zwischen Lübeck und Hamburg mehrmals täglich verkehren lassen wird, wurde bei einer der jetzt häufiger stattfindenden Erprobungsfahrten dem Aufsichtsrat der Eisenbahnverwaltung vorgeführt. Bei der Fahrt, die von Lübeck nach Travemünde und von dort nach Hamburg führte, legte der Schnelltriebzug in 49 Minuten die Strecke Lübeck–Hamburg zurück. An dieser Fahrt nahmen auf Veranlassung der Direktion sämtliche Arbeiter teil, die den Schnelltriebzug in der Hauptwerkstatt der Lübeck-Büchener Eisenbahn betreuen.

24. April
• O.T.: Am 1. Mai tritt der Sommer-Flugplan der Deutschen Lufthansa in Kraft, der für Kiel einige erfreuliche Verbesserungen im Flugverkehr bringt. Die Linie Kiel–Hamburg, die bisher nur während der Sommermonate beflogen wurde, soll erstmalig auch in den Wintermonaten in Betrieb gehalten werden. Besonders erfreulich ist die Einrichtung einer direkten Verbindung Kiel–Berlin–Kiel, die vom 15. Juni ab täglich beflogen wird. Diese Linie wurde mit Rücksicht auf die Kieler Woche geschaffen und gestattet eine schnelle Verbindung von Kiel mit der Reichshauptstadt in 1 Stunde und 50 Minuten.
• Vom Pech verfolgt waren die Reisenden des Kleinbahnzuges von Kappeln nach Eckernförde. Als kurz hinter Ellenberg die Lokomotive aus den Schienen sprang, begaben sich die Reisenden zum Kleinbahnzug nach Schleswig, einem Triebwagen. Doch auch dieser erlitt eine Motorpanne bei Scheggerott und konnte nicht so rechtzeitig nach Süderbrarup gelangen, um den Zug nach Kiel noch zu erreichen. Vollends verärgert mögen die Reisenden gewesen sein, als sie erfuhren, daß der Eckernförder Kleinbahnzug, der mit einiger Verspätung in Eckernförde eintraf, doch noch den Anschluß nach Kiel erreicht hatte.

2. Mai
• Von einer Windhose schwer heimgesucht wurde das Dach der Güterabfertigung Bad St. Peter-Süd. Von Südosten kommend, fuhr die Windhose unter das Dach des Güterschuppens und hob dasselbe etwa 50 Zentimeter aus dem Zapfen. Unter furchtbarem Getöse wurde der dicke Hahnenbalken wie ein schwaches Streichholz zerbrochen. Verschalungsbretter wurden wie dünne Tapeten von den Wänden gerissen und das Dach selbst an mehreren Stellen aufgespalten.

7. Mai
• Auf der Eisenbahnstrecke von Flensburg nach Leck fuhr ein Arbeitszug auf einige Viehwagen auf, die gerade auf dem Ladegleis in Handewitt befrachtet wurden. Drei Wagen, die ineinandergeschoben wurden, sprangen aus den Schienen und stürzten um. Acht Stück Rindvieh wurden hierbei so schwer verletzt, daß sie getötet werden mußten.

31. Mai
• Seit kurzem sieht man auf der Strecke Hamburg–Lübeck–Travemünde, der zweigleisigen Hauptstrecke der Lübeck-Büchener-Eisenbahn, einen Zug, der durch seine neuartige Färbung sogleich auffällt. Jeder Wagen ist anders angestrichen als der folgende: rot, gelb, hellblau, dunkelblau, hellgrün, dunkelgrün usw. Die Farben sind aufeinander abgestimmt, so daß der Gesamteindruck des Zuges trotz seiner Lebhaftigkeit sehr einheitlich ist. Bei den Fahrgästen hat diese Neuerung großen Anklang gefunden. Bei den ersten Fahrten bildete der neue Anstrich im ganzen Zuge den Gesprächsstoff: man kam allgemein zu dem Ergebnis, daß die Eisenbahn in der Buntheit ihres Farbenstrichs nicht zurückstehen dürfe, wo fast alle anderen Verkehrsmittel, wie Fahrrad, Auto, Flugzeug, Motorboot und Dampfschiff, seit langem die verschiedensten Farben benutzen.
---> gemeint ist der sog. Papageienzug, Danke Jens & Klaus!

4. Juli

• Ein Trecker hatte mit zwei Anhängerwagen einen großen Steintransport von der Kalksandsteinfabrik in Hemmingstedt nach Strübbel zu befördern. Beim Bahnübergang in Tiebensee vermochte der schwere Treckerlastzug nicht schnell genug über das Bahngleis zu kommen, als man in einiger Entfernung einen Triebwagen herannahen sah. Geistesgegenwärtig sprang der Führer des Treckers von seinem Sitz und lief gemeinsam mit dem Schrankenwärter dem Triebwagen entgegen, um den Wagenführer auf die Gefahr eines Zusammenstoßes aufmerksam zu machen und zum Halten zu veranlassen. Zum völligen Stillstand konnte der Triebwagen jedoch nicht mehr gebracht werden. Bei dem Anprall wurde der Trecker weggeschoben und erheblich beschädigt. Auch der Triebwagen erlitt Materialschaden.

27. Juli
• Ein aufregender Vorfall, der sogar eine kurze Unterbrechung des Zugverkehrs im Gefolge hatte, ereignete sich in den Mittagstunden auf dem Bahnhof Halstenbek. Ein Justizwachbeamter hatte drei Untersuchungsgefangene von Altona nach Pinneberg zu bringen. Kurz hinter Halstenbek riß plötzlich einer von ihnen – die Häftlinge trugen ihre eigene Kleidung und waren nicht gefesselt – die Abteiltür auf und sprang aus dem fahrenden Zug. Obwohl der Zug durch Ziehen der Notbremse sofort zum Stehen gebracht wurde, gelang es nicht mehr, den Flüchtling einzuholen. Er hatte bereits einen zu großen Vorsprung erreicht.

10. August
• Der Hilfszug des Eisenbahn-Ausbesserungswerkes Neumünster wurde am Mittwochnachmittag alarmiert, da auf der Strecke Neumünster–Hamburg drei Wagen eines Güterzuges entgleist waren. Personen sind nicht zu Schaden gekommen.

13. August
• Auf der Altona-Kaltenkirchener Bahn erlitt ein Triebwagen in der Nähe des Gutes Moltsfelde einen seltenen Unfall. Ein Ochse versperrte die Fahrbahn und war durch nichts zu bewegen, die Strecke zu verlassen. Es erfolgte daraufhin ein Zusammenstoß, worauf der Triebwagen aus den Gleisen sprang. Personen kamen hierbei nicht zu Schaden.

15. August
• Montagnachmittag ist der von Flensburg kommende Personenzug in der Nähe der Station Immenstedt in ein Personenauto gefahren, als dieses die Gleisüberführung auf der Chaussee Husum-Flensburg überquerte. Die Lokomotive wurde aus den Schienen gehoben und stürzte um; ein Wagen entgleiste. Der Lokomotivführer und der Heizer konnten sich durch Abspringen retten. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. Der Lenker des Wagens wurde schwer verletzt, ein im Auto mitfahrendes Kind erlitt leichte Verletzungen. Von den Zuginsassen wurde eine Frau leicht verletzt.

16. August
• Wiederum ist ein folgenschweres Unglück auf einem ungeschützten Bahnübergang auf der Strecke Husum-Flensburg zu verzeichnen. Bei einem Bahnübergang, der in der Nähe von Husum über die Chaussee Husum-Schleswig führt, wurde ein mit fünf Personen besetzter Kraftwagen beim Überqueren der Gleise von einem aus Flensburg kommenden Personenzug erfaßt und etwa 125 Meter weit mitgeschleift. Von den Jnsassen konnte ein Fräulein nur als Tote aus den Trümmern geborgen werden. Jhr Bräutigam erlitt außer leichteren Verletzungen einen schweren Nervenschock. Der Lenker des Wagens trug eine schwere Rückenverletzung und seine Frau eine Oberschenkelverletzung davon. Die fünfte Jnsassin erlitt eine schwere Bauchverletzung. Die Verunglückten wurden dem Husumer Krankenhaus zugeführt. Das Auto wurde bei dem Unfall völlig zertrümmert. Nach Aussage des Lokomotivheizers ist der Kraftwagen in voller Fahrt in den Personenzug hineingefahren. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft weilte bereits kurz nach dem Unglück an der Unfallstelle. Auch der Husumer Hilfszug und ärztliche Hilfe waren bald zur Stelle. Das Gleis konnte nach eineinhalbstündiger Unterbrechung wieder für den Verkehr freigegeben werden. Vor dem Bahnübergang sind vorschriftsmäßige Warntafeln angebracht. Die Gleisstrecken sind nach beiden Seiten hin auf weite Entfernung hin zu übersehen.

29. August
• Jn Dithmarschen werden jetzt täglich große Mengen von Weißkohl und anderen Kohlarten verladen. Vom Bahnhof Marne und seinen Nebenstationen rollen jeden Tag über 50 Waggons Kohl in alle deutschen Großstädte.

25. Oktober
• Ein unverhofftes Erlebnis hatten Dienstagabend Fahrpersonal und Fahrgäste des letzten Kleinbahnzuges, der abends 7,30 Uhr den Bahnhof Lübeck in Richtung Segeberg verläßt. Hinter Arfrade mußte der Zug auf offener Strecke halten. Die Lokomotive war auf ein Hindernis gestoßen und die Luftdruckbremse gerissen. Mit Laternen begaben sich Bahnbeamte auf die Suche nach dem Hindernis, derweil sich die Fahrgäste Vermutungen hingaben, ob das Dampfroß ein Stück Wild oder ein Rindvieh gerammt habe. Mit einem Gummiteil der Luftdruckbremse kehrte die Patrouille zurück. Gottseidank! Blut befand sich nicht daran, wohl aber Tierhaare. Zugpersonal und Passagiere, die sich an der Suche beteiligt hatten, stiegen wieder ein und weiter ging's. Plötzlich abermals Stockung. Jm Schein des Lokomotivenlichts trieb sich verstört das Verkehrshindernis vor dem Zuge auf dem Bahnkörper umher. Es war ein Bulle, der im Dunkeln auf die Geleise geraten war und, nachdem er einen anständigen Puff erhalten habe, verbiestert vor der Lokomotive herlief. Den Beamten gelang es, den „Feind“ in die Flucht zu schlagen Er trollte vom Geleise die Böschung hinab. Alsdann Volldampf voraus! Doch, o weh! Ein Fahrgast, Kurgast in Bad Segeberg, der hilfsbereit ausgestiegen war, „blieb auf der Strecke“. Mitreisende meldeten dieses neue Begebnis nach vorn. Nach einer Weile gab die Lokomotive Gegendampf, und unser Kurgast wurde gern und willig aufgenommen. Während er über die grün bewachsenen Schwellen stapfte, leuchtete ihm das Schlußlicht des Zuges wie ein Stern in der Finsternis. Er baute auf den Gemeinschaftsgeist, der sich schon beim ersten Zwischenfall bewährt hatte, und in diesem Vertrauen sah er sich nicht getäuscht. Mit dreiviertelstündiger Verspätung langte die Gemeinde in der Kreisstadt an.



Den Jahrgang 1933 siehe hier: [www.drehscheibe-foren.de]
Den Jahrgang 1935 siehe hier: [www.drehscheibe-foren.de]


Gruß Alberto



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:02:09:11:15:21.

Re: Kurzmeldungen BD Hamburg 1934 (nur Text)

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 26.12.13 23:10

Hallo!

Zum 22. Februar:

Wenige Jahre später wird tatsächlich auf diesen beiden Strecken recht flott gefahren. Insbesondere die Schnelltriebwagen werden dann für Furore sorgen (aber nur für eine kurze Zeit). Jedenfalls gab es im Sommer 1939 je einen Fernschnelltriebwagen Leipzig - Wesermünde und Köln - Hamburg. Doch kurz vor Kriegsbeginn war dieses Kapitel wieder vorbei. Hier die angesprochenen Links zum Sommerfahrplan 1939:

- (Hannover -) Bremen - Wesermünde: [www.deutsches-kursbuch.de]
- Hamburg - Bremen (- Münster (Westf.) - Wanne-Eickel): [www.deutsches-kursbuch.de]

Zum Weiterblättern bitte auf die oben eingerichteten Pfeile gehen.

Zum 24. April:

Eine Flugverbindung von Kiel nach Hamburg. Heute absolut undenkbar und auch wirtschaftlich gar nicht vertretbar. Mit der Bahn hat man damals ca. 90 bis 100 Minuten gebraucht (von Innenstadt zu Innenstadt). Heute benötigt man knapp 60 Minuten (IC/ICE).

Alles Gute für 2014!

edit: 2 Links dazu.

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:12:26:23:19:29.