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Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 08.10.13 12:57

Als es noch kein Internet mit allumfassenden Informationen nahezu in Echtzeit gab, gehörte schon eine Portion Glück dazu, besondere Loks oder Betriebszustände zu erwischen. Das hatte ich im Februar 1969.
Ein Freund hatte mit einem Bekannten in Solingen telefoniert, und der hatte ihm so nebenbei erzählt, dass auf der Strecke zwischen Solingen Ohligs (heute Solingen Hbf) und Solingen Hbf (heute Solingen Mitte) der Schienenschleifzug mit zwei Loks der BR 44 im Einsatz wäre. Da mein Freund bereits berufstätig war, konnte er nicht selber nach Solingen fahren; da hatte ich als Schüler schon mehr Möglichkeiten. Glück Nr. 2: Am nächsten Tag endete die Schule früh und ich durfte das Auto meiner Mutter benutzen, nachdem ich vor knapp drei Wochen meinen Führerschein zum 18. Geburtstag ausgehändigt bekommen hatte. Also: Ab nach Solingen, ohne jede Orts- und Streckenkenntnis und sonstige weiterführenden Informationen zu dem Schleifzugeinsatz. Diese erhielt ich dann aber bereitwillig von der Bahnhofsaufsicht in Ohligs. Mit etwas Mühe gelang es, an der Strecke eine halbwegs passende Fotostelle zu finden.


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b01-44_079.jpg
Bild 1
Und da kam er auch schon mit Volldampf angekachelt. An der Spitze die Rheiner 44 079, hinten schiebt 44 208 vom Bw Hamm G. Da die Strecke hier zu allem Überfluss eine erhebliche Steigung aufweist, müssen die beiden Jumbos alles geben, um den schweren, schleifenden Zug den Berg hinauf zu wuchten. Wo sich die Fotostelle genau befand – irgendwo zwischen Ohligs und Solingen Hbf -, vermag ich heute nicht mehr zu sagen; vielleicht können Ortskundige das noch weiter präzisieren. Das genaue Datum ist allerdings bekannt - es war der 17.02.1969.



http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b02-44_208.jpg
Bild 2
Der Nachschuss auf die schiebende 44 208 ist natürlich durch den heftigen Frontschatten etwas problematisch, aber ich denke, doch zeigenswert,



http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b03-44_079.jpg
Bild 3
Nach kurzer Zeit kommt der Schleifzug wieder aus Solingen Hbf zurück. Auch in dieser Richtung werden die Schienen geschliffen. Trotz Talfahrt ist wieder ordentlich Dampf angesagt.



http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b04-44_079.jpg
Bild 4
Für Tour Nr. 2 (für mich) wird ein Ortswechsel vollzogen und eine Stelle weiter unten in Ohligs gewählt.
Und wieder das gleiche Schauspiel: 44 079, und 44 208 legen sich voll ins Zeug und gehen mit der vorgeschriebenen langsamen Schleif-Geschwindigkeit in die Steigung


http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b05-44_208.jpg
Bild 5
Auch hier der Nachschuss auf die verschattete Front von 44 208.



http://www.bundesbahnzeit.de/dso/Schienenschleifzug/b06-44_208.jpg
Bild 6
Zum Abschluss ging es dann noch einmal in den Bf. Solingen Ohligs, wo der Schleifzug gerade zu seiner nächsten Bergfahrt Richtung Hbf aufbricht. Hier ist 44 208 etwas besser im Licht, dafür springt im letzten Moment ein Mast vor die Lok ;-))


Danach war es mir übrigens nie wieder vergönnt, den alten Schörling Schienenschleifzug in Aktion zu erleben. Schade, dass ich damals keine weiteren Aufnahmen von den Schleifwagen gemacht habe. So ist die eindrucksvolle, funkensprühende Betriebsweise leider nur auf meiner mentalen Festplatte gespeichert.

Einen schönen Tag noch,
Ulrich B.


Nachtrag für Leute, die genau hinschauen: 44 079 (Bw Rheine) ist eine Lok mit Schürze und Turbospeisepumpe.





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:08:14:05:14.

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: Helmut Philipp

Datum: 08.10.13 13:03

Moin Ulrich!


Vielen Dank für die wahrlich nur selten fotomäßig erfaßte Begegnung mit dem Schienenschleifzug - und dann auch noch in Aktion!

Vor geraumer Zeit war hier im Hifo mal ein themenmäßig ähnlicher Beitrag eingestellt worden. Bei diesem ging es allerdings überwiegend um den Einsatz mit 2 Loks der BR50, die speziell für diese Aufgabe einen Kohlenkastenaufsatz erhalten hatten. Der Grund hierfür lag wohl im erhöhten Brennstoffbedarf der Loks. Einen solchen Aufsatz haben die von Dir fotografierten 44er wohl aufgrund des größeren Tenders nicht nötig gehabt - interessant


Herzliche Grüße aus dem Norden
Helmut

...und wo bleibt die Hörprobe?

geschrieben von: Reinhard Gumbert

Datum: 08.10.13 13:17

Wahrlich ein Glückstreffer, Ulrich! Danke für das Spektakel - leider ja nur bildlich möglich - und auch für den Hinweis auf die Turbospeisepumpe der 44 079, die (auch) ich nicht bemerkt hatte.

Schöne Grüße aus Aachen -
Reinhard
Hallo Uli,

wer einmal einen Jumbo gehört hat, kann sich den potenzierten Radau an diesem Tag einigermaßen vorstellen. Vielen Dank für diese Bilder!

Übrigens lässt sich die Fotostelle sehr hübsch lokalisieren anhand des km-Steines 1,8 auf dem vorletzten Bild.

Bernhard



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:08:14:26:37.

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: 44 115

Datum: 08.10.13 14:17

Danke Ulrich!
Hatte natürlich auch nur Augen für die beiden Jumbos.Erst nach dem Genuss der Bilder gedacht:"die Schleifwagen
sind dabei recht kurz gekommen...".Die Turbopumpe auch nicht beachtet,wohl aber in Eurer Betriebsnummer-Datei gesehen.
Von diesem Zug gibt es auch eine ähnliche Aufnahme bei VOBA Bahnen-Wuppertal:stammt sicher von Dir.
Herzliche Grüsse
Olaf

Zusatztender?

geschrieben von: BwBerlin

Datum: 08.10.13 16:48

Sind die beiden Wannentenderähnlichen Gefährte hinter den Loks Zusatztender?


Gruß,

Marcel


Bw Swv und Bw Ettlingen West. Leider im Moment zuviel Arbeit und zu wenig Bahn.
Beiträge sind keine offiziellen Vereinsinfos/-standpunkte, wenn nicht anders erwähnt und enthalten viel Halbwissen, weil s.o..

Re: Zusatztender?

geschrieben von: Stückgut-Schnellverkehr

Datum: 08.10.13 17:57

Zitat:
Sind die beiden Wannentenderähnlichen Gefährte hinter den Loks Zusatztender?
Nicht für die Loks, würde ich sagen. Schleifzüge gibt's immer mit einer extra Portion H²O. Vor und hinter dem Schleifsteinen wird das Gleisbett entsprechend bewässert, dass die Funken beim Schleifen keinen Böschungsbrand oder etc. auslösen können. Man sieht sehr gut, wie nass die Schienen auf den Nachschüssen sind.

Re: Zusatztender?

geschrieben von: WHA

Datum: 08.10.13 19:22

Guten abend allerseits,

Stückgut-Schnellverkehr schrieb:
-------------------------------------------------------
> Sind die beiden Wannentenderähnlichen Gefährte hinter den Loks Zusatztender?Nicht für die Loks, würde ich sagen. Schleifzüge gibt's immer mit
> einer extra Portion H²O. Vor und hinter dem Schleifsteinen wird das Gleisbett entsprechend bewässert, dass die Funken beim Schleifen keinen
> Böschungsbrand oder etc. auslösen können. Man sieht sehr gut, wie nass die Schienen auf den Nachschüssen sind.

ja, diese ehemaligen Wannentender gehören in der Tat zum Schienenschleifzug. Da bei den Aufnahmen leider mal wieder die Loks im Vordergrund standen, kann aufgrund der Aufnahmeortes nur gemutmaßt werden, daß es sich um den Hannoveraner Schleifzug gehandelt hat. Dann könnte es sich bei den ehemaligen Wannentendern um die beiden Wagen Hannover 2927 (vermutlich Tender von 42 2537) und 2979 (vermutlich Tender von 52 6988) handeln.

Beste Grüße
Wolfgang

Re: Der Schienenschleifzug kommt ...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 08.10.13 19:23

Hallo,

die Überschrift liess mich neugierig werden, doch die Enttäuschung war herb, nur 'ne olle Dampflok aus mehreren Blickwinkeln.
Der Schleifzug bzw die einzelnen Wagen wären schon ein paar Aufnahmem wert gewesen, schade. ;-((

Oder gibt es doch noch Aufnahmen ?

Schürzenwagen

Re: Der Schienenschleifzug kommt

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 08.10.13 20:37

Hallo Ulrich,
danke für diese schönen Bilder, die die Kraftanstrengeung erahnen, aber auch eine Bewegung erkennen lassen. Ich erinnere mich, einmal einen moderneren Schienenschleifzug im Einsatz gesehen zu haben. Dieser war jedoch wesentlich langsamer (nur wenige hundert Meter in der Stunde).
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Re: Der Schienenschleifzug kommt

geschrieben von: Stückgut-Schnellverkehr

Datum: 08.10.13 21:52

Zitat:
Der Schleifzug bzw die einzelnen Wagen wären schon ein paar Aufnahmem wert gewesen
Zustimmung!

Hatten dieser oben abgebildete Schleifzug eigene Dieselaggregate für den Antrieb der Schleifsteine ? Oder nutzte man die Eigenbewegung des Schleifzuges als Antrieb
--> Bis vor der letzten Innotrans kannte ich nur die Variante, wie sie auch unten im Youtube Video gezeigt wird, die Schleifsteine werden dieselelektrisch angetrieben von einigen "Batterien" an Dieselmotoren auf den Schleifzug verteilt... Auf der letztjährigen InnoTrans wurde ua die/eine HighSpeed Schleifmaschine gezeigt. Diese kommt ohne Antrieb der Schleifsteine aus, man läßt die kreisrunden Schleifsteine auf dem Schienenkopf abrollen. Die Rotationsachse steht dabei nicht senkrecht zur Schienenachse, sodass der Schleifstein anfängt über die Schiene zu schleifen (wer hätte das gedacht... :) ) Mglw. funktioniert dies nur bei Schleifzügen mit einem Arbeitsbereich im oberen Geschwindigkeitsbereich (60...80..100 km/h und aufwärts), so dass diese auf der InnoTrans gezeigte Technik damals nicht funktioniert hätte und der abgebildete Schleifzug doch über Dieselaggregate verfügt hätte.

Fällt dem Themenstarter oder anderen noch etwas dazu ein ? Arbeitsgeschwindigkeit ? Schleifverfahren ?


----


Ein moderner amerikanischer Schienenschleifzug in Bild und Ton auf Youtube: [youtu.be]


Ein Schienenschleifzug anno 1953 bei der Pennsylvania Railroad in den USA :
http://www.rrpicturearchives.net/pictures/51983/01_1949_1953_072.JPG


'nen schönen Abend noch :)

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: martin welzel

Datum: 09.10.13 07:57

Moin Ulrich,

typischer Blonk!!-Beitrag, das! ;-))

Schön, dass 44 079 dabei war, eine Schürzen-44er mit Turbopumpe, wie allgemein bekannt und auch in unserem Datenfriedhof vermerkt! Mit 44 079 habe ich erst am 4.8.1971 im Bw Eifeltor Bekanntschaft gemacht - da war sie schon nicht mehr in Rheine beheimatet.

Zur Lokalisierung solcher Fotostellen benutze ich immer diese Seite: [db.geopp.de]
Eingeben muss man Streckennummer und Kilometrierung.

Kennt man die Streckennummer nicht, hat aber ein wenig Geografiekenntnis, kann man sich in die Nähe der vermuteten Fotostelle manövrieren, die Strecke anklicken und bekommt die Streckennumer angezeigt. Dann braucht man nur noch im obigen Eingabefeld neben der Streckennummer (hier: 2675) die Kilometrierung einzutragen (in Bild 5 km 1,8) und landet in Solingen in der Nähe der Straße Schmalzgrube!

Vielen Dank für das optische Erlebnis,

Martin,
der immer dachte, "damals" müsste man noch 21 sein, um zum Führerschein zu kommen ;-))

Edit hatte noch schnell 44 093 gegen 44 079 ausgetauscht - Dank an Ulrich und Bernhard ;-))



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:09:10:14:35.

Überleg mal bitte, ...

geschrieben von: Bernhard Terjung

Datum: 09.10.13 09:18

... dass Ende der 60er Jahre der Fokus aller Eisenbahnfreunde eindeutig auf dem zu Ende gehenden Dampfbetrieb lag. Den Rest, auch die interessanteste Zugleistung, nahmen wir alle als Beiwerk wahr.

Bernhard



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:09:09:36:41.

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: Würzburger

Datum: 09.10.13 09:52

Grüß Gott Ulrich,

der Schienenschleifzug war eine Chimäre, die gerade immer dort auftauchte, wo unsereiner gerade nicht war!

Die Photos sind sehr überzeugend!

Gruß, Thomas

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: 44 115

Datum: 09.10.13 10:40

Danke Martin,
für den Karten-Hinweis! Nur mit dem Anklicken der Strecke klappt's nicht,muss man die Cookies zulassen oder sich anmelden?
(Google-NSA will halt alles von uns wissen)Herzliche Grüsse
Olaf

Re: Der Schienenschleifzug kommt

geschrieben von: m38902687-1

Datum: 09.10.13 10:41

Teilantwort: Diese alten Schienenschleifzüge auf den interessanten Bildern hatten keine rotierenden Scheiben, sondern quaderförmige Korundsegmente mit dem ähnlichen Aussehen einer Mg-Schienenbremse; daher war auch die hohe Zugkraft von 2 44ern notwendig. Je nach Streckenverhältnisen entspricht die einer Zuglast von bis zu 3000 t. Die Schleifsegmente wurden erst abgesenkt und durch eigenen Antrieb im Maschinenwagen bei einer Mindestgeschwindigkeit von ? Km/h auf die Gleise gepresst, da selbst 2 Maschinen die Losbrechkraft nicht sicher aufgebracht hätten. Mal einfach gesagt. Gruß fritzle.
Hast Du es besser gemacht? Dann zeige es uns und überzeuge uns auf diese Weise!
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Ooh, ich bin sicher, Ulrich entschuldigt sich sofort bei dir dafür, dass er vor 44 Jahren nicht deine heutigen Prioritäten berücksichtigt hat. Sowas aber auch!

Re: Der Schienenschleifzug kommt (6 B)

geschrieben von: 01 1066

Datum: 09.10.13 15:01

Moin Ulrich,

das war aber wieder mal "zur rechten Zeit am rechten Ort" - ich hatte von solchen Zügen zwar gerüchteweise gehört, aber selbst nie einen zu Gesicht (und Gehör) bekommen. Dafür begegnete mir einmal ein Unkrautvernichtungszug (der recht üble Gerüche verbreitete).


@ Martin Welzel:

Wann genau das Lebensalter für den Erwerb der Fahrerlaubnis Klasse 3 auf 18 Jahre herabgesetzt wurde, weiß ich nicht mehr - aber in den 1960ern war es auf jeden Fall schon möglich (nur für die Klasse 2 mußte man 21 sein, für den Busführerschein sogar 24 Jahre alt). Klasse 4 und 5 gingen sogar schon ab 16 (und das Mofa 25 ohne FS ab 15).