Liebe Freunde des HiFo,
auch bei mir gibt es ein homepage-update zu vermelden. Das Thema ist - zum zweiten Mal - Aschaffenburg.
Ich kenne kaum einen Ort, wo sich so vieles in einer doch recht kurzen Zeit - ca. 10 Jahre - derart verändert hat. Zwei Besuche in diesem Jahr gaben den Anstoß, meine Aufnahmen aus den Jahren 1973 bis 1975 aufzuarbeiten und online zu stellen, denn ich glaube, es schadet nicht, die Erinnerung an dieses traditionelle Bw und die umfangreichen Gleisanlagen früherer Jahrzehnte aufrecht zu erhalten. Nicht nur, dass bis auf einen - inzwischen einsturzgefährdeten - Lokschuppen das Bw verschwunden ist, auch der Abriss von Brücken und die Untertunnelung der Gleisanlagen hat dafür gesorgt, das sich die Bahnlandschaft verändert hat. Zudem haben sich die Aschaffenburger auch noch für einen Abriss des Empfangsgebäudes und einen Neubau entschieden - was ich aber nicht im Bild festgehalten habe.
Aus diesem Grund zeige ich an dieser Stelle auch nicht die Bilder, die nicht mehr in der Galerie Platz gefunden haben, sondern ich habe mich mit einem einst-jetzt-Vergleich versucht. Die "Jetzt"-Bilder entsanden im übrigen alle am 22. Juni 2013.
Bild 1: Am 1. Februar 1974 näherte sich die Schweinfurter 051 369-7 mit ein wenig "Männerspielzeug" dem Einfahrsignal der Miltenberger Strecke. Der Fotograf steht auf der Brücke der Goldbacher Straße. Wir erkennen außerdem: relativ viel unbebaute Fläche.
Bild 2 und 3: Zwei Bilder vom heutigen Zustand. Zunächst versperrt ein Baum den Blick von einst. Links der Strecke verläuft jetzt die Einfahrt des 4-spurigen Südrings in den Straßentunnel unter den Bahngleisen. Im Hintergrund ist zudem eine Schallschutzwand entstanden.
Bild 4: Der Nachschuss auf den gleichen Zug zeigt den Blick gen Hbf. Links am Hang ein paar junge Birken, rechts der Parkplatz für die Mitarbeiter des Bahnbetriebswerks, im Hintergrund der Steg, der den Zugang zum Bw darstellte.
Bild 5: Aus den jungen Birken sind inzwischen hohe Bäume geworden. Der Steg ist weg, der Parkplatz ebenso, lediglich der Stromverteilerkasten rechts vor legt Zeugnis ab, dass die Zivilisation schon mal bis zu dieser Stelle vorgedrungen war. Für die Renaturierung des Parkplatzes wurden bereits Bäume gepflanzt.
Bild 6: Der Blick geht unwillkürlich weiter nach rechts. Auch hier - grünes Nichts. Jenseits der Streckengleise Richtung Spessart bedurfte die Renaturierung keiner zusätzlichen Anpflanzungen. Dort befand sich einstmals der Rechteckschuppen des Bw.
Bild 7: Am 16. März 1974 rollte 052 406-6 vom Bw Crailsheim rückwärts am Bw vorbei zu den Lokbehandlungsanlagen. Hinter der Lok links ein Teil des Rechteckschuppens, Verwaltungsgebäude und rechts den Ringlokschuppen für Dampf- und Dieselloks.
Bild 8: Doch, doch, das ist der gleiche Blick im Jahr 2013, nur direkt von der Goldbacher Str. aus aufgenommen, 1974 stand ich etwas tiefer am Hang - was, wie man sieht, nicht mehr geht, es sei denn man seilt sich ab. Man muss vielleicht zweimal hinschauen. Wir sehen - ein Kellergeschoss für den pulsierenden Autoverkehr, wo einst die oben zu sehenden Gebäude standen.
Bild 9: Einer meiner beliebten Blicke war die Kurve der Ferngleise aus/nach Würzburg vor dem Bw. Am 16. März 1974 ist die Kulisse für 150 024 noch intakt.
Bild 10: Mit der freundlichen Genehmigung der Besitzerin der heute hier ansässigen Weinhandlung konnte ich das Vergleichsbild von heute schießen. Die Gleislage scheint die gleiche, hat sich aber real geringfügig geändert. Die alten Fahrleitungsmasten sind neuen gewichen. Das alte Umfahrgleis für hereinkommende Loks (vgl. Bild 7) wurde zum Aufstellen des Mastes durchtrennt. Das Schild "Halt für Rangierfahrten" deutet dezent an, dass es hier nicht mehr weitergeht. Die Lage der Verbindungsweichen mag als Anhaltspunkt dafür dienen, wo früher der Bahnübergang zum Bw war.
Bild 11: Der Blick vom Fußgängersteg zum Bw mit einrückender 051 369-7 am 16. März 1974, im Hintergrund wieder der Parkplatz des Bw. Die Treppe mit dem weißen Geländer war der Fotostandpunkt von Bild 7.
Bild 12: Ohne den Steg ist ein Vergleichbild schwierig, etwas hereingezoomt, geht ein Vergleich aber leidlich. Dort, wo in Bild 11 die Busse parken, ist heute die Unterführung. Nimmt man wieder die Verbindungsweichen als Anhaltspunkt, kann man erahnen, wie weit sich früher der Parkplatz ausdehnte. Heute ist dieses Gelände nicht mehr nutzbar. Die überwucherten Weichen links im Vordergrund waren die Zufahrtsweichen zu den Gleisen des Rechteckschuppens. Auch dieses Gelände ist dem Anschein nach nicht mehr sinnvoll nutzbar, zumal ohne jeden Zugang.
Bild 13: Von der alten Straßenbrücke am Hbf fotografierte ich am 16. März 1974 052 417-3, wie sie ihren Gz nach der Ankunft in den Rbf zurückdrückt. Im Hintergrund die umfangreichen Bw-Anlagen. Als Orientierungshilfe für das nächste Bild nehme man bitte die Kreuzungsweiche über dem Tender und den hohen Fahrleitungsmast hinter dem ersten Wagen zu Hilfe.
Bild 14: Da auch die alte Brücke weichen musste und die neue "Glattbacher Überfahrt" im Bogen errichtet wurde, so dass sie ca. 100m weiter in Richtung Rbf/Bw schwenkt, ist eine genaue Wiederholung dieses Bildes natürlich nicht möglich. Das Wäldchen in der Bildmitte ist natürlich die Fläche des ehemaligen Bw. Der Fahrleitungsmast steht noch, die Kreuzungsweiche ist vom grün überwuchert. Links im Rbf kann man an der Neueinschotterung erkennen, wo Weichen neu verlegt wurden. Das Gleis, das 052 417 befuhr, ist das dritte von links, das im 'Urwald' endet.
Bild 15: Zum Abschluss noch ein Bild der Ruine des ehemaligen Ellokschuppens, auch ein Gebäude (war das nicht die Lokleitung?) steht - noch. Der Abriss wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Hinter der quer verlaufenden Leitplanke befindet sich der traurige Rest des ehemaligen Bw-Parkplatzes, in den unübersehbar nie ein müder Euro investiert wurde. Dennoch kassiert hier heute eine Privatfirma Parkgebühren - immerhin ist er für Normalsterbliche nutzbar. Das verdient deshalb der Erwähnung, weil im Zuge der Straßenum- und -neubauten praktisch jeder Parkraum vernichtet wurde - oder für Anwohner reserviert wurde. Wer in Aschaffenburg parken muss, kann es nur noch gegen Geld in einem der Parkhäuser. Muss ein Bombengeschäft sein.
Vielleicht ist etwas verständlich geworden, weshalb ich dem Thema "Aschaffenburg" noch eine Galerie auf meiner Webseite gewidmet habe, und wenn ihr jetzt Lust bekommen hat, einzutauchen in die frühen 70er, als die letzten 50er noch für Dampfwolken sorgten, als 103, 110, 150 noch zum Alltag gehörten und als es noch 194er "satt" gab, dann schaut in meine neue Galerie (Direktlink):
Aschaffenburger Eisenbahn-Erinnerungen
Grüße
Rolf
Edit: Rechtschreibfehler, Text präzisiert.
7-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:07:22:00:00:00.