Für alle, die am Drumherum interessiert sind, etwas mehr Text. Und Stiefelheizer? Ich hatte immer Knobelbecher an.
Unsere 50 3600 war fertig gemeldet worden und sollte abgeholt werden. Zur Aufarbeitung stand nichts an- also per Reisezug nach Meiningen. Allein der "Eintritt" ins RAW war schon eine abnorme Angelegenheit. Dort wurden Uraltloks unterhalten, keine Raketen gebaut. Unsere Lok stand schon im Anheizschuppen unter Dampf. Schon die erste Begutachtung zeigte Undichtigkeiten, die nur in kaltem Zustand behoben werden kann. Also entfeuern- Feierabend für uns. Das wiederholte sich genau 3 Mal, 3 Tage im RAW zur freiem Verfügung, 3 Tage zum Kennenlernen aller Winkel und Abteilungen.
Allein zuzuschauen, wie schnell eine Lok aller Teile entledigt ist, wie eine Feuertür am Kran hängend hinten zum Führerhaus hinausschwingt, war faszinierend. Von der lärmenden Kesselschmiede gar nicht zu reden.
Nach 3 Tagen war alles dicht. Dann begann die eigentliche Abnahme. Mein Lokführer war ein Urgestein als RAW- Fahrer, rundum bekannt. Vereinfachtes Standprüfverfahren, um jedes Lagerspiel und jede kleine Undichtigkeit aufzuspüren. Keine Funktion bleibt ungeprüft. Paßt nach einigen Stunden wirklich alles, beginnt das Aufrüsten. Mit einem Wagen werden Loklaternen, Steuerbock-, Wasserstands-, Fahrpanlampen usw. geholt. Sämtliches Werkzeug, die Schürgeräte, Ölkannen, Trittroste, Lokschilder etc. finden ihren Weg zurück. Und ganz wichtig- ein Faß mit rotem Lack als Tauschware. Das verschwindet im Tenderrucksack. Und da Meiningen Dampfspeicherloks untersucht, müssen die auch probefahren. Also greift man sich eine Dampflok, die fertig ist, in diesem Falle wir. Die Speicherlok wird angekuppelt und mit einem Stahlrohr anstelle des Heizschlauches an unseren Dampfheizungsanschluß angeschlossen.
Da jetzt kein Heizschlauch mehr platzen kann, wird das Heizungssicherheizventil der Lok "totgelegt". Jetzt kann der Kesselhöchstdruck von 16 atü an die Speicherlok abgegeben werden. Unsere Lok fungiert mit angezogenen Bremsen als Bremslok, als Last. Dann gehts durchs RAW. Ich muß feuern, die Speicherlok tut wie verrückt.
Und da Meiningen ihre Wurstkessel auch loswerden will, bekommen heimfahrende Loks sie angehängt- Vmax 30 km/h. Wir natürlich auch, 2 Stück, natürlich bis ins Bw Hilbersdorf. Dazu eine 52er unter Dampf für Kamenz oder Löbau.
Schon die Streckenplanung gerät zum Unding. Kein Fahrdiensleiter bzw. Dispatcher will uns auf dem normalen schnellen Weg (Eisenach oder Arnstadt, Gera, Kmst.) haben. Also gehts über Suhl, Oberhof, Gehlberg (4 h stehen wegen Person im Gleis), Arnstadt, Stadtilm, Paulinzella, Rottenbach, Saalfeld,
Unterwellenborn, Oppurg, Seelingstädt, Werdau, Zwickau). Auf jedem Unterwegsbahnhof wurde gewartet, bis auch der letzte Zug überholt oder gekreuzt hatte. Nach genau 50 Stunden ohne Schlaf gings unter die Dusche. (Die Reihenfolge der Bilder kann abweichen, da ich die Orte nicht mehr benennen kann)
01 Anheizschuppen im RAW
02 52 8046 und wir haben gebunkert
03, 04 Die 52er kommt
05 Die Speicherloks werden ausrangiert
06 Der Bahnhof will uns noch nicht- Abstellen bis zur Abnmeldung in den Bhf. Meiningen
07 52 8046 wird bis Saalfeld führen. Dann fehlt deren Streckenkenntnis. Außerdem wird in Saalfeld "Kopf" gemacht
08 Halt wie immer
09 Halt, Lagerkontrolle, Warten
10 Wurstkesselsachlichkeit
11 Mein Lokführer
12 Begleiter der Speicherloks
13; 14 Es läuft. Ein echter Genuß, beide Loks arbeiten zu hören und zu sehen
15 Wieder rumstehen
Weiter gehts im Teil 2.
Zum Thema Dampfspeicherlok mein Modell in Spur II (Mit Fernsteuerung, Akkupack)
Gruß
Uwe