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 04 - Historisches Forum 

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Am 30. Juli 1918 verunglückte im damals deutschen Teil Polens ein Schnellzug zwischen Gurkow/Górki und Zantoch/Santok. Zu diesem Zeitpunkt wurde in Frankreich der für die Entente siegreiche Ausgang des Ersten Weltkrieges vorbereitet. Meldungen über die Kriegsereignisse und Anordnungen zur Kriegsbewirtschaftung füllten die wenigen Seiten der Tageszeitungen, denn Papier war rationiert und qualitativ schlecht. Auch mit der Druckerfarbe mußte gespart werden, so daß der Text nicht in gewohnter Qualität lesbar ist. Entsprechend wenig ist über dieses Zugunglück in der regierungsnahen "Darmstädter Zeitung" am 2.8.1918 zu finden. Quelle, Teil 1 und Quelle, Teil 2.

http://www.walter-kuhl.de/dso/Gurkow_1.jpg http://www.walter-kuhl.de/dso/Gurkow_2.jpg


Gruß, Walter

Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau-Erfelden, und mehr, auf https://www.walter-kuhl.de/riedbahn/.
Neueste Seite: Bahnwärterhäuser in Darmstadt und der näheren Umgebung. *** Mein DSO-Inhaltsverzeichnis.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:02:22:13:01:11.
Walter schrieb:
------------------
Am 30. Juli 1918 verunglückte im damals deutschen Teil Polens ein Schnellzug zwischen Gurkow/Górki und Zantoch/Santok. Zu diesem Zeitpunkt wurde in Frankreich der für die Entente siegreiche Ausgang des Ersten Weltkrieges vorbereitet.


Hallo Walter,

Gurkow war damals kein deutscher Teil Polens. Es gehörte zur Neumark, dem östlichen Teil der Provinz Brandenburg. Auch nach Proklamierung der Republik Polen am 7. Oktober 1918 gehörte Gurkow noch lange nicht zu Polen. Dazu kam es erst nach dem 2. Weltkrieg.

Informativer statt "Landsberg/Gorzów Wielkopolski" wäre Landsberg/Warthe gewesen, um es z.B. von Landsberg/Lech oder Landsberg bei Halle zu unterscheiden.

Gruß, Ulrich

Re:

geschrieben von: Josef-Schwejk

Datum: 22.02.13 13:58

Moin,

Da bemüht sich der Themeneinsteller mit dem Nennen beider Namen, beide Seite im ewigen Streit zwischen den Bezeichnungen zufrieden zu stellen, und Du redest ihm wieder mit wirrer (und inhaltlich falscher) Wortklauberei hinein. Klasse!

Walter: Interessante Schnipsel, die Du präsentierst, Danke.

Grüße,
Patrick

Politische Korrektheit

geschrieben von: TransLog

Datum: 22.02.13 14:22

Hallo,

ich wollte lediglich aufzeigen, dass vorauseilende politische Korrektheit regelrecht zu historischer Inkorrektheit führen kann, was ausgerechnet im Historischen Forum nicht sinnvoll sein kann.

Ich bezweifle nicht, dass die erwähnten Orte seit 1945 zu Polen gehören und polnische Namen tragen, aber hier ging es um 1918 und zwar v o r der Proklamation eines polnischen Staates. Ferner schien der Verfasser nicht recht verstanden zu haben, dass der Unfallort nicht zu den 1919 als Folge des Versailler Vertrages abgetrennten Gebieten gehörte.

Gruß, Ulrich

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Kö0128

Datum: 22.02.13 16:19

Josef-Schwejk schrieb:
-------------------------------------------------------
> ..., beide Seite im ewigen Streit
> zwischen den Bezeichnungen zufrieden zu stellen,


Der "ewige Streit" müßte keiner sein, wenn man (losgelöst von den aussterbenden Ressentiments der Berufsvertriebenen) ganz sachlich auf das Ereignisdatum abstellt:
Was zur genannten Zeit geschah, passierte in Landsberg/Warthe.
Wenn heute im früheren Schneidemühl eine Lok pfeift, dann tut sie das in Pila (das korrekte diakritische Zeichen müßt Ihr Euch bitte dazudenken!).
So einfach kann das sein.

Übrigens gibt es auch gar keinen Grund mehr für "vorauseilende politische Korrektheit" oder übervorsichtige Rücksichtnahme:
In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich ständig, daß Polen mittlerweile völlig entspannt mit der "Gebietsfrage" umgeht, und einige polnische Städte werben inzwischen sogar offiziell mit ihrer früheren deutschen Ortsbezeichnung.

Do widzenia!
Markus.

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inhaltlich falsch ?

geschrieben von: TWA

Datum: 22.02.13 16:21

>>> und inhaltlich falscher) Wortklauberei hinein

Was ist denn daran verkehrt, wenn "translog" für Landsberg die Verwendung des Zusatzes "an der Warthe" empfiehlt?
Die Wortklauberei ist bei Ortsnamen, die es mehrfach gibt durchaus recht sinnvoll,
denn schließlich gibt es Landsberg mindestens 4-mal im deutschen Sprachraum, von denen 2 im heutigen Polen liegen.
Und nicht jedem ist es gegeben, die Zusätze "Wielkopolski" und "Slaski" geographisch sofort einordnen zu können.

Mir erschließt sich im Moment auch noch nicht, was denn "inhaltlich falsch" sein soll.
Daß die besagten Gebiete 1945 noch nicht zu Polen gehörten, sondern nur unter Polnischer Verwaltung standen?
Daß Gurkow nicht zu Brandenburg, sondern zu Pommern gehörte? Allerdings erst ab 1938.

Hier noch ein paar einführende Links zur Geschichte des Gebiets:
>>> Landsberg an der warthe / Gorzow Wielkopolski <<<
>>> Gurkow / Gorki <<<
>>> Zantoch / Santok <<<



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:02:22:16:22:03.
...widriger Umstände, oder kleine Ursache, große Wirkung. Wäre dieser technische Defekt ein paar Minuten später aufgetreten, hätte es wahrscheinlich nur eine Störung gegeben, die kaum über den Kreis der Beteiligten hinaus bekannt geworden wäre. Ob wohl die Preußischen Staatseisenbahnen oder die DRG Statistiken über derartige Vorkomnisse geführt haben?

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Mathias Hiller

Datum: 22.02.13 22:02

Kö0128 schrieb:
-------------------------------------------------------

> Was zur genannten Zeit geschah, passierte in Landsberg/Warthe.

Bei der Eisenbahn: Landsberg (Warthe) --> Die Flüsse werden in Klammern genannt.
So viel getrocknete Weinbeere muß sein ;-)

> Wenn heute im früheren Schneidemühl eine Lok pfeift, dann tut sie das in Pila (…).

Wenn ich in deutscher Sprache den Satz sage, so pfeift die Lok natürlich in Schneidemühl. Jede Sprache hat ihre eigenen Namen. Und das ist gut so.

> In meinem beruflichen Umfeld erlebe ich ständig, daß Polen mittlerweile völlig entspannt mit der
> "Gebietsfrage" umgeht, und einige polnische Städte werben inzwischen sogar offiziell mit ihrer
> früheren deutschen Ortsbezeichnung.

Siehe Breslau, siehe Danzig.

Der Reflex, auf Deibel komm raus polnische Namen verwenden zu müssen, ist komischer Weise in Deutschland sehr ausgeprägt. Wird Zeit für europäische Normalität …

Das stammt noch aus kommunistischen Zeiten.

geschrieben von: Nietenreko

Datum: 23.02.13 08:14

Die polnischen Kommunisten hatten seit den späten vierziger Jahren immer behauptet, daß die früheren deutschen Gebiete eigentlich urpolnisches Land seien, welches Jahrhunderte lang von Deutschland besetzt gewesen und nun endlich wieder seinen rechtmäßigen Bewohnern zugekommen sei, hauptsächlich, um die Vertreibungsnmaßnahmen zu rechtfertigen. Alles Deutsche wurde restlos getilgt und alle im Lande verbliebenen Deutschen wurden unter Androhung drakonischer Strafen gezwungen, ihre deutsche Sprache und Vergangenhiet aufzugeben.

Die westdeutschen Linksintellektuellen der frühen siebziger Jahre hatten nun nach der durch Brandt eingeleiteten Ost-West-Entkrampfung nichts Wichtigeres zu tun als Kotau vor den Kommunisten zu machen, um den Verdacht des Revanchismus und damit auch nur die Nähe zu konservativen Kreisen weit von sich zu weisen und sich damit als die besseren Deutschen, die Guten, darzustellen. Dazu gehörte eben auch, daß sie sich eher die Zunge brachen beim Aussprechen polnischer Namen, als einst deutsche Orte mit ihrem deutschen Namen zu benennen.
Wer das allerdings heute noch so macht, der hat nicht mitgekriegt, daß die Welt sich in den letzten 40 Jahren weitergedreht hat. Das sind die Ewig-Gestrigen von heute.

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Ein tragisches Ereignis, oder unglückliche Verkettung...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 23.02.13 09:42

Nietenreko schrieb:
-------------------------------------------------------
> ...widriger Umstände, oder kleine Ursache, große
> Wirkung. Wäre dieser technische Defekt ein paar
> Minuten später aufgetreten, hätte es
> wahrscheinlich nur eine Störung gegeben, die kaum
> über den Kreis der Beteiligten hinaus bekannt
> geworden wäre. Ob wohl die Preußischen
> Staatseisenbahnen oder die DRG Statistiken über
> derartige Vorkomnisse geführt haben?

Na sachma!!!
Hier wird große Politik gemacht und Du kommst einfach
mit dem Sachthema daher????

So geht das aber nicht !! :-D

Na, man sieht, wie verhängnisvoll sich hölzerne Personenwagen
auswirken. Ich war nicht am Unfallort,sicher, aber 42(!!) Tote
bei solch einem Unfall?
Es wären bei Stahlwagen vielleicht nicht so viele gewesen.

Als herbe empfinde ich die öffentliche genaue Beschreibung
der 7 nicht identifizierbaren Leichen in einer zeitung.

Das macht man heutzutage zum Glück nicht mehr so.
(Obwohl es wohl genug Typen gäbe, die sich daran aufgeilen würden)
Obwohl....die Nachrichten und Sendungen auf den Privaten....

Grüße an Alle
von Joachim
aus Berlin

"Ich bin Gott sei Dank - Berlinerin!" (Marlene Dietrich)


"Der kluge Mann, vermeidet jeden Krieg!" (Goebbels 1938, bei der "Sudetenkrise")
"Im Führer haben wir einen genialen Feldherren!" (Goebbels 1940, nach dem "Sieg über Frankreich")

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Martin J. Krajnc

Datum: 23.02.13 10:40

Deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Die Bezeichnung eines deutschen Teils von Polen im Sommer 1918 für ein Gebiet, welches erst 1945 zu Polen gelangte,ist schlicht unsinnig. Andernfalls wären Generationen meiner Vorfahren im deutschen Teil der Sowjetunion und Polens, nämlich in Ostpreussen, geboren worden.

Mit erkennbar abnehmender Tendenz werden noch die Namen Warschau und Krakau verwendet, Bezeichnungen wie Breslau oder Wollstein -wohl einer der wenigen Erfolge des Genossen Ulbricht - zumeist tunlichst vermieden und Zungenbrecher wie z.B. Szczecin verwendet. Für mich bleibt es nicht nachvollziehbar, weshalb die eigene Geschichte derart verschwiegen werden muss.

Viele Grüße
Martin

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: 01 1066

Datum: 23.02.13 14:40

Zitat:
Martin J. Krajnc schrieb:
-------------------------------------------------------

Für mich bleibt es nicht nachvollziehbar, weshalb die eigene Geschichte derart verschwiegen werden muss.



Moin Martin,

weil wir diese Geschichte nicht haben dürfen - alles "Deutsche" ist böse (auch heute noch)!

Das ist nicht meine Meinung - aber verfolge bitte mal die sog. "politische Debatte", wenn wieder irgendein Volltrottel einen mäßig passenden Vergleich benutzt...

...bei Eisenbahnunfällen jener Zeit. Wenn man das so manchmal auf alten Fotos sieht, wie sich die Wagen ineinander geschoben haben, die Fahrgäste hatten fast keine Überlebenschance. Und wenn das dann noch anfing zu brennen...

Aber die Unfallursache oder richtiger der Auslöser, nämlich der Kreuzkopfbruch, sind mir in der Eisenbahnhistorie noch nicht begegnet. Ist so etwas denn öfter geschehen?

Hinweis: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Guardian71

Datum: 24.02.13 01:22

Zitat:
Mit erkennbar abnehmender Tendenz werden noch die Namen Warschau und Krakau verwendet, Bezeichnungen wie Breslau oder Wollstein -wohl einer der wenigen Erfolge des Genossen Ulbricht - zumeist tunlichst vermieden und Zungenbrecher wie z.B. Szczecin verwendet. Für mich bleibt es nicht nachvollziehbar, weshalb die eigene Geschichte derart verschwiegen werden muss.

Ich glaube, die alten deutschen Bezeichnungen geraten so langsam schlicht in Vergessenheit. Ist schließlich bald siebzig Jahre her. Über 20% der jüngeren Generation sind überhaupt nicht im Land geboren und unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund haben eben einen anderen Migrationshintergrund. Da geht's eher um Srebrenica oder Kigali...

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Martin J. Krajnc

Datum: 24.02.13 11:04

Nun stammt der Autor sicherlich nicht aus Kigali. Zumindest wer sich sorgfältig mit der Geschichte des Jahres 1918 - unabhängig vom Alter und einem etwaigen "Migrationshintergrund" - beschäftigt, darf einen derartigen Unfug nicht schreiben. Nach diesen "Geschichtskenntnissen" wäre z.B. Königsberg im Jahre 1918 eine (sowjetische) Stadt im deutschen Teil der Sowjetunion gewesen.

Viele Grüße
Martin

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 24.02.13 11:08

Guardian71 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Mit erkennbar abnehmender Tendenz werden noch die
> Namen Warschau und Krakau verwendet, Bezeichnungen
> wie Breslau oder Wollstein -wohl einer der wenigen
> Erfolge des Genossen Ulbricht - zumeist tunlichst
> vermieden und Zungenbrecher wie z.B. Szczecin
> verwendet. Für mich bleibt es nicht
> nachvollziehbar, weshalb die eigene Geschichte
> derart verschwiegen werden muss.
>
> Ich glaube, die alten deutschen Bezeichnungen
> geraten so langsam schlicht in Vergessenheit. Ist
> schließlich bald siebzig Jahre her. Über 20% der
> jüngeren Generation sind überhaupt nicht im Land
> geboren und unsere Mitbürger mit
> Migrationshintergrund haben eben einen anderen
> Migrationshintergrund. Da geht's eher um
> Srebrenica oder Kigali...

Wer von den Hobbykollegen fährt nach Prag
und sagt zu Hause:
"Ich war in PRAHA!"
Wer sagt:" Ich war in Pariii!"
Wer sagt:" Ich war in Landn!"
Wer sagt. "Ich möchte mal nach Moskwa?"

NA ALSO!

Ich war zum Strassenbahnfotografieren
nicht in Poznan, sondern in Posen
in Stettin
und war bei den Störchen
in Nikolaiken!! Nicht in Mikouakiiii!

Ein wenig gesunder Menschenverstand muss erlaubt sein.
Und die Gutmenschen dürfen sich von mir in Hintern getreten fühlen!

Grüße an Alle
von Joachim
aus Berlin

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"Der kluge Mann, vermeidet jeden Krieg!" (Goebbels 1938, bei der "Sudetenkrise")
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Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 24.02.13 12:07

/*Wenn heute im früheren Schneidemühl eine Lok pfeift, dann tut sie das in Pila (das korrekte diakritische Zeichen müßt Ihr Euch bitte dazudenken!).
So einfach kann das sein.*/

Hallo Markus,

Ja, so einfach könnte es wirklich sein, wenn beim Thema deutsch/polnischer Geschichte nicht Polemik sondern Verstand regieren würde. Es hat nichts mit kommunistischer Ideologie zu tun, wenn ich polnische Namen benutze - sondern es ist schlichtweg einfacher für mich. Ich kenne kaum altdeutsche Namen - und möchte auch nicht das Steinbach'sche Ortsnamenlexikon auswendig lernen. Dazu habe ich schlichtweg keine Lust und keine Zeit.

Gruß Alex

Geschichtsunterricht, eine Zusammenfassung

geschrieben von: Pallaswiese

Datum: 24.02.13 13:39

Ich hatte es ja geahnt, daß weniger das Ereignis selbst, sondern seine sprachlich politisch korrekte Zuordnung im Vordergrund stehen würden. Was habe ich also Böses getan?

Zunächst einmal habe ich die damalige deutsche und heutige polnische Ortsbezeichnung gewählt. Wo ist das Problem? Deutsche und Polinnen können gleichermaßen den geografischen Bezug zuordnen.

Dann habe ich nicht von Landsberg an der Warthe, je nach Korrektheit mit Bindestrich oder mit Klammer*), sondern nur von Landsberg geschrieben, was nicht angeht, weil es ja sein kann, daß Gorzów Wielkopolski am Lech oder bei Halle liegt, und daß dies demnach zu Verwechslungen führen kann. Ich vergaß, daß polnische Dampfloks ein Schwerpunkt im HiFo sind, und deshalb die Kenntnis der polnischen Geografie hier weit verbreitet ist. Also war auch für diese Usergruppe mit der polnischen Ortsbezeichnung die Zuordnung eindeutig gegeben.

(Das mit den unaussprechlichen polnischen Namen finde ich eher süß. Wo Deutsche bekanntermaßen schon am einfachen "th" und "w" scheitern, worüber sich englische Boulevardblätter bei unpassender Gelegenheit gerne lustig machen. Was glaubt ihr eigentlich, womit Nichtdeutsche bei deutschen Eigennamen so ihre Probleme haben? Jedenfalls – derlei Zungenbrecher lassen sich von aufgeklärten deutschen Muttersprachlern durchaus mit etwas Wohlwollen erlernen.)

Das alles wäre ja noch verzeihlich gewesen, wenn ich nicht – ganz böse – geschrieben hätte: "verunglückte im damals deutschen Teil Polens ein Schnellzug". Weil, worauf zurecht hingewiesen wurde, Landsberg 1918 schon seit Jahrhunderten wahlweise brandenburgisches, preußisches oder einfach nur deutsches Gebiet gewesen ist. Nun ist das alles eine Frage der historischen Perspektive. So war das Gebiet um Landsberg vor Jahrhunderten schon einmal Teil des polnischen Königtums, bevor irgendwelche deutschen Raubritter einfielen. So ist das eben. Die mittelalterlichen Grenzen vor 800 Jahren waren eben andere, sie änderten sich, mal nach Osten, mal nach Westen. Dann kamen noch die diversen polnischen Teilungen dazu. Aber zurück zur Wortwahl.

Vielleicht hätte ich schreiben sollen: "verunglückte im damals deutschen Teil des heutigen Polen ein Schnellzug". Ob dies an der darauf folgenden Kommentierung Wesentliches geändert hätte? Ich zweifle. Aber ich gelobe Besserung. Ich werde den historischen Bezug meiner Wortwahl besser darzustellen versuchen.

Daß Polinnen und Polen freundlich deutsche Bezeichnungen akzeptieren, zeigt m.E. eher, daß ihr Nationalstolz**) dem schnöden Mammon geopfert wird. Solange in Deutschland Revanchistenverbände politisch meinungsbildend sind und der Verfassungsschutz als eine Regierungsbehörde Neonazis finanziert, ist in Bezug auf die Revision der Verhältnisse nach 1945 durchaus noch Vorsicht angesagt. Ich bringe meine Position dann eben so zum Ausdruck, daß ich nach Möglichkeit die polnischen Ortsbezeichnungen wähle. Das ist nicht übertriebene politische Korrektheit und Gutmenschentum, sondern Respekt.


*) Frankfurt am Main ist ein schönes Beispiel dafür, mit welch verschiedener Interpunktion diese Stadt bezeichnet werden kann, z.B.: a.M., (M), /M., /M, etc. Oder gar ohne Zusatz, weil aus dem Zusammenhang ersichtlich.
Vermutlich gibt es hier nur eine Duden-korrekte Fassung, aber die Realität hält sich einfach nicht daran, und seltsamerweise verstehen es alle.
**) Ich bin auch kein Freund von welchem Nationalstolz auch immer. Hier geht es mir allein darum, daß sprachliche Befindlichkeiten dem Geldverdienen untergeordnet werden.

Gruß, Walter

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:02:24:13:43:51.

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Jens N.

Datum: 24.02.13 13:58

Hallo,

> Wer von den Hobbykollegen fährt nach Prag
> und sagt zu Hause:
> "Ich war in PRAHA!"
> Wer sagt:" Ich war in Pariii!"
> Wer sagt:" Ich war in Landn!"
> Wer sagt. "Ich möchte mal nach Moskwa?"
>
> NA ALSO!
>
> Ich war zum Strassenbahnfotografieren
> nicht in Poznan, sondern in Posen
> in Stettin
> und war bei den Störchen
> in Nikolaiken!! Nicht in Mikouakiiii!
>
> Ein wenig gesunder Menschenverstand muss erlaubt
> sein.
> Und die Gutmenschen dürfen sich von mir in Hintern
> getreten fühlen!

Dein Vergleich hinkt allerdings ein wenig. Haupt- und bedeutendere Städte haben tatsächlich zumeist eine Entsprechung in anderen Landessprachen (wobei es auch hier Ausnahmen gibt, z. B. New York und Houston, um nur zwei zu nennen). Geht es aber in die Provinz, sieht es i. d. R. anders aus. Dass Warschau, Krakau und Breslau als solche bezeichnet werden, spiegelt also nur die üblichen Gepflogenheiten wider. Bei den kleineren Ortschaften ist es dann aber doch etwas speziell deutsches. Und im Grunde betrifft es auch nur ehemals deutsche Gebiete. Man schaue sich mal Polen auf einem typischen deutschen Atlas an. Für die ehemals deutschen Gebiete wird dort gerne der deutsche Ortsname verwendet, für die ursprünglich russischen Gebiete (vor 1914) wählt man hingegen gerne die polnischen (obwohl es auch hier oftmals deutsche Bezeichnungen gibt). Das ist paradox und zeigt, dass es bei einer sachlichen Diskussion über die (teilweise) Verwendung der polnischen Ortsnamen eben nicht nur um das Thema "Gutmenschen" geht. Und jede Seite, die der anderen indirekt unterstellt, weniger gesunden Menschenverstand zu besitzen, sollte zunächst erst einmal seine eigenen eingefahrenen Sichtweisen durchleuchten (entschuldige, diese Spitze musste sein).
Um auf Deinen Vergleich zurückzukommen: Schau Dir mal in einem deutschen Atlas Frankreich an. Da sehe ich außer bei Paris (gut, schreibt sich in beiden Fällen gleich) und einigen elsaß-lothringischen Orten kaum deutsche Bezeichnungen. Und putzigerweise wird gemäß meiner Erfahrung in Deutschland häufiger Mulhouse als Ortsname verwendet als Mühlhausen - und kaum einer regt sich auf! Aber daran sind sicher auch - um einen anderen Beitrag dieses Threads aufzugreifen - die Kommis schuld ;-).
Etwas internationaler gestaltet: Würdet Ihr nach Kleiner Fels und Mineralwasser fahren oder vielleicht doch eher nach Little Rock und Mineralne Wody?

Und als kleine Ergänzung: So sehr man in der DDR bemüht war, für die ehemals deutschen Gebiete die polnischen Ortsbezeichnungen durchzudrücken, so sehr war man auf der anderen Seite der Mauer darauf bedacht, unbedingt die deutschen zu verwenden. Beidemale entgegen der sonst üblichen Praxis und in beiden Fällen aus nicht unbedingt ideologiefreien Gründen.

Viele Grüße
Jens

PS: Dass es sinnvoll ist, bei einer Beschreibung eines historischen Vorganges den damals gültigen Ortsnamen zu verwenden (mit Ausnahme von Chroniken, der besseren Lesbarkeit wegen), darüber sind wir uns sicher einig. Wobei ich an Walters Vorgehen, zum besseren Verständnis auch den polnischen Ortsnamen anzugeben, nichts verkehrt finde.

PPS: Manchmal ist es sogar mehr als sinnvoll, vordergründig den polnischen Namen zu verwenden. Nämlich in solchen Fällen wie Görlitz oder Frankfurt an der Oder. Bei solchen geteilten Städten, ist es schon relevant, ob nun Görlitz oder Zgorzelec bzw. Frankfurt oder Slubice gemeint ist ...



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:02:24:14:51:54.

Re: Ortsbezeichnungen

geschrieben von: Mathias Hiller

Datum: 24.02.13 14:20

asr_m62 schrieb:
-------------------------------------------------------

> Ja, so einfach könnte es wirklich sein, wenn beim Thema deutsch/polnischer Geschichte nicht Polemik sondern Verstand regieren würde.

Deshalb die deutschen Namen. Macht die Aussprache einfacher, von Deklination ganz zu schweigen.

> Es hat nichts mit kommunistischer Ideologie zu tun, wenn ich polnische Namen benutze

Neupolnische oder altpolnische?

> - sondern es ist schlichtweg einfacher für mich. Ich kenne kaum altdeutsche Namen

Neudeutsche oder altdeutsche? Was hat "alt" hier zu suchen? Meinst Du die Namen aus dem 15. Jahrhundert?

> - und möchte auch nicht das Steinbach'sche Ortsnamenlexikon auswendig lernen.

… und hier kommt wieder die ideologische Brille um die Ecke. Selbst disqualifiziert! Es hat nichts mit Steinbach und Konsorten zu tun, wenn man in der deutschen Sprache deutsche Namen verwendet; siehe Aussprache usw. oben.

(Seit meinem Polnischkurs vor einigen Jahren habe ich kein Problem mit der Aussprache polnischer Namen.)
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