Hallo,
die Murgtalbahn habe ich fotografisch zwischen der Mitte der achtziger Jahre und heute mehr oder weniger permanent verfolgt. Ich möchte Euch nun mitnehmen auf eine fotografische Reise von Karlsruhe nach Freudenstadt. Das Schwerpunkt der Bilder wird dabei auf dem Einsatz der 218 liegen. Am Rande gibt es aber auch noch einiges anderes Interessantes zu sehen. Wir beginnen mit dem relativ unspektakulären Abschnitt Karlsruhe- Gernsbach.
Die Murgtalbahn verbindet Rastatt mit Freudenstadt und folgt größtenteils der namengebenden Murg. Die 58 Kilometer lange Strecke ist überwiegend eingleisig und heute komplett elektrifiziert.
Die Strecke wurde in verschiedenen Bauabschnitt von württembergischer beziehungsweise badischer Seite erbaut. Von badischer Seite ging es primär um die Anbindung der umfangreichen Holzindustrie an die Schiene. Mit diesem Anschluss entwickelte sich rund um Gaggenau eine umfangreiche Industrie, deren bekanntester Vertreter das ehemalige Unimog Werk von Daimler Benz ist. Die endgültige Fertigstellung der kompletten Strecke war aufgrund der schwierigen Trassierung erst 1928 abgeschlossen. Der steilste Abschnitt befindet sich zwischen Baiersbronn und Freudenstadt und erforderte anfangs den Einbau einer Zahnstange, und später den Einsatz steilstreckentauglicher Dampf- bzw Diesellokomotiven.
Seit 2003 ist die Strecke durchgehend elektrifiziert und wird von Stadtbahnen der AVG vom Typ GT8 befahren. Nennenswerten Güterverkehr gibt es nur noch im unteren Abschnitt zwischen Gernsbach und Rastatt.
Beginnen wir mit einem Blick auf die Kursbuchtabelle des Jahres 1953: Unter der damaligen Nummer 302 finden wir nicht einmal ein Dutzend Zugpaare. Interessant ist der S769/770 mit Kurswagen Frankfurt- Freudenstadt und zurück. Bereits 1953 gab es wohl schon wieder einen vergleichsweise überschaubaren touristischen Verkehr. Das Zugpaar S769/770 war auch die schnellste Verbindung und schafften die Strecke berg- und talwärts in rund 1.55 Stunden. Sechs Minuten Aufenthalt in Schönmünzach lassen vermuten, dass hier auf Baureihe 94, später 82 umgespannt wurde.
Im Jahre 1971 ist es immer noch die KBS 302 mit einem leicht ausgeweiteten Verkehr. Mit dem E1607/E1606 bzw E1901/E1774 gibt es jetzt zwei Zugpaare mit Kurswagen. Es gibt auch eine zusätzliche durchgehende umsteigefreie Verbindung nach Frankfurt. Der Aufenthalt in Schönmünzach hat sich auf ein bis zwei Minuten verkürzt, da 1971 Dieselloks der Baureihe 213 zum Einsatz kommen. Die Gesamtstrecke wird jetzt im günstigsten Fall in 1.38 Stunden geschafft. Die Beschleunigung der Züge scheint sich aus dem verkürzten Aufenthalt in Schönmünzach und fünf Minuten Zeitgewinn auf der Rheintalstrecke abzuleiten.
1972 läuft die Murgtalbahn unter der Nummer 713. Ansonsten hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel geändert.
1987 fahren schon lange 218er auf der Strecke. Es gibt jetzt Direktverbindungen nach Hamburg und ins Ruhrgebiet, die als D Züge - eine zeitlang auch als FD - klassifiziert sind. Die schnellsten Züge liegen jetzt so bei 1.32 Stunden. Also eine leichte Beschleunigung gegenüber 1971/72. Auffällig ist, dass die Kursbuchtabelle deutlich "voller" geworden ist, was ein erweitertes Angebot vermuten lässt. Weiterhin völlig unzureichend ist das abendliche Zugangebot. Zwischen 20 und 21 Uhr werden die Bahnsteige hochgeklappt und es gibt nur noch eine Busverbindung flußaufwärts. An diese unbefriedigende Situation kann ich mich persönlich auch noch gut erinnern.
Im Jahre 2000 gibt es nur noch RE und RB auf der Murgtalbahn. Ein solcher RE braucht trotz vieler Halte aber auch nur 1.39 Stunden für die Gesamtstrecke. Dem Wegfall der höherwertigen D Züge steht die Einführung eines Stundentaktes gegenüber.
Dies ist nun die aktuelle Kursbuchtabelle. Die Murgtalbahn läuft unter der Nummer 710.41. In der Zwischenzeit wurde die Strecke elektrifiziert und in das Karlsruher Modell integriert. Es verkehren S Bahn oder Eilzüge, die aus AVG Zweisystem Triebwagen der Bauart GT8/ Baureihe 450 gebildet sind. Ausnahme ist der Murgtäler Radexpress, der lokbespannt mit 111 aus N Wagen besteht. Dieser schafft die Strecke in 1.32 Stunden, der Eilzug sogar in 1.31 Stunden. Gegenüber 1953 ist das ein Zeitgewinn von etwas mehr als zwanzig Minuten. Viel oder wenig für rund achtzig Kilometer? Wie sähe wohl die Bilanz VW Käfer 1953 gegen VW Golf 2012 aus?
Alle Züge der Murgtalbahn beginnen bereits in Karlsruhe und fahren bis Rastatt auf den beiden Rheintalstrecken. Die 218er fuhren dabei normalerweise vom westlichen Flügel des Karlsruher Hbf ab. 218298 fotografiert am 10.5.85.
Der letzte werktägliche Zug ins Murgtal war der N5943 bespannt mit 218296, der in der Abendsonne des 10. Mai 1985 auf die Ausfahrt wartet.
Jetzt haben wir bereits das Rheintal verlassen. Ich stehe auf dem Hochwasserdamm der Murg und erwarte die Durchfahrt des D772, bespannt mit 218297 durch den Hp Bischweier, aufgenommen am 21.6.1987. Auf dem Bahnhofsvorplatz steht unser Opel Corsa.
In der Gegenrichtung habe ich am 5.4.1986 die 218478 vor N5925 fotografiert. Der Zug besteht noch aus den Leichtschnellzugwagen mit einem Mitteleinstieg. Auch hier ist mein VW Käfer das einzige Fahrzeug auf dem Bahnhofsparkplatz.
Der Wintersturm "Lothar" brachte mal wieder Holzzüge auf die Murgtalbahn. Am 21.8.2000 wartet 294104 in der westliche Ausfahrt von Gaggenau auf die Weiterfahrt.
Gaggenau wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört. Auch das Bahnhofsgebäude fiel den Bombenangriffen zum Opfer. Der in der Nachkriegszeit errichtete Zweckbau ist nicht gerade eine architektonische Meisterleistung. Mit etwas Farbe wurde bei der Fassade nachgeholfen. Am Hausbahnsteig wartet 218478 vor E 3710 auf die Weiterfahrt
Das ehemalige Unimogwerk der Daimler AG verfügt(e) über eine eigene Werklok, hier aufgenommen am 25.6.87. Auf dem Flachwagen hinter der Lok steht ein fabrikneuer MB Trac.
Die katholische Kirche in Ottenau eignete sich vorzüglich als Beiwerk für Eisenbahnbilder. 218294 vor E3050 auf dem Weg nach Gaggenau, aufgenommen am 17.5.1987
Die gleiche Stelle mit einem von 212171 bespannten Nahgüterzug, 7.12.85.
Die Gegenrichtung mit 218479 vor E3701 am 1.5.87.
Irgendwo zwischen Gaggenau und Gernsbach die 218294 zwischen blühenden Obstbäumen. (27.4.85)
An der westlichen Ausfahrt von Gernsbach stand dieses herrliche badische Stellwerk, was leider inzwischen abgerissen wurde. Vor dem Gebäude die 333144, aufgenommen am 27.4.85.
Die gleiche Stelle, der gleiche Tag mit der rangierenden 218294.
Am 13.7.85 war ich wieder vor Ort. 218296 und wieder die 333144 in der westlichen Ausfahrt von Gernsbach.
Jetzt geht es raus auf die Strecke Richtung Gaggenau. Das bekannte Stellwerk und die Liebfrauenkirche von Gernsbach vervollständigen die Aufnahme
Am 19.4.86 war das Wetter deutlich bescheidener. Trotzdem habe ich die 212214 mit ihrem Güterzug fotografisch dokumentiert.
Auch am 12.7.86 kam eine V100 zum Einsatz. 212271 beim Rangieren.
Jetzt sind wir bereits hinter Gernsbach angekommen. Zwischen Obertsrot und Gernsbach kommt mir am 6.12.86 die bereits bekannte 333144 vor die Linse. Im Vordergrund ein bereits ein nicht mehr benutzter Gleisanschluss. Vermutlich führte er über die B462 zu Kast Verpackungen.
Fortsetzung Richtung Freudenstadt folgt irgendwann.
Gruß
Axel
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:01:14:07:05:51.