In seinem jüngsten
Beitrag über das AW Opladen zeigt "KOPLX" ein Foto der 140 706, wie sie anläßlich ihrer HU von 1989 gerade an ein paar Stellen Lackausbesserungen erhalten hat. Dazu fiel mir mein Besuch in Cottbus 1997 ein, als sie dort kurz vor Vollendung der HU ebenfalls mit Lackausbesserungen eine kurze Probefahrt aus dem AW heraus absolvierte. Da ich einige Fotos zu dieser Lok zeigen kann, möchte ich daraus einen eigenen Beitrag machen, zumal auch Fragen vorhanden sind.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre 140 706 eine von vielen (maximal 879) Loks der Gattung E 40. Allerdings ist zumindest mein Kenntnisstand, dass mit dieser Lok ein Schnitt in der Serienlieferung eingeleitet wurde. Sie war nach (oder vor?) 140 362 Baumuster für die letzten Lieferserien 140 757-879 der Baujahre 1970-1972, die fortan u. a. folgende Ausstattungsmerkmale aufwiesen:
• Vielfachsteuerung
• Verschleißpufferbohlen
• Führerstandsbelüftung
• Klatte-Vorläufer-Lüftergitter
Diese 123 Serienloks sowie der Einzelgänger 140 706 waren dadurch äußerlich gut von den anderen 140/139 zu unterscheiden. Vor allem die Gestaltung mit eingezogenem Rahmen und Verschleißpufferbohle sowie Klatte-Vorläufer-Lüftergitter wirkte sich auf mutmaßliche Unfallloks (nach 140 362 auch 140 083, 196, 577 sowie 150 006) ebenso aus, wie auf die letzte Lieferung der Baureihe 150 (156-194, Baujahre 1971-1973). Letztlich wurde bei den Baureihen 111 und 151 die Verschleißpufferbohlenvariante fortgeführt.
Die (für mich) ungeklärten Fragen an der Stelle sind:
Wurde 140 706 bereits mit diesem Lokkasten und Verschleißpufferbohlen ausgeliefert oder erhielt sie diese (wie auch zu lesen ist) erst anlässlich einer Unfallausbesserung?
Dann wäre ihr Ausnahmestatus nämlich weitgehend aufgehoben und die nächste Frage geklärt:
Wurde 140 362 vor oder nach 140 706 mit dieser Lokkastenform und Verschleißpufferbohlen ausgerüstet (soweit bekannt nach einem Brand)?
Bevor wir zu den Fotos kommen, hier noch der Lebenslauf der zeitlebens grünen 140 706 mit den Hauptuntersuchungen, soweit ich diese recherchieren konnte (siehe auch
http://www.revisionsdaten.de):
Henschel 31276/68
Abn. (Opl?) 09.01.69
U3 Opl 13.01.75 grün
U2 Opl 15.10.81
E2.4 KOPLX 10.03.89
E2.0 BCSX 20.05.97
z und + 15.08.03
++ 01.-02.09.03 Bender Opladen
Eine weitere Frage stellt sich sofort: Wurde 140 706 tatsächlich bereits 6 Jahre nach der Abnahme neulackiert? Kennt jemand das Aussehen der Lok vor dieser ersten HU? Für so eine frühe Neulackierung kommt eigentlich nur ein Unfall oder Brand in Frage, was dann die Option eines neuen Lokkastens mit Verschleißpufferbohlen ab diesem Zeitpunkt wieder ins Spiel bringt. Dennoch ist es doch erstaunlich, dass 140 706 noch grün lackiert wurde, obwohl ozeanblau-beige beschlossene Sache war und 140 162 auch wenig später (26.02.75) als m. W. erste Einheitsellok das AW Freimann im neuen Design verließ. Allerdings gab es in den Folgemonaten des Jahres 1975 weitere Umlackierungen in alter Farbe. Ein wenig für die Aufrechterhaltung des Sonderstatus der 140 706 spricht immerhin, dass sie die letzte Lok eines Henschel-Lieferloses war und folglich durchaus als Experimentierfahrzeug herhalten konnte.
Mein erstes Foto der 140 706 zeigt die Lok ziemlich dreckig im Bw Hamm. 1983 besaß sie Klatte-Lüftergitter der Serienausführung und ein geschlossenes Seitenfenster (Festfenster), was tatsächlich ein Indiz für eine Neulackierung sein könnte. Außerdem wurde bereits der UIC-Stirnwandaufstieg angebracht, der mit dem teilweisen Verlust des Trittrostes einherging. Auch fehlt bereits die Packwagensteckdose unterhalb des Trittrostes und die Führerstandsziffern müssten ursprünglich in Höhe der Fenster der Führerstandstüren angebracht gewesen sein:
Vier Jahre später traf ich die Lok in ihrem Heimat-Bw Oberhausen-Osterfeld Süd von der anderen Seite an. Das Aussehen hatte sich seit 1983 nicht mehr geändert, aber die Lok machte einen "glänzenden" Eindruck:
Diese ersten beiden Fotos werden eingerahmt von der 81er- und der 89er-Hauptuntersuchung der Lok. Wie das Foto von "KOPLX" zeigt, wurden wahrscheinlich bei der 89er-HU die Festfenster durch Klatte-Fenster ersetzt. Außerdem wurde das Führerstands-Ornat entfernt, welches für sich alleine bereits Lackausbesserungen in diesem Bereich heraufbeschwor. Diese Lackausbesserungen von damals sind 1996 noch zu erkennen, als ich 140 706 erneut im Bw Hamm antraf:
Damit das "+" im Thema Sinn macht, hier zwei Ausschnittsvergrößerungen des vorhergehenden Fotos. Von der linken Rahmenanschrift kann ich kaum etwas entziffern. In der unteren Zeile steht "Isolierung PVC", die mittlere Zeile kann ich nicht interpretieren und in der oberen Zeile entziffere ich nur "Anstrich-........ bis"; dann folgt wahrscheinlich der Monat und das Jahr, welches ich tatsächlich als "75" deuten könnte. Auch noch (oder wieder?) aufgebracht zeigen sich die Hersteller-Logos des elektrischen und mechanischen Teils:
Die rechte Rahmenanschrift enthält neben dem aktuellen REV-Kasten mit dem Datum "Opl 10.3.89" und dahinter zwei "V" für jeweils einjährige Fristverlängerungen auch einen älteren REV-Kasten, bei dem mich außerstande sehe, noch etwas vom einst eingeklebten HU-Datum erkennen zu können. Außerdem stechen die seinerzeit über dem Drehgestell angebrachten gelben Punkte ins Auge, dessen Bedeutung mit nicht bekannt ist. Beheimatet ist die Lok inzwischen beim GB Traktion in Hagen:
Ein gutes Jahr später wurde 140 706 zu einer weiteren HU ins AW Cottbus eingezogen. Fast zwei Wochen vor Abschluss der E2 zeigte sich die Lok auf der
DREHSCHEIBE des Werkes. Hier sehen wir auch den Auslöser dieses Beitrages: Fast wie 1989 erhielt die Lok auch diesmal einige Lackausbesserungen im Bereich der Führerstände. Noch ist es allerdings die Grundierungsfarbe. Den "GB Traktion" gibt es wohl schon nicht mehr:
Die Lok verließ auch kurz das Werksgelände aus eigener Kraft, bevor die endgültigen Lackschichten aufgebracht wurden:
Seit Beginn meiner Digitalfoto-Zeit konnte ich 140 706 noch dreimal antreffen. Knapp 5 Jahre nach dem letzten Foto steht die Lok ganz manierlich im ehemaligen Bw Köln-Eifeltor. Die Lok trägt das HU-Datum von 1997 und weiterhin die gelben Punkte. Dort wo "GB Traktion" 1997 schwarz überpinselt, steht inzwischen "DB Cargo":
Ein gutes Jahr später treffe ich 140 706 in "meinem" und ihrem Heimat-Bh Gremberg an. Zwei Tage zuvor wurde die Lok ausgemustert, entsprechend desolat ihr Gesamteindruck. Die gelben Punkte sind weg, die Pufferteller wirken aber frisch eingefettet (für die letzte Schleppfahrt nach Opladen?):
Schließlich landete 140 706 bei Bender in Leverkusen-Opladen auf dem Schrott. Am frühen Morgen des 02.09.03 war die Lok schon weitgehend ausgehöhlt. Sie dürfte diesen Tag nicht überlebt haben:
Damit endet meine Geschichte der 140 706, die ich leider nicht von Anfang an dokumentieren kann. Ich hoffe, es ist tatsächlich jemand anderes in der Lage, die ungeklärten Zusammenhänge zwischen dem Aussehen der Lok und ihrem Umfeld zu klären.