Hallo allerseits,
Die Elztalbahn von Denzlingen nach Elzach (heute KBS 726 Freiburg-Elzach) gehört zu jenen Bahnen, die immer eine besondere Anziehung auf mich ausgeübt haben. Die Strecke wurde 1875 - zunächst als Privatbahn - von Denzlingen nach Waldkirch eröffnet, 1901 folgte der Abschnitt bis Elzach. Eine Verlängerung an die Schwarzwaldbahn - am ehesten nach Haslach im Kinzigtal - war lange geplant, wurde aber nie gebaut. Allerdings sollen Teile dieses "Lückenschlusses" bereits abgesteckt worden sein. Vermutlich verläuft die kürzlich erbaute Ortsumgehung von Elzach auf einem Teil dieser geplanten Strecke.
Meinen ersten Kontakt mit der Elztalbahn hatte ich am 20.4.1980, einem Sonntag, als ich mit einem Schulfreund und Hobbykollegen die Strecke abwanderte. Brauchbare Fotos sind damals nicht entstanden, dafür fanden wir noch eine weitgehend komplette Infrastruktur vor, konnten Gleispläne dokumentieren und mögliche Fotopunkte suchen. Damals war der Fahrplan im Elztal sehr überschaubar: für heutige Verhältnisse unglaubliche 6 1/2 Zugpaare bedienten die Strecke, dafür gab es Verkehr an allen Wochentagen.
Bild 1: Fahrplan der Elztalbahn (Winterfahrplan 1979/80)
Die erste richtige Fotoexkursion ins Elztal unternahm ich dann am 21.10.1982, einem schönen Herbsttag. Inzwischen war der Fahrplan etwas üppiger, zumindest nachmittags fuhr etwa jede Stunde ein Zug, allerdings herrschte Samstagnachmittag und sonntags Betriebsruhe.
Bild 2: Fahrplan der Elztalbahn (Winterfahrplan 1982/83)
Die Elztalbahn war in den frühen 1980er Jahren eine Domäne von 211ern, die aus Silberlingen gebildete Wendezüge in Richtung Elzach schoben. Hier im Forum wurde vor ein paar Jahren ein Bild von 1979 veröffentlicht, das einen Elztalzug mit Umbauwagen zeigt, die Umstellung auf Silberlinge muss also kurz vorher erfolgt sein. Ich fotographierte zunächst mehrere Züge im oberen Streckenteil zwischen Bleibach und Elzach.
Bild 3: 211 042 mit N Elzach-Freiburg bei Oberwinden; 21.10.1982
Bild 4: 211 023 mit N Freiburg-Elzach vor Oberwinden; 21.10.1982
Bild 5: 211 023 mit N Elzach-Freiburg zwischen Ober- und Niederwinden; 21.10.1982
Dabei suchte ich auch den fotogen etwas abseits des Ortes gelegenen Haltepunkt Niederwinden auf. Beim Bau der Verlängerung Waldkirch-Elzach hatte man - vermutlich im Hinblick auf einen eventuellen Ausbau der Strecke zur Durchgangsbahn - Niveauübergänge weitgehend vermieden, was die für Fotographen erfreulich große Zahl gemauerter Straßen- und Wegüberführungen erklärt.
Bild 6: 211 042 mit N Freiburg-Elzach in Niederwinden; 21.10.1982
Beachtlich ist, dass sogar Niederwinden, was wohl immer nur ein Haltepunkt gewesen ist, Anfang des 20. Jahrhunderts ein relativ stattliches Empfangsgebäude spendiert bekommen hatte. Später am Tag gelangte ich in die ehem. Kreisstadt Waldkirch, wo am Elzufer das folgende Bild entstand.
Bild 7: 211 042 mit N Freiburg-Elzach in Waldkirch; 21.10.1982
Diese Ansicht hat man heute nicht mehr: zum Einen ist die Böschung am Elzufer weitgehend zugewachsen, so dass kein Blick aufs Gleis mehr möglich ist; und die Brauerei Mutschler im Hintergrund gibt es nicht mehr, stattdessen ist hier ein neues, bahnhofsnahes Wohngebiet entstanden. Nur der Blick auf die Kastelburg wäre heute wohl schöner als 1982, da sich ein rühriger Waldkircher Verein sehr um die Freilegung, Sicherung und Rekonstruktion der Ruine bemüht.
Den nächsten Besuch stattete ich der Bahn zwei Jahre später, am 13.6.1984, ab. Die 211er waren mittlerweile durch 212er ersetzt worden. Ein Foto entstand im Waldkircher Nachbarort Kollnau.
Bild 8: 212 077 mit N Elzach-Freiburg in Kollnau; 13.6.1984
Heute halten die Züge nicht mehr auf Höhe des EG; vielmehr wurde leicht nördlich davon ein neuer Bahnsteig errichtet. Die schönen Empfangsgebäude der oberen Elztalbahn sind glücklicherweise alle erhalten und heute in privater Hand. Sie entsprechen einem Bautyp, den die Badische Staatsbahn auch bei anderen um diese Zeit entstandenen Strecken anwandte, z.B. auf der hinteren Höllentalbahn (Neustadt-Hüfingen) und auf der Bodenseegürtelbahn (Radolfzell-Friedrichshafen).
Zugkreuzungen wären damals in Waldkirch und Bleibach möglich gewesen, allerdings wurde regulär nur in Waldkirch gekreuzt, weil nur hier zwei Bahnsteiggleise zur Verfügung standen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, wie überhaupt vielerorts an der Elztalbahn die Motive von damals noch in ganz ähnlicher Form auch heute machbar sind. (Dass der Bf Waldkirch allerdings inzwischen zurückgebaut wurde, was die Güter- und Ladegleise angeht, versteht sich ja fast von selbst.)
Bild 9: Zugkreuzung in Waldkirch; 13.6.1984
Das zeigt sich z.B. an der Stelle, wo das letzte Foto des Tages entstanden ist, nämlich im unteren Streckenteil zwischen Waldkirch-Batzenhäusle und Buchholz, wo ich diesen Monat ein Vergleichsfoto geschossen habe.
Bild 10: 212 mit N Elzach-Freiburg bei Buchholz; 13.6.1984
Bild 10a: Dieselbe Stelle mit Breisgau-S-Bahn Freiburg-Waldkirch; 4.9.2012
Dass diese Perspektive sich in fast 30 Jahren so wenig verändert hat, liegt sicher auch daran, dass der Ort Buchholz im ganzen Breisgau für seine Obst- (u.a. Erdbeeren-) und Weinproduktion bekannt und landwirtschaftliche Nutzfläche deshalb "heilig" ist. Man kann auf den Fotos auch erkennen, dass die Sonderkulturen flächenmäßig zwischen 1984 und 2012 sogar zugelegt haben.
Am 28.8.1984 war ich erneut im Elztal, wiederum auf dem oberen Streckenteil. Vor der Kulisse von Kollnau und seiner schönen Pfarrkirche entstand das erste Foto.
Bild 11: 212 mit N Elzach-Freiburg bei Kollnau; 28.8.1984
Dann ging es talaufwärts...
Bild 12: 212 078 mit N Freiburg-Elzach in Bleibach; 28.8.1984
Bleibach ist heute zum Haltepunkt zurückgebaut (an Bahnsteiggleisen gab es hier allerdings immer nur eines), dafür aber zu einem sehr praktisch angelegten Verknüpfungspunkt mit den Bussen ins Simonswälder Tal und nach Furtwangen ausgebaut worden. Sehr viel Veränderungen zwischen 1984 und heute lässt sich im Endbahnhof feststellen, wie das folgende Bilderpaar belegt.
Bild 13: 212 078 mit N Freiburg-Elzach bei der Einfahrt nach Elzach; 28.8.1984
Bild 13a: Dieselbe Stelle am 4.9.2012
Bild 14: 212 078 mit N in Elzach; 28.8.1984
1984 fand in Elzach noch Güterverkehr statt; ob damals das Raiffeisen-Lagerhaus noch Fracht per Bahn erhielt, weiß ich nicht. 2012 gibt es keinen Bahnhof Elzach mehr: nur das Streckengleis liegt noch. Überhaupt findet sich oberhalb von Waldkirch auf der Elztalbahn heute keine einzige Weiche mehr. Allerdings muss man den Verantwortlichen zugutehalten, dass man sich nach dem Rückbau der Gleise in Elzach Mühe gegeben hat. Statt der heute vielfach anzutreffenden Schotterwüste erstreckt sich heute - auch auf der ehem. Verladerampe - eine Wiese, und das Gelände der ehem. Lokstation nördlich des Streckengleises ist heute eine Pferdekoppel. Das schöne stattliche EG von Elzach ist bis heute unverändert erhalten.
Das letzte Bild dieses Ausflugs ins Elztal entstand dann auf der Rückfahrt im Abzweigbahnhof Denzlingen an der Rheintalbahn.
Bild 15: 212 078 mit N Freiburg-Elzach in Denzlingen; 28.8.1984
Danach sollten ein paar Jahre vergehen, bis ich wieder an die Elz kommen würde. Auf einem eigentlich der Kinzigtalbahn gewidmeten Ausflug machte ich am 4.10.1991 dort Station. Der Fahrplan war inzwischen noch etwas aufgestockt worden, aber noch immer gab es keinen Sonntagsverkehr.
Bild 16: Fahrplan der Elztalbahn (Jahresfahrplan 1991/92)
Noch immer fuhren 212 mit Wendezügen, allerdings hingen die Loks jetzt Richtung Elzach, was die brauchbaren Fotomöglichkeiten auf die frühen Vormittagsstunden beschränkte, insbesondere auf dem oberen Streckenteil. Dort entstanden die folgenden Aufnahmen.
Bild 17: 212 mit N Elzach-Freiburg bei Oberwinden; 4.10.1991
Bild 18: 212 mit N Freiburg-Elzach bei Niederwinden; 4.10.1991
Zwei Jahre später machte ich einige Aufnahmen im unteren Streckenteil, wo das Fotographieren der bergseitig hängenden Zugloks etwas länger möglich war.
Bild 19: 212 mit N Freiburg-Elzach zwischen Denzlingen und Buchholz; 18.9.1993
Bild 20: 212 mit N Elzach-Freiburg zwischen Buchholz und Denzlingen; 18.9.1993
Bei meinem nächsten Besuch im Jahr 1997 waren die 212er durch 218er ersetzt worden, die allerdings nach wie vor Richtung Elzach hingen, und die Silberlinge waren auch nicht mehr alle silbern... Eine Aufnahme entstand dabei im Bahnhof Gutach; dieser Ort besaß bis 1967 eine schmalspurige elektrifizierte Werkbahn, die den Bahnhof mit dem Gelände der Faden- und Garnfabrik Gütermann verband. Reste der Gleisanlagen dieser bemerkenswerten Werkbahn konnte ich Anfang der 80er Jahre noch westlich des Gutacher EG vorfinden; die Trasse der Werkbahn ist bis heute als Fuß- und Radweg erhalten, einschließlich der Metallgitterbrücke über die Elz.
Bild 21: 218 305 mit RB Freiburg-Elzach in Gutach; 26.5.1997
Bild 22: 218 305 mit RB Elzach-Freiburg verlässt Niederwinden; 26.5.1997
Da, wie gesagt, zu dieser Zeit sonntags immer noch Betriebsruhe herrschte, wurde die Elztalbahn am 13.7. jenes Jahres für Schienenbus-Sonderfahrten genutzt. Zum Einsatz kam eine Garnitur, die hauptsächlich im Raum Offenburg auf der Rench- und der Schwarzwaldbahn eingesetzt worden war und daher die charakteristische Werbung für einen Baustoffhändler aus Appenweier trug. Wer diese Sonderfahrten damals organisiert hatte, weiß ich leider nicht mehr. Jedenfalls hatten die Organisatoren wohl mit großem Andrang gerechnet, denn - sehr zum Leidwesen der Fotographen - wurde ein (noch dazu mit Graffiti "dekorierter" ehem. Silberling-Steuerwagen in die Garnitur eingereiht. Nachfolgend einige Aufnahmen dieses kuriosen Gespanns.
Bild 23: 798+998+998 als Sonderzug Freiburg-Elzach bei Buchholz; 13.7.1997
Bild 24: 798+998+998 als Sonderzug Elzach-Freiburg bei Niederwinden; 13.7.1997
Bild 25: 798+998+998 als Sonderzug Freiburg-Elzach zwischen Denzlingen und Buchholz; 13.7.1997
Bild 26: 798+998+998 als Sonderzug Elzach-Freiburg in Oberwinden; 13.7.1997
Wie man beim Vergleich mit Bild 14 erkennt, war in Elzach mittlerweile das Umfahrungsgleis abgebaut worden.
Bild 27: 798+998+998 als Sonderzug nach Freiburg in Elzach; 13.7.1997
Die letzten Aufnahmen dieses Bilderbogens gehören strenggenommen nicht mehr zum Thema, da sie erst im Jahr 2000 entstanden sind. Damals verkehrten - vermutlich nur fallweise, aber das weiß ich nicht mehr - Wendezugeinheiten, deren 218 Richtung Freiburg hing, so dass wieder Aufnahmen gemacht werden konnten, die während der 1990er Jahre nicht möglich waren. Den Anfang machen Aufnahmen im immer wieder schönen Hp Gutach, wo die Bahn das Gelände eines Golfplatzes durchfährt und entsprechend attraktiv in Szene gesetzt werden kann. Gutach liegt übrigens ziemlich genau in der Streckenmitte zwischen Denzlingen und Elzach und soll deshalb mittelfristig zum Kreuzungsbahnhof ausgebaut werden, so dass dann auch im oberen Streckenteil der Elztalbahn eine Verdichtung auf einen 30-Minuten-Takt möglich wäre.
Bild 28: 218 389 mit RB Elzach-Freiburg in Gutach; 14.12.2000
Bild 29: 218 mit RB Freiburg-Elzach bei Gutach; 14.12.2000
Danach ging es talaufwärts gen Nieder- und Oberwinden.
Bild 30: 218 mit RB Elzach-Freiburg bei Niederwinden; 14.12.2000
Bild 31: 218 389 mit RB Freiburg-Elzach in Oberwinden; 14.12.2000
Und zuguterletzt - auch weil die niedrige Wintersonne gar keine andere Wahl ließ - an den unteren Streckenabschnitt...
Bild 32: 218 389 mit RB Elzach-Freiburg bei Buchholz; 14.12.2000
In einer 1985 vom Kameradschaftswerk-Lokpersonal des Bw Freiburg herausgegebenen Broschüre "140 Jahre Eisenbahn in Freiburg - Nebenstrecken" schreiben die Autoren in ihrem Beitrag zur Elztalbahn auf S. 54: "Die Strecke wird wohl ihr 100jähriges Bestehen nicht mehr feiern können. Zu wenig Lobby für die Eisenbahn und noch viel zu geringes Umweltbewußtsein werden Schuld daran haben, wenn wir eines Tages auf dem ehemaligen Gleiskörper der Elztalbahn spazieren gehen können." Glücklicherweise ist es ganz anders gekommen: die Elztalbahn ist heute so aktiv wie nie, jedenfalls im Personenverkehr. Spaziergänge sind also bestenfalls entlang des Gleiskörpers möglich, und die lohnen allemal, denn - wie erwähnt - vieles von dem, was ich in den 80er und 90er Jahren im Elztal fotographieren konnte, ich auch heute noch möglich.
Viele Grüße aus dem Breisgau
Claus