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...Elektrisch in die schlesischen Berge!

So hieß es als Untertitel beim Band 2 des famosen Forschungs- und Sammelwerks über den "Wechselstrombetrieb in Deutschland
von 1911 bis 1945" (Oldenbourg-Verlag. 2011). Den Autoren Glanert, Scherrans, Borbe und Lüderitz vielen Dank!


Das hatte mich elektrisiert, im Wortsinne. Vieles konnte ich nun zuordnen. Wusste ich doch, dass auch in meiner Sammlung
einiges ist, was dazu "einfach mal raus muss"! Bei Bezugnahme auf die vg. Quelle ist einfach mal eine Seitenangabe
beigefügt. Nachsehen mag man es mir auch, wenn ich die Bezeichnungen RBD und RAW in der jungen DRG-Zeit dort verwende, wo
es z.T. zeitlich noch ED bzw. AW geheißen haben könnte.


Und schon gehts los:

ES 2 bzw. WSL 10502 Halle, wie sie bei Ablieferung hieß, kam am 12.03.1911 in Dienst, wurde am 19.07.1911 zur
Internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung nach Turin verschafft und kam von dort aus Anfang 1912 zurück. Von Mai
bis November 1914 war sie dann bei der baltischen Ausstellung in Malmö. Nach der Rückkehr erfolgte die Abstellung im Bw
Bitterfeld. Zusammen mit ihren numerischen Schwesterloks ES 1, 3, 4, 5, 6, 9 und 11 wurde sie Mai/Juni 1915 nach Schlesien
abgegeben (Bw Niedersalzbrunn) [Zusatzmaterial zu Band 1; Anhang 11.1].
Die Werkaufnahme ist eine Postkarte von Hanomag (verantw. für den mechan. Teil), die drei anderen Aufnahmen werden Hermann
Maey zugeschrieben, zumindest aber als Urheber für die Wiedergabe der vermutlich bei der AEG entstandenen Fotos. Die Lok
hat zunächst offenbar zunächst noch doppelte Lyra-Bügel, später dann Scherenstromabnehmer.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e00.02(pr.10502)werkfoto-_1000x651.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e00.02(pr.10502)---_1000x612.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e00.02(pr.10502)--_1000x639.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e00.02(pr.10502)-_1000x617.jpg


1922 kehrte sie ins RAW Lauban ein, um danach wegen geringer Leistungsfähigkeit (mit nur 900 PS die schwächste der
Versuchs-ES-Typen der Achsfolge 2' B 1') wieder der RBD Halle zugeordnet zu werden. Anfang 1923 Abgabe an die RBD München,
Bw Freilassing, wovon sie im Mai bereits zurückkehrte und im Bw Leipzig-Wahren abgestellt wurde. Im August ging sie dann
zur RBD Karlsruhe, Bw Basel Bad. Bf.
1927 erfolgte dann die Ausmusterung und die Abgabe an das Verkehrs- und Baumuseum Berlin, wo sie nach 1945 kriegsbeschädigt
und teildemontiert bis zur Übergabe 1984 an den Senat überdauerte.
Nach jahrelanger weiterer Abstellzeit auf dem Gelände des ehemaligen Zollpackhofes etwa dort, wo heute die Bundestags-
Schlange steht, fand sie nun - leider ungeschützt - ihren wohl endgültigen Abstellort neben der Monumentenhalle des
Deutschen Technikmuseums Berlin, gleich neben den monumentalen Resten des Fahrmotors der EP 235.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/P1030593-.jpg


Ein weiteres trauriges Schicksal erlitt die 1914 von Borsig (mechanischer Teil) und Siemens-Schuckert Werken (elektrischer
Teil) gelieferte ES 6 (WSL 10506 Halle), die vom Versuchsbetrieb im Halle-Bitterfelder Raum im Sommer 1915 in der Bw
Niedersalzbrunn eintraf und schon 1921 an die ED Halle zurückgegeben wurde. Nach Reparatur erfolgte die
Wiederinbetriebnahme, der alsbald ein Schaden das Ende und 1923 die Ausmusterung bereitete (Bd. 1, S. 70; Zusatzmaterial
Bd. 1, Anh. 11.1). Ende der 20er Jahre wurde sie noch als Umformer für einen Bauzug umgebaut, 1946 kam sie als
Reparationsleistung in die UdSSR, nach der Rückkehr 1953 wurde die ES 6 oder was noch übrig war, 1962 verschrottet.
Das Werkfoto von SSW wird seiner weiteren Existenz Hermann Maey zugeschrieben.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e00.06-_1000x622.jpg


Die Tabelle der preußischen ES-Loks aus dem Merkbuch von 1915 findet sich hier:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/merkbuch-pr.es-_1000x834.jpg


Während des ersten Weltkrieges wurde der elektrische Betrieb in Schlesien wie auch im Hallenser Raum zeitweise eingestellt.
Auch später mit der Wiederinbetriebnahme gab es noch Mangel an leistungsfähigen Lokomotiven.
So ist denn pr. G 10 5470 Osten mit einer nicht erkannten weiteren G 10 in Dittersbach unter Fahrdraht und vor Fördertürmen
tätig.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/g10.5470osten-dittersbach.schles.-_1000x633.jpg


Inzwischen gab es bemerkenswerte "Infrastrukturen" der Elektrifizierung und Signalausstattung, wie man heute sagen würde
(Postkarte mit Marke im Motivfeld, abgestempelt Breslau 25.06.1926):

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/signal.schreiberhau-_1000x640.jpg


Und dann kamen sie endlich, die ersehnten stärkeren Maschinen. Zunächst die EG 511 Halle mit Indienststellung im März 1914
in Bitterfeld. Schon im Mai 1915 kam sie zum schlesischen Netz in die Bw Niedersalzbrunn von wo sie erst nach Zugang der E
75 62 bis 69 im Sommer 1931 nach Basel abgegeben wird, inzwischen längst als E 71 11 umgezeichnet. Die Ausmusterung
erfolgte im Februar 1943 (Bd. 1, S. 69).

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/eg511.werkfoto-_1000x609.jpg


Übrigens: Im DTMB sind erhalten die EG 528 (E 71 28), hier Blicke auf einen Radsatzwellenstumpf und einen der beiden
Fahrmotore...

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/P1020655-.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/P1020657-.jpg


...sowie im Verkehrsmuseum Dresden die im Führerhaus zugängliche EG 530 (E 71 30):

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/P1040139-.jpg


Die Tabelle der preußischen EG-Loks aus dem Merkbuch von 1915 findet sich hier:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/merkbuch-pr.eg-_1000x823.jpg


Die zwanziger Jahre brachten für Schlesien eine Reihe weiterer Lokversuche mit sog. Einrahmen-Lokomotiven und damit auch
über den weiterhin angewendeten Stangenantrieb die annähernd größten, wohl aber die leistungsfähigsten Fahrmotore der Welt.
Das ganze war verbunden mir riesigen Unwuchten, was auch zu Verschleiß und Zerstörungen an Triebwerken führte.
Trafodurchschläge, Kontaktabbrande und schlechte Komutierungen als weiterer Mangel warfen ein schlechtes Licht auf die
sonst recht leistungsfähigen Maschinen, die mit ihrem Erscheinen sofort den schweren Reisezugverkehr übernehmen mussten.
Recht schlecht kamen dabei auch die BEW-Maschinen weg (Bd. 2, S. 136 bis 138). Die Baureihenbezeichnung hieß zunächst noch
EP 235 bis 252, später E 50 35 bis 52.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/ep236.werksaufn-_1000x651.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/ep239.werksaufn-_1000x636.jpg


Diese Aufnahme eines Personenzuges in Hirschberg/Schles. mit E 50 48 wird Hermann Maey zugeschrieben.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e50.48.hirschberg-_1000x637.jpg


Außer dem oben bereits gezeigten Motorrest beim DTMB findet sich im Verkehrsmuseum Dresden auch ein Torso einer Lok dieser
Reihe, genau der E 50 42, die nach dem 2. Weltkrieg aus UdSSR-Verschleppung 1952 wieder zurückkam und nicht wieder
aufgebaut wurde. Der Größenvergleich mit einem 1,75 m großen erwachsenen Besucher zeigt die Ausmaße:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/P1040126-.jpg


Die Tabelle der preußischen EP-Loks aus dem Merkbuch von 1915 findet sich hier:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/merkbuch-pr.ep-_1000x828.jpg


Weitere Modernisierungen kamen durch die kräftige E 91, die als Reihe E 91.9 mit elektrischer Widerstandsbremse
ausgerüstet, schwere Güterzüge auch im bergigen Bereich befördern konnte. Hier die E 91 102 in einer Aufnahme, die mal Carl
Bellingrodt, mal Hermann Maey zugeschrieben wird (ich neige zu letzterem, da CB häufig alle erreichbaren Positive von HM
nach dem Krieg reproduzierte und dann oft nur seinen Stempel drauf gab).

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e91.102-_1000x637.jpg


Altertümlich aussehend, aber moderner Einzelachsantrieb (Tatzlagermotoren) und davon gleich sechse verlieh der E 92 79 auch
erhebliche Kraft, die aus einer robusten und nach Kinderkrankheiten dauerhaften Konstruktion kam. Bereits 1913 vor dem 1.
Weltkrieg bestellt, kamen die Loks der Reihe EG 571 bis 579 (später E 92 71 bis 79) kriegs- und kriegsfolgenbedingt erst
1923 zur Auslieferung. Ihre Höchstgeschwindigkeit wurde nach Sifa-Einbau Anfang der 30er Jahre auf 60 km/h erhöht, auch
erhielten einige eine elektrische Zugheizung. Die Loks hatten auch ein Gepäckabteil (Bd. 2, S. 138 ff.; Zusatzmaterial,
Anh. 5.5).

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e92.79-_1000x632.jpg


Bleibt noch, die Indienststellung der E 21 51 im Oktober 1927 beim Bw Hirschberg zu vermelden. Dies war eine der ersten
Schnellzugloks mit Einzelradantrieb. Dabei wurden die zwei Reihen zu je vier Fahrmotoren versetzt gegenüber gestellt, so
dass sie gemeinsam auf je eines der vier Achsgetriebe wirken konnten. Die Steuerung war eine Schützensteuerung, die über
einen komplizierten Fahrradketten-Mechanismus vom Führerstand aus auf ein im Dachbereich befindliches Nockenwerk wirkte,
das die Schützen dann mit pneumatischem Antrieb ansteuerte (Zusatzmaterial Bd. 2; 12.1).
Das äußerst seltene Foto, das offenbar den Autoren des eingangs genannten Werkes fehlte, zeigt den mit seitlichen
Schutzgittern versehenen Maschinenraumgang und den Blick auf die ominöse Fahradketten-Mechanik. Links deutlich ein Schild
mit "Motor 4" zu erkennen, rechts die Ölschalter. Die Lok entgleiste 1939 mit der Bisselachse voraus. Anschließende
Messungen ergaben eine zu hohe seitliche Kraft von über 8 t in Gleisbögen. Daraufhin sollte sie umgebaut werden was aber
kriegsbedingt unterblieb und nur die Höchstgeschwindigkeit auf 75 km/h reduziert wurde. Ihr weiteres Schicksal ist nicht
genau geklärt; sie soll 1944 als Schadlok im RAW Dessau gewesen und in die UdSSR abtransportiert worden sein (Bd. 2, S.
233; Zusatzmaterial Anh. 6.1 u. 6.4).

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e21.51-steuerung.dachkanzl_1000x676.jpg


Im Februar 1931 kam aus Mitteldeutschland zu Versuchsfahrten die noch nicht mit Lokschildern versehene E 44 001, blieb
jedoch mit nur gut 1400 km Pz- und nur gut 300 km Gz-Leistungen nur etwa sechs Wochen, bevor sie an die RBD München ins RAW
Freimann abgegeben wurde und erst im Frühjahr 1932 bahnamtlich abgenommen wurde (Bd. 2, S. 173; Zusatzmaterial Bd. 2, Anh.
12.1).
Das Bild aus der Zeit beim Bw Hirschberg wird Hermann Maey zugeschrieben.

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e44.001-ablieferg-_1000x640.jpg


Schließlich, sozusagen als Krönung: Die E 95!
Die E 95 01 bis 06 kamen in der Zeit vom 27.12.1927 bis zum 21.06.1928 zum Bw Hirschberg und kosteten das Stück je gut eine
halbe Million Reichsmark (Bd. 2, S. 154 ff). Die sehr leistungsfähigen Loks wurden eingehenden Messfahrten unterzogen und
bewährten sich gut.
Stolz zeigt sich das Bw-Personal auf der mit Zierlinien versehenen Lok, dahinter die mit Widerstandsbremse ausgerüstete
E 95 02:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e95.03-bw.hirschbg-_1000x660.jpg


Nach Verschleppung in die UdSSR am Ende des 2. Weltkriegs, nach Rückgabe Anfang der 50er Jahre an die DR der DDR und nach
Wiederaufbau und Wiederinbetriebnahme des elektrischen Netzes im Dreieck Halle-Dessau-Bitterfeld fand sich E 95 03 in Halle
1967:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e95.03.halle(1967)-_1000x693.jpg


Im RAW Lauban, so sind diese Bilder zuzuordnen, fanden sich die am 06.08.1936 an das Bw Hirschberg gelieferte E 44 050 ohne
nähere Datumsangabe bei der Demontage von Dachbaugruppen und eine Gruppe Mitarbeiter bei der Lagerbearbeitung von Radsätzen
einer E 95:

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e44.050.raw.lauban_1000x677.jpg

http://bilder.bw-basdorf.de/VB995/dso.16062012/e95.rads.raw.lauban-_1000x664.jpg


Ich hoffe, der kleine Bilderbogen, mit einigen Verweisen ins "Heute" hat gefallen.
Wie immer: Auf alten Bildern ist viel zu entdecken!


Grüße
VB995


Tante Edith meinte, es seien Dreckfuhler drinne und doch 27 Abbildungen...



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:16:06:06:16.
Da fängt der Tag gut an.

Vielen Dank für den schönen Beitrag!

Stefan
Das ist wieder mal ein Beitrag vom Feinsten. ;-)

Danke.
Tolle Bilder!

Was mich immer wieder erstaunt ist, dass von der Bedienung her so spät noch wahre Krücken erzeugt wurden! Dass man in den 20 er Jahren noch eine lok konstruierte wie die E 95, bei der man keinen ungehinderten Ausblick nach vorn hatte, finde ich bedenklich.

Uebrigens: Der Kettenantrieb war bis in die früher 30er Jahre Stand der Technik: Auch die Ae 3/6 und 4/7 hatten den noch: Bei der Ae 4/7 wurde die Stufenschalterstellung mittels eines drehbaren Tellers beim Handrad zurückgemeldet und der Stufenschaltermotor beim erreichen der Deckungsgleichheit von Teller und Handrad ausgeschaltet (Aehnlich, wie bei einem Maschinentelegrafen). Zudem konnte im Führerstand noch das grosse Handrad aufgesteckt werden, mit dem der Stufenschalter von Hand berätigt werden konnte. Auch dort spielten Ketten eine wesentlcihe Rolle.
Auch der Hauptschalter konntee vom Führerstand her mechanisch eingeschaltet werden.

Uebrigens ist die Bedienung des Stufenschlters, mechanisch vom Führerstand her, noch bei der Ae 6/6 aus den 50er Jahren möglich. Dort kommen aber, meines Wissens, Gelenkwellen zum Zug!
Gruss Guru



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:16:09:41:46.

? Stromabnehmer-Palette bei der E 44 050 ?

geschrieben von: ellokfan

Datum: 16.06.12 09:04

Sehr interessante Bilder, z.T. bekannt, z.T. aber auch unbekannt.

Bei dem Bild mit der Teilansicht der E 44 050 im RAW Lauban fällt mir die Stromabnehmer-Palette auf mit Doppelschleifstück.
War das eine Sonderbauart oder Versuchspalette? Ansonsten sind doch nur SBS10 oder SBS39 bekannt ?

Danke und Gruß
Rolf
Interessante Aufnahmen! Das erste Bild ist wohl aus dem zweiten durch Retusche entstanden, die sind nämlich identisch. Und auch das dritte Bild ist an derselben Stelle - nur aus anderem Winkel - aufgenommen worden.
Übrigens kann man auch bei der E 10/E 40 (die anderen alten DB-E-Loks kenne ich nicht) das Schaltwerk noch per großer Kurbel vom Führerstand aus bedienen. Das Prinzip der Steuerung ist wohl ähnlich der schweizer Loks (Stellungsvergleich Fahrschalter-Nachlaufscheibe).
Blonk! Ich kollabiere.

Vielen Dank fürs zeigen der Kostbarkeiten.

Ytracks
Wahnsinn, vielen Dank. Das waren noch richtige "Maschinen" und keine Computer auf Rädern ;)

Re: ...aus grauer Vorzeit: Elektrisch in die schlesischen Berge... [m27B]

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 16.06.12 11:48

Ein hervorragender und sehr interessanter Beitrag! Nur glaube ich nicht, daß Deine Copyright-Vermerke so alle haltbar sind.

Dinosaurier unterwegs

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 16.06.12 12:27

Super - sehr interessanter Einblick in die Frühgeschichte der preussischen Elektrolok-Entwicklung. Beieindruckende Fotos von sehr skuriellen und monströsen Maschinen! Aber - jetzt hole ich doch mal den bayerischen Patrioten und, ach gott wie überraschend, den E69 - Fan raus:

Nehmen wir nur mal die Daten aus dem Beitrag:

ES 2 1912 - 1927 = 15 Jahre
ES 6 1915 - 1923 = 8 Jahre
E71 1914 - 1959 = 45 Jahre
E50 1920 - 1945 = 25 Jahre
E21 51 1927 - 1945 = 18 Jahre

im Vergleich

E69 01 1905 - 1954 = 49 Jahre
E69 02 1909 - 1982 = 73 Jahre (+12 Jahre Museumslok) = 85 Jahre
E69 03 1912 - 2012 = 100 Jahre....
E16 1926 - 1979 = 53 Jahre

Böser Vergleich, aber letztlich hatten die Konstrukteure der ersten beiden E69 auch nicht "mehr vor" als die der ES2, sie stellten einen nach bestem Wissen und Gewissen auf dem aktuellen technischen Stand basierende Konstruktion auf die Räder. Ganz offensichtlich hatte man dabei in Bayern (auch die E62, E36, E73 waren überwiegend deutlich länger in Betrieb) ein glücklicheres Händchen, als mit den doch zum Teil merkwürdigen Konstruktionen fürs schlesische Netz. Ganz offensichtlich setzt man dort zu sehr auf eine "Dampfloks mit Elektromotor" als auf grundliegend anders konstruierte Fahrzeuge. Dies ist natürlich sehr pauschal formuliert und bietet genügend Stoff, sich mal eingehend mit den parallel entstehenden Konstruktionen bei den verschiedenen Länderbahnen in Bayern, Schlesien und auch Baden zu beschäftigen.

Und zur Ehrenrettung: Die E71 gilt als sehr gelungenen Baureihe und hätte sicherlich noch gut in die 60er Jahre hineinfahren können, über E44 001 als Grundstock der elektrischen Universal- und Standartbaureihe der DR und auch die E95 und 91 inspirierten positiv aus dem schlesischen Netz.

Letztlich verdanken wir mit diesen Fahrzeugen sicherlich viele Erfahrungen für die weitere Entwicklung der Elektroloks. Es ist schade, dass von diesen Dinosauriern so wenig übriggeblieben ist und gerade mit der ES 2 eigentlich eine mehr oder weniger komplette Lok überlebt hat und dennoch keine Würdigung als wertvolles Exponat erhält.

Beste Grüße
Bernd Mühlstraßer

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69
Hallo VB995!

Auch meinen Dank für die Aufnahmen!

Wen’s interessiert und wem das Heft zugänglich ist:

Im Eisenbahn-Journal 12/2011 p. 34

ist die ES 6 in ihrem letzten Zustand zu sehen.

Zwar mit der Bildunterschrift „… E 77.. E 95…“, aber sie ist es.


Gruß!
Jan

Re: Dinosaurier unterwegs

geschrieben von: miyake

Datum: 16.06.12 13:19

...Schnappatmung beendet...

Das ist ja wirklich ein echter Knaller, dieser Beitrag. Vor allen Dingen das Bild der E 95 03 in Farbgebung "4h" mit Zierlinien vor dem Hirschberger Lokschuppen ist der Hit. Von der 03 existieren nur wenige Bilder, und dann noch eines in dieser Farbgebung! Es gab ja viele Diskussionen zu diesem Thema, aber dieses Biild beweist es, dass die Loks in diesem Gewand unterwegs waren.

Das Foto vom Maschinenraum der E 21 51 ist den Autoren des "Wechselstrom-Zugbetrieb"-Buches durchaus bekannt gewesen, nur war es von so mieser Qualität, dass es nicht berücksichtigt wurde.

Für uns "Zackenbahner" ist es immer wieder überraschend, wer sich noch alles mit diesem Thema beschäftigt, und welche Schätze - sprich: Bildmaterial - ausgegraben werden.

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, und ich hoffe, dass es Fortsetzungen gibt.

Ein schönes Wochenende wünscht
Thomas Kunze
[www.zackenbahn.de]

Re: Dinosaurier unterwegs

geschrieben von: Türen schließen selbsttätig

Datum: 16.06.12 13:27

....mit "glücklichem bayerischen Händchen" hatte das wohl am wenigsten zu tun....:)

Wir dürfen spekulieren, wieviele E 69 oder E 16 fröhliche Urständ im Betrieb gefeiert hätten, wenn sie
1. zwischendurch mal in die Sowjetunion verschleppt und dort mehr oder minder "gut" behandelt und nach 20 Jahren schrottreif zurück gegeben worden wären
2. Bayern von der Roten Armee besetzt und die Infrastruktur für elektrischen Betrieb ratz-fatz abgebaut und nur bruchstückweise in kleinsten Schritten Jahrzehnte später wieder aufgebaut worden wäre
3. vor allem wegen 2. einfach kein Bedarf an älteren Einzelstücken mehr gewesen wäre

Hätten die Sowjets Zugriff auf die E 16 gehabt, so wären diese mit Sicherheit auch gen Osten gewandert - und als Schrott 1959, 1961 zurück gekommen und mit Sicherheit NICHT mehr in Betrieb gegangen.... Das wäre dann exakt das gleiche Schicksal gewesen wie E 21 oder E 50. Mit mehr oder minder "glücklichem Händchen" preußischer oder bayerischer Konstruktion hätte das sicher nichts zu tun gehabt. Und die putzige E 69 ist ein Sonderfall in jeder Hinsicht - auch da wage ich die Aussage: wäre die Fahrleitung ihrer Stammstrecke 1947 abgebaut worden, hier wären nie mehr (bis heute) elektrische Züge gefahren und die E 69 wären den Weg allen alten Eisens gegangen.

Die DR in der DDR überlegte ja durchaus, die E 50 und E 21 wieder aufzuarbeiten. Es waren aber genügend jüngere Maschinen vorhanden, im Gegenteil konnte man es sich sogar leisten, Elloks an die DB abzugeben. Wäre die ES2 aus einer Laune der Zeit heraus in Baden-Württemberg verblieben und noch ein wenig um Lörrach herum gekurbelt, dann wäre sie vielleicht auch irgendwann zum Museumsstück aufgestiegen und aktuell 100 Jahre alt. Die E 16 war eine mehr oder weniger ausgereifte Serienlok, an Schweizer Vorbilder anknüpfend, und sie wurde betrieblich benötigt. Dafür ist eine Lebensdauer von 53 Jahren nicht heraus ragend, sondern völlig normal - siehe heutiges Alter von 110 oder 140. Und -siehe das genannte Beispiel E 71- wo im Westen Bedarf und Einsatzraum für solche Veteranen war, wurden sie relativ lang genutzt, während z.B. die wenigen E 77 von der DB frühzeitig entsorgt wurden - ihr Leistungsspektrum entsprach nicht dem Benötigten, ihre Anzahl war zu klein. Also entschied sich die DB für die langfristige Erhaltung der E 91.

Ich würde es also unter dem Strich eher so ausdrücken: Bayern hatte in der jüngeren Zeitgeschichte einfach mehr Glück als Preußen, und das hat auch zu einer erheblich verlängerten Lebensdauer einiger elektrischer Veteranen geführt.

? ES 4

geschrieben von: tuswa

Datum: 16.06.12 13:35

Hallo,

Toller Beitrag !!!

VB995 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zusammen mit ihren numerischen
> Schwesterloks ES 1, 3, 4, 5, 6, 9 und 11 wurde sie
> Mai/Juni 1915 nach Schlesien
> abgegeben (Bw Niedersalzbrunn) .


War tatsächlich auch die ES 4 dabei?
Laut z.B. Obermayer's Taschenbuch wurde der Bau der ES 4 nicht vollendet.


MfG,
Tuswa.

Re: Ergänzung zum Vergleich pr/bay ...

geschrieben von: ICE

Datum: 16.06.12 14:05

Die E69 kann man nicht mit den preußischen Hauptbahnmaschinen vergleichen, das war ein ganz anderes Anforderungsprofil. Um 1915 hatte Bayern nichts auf der Schiene, was mit der ES2 oder ES9-19 vergleichbar war. Bleibt die E16 (bay. ES 1) von 1926, die aber schon wieder eine Generation später kam als die pr. Stangenloks. Dies war zudem eine Serienlok, die im eher friedlichen Bayern lief... Der Vergleich mit der Versuchsmaschine E 21 51 ist problematisch, Prototypen haben aus vielen Gründen ein eher kurzes Leben. Der erste Weltkrieg brachte schon Verzögerungen in der Auslieferung, so dass die preußischen Maschinen schon veraltet waren, als sie in Betrieb gingen. Den Verlauf der Ellok-Entwicklung Anfang 20. Jh. kann man vielleicht mit der Computerentwicklung nach 1984 oder mit dr Entwicklung ders Motorflugs vergleichen: Die Technik war neu, der Fortschritt vergleichsweise rasant.

Spannender Beitrag, Dank und Grüße vom ICE.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:16:14:09:23.
VB995 schrieb:
-------------------------------------------------------
> ...Elektrisch in die schlesischen Berge!

Danke für den schönen Bilderbogen!

> ... Nachsehen mag man es mir auch, wenn ich die Bezeichnungen RBD und RAW in der jungen
> DRG-Zeit dort verwende, wo es z.T. zeitlich noch ED bzw. AW geheißen haben könnte.

Bis zur "Verreichlichung" der Reichsbahn 1937 Rbd bzw. Raw, danach RBD bzw. RAW, ab den frühen 50er Jahren wieder Rbd bzw. Raw. (... und Abweichungen davon gab's immer wieder.)
Herzlichen Dank für die interessanten Bilder!

Es ist doch spannend, was es noch alles an historischen Dokumenten gibt...

Ich möchte mich mit einer ergänzenden - zugegeben etwas "gezeichneten" - Postkarte vom Neißeviadukt in Görlitz bedanken. Ich denke, es dürfte sich um eine Lok aus der Reihe EP 247 bis EP 252 handeln. (Verlag: Neue Postkartenquelle Görlitz; Aufnahmedatum ist nicht bekannt)

Besten Gruß

Christian


http://www.abload.de/img/00pre-lok-1tleo6.jpg

Besser - schlechter ???

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 16.06.12 18:28

Kleiner Hinweis:

Meine These, dass die Bayern die besseren Loks hatten, blieb natürlich nicht lange unwidersprochen. So habe ich also heute meinen Nachmittag für ein Statistik-Festival geopfert, und meine These einer "wissenschaftlichen Prüfung" unterzogen. Das Ergebnis könnt ihr in einem eigenen Beitrag, ein paar Zeilen weiter oben, nachlesen!

Beste Grüße und ----die preussischen Loks faszinieren mich trotzdem!

Bernd

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69

Re: Dinosaurier unterwegs

geschrieben von: captainsbnemo2005

Datum: 17.06.12 00:40

-
kann es sein , daß in Bayern nach 1945 auch bessere inftastrukturele Bedingungen vorzufinden waren ,
die eine längere Dienstzeit der dort stationierten Elektrolokomotoven begünstigten ?

Steve
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Seiten: 1 2 All Angemeldet: -