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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Moin Moin!

Ein Wort vorweg

Es ist ja hier etwas in Mode gekommen, ein paar generelle Sätze vorweg zu stellen – ich greife das auf, denn ob das folgende Thema überhaupt hier jemanden interessieren wird und ob es hierher ins Hifo gehört, habe ich mich da dann schon gefragt. Der Hifo-Anspruch ist ja für einige – zumindest den selbstüberzeugten Beiträgen zu urteilen – wohl eher ein Beitrag mit hochwertigen, scharfen, kontrastreichen Bildern. Und historisch muss es sein, Dampflok am besten. Dann ist für jeden was dabei – und stelle bloß keine Fragen, und wage nicht, die besten der besten Beiträge durch Deinen unseeligen Beitrag auf die verhasste "Seite 2" zu "katapultiern". Und schreib´ ordentlich Deutsch,

Von alle dem kann/will/werde ich hier nichts bieten (ausser die Beachtung der deutschen Rechtschreibung, soweit dies in meiner Fähigkeit liegt), und da fragt man sich dann schon, ob man einen Einblick in die Archivunterlagen diesem anspruchsvollen Hifo-Volk hier zumuten sollte. Denn ...


Einleitung zum Thema

... es sind sicher nur ein paar wenige, die sich für die Lieferlisten der Lokomotivhersteller interessieren. Noch kleiner ist der Kreis, der selbst nach Möglichkeit versucht, die original Unterlagen zu beschaffen (in Kopie versteht sich) und sich dafür in Archive begibt oder über Jahre bei Firmen und Privatpersonen anfragt und nach Daten "rumbettelt".

Und letztendlich sind es ganz wenige Statistiker, die dann aus diesen (für Deutschland rund 300.000 Datensätzen) auch noch eine Auswertung über die Lieferleistung der jeweiligen Hersteller erstellen und diese veröffentlichen. Allerdings ist dieses Ergebnis dann wieder für einen sehr großen Kreis der Eisenbahnfreunde interessant.

Ebenso sehr klein ist der Kreis Derjenigen, die sich für die "Geschichte hinter den Lieferlisten" interessiert. Der ein oder andere wird mit dem Begriff "Schmeiser-Listen" schon mal konfrontiert worden sein, aber wer das eigentlich war, kann kaum einer beantworten. Und wieso diese "Schmeiser-Listen" Grundlage für die heute digital verfügbaren Listen wurden (was zum Teil gar nicht stimmt...), ist sicher auch nur sehr wenigen bekannt. Aber dies soll hier nicht das Thema sein – auch wenn hier auch einen Blick auf die Arbeit von Dipl.-Ing. Bernhard Schmeiser geworfen wird. Vielleich später, ggf. als Abschluss, dazu mehr. Wenn es denn hier überhaupt interessiert - es ist halt Grundlagenarbeit mit viel Text. Ein Beitrag mit ein paar schönen Bildern aus vergangenen Zeiten ist da sicher einfacher zu konsumieren.

In dieser kleinen Serie sollen einfach ein paar Auszüge aus den original Unterlagen gezeigt werden, um einen Eindruck zu vermitteln, wie solche Unterlagen eigentlich aussehen. Zwei Beweggründe:

* Die Mehrheit der Eisenbahnfreunde hat nur selten die Möglichkeit hat, solche Unterlagen mal zu sehen (selbst wenn es sie interessiert).

* Es wird (hoffentlich) auch deutlich, welche Schwierigkeiten dabei auftreten und warum es Abweichungen zwischen der Realität und den Angaben in Dokumenten geben kann – ein Thema, was hier bei Loklebensläufen ja sehr häufig und oft auch sehr emotional diskutiert wird.

Letzteres ist auch zu bedenken, wenn hier im Hifo immer mal wieder "die Merte-Listen" zitiert werden und/oder Widersprüche auftreten. Mich wundert das dann immer überhaupt nicht. Ich freue mich nur, wenn wieder ein Puzzelstein "geputzt und richtig herum" an die richtige Stelle gesetzt werden kann.


Die Jung-Lieferunterlagen

Nun aber endlich die paar Bilder aus den Unterlagen der Firma Jung in Kirchen a.d. Sieg (zur Geschichte des Herstellers siehe http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/jung.htm bzw. das neue Buch im EK-Verlag von Gerhard Moll und Stefan Lauscher). Bei diesem Hersteller wird schon das "erste Vorurteil", es gäbe bei großen Herstellern "das Lieferbuch", im Mark erschüttert: Es gibt in der Tat zwar ein Lieferbuch, aber es ist halt nicht "das eine" – vielmehr gibt es viel mehr Unterlagen, die die Lieferungen der Firma Jung letztendlich vollsändig dokumentieren. Neben "dem klassischen" Lieferbuch sind dies vor allem Karteikarten. Hinzu kommen dann weitere Lieferbücher, in denen pro Seite eine Lok beschrieben wird (auch hier liegen ein paar Kopien vor, jedoch sind diese sehr schwer lesbar und ich verzichte auf deren Wiedergabe).

Und so sieht das dann im Einzelnen aus – gezeigt wird hier nur ein Bild mit einer Breite von 1200 Bildpunkten, um die Lesbarkeit zu gewähren, auch wenn dann auf "normal-alten" Bildschirmen etwas "links-rechts-scrollen" notwendig ist:

Die Seite 1 "des Lieferbuches"
http://www.ssdw.de/quellen/k-Jung-0000.gif

Es beginnt (das ist nicht bei jeden Hersteller unbedingt so) wie erwartet mit der Fabriknummer 1, eine 2/2-gekuppelte Tenderlok, welche am 10.10.85 (gemeint ist hier 1885) an den Bauunternehmer Schlüter, Kiel geliefert wurde. Hmm, wer jetzt sich den Scann genau anschaut, der wird zurecht anmerken: Da steht doch etwas wie Schütte, aber nicht Schlüter. Ja, stimmt, allerdings wurde Schütte gestrichen und durch Schlüter ersetzt. Bei FNr. 1 ist dies durch die Kopier-Qualität nicht sichtbar, man beachte da aber den Eintrag bei FNr. 7 mit dem gleichen Empfänger.

Da sieht man schon beim ersten Eintrag: Ups, ging die Lok ggf. an Schütter (oder von dem bestellt) und später an Schlüter? Oder ist es nur ein Schreibfehler gewesen, welcher (von wem?!) später "berichtigt" wurde? Wenn dem so ist, warum ist dies nicht auch bei FNr. 504 geschehen?! Tatsächlich wird bei FNr. 504/1901 "Schütter, Kiel" angegeben, was die Korrekturen auf der erste Seite doch fraglich erscheinen lassen.

Die Lieferbuchseite mit FNr. 504 – eindeutig Schütter:
http://www.ssdw.de/quellen/k-Jung-0020.gif

Schon beim ersten Eintrag eine enorme Unsicherheit – da schwindet doch schnell das Vertrauen...

Was die Qualität der Kopie anbetrifft: Ja, bescheiden (entspricht sicher nicht den hohen Ansprüchen mancher Hifo-Bilderfetischisten), aber besser als gar nichts – man muss froh sein, dass man nach Jahren des "Bettelns" überhaupt eine Kopie aus den im Privatbesitz befindlichen Büchern erhalten hatte. Deshalb findet man sich damit ab und ist glücklich.

Zurück zur Jung-FNr. 1: so ganz klar ist also nicht, wie der Empfänger der ersten von Jung gelieferten Lok hiess – nein, so ist es falsch: Denn die erste ausgelieferte Lok ist nicht die FNr. 1! Es ist die FNr. 3, welche am 3. September 1885 ausgeliefert wurde (an die Denniner Zuckerfabrik). Dies ist in der Literatur früher oft nicht beachtet worden – sicher deshalb, weil in den zur Verfügung stehenden Lieferlisten ("Schmeiser-Liste") kein Ablieferungs-Datum stand, sondern nur das Baujahr.

Auffällig ist übrigens auch die FNr. 4, die wurde satte fünf Jahre später (1890) geliefert als die Maschinen davor und danach. Die Geisweider Eisenwerke lagen, wie Jung, im Siegerland und waren damit nicht weit entfernt. Vielleicht wurde die Lok erst nur leihweise nach Geisweid geschickt, um schnell vor Ort die Maschine reparieren und verbessern zu können. Wenn dem so ist, dann wäre die Lok aber sicher nicht Baujahr 1890 – aber das Baujahr geht aus dem Lieferbuch ja nicht hervor!!! Ich kann es nicht beweisen, aber ich habe das Gefühl im Magen, dass dies die erste Lok war, die Jung baute, leihweise in Geisweid einsetzte und letztendlich fünf Jahre später (Ablauf des Leasingvertrages :-) an die Eisenwerke verkaufte. Aber das ist eine Vermutung, vielleicht war sie auch wo anders vorher im Einsatz (denn es ist die Auslieferung 1890 angegeben, nicht "verkauft 1890") oder wurde tatsächlich erst 1890 gebaut.

An dieser Stelle macht es Sinn, mal einen Blick auf die originale Liste des Dipl.-Ing. Schmeiser zu verwerfen (bzw. Einblick in diese zu gewähren – Dank an Joseph Pospichal und Dieter Zoubeck):

Dipl.-Ing./Baurat Bernhard Schmeiser – Lieferliste Jung, Seite 1
http://www.ssdw.de/quellen/BS-Jung-0001.gif

FNr. 1 und 7 gingen an – Schlüter. Offenbar lagen Hr. Schmeiser entweder die korrigierten Liefereinträge oben vor, oder er hatte eine andere Quelle. Ein Blick auf die FNr. 4 – Baujahr 1890 ! Wieso? Aus der Quelle oben geht nur das Lieferdatum hervor. Auch ist der Empfänger hier Eisenw. Geisweid, nicht Geisweider Eisenwerke. Eine Kleinigkeit, aber warum? Ggf. gab es aber eine andere Quelle als die bis heute erhalten gebliebenen Lieferbücher – in der Tat gibt es bei Jung ja, wie oben bereits gesagt, mehrere Quellen.

Auf diese komme ich gleich zurück, vorher aber noch ein interessanter Hinweis auf die Quelle der heutigen digitalen Jung-Lieferliste: Diese sah nämlich so aus:

EMH – Lieferliste Jung, Seite 1
http://www.ssdw.de/quellen/EMH-Jung-0001.gif

Sofort wird klar: DAS ist nicht die selbe Liste. Auffälligstes ersten Kennzeichen: Spalten sind anders angeordnet – das ist ja noch ok. Aber was ist mit dem Inhalt? Der stimmt weit gehend überein, aber eben nicht ganz! Und beide Quellen, die als Sekundär-Quellen zu bezeichnen sind, stimmen nicht mit "dem" oben gezeigten Lieferbuch überein. Schon die erste gelieferte Lok, die FNr. 3, geht bei den Sekundärquellen an die Zuckerfabrik Demmin, im Lieferbuch steht aber (richtig) Dennin.

Auch bei FNr. 51 irren beide Sekundär-Quellen: "Charlottenhütte, Niederschles." (Niederschlesien) ist falsch, im Original steht richtiger Weise "Charlottenhütte, Niederscheld.." (Niederschelden, das en ist durch die ausgefranste Seite nicht mehr vorhanden).

Bemerkenswert ist auch FNr. 55:

B. Schmeiser: "Marmorgr. Mecklinghausen"
EMH: "Marmorsteinbruch, Mecklinhausen"
Lieferbuch: "Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Menden"

Bei Bernhard Schmeiser stimmt übrigens die Schreibweise des Ortes Mecklinghausen, aus "dem" heute erhaltenen Lieferbuch geht das aber nicht hervor. Das ist höchst erstaunlich, die Sekundär-Quellen (Bernhard Schmeiser und eine spätere Abschrift/Kopie von einem mir bisher nicht bekannten Autor) enthalten also Abweichungen beim Empfänger im Vergleich zu den heute noch erhaltenen Lieferbüchern. Ob da eine weitere Primärquelle genutzt werden konnte oder ob hier aus anderen Sekundär-Quellen die ursprünglichen Lieferangaben bewusst verändert wurden, wird wohl unbekannt bleiben.

Es ist also kein Wunder, wenn in der Literatur, die sich auf diese (lange Zeit einzig möglichen) Sekundär-Quellen berufen, sich Abweichungen zur Realität ergeben. Was allerdings jetzt in keiner Weise die Leistung von Hr. Schmeiser mindern sollte!

Auch muss man deutlich widersprechen, wenn immer mal wieder behauptet wird, dass Bernhard Schmeiser sich auf die Staatsbahnlokomotiven beschränkt hat. Die oben gezeigte Seite zeigt dies schon sehr beeindruckend, in welcher Akribie er hier Lieferungen für Feldbahnen und kleine Werkbahnen mit auflistet.

Diese Behauptung ist also Unsinn. Sie ist vermutlich eine Fehlinterpretation von Lücken, welche bei Hr. Schmeiser in diversen Listen auftreten, bei denen dann gerade Werk- und Feldbahnlieferungen fehlen. Ich werde noch bei anderen Listen zeigen, dass diese Lücken sicher nicht mit "böser"/purer Absicht entstanden, sondern das es diese Lücken in den zur Verfügung stehenden Unterlagen der Firmen so gab.

Und Jung ist da eines der besten Beispiele, um "Schmeiser-Lücken" zu erklären. So lässt die Abschrift aus Wiener Neustadt (bzw. die über EMH vertriebene Liste) eine Lücke bei FNr. 5600 bis 6000 als "frei zur Einzählung gebauter Dieselmotoren". In diesem Fabriknummern-Bereich sind allerdings etliche Feldbahn-Diesellokomotiven bekannt, selbst DRG-Kö sind hier zu finden.

Dazu wieder ein Blick in "das" Lieferbuch:
http://www.ssdw.de/quellen/k-Jung-0215.gif

Da ist bei 5600 bis 6000 tatsächlich eine Lücke ("Mo" –könnte natürlich alles mögliche sein). Und diese Lücke gab es noch sehr lange, nämlich bis Mitte der 1990er Jahre. Erst dann tauchten, vorm Altpapier gerettet, etliche hundert Karteikarten zu den Diesellokomotiven auf. Als Beispiel der "Lückenfüller" mit den FNr. 5601 ff:

http://www.ssdw.de/quellen/Jung-kardie-0149.gif

Die Karteikarten sind unterschiedlich geordnet, z.T. nach Typen, zum Teil nach Vertretung/Empfänger. Auch gibt es entsprechende Karteikarten für die Gruben-Preßluft- und Akkulokomotiven. Als Beispiel hier ein Blatt zu den Elektrolokomotiven, und zwar am Ende des Lokomotivbaus bei Jung 1985 bzw. 1987:

http://www.ssdw.de/quellen/Jung-karpre-0040.gif

Das Lieferdatum der letzten Maschinen wurden nicht mehr eingetragen! Anhand eines Zeitungsberichtes in der Siegener Zeitung aus dem Mai 1987 mit einem Bild der letzten sechs ausgelieferten Preßluftgrubenlokomotiven ist jedoch bekannt, dass eben im Mai 1987 die letzten Jung-Lokomotiven ausgeliefert wurden.

Womit noch ein weiterer Aspekt zu der Jung-Lieferliste angesprochen werden muss: Dipl.-Ing. Schmeiser starb 1958, dennoch sind alle Lieferungen bis 1987 bekannt. Zu verdanken ist dies dem Verfasser der oben gezeigten "Schmeiser-Abschrift", welcher die Liste bis 1967 fortführte, hinzu kommen die "Ergänzungen Quill 22.11.1976" (Klaus Peter Quill). Zusammen mit den Karteikarten zu den Grubenlokomotiven (ab 1977 wurden nur noch Grubenlokomotiven geliefert) ergibt sich letztendlich eine weitgehend vollständige Jung-Lieferliste. Aber es zeigt auch, dass es kein einfacher Weg war.


Schlußwort

Wie oben gesagt – ob das Thema in diesen Details überhaupt hier ein größeren Kreis anspricht und es sich damit lohnt, es fortzusetzen, ist eine Frage, die (m.E. zurecht) ganz am Anfang steht. Ich habe versucht, das dröge Thema etwas spannend zu machen und bewusst (besonder in der Einleitung) hier und da etwas plakativ geschrieben – die "getroffenen Hunde" sehen es mir bitte als Stilmittel der Spannungserzeugung nach oder kläffen halt etwas rum (jeder halt, wie er kann).

Ansonsten ist natürlich jede Diskussion und Information zu dem Thema Lieferunterlagen sehr willkommen, gerne kann ich auch noch die ein oder andere Seite mehr zeigen, wenn denn begründetes Interesse besteht.

Wer sich ansonsten für Lieferlisten interessiert, dem sei der Link unten empfohlen – dürfte aber weitreichend bekannt sein :-)


Beste Grüße

Jens



"DIE neue" ist da - V12 - Stand 2012:
http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/cd-info/cd-v12.gif
Mahlzeit!

zunächtst mal Danke für die Einblicke in die Arbeitsweise / Arbeitsumstände zu Euren Lieferlisten!

Ab vom eigentlichen Thema der Loklieferungen und deren Geschichte, ist die Darstellung der hierzu nötigen "Archivwühlerei" genauso spannend!

Also gerne mehr aus der Sicht der "Forscher"

Grüße

Harald
Das ist doch historisch sehr interessant.Auch ohne knackscharfe Rußpunzenbilder.Wenn sich jemand solche Mühe macht und Nachforschungen anstellt die wahrscheinlich sehr zeitraubend und arbeitsintensiv ist,dann sollte das auch hier mal gewürdigt werden.Also,weitermachen!!!

Hallo Jens,

genialer Beitrag!! Das zeigt klar welche Akribie in Archivarbeit in welcher Form auch immer dahintersteht. Das Vergessen auch mal so manche. Wenn man sich auf ein Thema "eingschossen" hat, ist es nicht so, daß man mal in ein Archiv geht, zwei drei Wochen recherchiert, und dann weiß man alles. Es stecke sehr viel mehr dahinter.

Wie aus Deinem Beitrag hervorgeht: manchmal muß man "um die Ecke" denken. Allgemein gesprochen: Man muß allen möglichen und unmöglichen Gedanken nachgehen, um zum Ziel zu kommen.

Dieser Beitrag ist HiFo in purer, sauberer Reinkultur, stellt die Basis der Grundlagenarbeit von und allen dar.

Vielen Herzlichen Dank und in Erwartung auf mehr,

lechzt Sven

*clap clap clap*

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 06.05.12 21:44

Jens, Du hast viel zu lange geschwiegen! Danke für diesen lesenswerten Beitrag, der wunderbar die immensen Schwierigkeiten der Fabriknummerfetischisten aufzeigst, die Fehler, Irrungen und Wirrungen, Widersprüche und Inkosistenzen. Ich partizipiere und arbeite ja schon lange von/mit Deinen Listen und deshalb fällt gleich ins Auge, daß die Jg 6 richtig im Lieferbuch steht, aber falsch bei den anderen Autoren ;)

RUHRKOHLE - Sichere Energie

seit dem 24.II.2022 bittere Wahrheit in Europa
Auch von meiner Seite: Bitte, bitte mehr!

Und herzlichen Dank für die viele Arbeit, die hinter Deinen Listen steht. Für alle, die sich für "alte Zeiten" interessieren, sind sie ein sehr hilfreiches Arbeitsmittel.

Du fragst nach Interesse? Sven "lechzt" und auch ich kann mich eines Sabberns nicht erwehren...

Also, ich freue mich schon auf die Beiträge 2 bis ...!

Besten Gruß

Christian

Na, endlich mal was anderes als Knipsfotos ;-))

geschrieben von: christoph beyer

Datum: 06.05.12 22:45

Lieber Jens Merte,

wenn es in diesem Forum nötig ist, den "Beitrag des Tages" fast schon entschuldigend einzubringen, sollte man ernsthaft über die Schließung dieses Ladens nachdenken. Ich finde, genau für solche Beiträge ist dieses Forum gedacht - und nicht für 10 Jahre + 1 Tag alte Knipsbilder.

Und ich würde mir wünschen, dass andere Fahrzeugstatistiker ähnlich deutlich machen können, woher sie ihr Wissen haben.

Und noch eins: Natürlich gibt es junge Leute, die vor 20 oder 30 Jahren nicht fotografiert haben. Aber was hindert euch eigentlich daran, in die nächsten Archive zu gehen und euch an der Auswertung von historischem Akten- und Datenmaterial zu beteiligen? Da gibt es in den Stadt- und Kreisarchiven, aber auch in den Archiven von Bahnen genug zu finden, und die weiterführenden Adressen hat man dann auch ganz schnell raus. Das ist zwar mühselig - aber nur so kommen neue Ideen und Ergebnisse auf den Tisch. Ein bisschen eigenes Denken, Ausdauer und Interesse sind natürlich hilfreich.

Das ist übrigens auch nicht teuer: Ihr braucht nur einen Schreibblock und einen Bleistift und eine Tüte Zeit - und schon kann es losgehen. Und bei Interesse habe ich bisher immer erlebt, daß von den Akten und Zeichnungen Digitalfotos gemacht werden durften. Kostet übrigens fast gar nichts - und man braucht nicht mal einen teuren und komplizierten Scanner dafür. Diese ganzen Ausreden mag ich mir hier einfach nicht mehr anhören.

Ja, ich weiss auch, dass Jens Merte hier Materialien auswertet, die nicht in jedem Stadtarchiv um die Ecke einfach so im Lesesaal liegen. Aber auch da kommt das Eine zum Anderen - aus Spuren werden neue Fragen usw. Und dann ist der Austausch mit den Leuten hier übrigens sehr hilfreich!

In diesem Sinne, DANKE, Jens Merte!

Gruss - christoph beyer




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:07:08:09:57.
Moin Jens,

diese Einblicke in die Forschertätigkeit sind immer wieder interessant. Umso schöner, wenn man dann feststellt, welche Fehler sich bislang eingeschlichen haben und man anschließend diese berichtigen kann!

Der Jung'sche Lieferbuchausriss hat mich an das Lieferbuch von Krupp erinnert. Das ist ganz ähnlich aufgebaut, siehe hier "mein" Ausriss:

KruppFNr1985-2022_S.jpg

Danke für Deinen Einblick,

Martin

Klasse!

geschrieben von: Peter

Datum: 07.05.12 08:21

Hallo Jens!

Vielen Dank fuer diesen tiefen Einblick in die Welt jenseits der "bunten Bilderkes".
Man macht sich sonst wenig Gedanken, warum Dinge so tradiert werden - bis man mit verschiedenen Quellen konfrontiert wird.

Ich habe mich zwar -wie Du weisst- nur mit den Liliput-Lokomotiven von Krauss, Krupp und Krauss-Maffei auseinandergesetzt, aber bereits bei dieser uebersichtlichen Zahl von Lokomotiven kommt es zu erstaunlich vielen Widerspruechen... Und wenn dann immer wieder Fotos von 1925 als Beweis fuer ein Baujahr gebracht werden sollen, die Menschen aber die Bedeutung der Lieferliste (die ein spaeteres Lieferdatum nennt) nicht verstanden haben...

Genau wie Du schreibst: Das Datum in der Lieferliste bezeichnet den Verkauf ("Umsatzerloes"), nicht den Bau - mit Glueck ist ein Lieferdatum angegeben, wobei der Hersteller zudem oft anders rechnet als der Empfaenger (Datum Absendung/Uebernahme). Man sieht, die Probleme sind vielschichtig.

Und wenn ich dann so an den Wust von Daten denke, die Du im Laufe der Jahre zusammengestellt hast... Da weiss man die CD dann gleich noch mehr zu schaetzen!

Vielen Dank - und 'standing ovations'.

Gruss aus dem Osten (einer Stadt im Westen)

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...

Respekt, Respekt!

geschrieben von: 03 1008

Datum: 07.05.12 08:34

Hallo,

vielen Dank für den hochinteressanten Beitrag!

Auch wenn ich nicht der große "number cruncher" bin, sondern eher der "Knips-Fraktion" angehöre, habe ich großen Respekt vor Deiner "Arbeit" (und der Deiner Kollegen) und greife gelegentlich gerne auf die Ergebnisse zurück.

Generell möchte ich von allen Seiten ein hohes Maß an Toleranz erbitten. Schließlich handelt es sich nur um ein Hobby und auch hier sollte jeder ohne Überheblichkeit "auf seine Fasson selig werden". Die Welt werden wir weder mit Fotos noch mit dem Aufklären von Lokomotivschicksalen retten oder auch nur verbessern.

Viele Grüße, Helmut

Das hat schon lange gefehlt!

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 07.05.12 09:10

Hallo Jens,

danke für Deine enorme Fleißarbeit, die vielen hier - direkt oder indirekt - zu Nutzen kommt.
Ich finde es wichtig und keinesfalls überflüssig, hier einmal die Schwierigkeiten einer solchen Arbeit darzustellen. Schließlich ist es auch nicht gerade selbstverständlich, daß diese Lieferlisten - ob im Original oder in Kopie - überhaupt noch zur Verfügung stehen.

Danke, daß Du hier einmal allgemeinverständlich darstellst, mit welchen Schwierigkeiten Du kämpfen mußt, um Deine berühmten Listen zu erstellen.

Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Hallo Jens,

Deine Schilderungen und Erklärungen zu den Hintergründen der mit der Erstellung der Lieferlisten verbundenen Recherchen finde ich hoch spannend und würde mich freuen, wenn Du dieses Thema hier weiter darstellen würdest.
Denn nur wenn man selber sich mit solchen Themen beschäftigt, kann man ermessen, was für eine immense Arbeit dahinter steckt und das sollte auch einem größeren Kreis ruhig einmal deutlich gemacht werden.
Auf die aktuelle Version der Lieferlisten freue ich mich.

Gruß Wolf

Toll

geschrieben von: Bernd Bastisch

Datum: 07.05.12 23:29

Von "Ein Wort vorweg" bis zum "Schlußwort" einfach super !

Gruss Bernd

http://www.angertalbahn.net/net500x66_2.jpg
1100 und ebbes mal wurde das Thema angeklickt, dass ist zwar nur die Hälfte als so manches Bilder-Thema und auch Frage-Beiträge werden oft häufiger angeklickt, aber immerhin gab es doch sehr viele sehr positive Rückmeldungen. Vielen Dank dafür!!!

Da "muss" es ja dann wohl eine Fortsetzung geben, wobei ich noch schwanke zwischen einem großen Motorhersteller oder einer "klassischen Dampflokschmiede", die auch viele Grubenlokomotiven gebaut hat...

Beste Grüße

Jens
Hallo Jens,

ich unterschreibe mal alles was vor mir geschrieben wurde, möchte aber noch mal auf einen Punkt eingehen:

"Was die Qualität der Kopie anbetrifft: Ja, bescheiden (entspricht sicher nicht den hohen Ansprüchen mancher Hifo-Bilderfetischisten), aber besser als gar nichts – man muss froh sein, dass man nach Jahren des "Bettelns" überhaupt eine Kopie aus den im Privatbesitz befindlichen Büchern erhalten hatte. Deshalb findet man sich damit ab und ist glücklich."

Wirklich? Das bestätigt mal wieder meine Erfahrungen mit vielen (nicht allen!) "Altpapiersammlern.
Die meisten handelt nach dem Rumpelstilzchen-Prinzip: "Ach wie gut das niemand weiss..."
Das ist weder geklärt was später daraus wird, noch kümmert man sich um eine konsequente Erhaltung für Nachgeborene.
Viele dieser Seiten werden mit den Jahren nicht besser und gerade Privathaushalte können sowas auch oft nicht so lagern wie es wünschenswert wäre. Da wäre konsequentes Scannen das Gebot der Stunde, aber daran denkt fast keiner...
Also ich freue mich auf mehr, sehr gern auch ohne Bilder.

MfG aus Spiez

MMM

"Gibt es zwei- bzw. dreiachsigen Reko-Wagen der DR (Bage, Baage, Dage oder Bagtre), die die gleiche Breite aufweisen, wie die vierachsigen Reko Wagen z. b. der zuvor genannten Hersteller? Also schmaler sind, als die Wagen von Piko und Roco!
Viele mögen die 1-1,5 mm breitenuntershcied nicht stören und mich wiederum ist es egal, welche breite nun die Maßstabsgereue ist - mir wäre nur wichtig, dass die Personenzugwagons der DR in meiner Zugkombi ziemlich gleichbreit sind..."

🤦‍♂️😂🤷‍♂️

Quelle: Stummiforum..

[www.stummiforum.de]

Meine Hochachtung

geschrieben von: OttoBahn

Datum: 09.05.12 09:28

besten Dank für den spannenden Blick durch den Türspalt. Und wieder ein Beweis dafür das bei der Eisenbahnhistorie, wie auch bei sonstiger Geschichte, es trotz Akten und schriftlicher Überlieferung, eigentlich nix eindeutig ist.

Bitte fortsetzen

OttoBahn
.... ich bin nämlich auch dabei!

JensMerte schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wie oben gesagt – ob das Thema in diesen Details
> überhaupt hier ein größeren Kreis anspricht und es
> sich damit lohnt, es fortzusetzen, ist eine Frage,
> die (m.E. zurecht) ganz am Anfang steht.

> Ansonsten ist natürlich jede Diskussion und
> Information zu dem Thema Lieferunterlagen sehr
> willkommen, gerne kann ich auch noch die ein oder
> andere Seite mehr zeigen, wenn denn begründetes
> Interesse besteht.

Ich weiß nicht, ob ich mein Interesse "begründen" kann, aber vorhanden ist es auf jeden Fall. Weitere Informationen, Diskussionen und anschauliche Beispiele wären hochwillkommen! Schon seit Jahren habe ich immer mal wieder einfließen lassen, daß "Bilderkes kucken" zwar schön und gut ist, mir aber auf die Dauer nicht reicht, und daß gehaltvolle Textbeiträge mir sehr am Herzen liegen. Natürlich taucht dann regelmäßig der eine oder andere Kasper alias "Jack-in-the-Box" auf und schlägt mit seiner Patsche zu, aber das kann man aushalten.

In diesem Sinne auf viele Fortsetzungen hoffend

Lothar Behlau, bislang auch nur "Kopien-von-Kopien"-Besitzer

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http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/sncf_cc-40108_+_sncb_1803_243_parisnord_101294LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wl_yft_4669_hendaye_280889LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wl_ab33_33306_271_600_monza_010683LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/sncf_cc-72080_sdz31593_vsoe_parisest_290588LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wl_mu_4825_271_670_firenzesmn_070492LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wr_2973_281_innsbruck-bolzanobozen_310386_3LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wl_ub_3824_397_127_koebenhavnh_040482LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/wr_4004_410_athinai-thessaloniki_180289LotharBehlau.jpg http://www.wagonslits.de/phpbb2/album_mod/upload/cache/ciwlt_werklok_r+h_atoostende_130384LotharBehlau.jpg
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Deswegen liebe ich das HiFo so...

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 10.05.12 12:13

Die passende Antwort an alle Nörgler und Schmarotzer, die sich gar keine Vorstellungen machen, wie aufwendig, zeitintensiv und teilweise nervenaufreibend die Recherche für nur eine Lokomotive sein kann!


Einer der besten Beiträge dieses Jahres, zeigt er doch eindrucksvoll die Porblematik auf.



Bis neulich - natürlich im HiFo

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!
Hallo Jens,
eine angenehme Überraschung dein/dieses Thema hier zu finden.
Wenn nicht hier, wo denn, findest du Antworten!
Allerdings ist der Kreis der "Wissenden" nicht groß.
Wie in vielen Fällen hocken einige Sammler auf Listen aller Art und geben ihr Wissen nicht preis.
Bin schon gespannt auf deine neue CD.
Grüße
Ulrich


Nicht alle meine Unterlagen zu den Strecken im Westerwald, Fotos, Negative und Dias befinden sich bei meinem Verein in Westerburg, im Erlebnisbahnhof Westerwald.
Dias und Negative Österreich, Schweiz und Süddeutschland sind in Thun/CH. Dias der Rheinstrecken und Lahnbahn bei der Eisenbahnstiftung. Unterwesterwaldbahn und NBS ins Stadtarchiv Montabaur. Bildmaterial teilweise vor Ort Digital vorhanden.

Teil II ist jetzt online

geschrieben von: JensMerte

Datum: 02.06.12 22:12

Moin Moin!

Ich habe mich für die Dampflok-Lokschmiede mit umfangreichen Pressluft-Grubenloklieferungen entschieden:

Einblick in die Lieferlisten und Lieferunterlagen, Teil II - BMAG


Beste Grüße

Jens


"DIE neue" ist da - V12 - Stand 2012:
http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/cd-info/cd-v12.gif