Liebe Hobbykollegen,
der Rangierbahnhof Tempelhof war NICHT der größte Berlins (als solcher galt PANKOW),
und schon gar nicht der größte Deutschlands.
Interessant ist er dennoch,
denn die gedrängte Bauweise nach dem Umbau in den 1920er Jahren
und der Zulauf aus 5(!) Richtungen, machte komplizierte Überwerfungsbauwerke nötig,
mehrere Einfahrgruppen, undundund.
Tempelhof verfügte nicht über
eigene Ausfahrgruppen, - dafür war in der Längenentwicklung gar kein Platz! - sondern diese waren mit den Rangiergruppen zusammengefasst:
Die abgelaufenen Wagen wurden dort nicht nur "gekuppelt und geschlaucht",
sondern auch für die Abfahrt fertig gemacht
("aufgeschrieben", "gezettelt", vom Wagenmeister untersucht),
der "Packer" und die Lok vorgekuppelt, Bremsprobe gemacht etc,
was normalerweise in einer Ausfahrgruppe gemacht wird und was die Kapazität der Rangiergruppen natürlich empfindlich herabsetzte.
Das Betriebswerk war neu erbaut worden und dreischiffig,
wobei die drei Hallenschiffe jeweils um ein Zulauf-Gleis versetzt waren
und untereinander durch 2 Schiebebühnen verbunden waren.
Die südlichen beiden Hallen gingen im Kriege verloren,
aber wer im Gebüsch rumstromert,
erkennt noch – neben den zugeschütteten Gruben – den Hallenfußboden, der, wie damals üblich, aus Holzquadern bestand.
Nach der Schließung der Rangierbahnhofes 1952,
zog dort die West-Berliner BRÜCKENMEISTEREI der DR ein.
Hier (UNTEN) der Blick auf die nördliche Einfahrt.
Dreht man sich um, schaut man (in nördliche Richtung) auf den Fuß des Wasserturms und ein weiteres Gebäude des Bahnbetriebswerks . (OBEN)
Der Wasserturm ist ein markantes Bauwerk aus Stahl im Stile des Expressionismus.
Läuft man 200m weiter,
so gelangt man an die Drehscheibe,
die bei einem Rechteckschuppen in erster Linie nur dem Drehen der Loks diente und weniger dem Verteilen auf die Schuppengleise.
OBEN ist der letzte Wasserkran zu sehen, und die "großzügige" Ausfahrt, mit sage und schreibe 5 Formsignalen.
Das Stellwerk war noch besetzt und den Fdl quälte wohl vor allem die Frage,
wie er die verdammten 8, oder am WE 12(!) Stunden rumbringen sollte.
Ausgefahren wurde 1993 nur noch in Richtung Tempelhof Ringbahn
über den östlichen, äußeren Ringbahnschluß, sowie nach Anhalter Güterbahnhof,
wo ausserdem der Postbahnhof noch bedient worden sein dürfte!
Mit dem dortigen Stellwerk Agb ("Anhalter Güterbahnhof")
bestand jedenfalls Blockabhängigkeit
und in guten Zeiten war die Güterverbindung vom Anhalter nach Tempelhof sogar zweigleisig!
Ich weiß jedoch jetzt nicht, ob Agb 1993 nicht schon geschlossen war.
Wenn dann noch Güterfahrten stattgefunden haben sollte,
dann war das Gleis dorthin zum "Bahnhofsgleis des Bahnhofes Tempelhof" gemacht worden
und es wurden nach Anhalter Güterbahnhof Rangierfahrten durchgeführt.
Das Rangieren als solches war in Tempelhof aber 1993 bereits lange Geschichte,
die Aufgaben für West-Berlin völlig auf Grunewald bzw. Rangbfe in der DDR übergegangen.
Auf den weitläufigen Anlagen standen ein paar Wagen herum, meist Schadwagen aus dem West-Berliner Verkehr, die, wenn es sich dann mal lohnte,
zu Schadzügen (Schadz) ins zuständige Bww zusammengestellt wurden.
Die eigentliche Aufgabe war das Durchleiten der Fahrten von der Ringbahn auf die Strecke der Dresdener Bahn nach Lichtenrade.
Dies waren regelmäßig die Kesselzüge für das Gaswerk in Marienfelde, später auch die Müllzüge von Neukölln nach Schöneicher Plan.
An diesen Fahrten (etwa 3- 5 am Tag!) waren 3(!) Stellwerke beteiligt.
Das im Bild sichtbare Stellwerk war innerhalb des Bahnhofsblocks mit dem am Südkopf gelegenen Reiterstellwerk "Tf" verbunden,
und dieses schickte die Züge bis zum Deckungssignal der Abzweigstelle MarienDORF, deren Signale vom Stellwerk MarienFELDE "Mf" fernbedient wurden.
Dann fädelten diese in einer Zugpause in die S-Bahnstrecke der S 2 ein und fuhren nach Marienfelde.
das untere Bild zeigt ebenfalls nach Norden:
Zur rechten Hand sieht man die nach dem Kriege teilweise wieder in Betrieb genommene Süd-Nord-Gruppe.
Die Nord-Süd-Gruppe befindet sich links in dem Wäldchen: Sie wurde nach 1945 nicht wieder in Betrieb genommen.
Auf dem UNTEREN Foto sieht man die Gleise der Nord-Süd-Gruppe fast zugewachsen: Auf ihnen rollte seit dem Aufnahmezeitpunkt 1993 fast 50 Jahren kein Zug mehr.
Auf Höhe des Fotografen steht dieses Stellwerk. Es sieht „aufgestockt“ aus. Deutlich erkennt man die Sonnenschutzdächer über den Fenstern des ersten Stockwerkes. Darüber – und anders gemauert – ein großfenstriger Aufsatz….bestimmt weiß da jemand mehr?!?
DAs nächste Mal schauen wir uns noch etwas im Südteil um.
Bis denne!!
Grüße an Alle
von Joachim
aus Berlin
"Ich bin Gott sei Dank - Berlinerin!" (Marlene Dietrich)
"Der kluge Mann, vermeidet jeden Krieg!" (Goebbels 1938, bei der "Sudetenkrise")
"Im Führer haben wir einen genialen Feldherren!" (Goebbels 1940, nach dem "Sieg über Frankreich")
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:05:22:24:22.