DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.

Der Bahnhof Maisach (1989, 10 B, 1 Scan + 4 Vergleiche)

geschrieben von: Djosh

Datum: 05.05.12 18:27

Hallo zusammen,

an der Strecke München — Augsburg liegt beim km 24,8 der Bahnhof Maisach. Die Bahnlinie wurde zwischen 1838 und 1840 in vier Abschnitten eröffnet. Bereits am 9. Februar 1838 wurde als erste oberbayerische Bahnstrecke der 13 km lange Abschnitt München — Lochhausen dem Betrieb übergeben. Lochhausen war damals ein Dorf weitab von München, heute ist es längst mit München zusammengewachsen.

Aus einem Erlebnisbericht einer Zugfahrt von München nach Nannhofen im Jahre 1840:

"Die Maschine hält: wir sind in Lochhausen, einem stillen, verlegenen Dörfchen, zwei Stunden (Gehstunden) von München, das nun den Münchnern so bekannt geworden ist, wie Neuberghausen oder Hesselohe. Die Ortschaft war nämlich viele Monde lang der Port, in dem der Dampfwagen seine Fahrt beschloß, zu einer Zeit, da er noch in Windeln lag und sich nicht weiter getraute, weil die Schienen nicht gelegt waren. Damit ging ein glücklicher Stern auf für Lochhausen, das überrascht und freudetrunken täglich hunderte von Hauptstädtern ankommen sah, die die Eisenbahn hatten probieren wollen.

Nach ein paar Minuten, während deren manche Passagiere ausgeschifft und andere an Bord geladen worden sind, machte sich der Zug wieder auf und eilte tobend davon. Nannhofen ist gegenwärtig der äußerste Punkt der Bahnlinie. Hier stiegen wir zufrieden aus, wenn auch anderthalbe Stunden darauf gegangen sind, um eine Strecke von 8 Gehstunden zurückzulegen. Diese lange Dauer der Fahrt ist zunächst dem oftmaligen Anhalten zuzuschreiben. Denn außer der Zeitversäumnisse in den verschiedenen Dörfern geht aus der Kürze der Stationen (= Bahnhofsabstände) hervor, daß der Drache an der Spitze nie dazukommt, seine Flügel so recht kräftig zu schlagen, weil er immer schon wieder am Ziele ist, wenn er gerade in den besten Eifer geraten will."


[Zitiert aus: Wolfgang Süss, Die Geschichte des Münchner Hauptbahnhofes, Tellus-Verlag Essen 1954, S. 19/20]

Wofür damals "anderthalbe Stunden" gebraucht wurde, schafft die S-Bahn heute in knapp 40 Minuten (wenn sie pünktlich fährt). Die Verlängerung von Lochhausen nach Olching erfolgte am 1. Dezember 1839, weiter nach Nannhofen ging es am 22. April 1840. Schließlich war die gesamte Linie bis Augsburg ab dem 4. Oktober 1840 befahrbar, wobei die Streckenlegung durch das Haspelmoor die größten Schwierigkeiten darstellte.

Seit dem 22. April 1840 hat Maisach also einen Bahnhof, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungszuwachs des Dorfes nördlich von Fürstenfeldbruck führte. 1862 kam der zweigleisige Ausbau. 1927 wurde die Strecke elektrifiziert, am 27. Oktober wurde der elektrische Betrieb aufgenommen. Damit wurde auch der Münchner Vorortverkehr bis Maisach ausgeweitet. 1972 erfolgte der viergleisige Ausbau zwischen Pasing und Lochhausen, 1976 ging es viergleisig bis Olching.


http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/Maisach%201.jpg

1.) Das hübsche Bahnhofsgebäude stammt nicht aus der Anfangszeit, sondern wurde um 1900 errichtet. Ursprünglich waren die Stationen mit einfachen Holzbarracken ausgerüstet.
Links der Stellwerksvorbau, der noch 1988 (als Ablösung für das seit 1972 bestehende DrS60-Stellwerk) mit einer Fernsteuerzentrale der Bauart DUS 502 ausgestattet wurde, womit auch die benachbarten Bahnhöfe Olching und Nannhofen gesteuert wurden. Laut meinen Informationen war das die größte DUS 502-Anlage bei der DB.

Bevor die S-Bahn nach Nannhofen verlängert wurden, boten Wendezüge von Gleis 1 Anschluß dorthin und darüber hinaus bis Augsburg, siehe auch Bilder 9. - 11.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/150%20164%20in%20Maisach.jpg

2.) Durch die weitläufige Sommerlandschaft kommt 150 164 mit einem Güterzug nach München. Durch die flache Münchner Schotterebene konnte die Strecke schon von Anfang an geradlinig verlegt werden.

Bis 1988 war Maisach der westliche Endpunkt der S3 aus Ismaning. Die nächsten beiden Stationen Malching und Nannhofen waren jedoch bis zum 31. März 1988 im "S-Bahn-Anschlußverkehr" mit in den MVV integriert. Im MVV-Netzplan war dies als grau-weisse Linienverlängerung kenntlich gemacht. Bereits seit 1980 hatte die S-Bahn zwischen Olching und Maisach ihre eigene viergleisige Trasse. Mit der Verlängerung nach Maisach wurde die S-Bahntrasse fortgeführt, allerdings nur eingleisig. Da Nannhofen und vor allem das benachbarte Mammendorf (nach dem auch heute die Station Nannhofen benannt ist) in den Folgejahren immer mehr wuchsen, hätte sicherlich eine zweigleisige S-Bahntrasse auch nicht schaden können. Mit dem Ausbau der gesamten Strecke München – Augsburg liegen heute im Bereich Maisach – Mammendorf insgesamt 5 Gleise, zwischen Olching und Maisach 6 Gleise.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/110%20470%20in%20Maisach.jpg

3.) Nach langer Fahrt hat der D 303 aus Berlin sein Ziel München bald erreicht. Zuglok ist 110 470.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/151%20036%20in%20Maisach.jpg

4.) Um 16:05 rollt auf Gleis 1 ein Güterzug, der mit 151 036 bespannt ist herein und kommt ganz vorne am Signal zum Stehen.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/103%20184%20in%20Maisach.jpg

5.) Überholung des Güterzugs durch 103 184, die entweder den IC 690 "Herkules" nach Kassel oder den IC 580 "Herrenchiemsee" nach Hamburg-Altona bespannt.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/151%20036%20in%20Maisach%201.jpg

6.) Jedenfalls wurde der Güterzug von beiden ICs überholt und daraufhin setzt er sich wieder in Bewegung.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/103%20bei%20Maisach.jpg

7.) Aus der Gegenrichtung kommt der IC 621 "Bacchus" aus Dortmund vorbeigerauscht.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/111%20008%20in%20Maisach.jpg

8.) 111 008 vermutlich mit dem D492 nach Karlsruhe.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/141%20021%20bei%20Althegnenberg.jpg

9.) Die S-Bahn-Anschlußzüge habe ich leider nie in Maisach geknipst, wohl aber weiter westlich bei Haspelmoor, und zwar im denkbar ungünstigsten Moment (Grummel). 141 021 schiebt im Frühjahr 1988 den N 4042 Maisach – Mering dem nächsten Halt Althegnenberg entgegen.


http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/KBS%20993-900.jpg

10.) Zur Veranschaulichung ein Auszug aus dem Taschenfahrplan 1987/88. Die Strecke bis Nannhofen ist schon voll in die S3 integriert, aber in Maisach muß umgestiegen werden. Entweder in den E41-Wendezug oder in den Bus.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/141%20bei%20Haspelmoor.jpg

11.) Obwohl 1991 längst die S-Bahn bis nach Nannhofen fuhr, gab es einige Pendelzüge ab Maisach nach Mering nach wie vor. Ein großer Teil fuhr jedoch jetzt zwischen Nannhofen und Mering.
Einer, der noch bis Maisach fuhr war der N 4039, der hier die bekannte Brücke bei Haspelmoor passierte.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/km%2037,8%202011.jpg

12.) Zum Vergleich: ziemlich genau 20 Jahre später sieht es beim km 37,8 so aus. Im Hintergrund der Rest der Auffahrtsrampe der Brücke.


Weitere Vergleichsbilder:


http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/Maisach%2012%202.jpg

13.) Der ungefähre Standpunkt von Bild 8 am heutigen Tage.



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/Maisach%2012%201.jpg

14.) 1989 hab ich das Bild vom Empfangsgebäude etwas widerwillig gemacht, weil mir der Hochbahnsteig nicht ins Flair passte.
Dass es immer noch eine Spur heftiger geht, zeigt die aktuelle Ansicht vom EG.
(Was natürlich kein Lamentieren gegen die moderne Bahn sein soll ;-) )



http://www.doku-des-alltags.de/BDMuenchen/KBS900/KBS900Data/120%20152%20in%20Maisach.jpg

15.) Zum Abschluß ein Vergleich mit Bild 2: 120 152, die heute einen einzelnen Wagen nach München überführte. Vom selben Standpunkt wie Bild 2 lässt sich das nicht mehr machen, da in der Mitte der Brücke heute eine Verblendung ist. Links im Hintergrund die Ortschaft Malching, zu der die nächste S-Bahn-Station gehört.

Hierzu noch der empfehlenswerte Link zum Beitrag von Dampfgerd, der den Hp Malching noch mit niedrigen Bahnsteigen festhalten konnte: [www.drehscheibe-foren.de]




Viele Grüße,
Georg

https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)




4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:05:19:52:48.

Am Bahnhof Maisach

geschrieben von: Aehnbahner

Datum: 05.05.12 22:12

... bin ich jeden Werktag 2 mal, morgens um dann mit dem Radl nach FFB zu fahren, und abends wieder zurück.
Dann setz ich mich vor den Bahnhof und wart auf meine S-Bahn.
Immer wieder freu ich mich über das irgendwie italienisch anmutende EG - auch wenn es heutzutage sehr entstellt ist. Immerhin wurden gläserne Lärmschutzwände verbaut.
Mit dem Ausbau der Strecke hatte ich fast 20 Jahre lang beruflich zu tun. Dass der Böschungsrest der Brücke in Haspelmoor noch steht, war übrigens meine Idee (aus Gründen des Naturschutzes).

Jedenfalls hat mich der Beitrag sehr gefreut - Vielen Dank.

Andreas BP
Hallo!

Danke für diese kleine Zeitreise...

An den Hausbahnsteig Maisach habe ich auch eine persönliche Erinnerung:

In derzweiten Hälfte der 90er pendelte ich für mein Nebenfach an der Uni von meinem eigentlichen Studienort Augsburg aus 1-2 Tage die Woche nach München an die TU. Verspätungen waren auf der Strecke Augsburg - München schon damals an der Tagesordnung, brachte doch der sehr dichte Verkehr den Nahverkehr öfter mal ins Schwimmen. An jenem Abend auf der Rückfahrt war aber der Winter schuld, es hatte ganz ordentlich zu schneien begonnen.

Als ich im nachmittäglichen Berufsverkehr mit der damals noch recht neuen Doppelstockgarnitur heim wollte ging es erst recht zögerlich von München Hbf nach Pasing. Dort war dann erst mal stehen angesagt (ich meine wir kamen auch "vorne" an, also auf den Lindauer-Gleisen in Pasing, nicht "hinten" auf den Ferngleisen. Wegen Weichenstörung sollte es dann über die S-Bahn-Strecke (Überleitung ins Ferngleis wohl nicht möglich, von "vorne" kommt man ja zunächst nur auf die S-Bahn-Strecke) weiter Richtung Augsburg gehen. In zähem Stop and Go hinter eines S-Bahn gings weiter, während uns auf dem Hauptgleis schon der nächste (Verstärker-)-RE und diverse Fernverkehrszüge nach Augsburg überholten....

Am Einfahrsignal Maisach dann wieder ein längerer Halt, bis dann die Parole ausgegeben wurde, dass wegen einer weiteren Weichenstörung in Maisach ein Wechsel zurück aufs Ferngleis nicht möglich wäre und unser Zug in Maisach enden würde. So wars denn auch, unser Zug endete auf dem S-Bahnsteig in Maisach, dort wurden wir auf den Hausbahnsteig gebeten, wo dann bald der nächste Takt-RE kommen sollte.

So stiefelten wir auf den Hausbahnsteig (Gleis 1), der mangels Planverkehr auch gar nicht schneegräumt war, standen im schon recht tiefen Schnee vor dem ganz romantisch leicht beleuchteten Stellwerksraum und schon bald kam der rettende Zug, der die Odysse dann mit einer etwa 60 Minuten verspäteten Ankunft in Augsburg beendete...

Markus

http://histoliga.de/fahrplangeschichten/gepflegtereise.png




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:05:22:46:59.
Ein Beitrag wie man es von dir gewohnt ist, Georg. Hochinteressante Bilder und informativer Text. Wie immer eine Fleißarbeit, die höchste Anerkennung verdient. Das Thema S-Bahn-Anschluß in Maisach habe ich übrigens in diesem Beitrag auch schon einmal tangiert. Vielen Dank und schöne Grüße vom
dampfgerd
Ein paar Jahre zuvor

http://www10.pic-upload.de/thumb/07.05.12/d2kmet91hbr2.jpg

Plan von 1955 mit Stellwerk und 3 Schrankenposten! (bitte draufklicken,sonst wäre es zu groß)

Schönen Abend noch

René
Uff - wieviel Bestechungsgeld ist nötig, um den Rest vom Plan zu sehen? ;)

Viele Grüße, Christian
http://www.christianmuc.de/foren/mh-tafel-k.jpg
Mehr oder minder aktuelle Bilder gibt es auf flickr: Fotos | Alben

Wow !

geschrieben von: Djosh

Datum: 08.05.12 09:29

René, danke für den Plan!
Der BÜ direkt im Anschluß links der Bahnsteige gehört übrigens zur früheren direkten Straße nach Fürstenfeldbruck. Die führte schnurgerade bis in die dortige Maisacher Straße in die Stadtmitte. Mit der Verlängerung der Start- und Landebahnen des Fliegerhorsts in den 50er Jahren wurde die Straße unterbrochen und in weitem Bogen um das Militärgelände herumgeführt. Erst in den 70er oder gar frühen 80er Jahren wurde die neue Straße mit der Brücke westlich des Bahnhofs gebaut.

Viele Grüße,
Georg

https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)

Re: Der Bahnhof Maisach (1989, 10 B, 1 Scan + 4 Vergleiche)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.05.12 08:42

Moin,

Djosh schrieb:

> [www.doku-des-alltags.de]
>
> 10.) Zur Veranschaulichung ein Auszug aus dem
> Taschenfahrplan 1987/88. Die Strecke bis Nannhofen
> ist schon voll in die S3 integriert, aber in
> Maisach muß umgestiegen werden. Entweder in den
> E41-Wendezug oder in den Bus.

Bei der S-Bahn im Fernfahrplan vergaß man anzugeben, daß sie ab Tunnelbf fährt.

Gruß, ULF