Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
in diesem Beitrag geht es an die Strecke Münster - Wanne-Eickel, den südlichen Teil der alten Rollbahn Ruhrgebiet - Hamburg.
Über die alten Stellwerke in Münster-Hbf und in Geist hat es hier im Forum ja bereit sehr schöne Beiträge gegeben. Die alten Stellwerke hier wurden ja bereits 1985 abgelöst. Hat da vielleicht jemand noch Bilder vom Inneren der Stellwerke Mf oder Mo? Ich kam da leider zu spät. 1998 wurden mit der Inbetriebnahme des EStw Dülmen einige sehenswerte Stellwerke an dieser Strecke außer Betrieb genommen und in den folgenden Jahren bis heute weitere Dr-Stellwerke von dort aus ferngesteuert. 1990 waren noch
Mecklenbeck Mef
Bösensell Blf
Appelhülsen Ap
Buldern Bf
Dülmen Df
Sythen Sf
Haltern Hf
Marl-Sinsen Sif
Recklinghausen-Hbf Rhf
Recklinghausen-Süd Rsf
in Betrieb und besetzt. Heute werden (seit 1992) Mecklenbeck und Bösensell von Münster aus ferngesteuert und der Rest der Strecke bis Wanne-Eickel wird vom EStw Dülmen aus bedient.
Mecklenbeck Mef und Bösensell Blf sind also noch in Betrieb und deshalb auch noch nichts für dieses Forum.
Im folgenden Appelhülsen beginnt der Fernsteuerbereich des EStw Dülmen. Hier war bis 1998 das alte Stellwerk Af in Betrieb:
Der Stelltisch auf Af:
und im Detail:
Af war eine SpDrL20-Anlage aus dem Jahre 1959. Links die Gleise von und nach Bösensell, recht von und nach Buldern. Eingestellt ist gerade eine Fahrtstraße von Buldern nach Bösensell. Die Ausleuchtung bei den alten Lorenz-Stellwerken war eine ziemliche Zumutung für das Personal. Selbst bei stärkster Einstellung waren die Melder kaum zu erkennen. Zwischen Appelhülsen und dem folgenden Bahnhof Buldern befanden sich noch mehrere Schrankenposten. Gibt es da wohl noch Fotos von?
Hier das Stellwerk Bf in Buldern:
Auch hier war ein SpDrL20-Stellwerk eingebaut:
Die Detailansicht:
Links von und nach Dülmen, rechts von und nach Appelhülsen. Nach den Unterlagen auf Bf ging das Stellwerk 1959 in Betrieb und wurde ebenfalls 1998 außer Betrieb genommen. Hier fährt 150 046-1 im Dezember 1998 bereits an den neuen Ks-Signalen vorbei:
Es folgt dann der Turmbahnhof Dülmen mit dem Stellwerk Df:
Der Stelltisch
und im Detail
Links von und nach Sythen, rechts von und nach Buldern. Deutlich ist der obere Teil des Bahnhofs mit der kreuzenden Strecke Dortmund - Coesfeld erkennen.
Der obere Bahnhof wurde nicht auf EStw-Technik umgestellt und dürfte nach wie vor von diesem Stelltisch aus bedient werden.
Auf Df war eine SpDrL30 - Anlage eingebaut. Man beachte die Unterschiede z.B. bei den Tischfelderm für Weichen. Auch gab es wesentliche Unterschiede in den Schaltungen. Bei den frühen Lorenz-Stellwerken wurden bis zur Bauart SpDrL20 statt der bis dahin im Stellwerksbau üblichen Signalrelais mit zwangsgeführten Kontakten herkömmliche Fernmelderelais verwendet. Ab SpDrL30 baute Lorenz dann auch Relais mit zwangsgeführten Kontakten in seine Stellwerke ein.
Diese alten SpDrL20-Stellwerke von Lorenz sind nicht sehr oft gebaut worden. Einige größere Anlagen gibt (oder gab) es im Saarland, in Offenbach und in Darmstadt-Kranichstein.
Auch in SpDrL20-Technik gebaut war das Stellwerk Sf im folgende Bahnhof Sythen:
Der Sp-DrS20-Stelltisch auf Sf:
im Detail:
Sythen ist Anschlußpunkt für einen großen Quarzsandhersteller. Das Güteraufkommen war zumindest damals erheblich und bestand aus mehreren Zügen pro Tag. Auf dem Stelltisch fährt ja auch gerade eine Übergabe in den Gz-Bereich von Sythen ein.
Es folgt dann Haltern mit dem Stellwerk Hf:
Auf Hf befand sich ein SpDrL30-Stelltisch für den Bahnhof Haltern
Die Stecke von und nach Wesel kann man auf dem Stelltisch rechts unten schwach erkennen. Damals (1991) endete diese Strecke aber bereits wenige Kilometer hinter Haltern.
Daneben ein kleines SpDrL60-Stellpult für die benachbarte Abzw Lippe mit der abzweigenden Strecke von und nach Gelsenkirchen-Buer-Nord:
Noch ein paar nicht ganz alltägliche Signale aus dem Bereich von Haltern:
Zwischen Haltern und Sythen war signalisierter Falschfahrbetrieb eingerichtet. Hier war das Richtungsgleise Haltern - Sythen gesperrt und mein IR musste das Gegengleis benutzen. Dazu leuchtet am A-Sig N4 in Haltern das Falschfahrtauftragssignal Zs8 auf:
Die drei weißen Lichter unterhalb des Schirmes blinken dabei. Das Signal gibt dem Zug den Auftrag, an dem Halt zeigenden Signal vorbei zu fahren und auf dem Gegengleis nach Sythen zu fahren. Dort erfolgte dann die Einfahrt auf ein Sperrsignal neben dem richtigen Einfahrsignal nach Gleis 4.
Die Ausfahrt in Sythen erfolgte dann auf Hp2 (Langsamfahrt mit 40 Km/h) aus Gleis 4 auf das richtige Steckengleis nach Dülmen:
Noch ein Foto aus dem Zug: Am Blocksignal 222 der Abzw Lippe leuchtet das Vorsichtsignal Zs7. Es erlaubt die Vorbeifahrt an dem Halt zeigenden Hauptsignal auf Sicht und mit höchsten 40 Km/h.
Zwischen Haltern und dem folgenden Bahnhof Marl-Sinsen befand sich bis ca 1985 noch der Betriebsbahnhof Lenkerbeck. Hat da wohl jemand noch Fotos oder weitere Informationen? Ich habe bei vielen Vorbeifahrten im Zug da keine Spuren mehr entdecken können. Zwischen der Abzw Lippe und Marl-Sinsen waren die Gleise übrigens nicht geschweißt. Das konnte man deutlich im Zug hören. Ich vermute mal, dass man so Schäden an den Gleisanlagen durch Bergesenkungen vermeiden wollte. Kann da wohl jemand mehr zu sagen?
Alle folgenden Stellwerke bis Wanne-Eickel, also Sif in Marl-Sinsen, Rhf in Rechlinghausen-Hbf und Rsf in Recklinghausen-Süd, gibt es noch und die Relaisanlagen sind auch noch in Betrieb. Die Stellwerke werden aber von Dülmen aus fernbedient.
Soviel zu den alten Stellwerken auf dieser Strecke.
Gruß von Kay!
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